Melodischer und atmosphärischer Black Metal, inspiriert von Geschichte – OLDE THRONEs drittes Studioalbum „Megalith“ präsentiert sich als Kombination aus exotischen und aggressiven Klängen. Ein Konzeptalbum, angepriesen als ambitioniertestes und komplexestes Werk der Band, bringt es viel Atmosphäre und kurze, vom Black Metal inspirierte Passagen.
Exotischer Start mit folkloristischen Einflüssen
Atmosphärischer Albumstart mit Vogelgezwitscher – „Primordial Realm“ ist ein Intro-Song mit Flöten und einem leichten, positiven Gefühl. Das verwandelt sich plötzlich in den ersten richtigen Song des Albums: „The Most Elder Days„, direkter und offensiver Black Metal. Ein typisches Rezept für das Genre – Musik als Kombination aus melodischen Akkorden, atmosphärisch aufgeladener Melodie und wilden Shrieks. Dazu größtenteils aggressive Instrumentierung, dämonische Schreie unterstreichen diesen Ansatz. Eine trauernde Leadgitarre liefert den sanften, melodischen Part. Auch einige folkloristische, lokale Maori-Einflüsse in Form von Chören im Hintergrund. Ein interessanter Albumstart mit originalem Sound – die Kombination aus exotischen Naturklängen und lokaler Musik.
OLDE THRONE stammen aus Christchurch, Neuseeland, und begannen zunächst als Soloprojekt. Gründer Harrison McKenzie, ursprünglich für alle Instrumente verantwortlich, nun an Gitarren, Bass und Vocals, wird neuerdings von Zannibal (Sammale, Marrasmieli, Paisaunt) an Leadgitarren, Synths und Bass unterstützt. Die Drums auf „Megalith“ wurden von Tim Yatras (Austere, Germ) eingespielt.
Ein komplett anderer Sound kommt in „My Throne“ – tief gegrowlede Vocals ergänzt durch noch infernalischere, hochgepitchte Schreie, und insgesamt ist der Song weniger melodisch, aggressiver, mit dissonanten Gitarren und höllischer, finsterer Atmosphäre. Ein Song, der eine andere Facette der Band zeigt. Klanglich aber nicht wirklich überzeugend – eine sehr simple Komposition mit gewöhnlichem Sound. „An Drochshúil“ kehrt zu typischerem Black Metal zurück, Tremolo-gepickte Gitarren und eine lärmende Hintergrundinstrumentierung. Durch die melodische Gitarrenlinie findet der Song aber zum guten atmosphärischen Sound vom Anfang des Werks zurück. Wechselnde Rhythmen wirken erzwungen und unnatürlich, der gesamte Song scheint nicht sehr sorgfältig komponiert, mit vielen Momenten, die nicht gut verbunden sind – und der ganze Wechsel mit atmosphärischen Parts unterbricht den Fluss.
Die Produktion ist okay-ish, zwischen roh und mittleren Frequenzen. Mit zwei Musikern am Bass überrascht der Mangel an Dynamik, und fast keine Spuren von Bass sind zu hören. Bei Weitem dominiert von Flöten und Vögeln, Effekten – die Instrumentierung bleibt zu lange im Hintergrund. Nicht ganz ausbalanciert zwischen diesen beiden Ansätzen.
„Neolithischer Black Metal“ – ein zweifelhaftes Konzept
Interessant ist die Vision der Band von Black Metal, inspiriert vom Neolithikum. Die Band erklärt: „Megalith taucht ein in die ursprüngliche Dunkelheit des Neolithikums. Inspiriert von Geschichten der keltischen Mythologie wurzelt die Erzählung des Albums in Geschichten, die bis 10.000 v. Chr. zurückreichen.“ Sicherlich müssen sie Zugang zu anderen Quellen haben als die offizielle Geschichtsschreibung, oder einige Fehler im Datierungssystem sind aufgetreten, oder ihre Fantasie hat ihnen Streiche gespielt. Aber sie machten es klarer: „Die Verwendung von Flöten, Kehlkopfgesang und Tribal-