NEKRODEUS – Ruaß

cover artwork NEKRODEUS Ruaß

Band: NEKRODEUS 🇦🇹
Titel: Ruaß
Label: F.D.A. Records
VÖ: 16/05/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

4,5/5

Die Band aus Graz, deren Stil sich so schwer einordnen lässt, legt mit „Ruaß“ ihr drittes Full-Length-Album vor. Black Metal mit aggressiver Haltung und melodischen Zwischentönen. Sludge? Oder Death Metal mit Hardcore- und Grindcore-Einflüssen? Alles unterlegt mit einem Hauch Punk. NEKRODEUS vereinen all diese Einflüsse gekonnt und künstlerisch anspruchsvoll.

Einzigartige, komplexe Vocals und der Mix aus Aggression und Melodie

Der Opener „Abgrundmensch I“ startet kompromisslos. Ein direkter Sound, der sofort in den Bann zieht – typisch NEKRODEUS. Vor allem die Vocals prägen das Klangbild: einzigartig, komplex und technisch extrem anspruchsvoll. Brutal, intensiv und mit einer Dringlichkeit, die einem förmlich entgegenschreit.

Sarg aus Fleisch“ schlägt eine andere Richtung ein, mit deutlichen Hardcore-Einflüssen. Geschrien wird mehr als gekeift, die Gitarren arbeiten mit direkten, simplen Riffs. Wilde Drums und ein dominanter Bass treiben das kurze Stück voran. Ein Song mit unmittelbarer Wirkung.

Frost“ beginnt im gleichen Stil – aggressiv, direkt. Doch bald entwickeln sich neue Facetten: Noch gequältere Vocals, gnadenloses Drumming, hohes Tempo. Als zweiter Gesangsgast tritt niemand Geringerer als L.G. (Ellende) auf – seine eisigen Vocals passen perfekt zu Thematik und Stimmung des Stücks. In der Mitte verlangsamt sich das Tempo. Klagende Schreie, infernalisches Keifen, einfache, direkte Akkorde – und doch eine unterschwellige Melancholie, die von Gitarren und Gesang ausgeht. Eine starke Komposition, ein Highlight.

Gegründet 2013, besteht die Band aus Sebastian Lackner (Gitarre – auch Live-Mitglied bei Ellende), Stefan Rindler (Gesang), Paul Färber (Drums – auch bei Karg sowie Live bei Ellende und Harakiri for the Sky) und Lukas Benedicic am Bass.

Vielschichtige Songs und wechselnde Atmosphären

To Bite the Hand That Holds the Leash“ beginnt überraschend: melodisch, akustisch, melancholisch. Dann setzen Schreie und sägende Riffs ein. Die Vocals sind roh, eindringlich, die Drums explodieren förmlich – ein Moment völligen Chaos. Auch hier verschmelzen Death Metal, Hardcore und ein Hauch Old School. Erstickende Growls und erneut eine eindrucksvolle Songstruktur. Ein weiteres Highlight.

Volkscancer“ bringt Punk mit Thrash- und Grindcore-Elementen. Ein sehr kurzes, aber wuchtiges Stück – direkt und kompromisslos. „Abgrundmensch II“, die Fortsetzung des Openers, schlägt eine andere Stimmung an: brüllender Gesang trifft auf schleppenden Rhythmus und unmittelbare Härte. Flüsternde Vocals schaffen einen völlig neuen Kontrast. NEKRODEUS zeigen hier, wie viele verschiedene Stimmungen sie auf einem einzigen Album einfangen können.

Die Produktion ist roh, der Klang insgesamt eher matschig und direkt. Für den eklektischen Mix der Stilrichtungen ist dieser rohe Zugang ein Gewinn – die Musik wirkt dadurch authentisch. Alles klingt wütend oder melancholisch – je nach Song. Die Gitarren sind stark heruntergestimmt. Die Vocals sind absolut beeindruckend, und wie die verschiedenen Gastsänger dieses Klangbild ergänzen oder kontrastieren, ist ein weiterer Pluspunkt.

Astraldepression“ führt uns in depressive, doomige Gefilde. Growls dominieren, die Gitarren sind im Tremolo-Stil gespielt, und die Atmosphäre ist düster und schwer. NEKRODEUS überraschen immer wieder aufs Neue. Flüsternde Vocals, verzweifelte Schreie, Tempowechsel und ein komplexer Aufbau – ein weiterer Höhepunkt des Albums.

Kreativer Sound, der Aggression und Melodie verbindet

Körperstrafe“ bringt die direkte Härte zurück. Der Refrain ist im Gangshout-Stil gehalten – hier singen viele befreundete Musiker gemeinsam, was sich hervorragend in die Musik übersetzt. Eine schöne Idee. Musikalisch dominieren Hardcore-Punk-Einflüsse. Aggressiv und melodisch zugleich, mit direktem Riffing. Die sozialkritischen Texte der vierköpfigen Band ziehen sich durch das ganze Album und machen ihre Botschaft unmissverständlich.

NEKRODEUS haben sich in ihrer Bandgeschichte stetig weiterentwickelt. Ihr kreativer, genreübergreifender Sound hat mit diesem Werk seinen bisherigen künstlerischen Höhepunkt erreicht. Kein Wunder, dass sie sich eine treue Fangemeinde erspielt haben – verdient!

Trümmerjugend“ schlägt wieder in die gleiche Kerbe: direkt, roh, mit tief gestimmten Gitarren. Eine Leadgitarre übernimmt fast die Rolle eines Solos. Das Tempo ist hoch, das Stück schließt stilistisch an den Rest des Albums an. Gegen Ende wird es langsamer, mit bemerkenswerten Basslinien, die starke Akzente setzen. Die Nummer endet fast gesprochen – nur um dann erneut auszubrechen, diesmal anders, aber genauso verstörend. Kompositorisch zeigt sich hier einmal mehr das Talent der Band.

Jeder Song einzigartig – und trotzdem ein geschlossenes Album

The Seeds of Your Own Destruction“ setzt wieder neue Akzente: anderer Gesangsstil, langsameres Tempo, präzises Drumming, das das Tempo in rhythmischere Gefilde treibt. Viele Tempowechsel, ein weiterer spannender Song.

Der letzte Track des Albums, „Sternenleichen“, beginnt mit fast gesprochenem, tiefem Gesang. Sehr langsam, mit doomigem Unterton. Dann setzen J.J.s markante Schreie ein – ein intensiver, gelungener Kontrast. Das extrem langsame Tempo, die Growls, die verschiedenen Gesangsstile: Hier zeigt sich die Band erneut von ihrer einfallsreichen Seite. Ein atmosphärisches Ende.

NEKRODEUS bringen frischen Wind. Jeder Song auf dem Album klingt anders, doch das Gesamtbild ist stimmig. Ein in sich geschlossenes, eigenständiges Werk. NEKRODEUS haben ihren Stil gefunden – und verfeinert. „Ruaß“ ist ihr bislang stärkstes, künstlerisch gereiftestes Werk.

Man spürt, dass die Band beim Schreiben und Einspielen Spaß hatte – und das überträgt sich auf die Hörerschaft. Voller Kontraste, musikalisch wie atmosphärisch, aber dennoch ein kohärentes Full-Length-Werk. NEKRODEUS liefern ein Manifest extremer Musikstile – auf ihre ganz eigene, kreative Art. Eine Band mit einem unverwechselbaren Sound und viel künstlerischem Potenzial.

Fazit: Mit „Ruaß“ erschaffen NEKRODEUS eine chaotische Klangwelt zwischen Raserei und Melancholie – roh, intensiv und zutiefst menschlich.

Tracklist

01. Abgrundmensch I
02. Sarg Aus Fleisch
03. Frost (feat. L.G.*)
04. To Bite The Hand That Holds The Leash
05. Volkscancer
06. Abgrundmensch II
07. Astraldepression
08. Körperstrafe (feat. Friends**)
09. Trümmerjugend
10. The Seeds Of Your Own Destruction
11. Sternenleichen (feat. J.J.***)

*ELLENDE
**Members of HARROWIST, OPIUM MASALA, PRUNKNELKE, THOSAR, TIRED and many more…
***KARG, HARAKIRI FOR THE SKY

Besetzung

Sebastian Lackner – Guitar
Stefan Rindler – Vocals
Paul Färber – Drums
Lukas Benedicic – Bass

Internet

NEKRODEUS – Ruaß CD Review

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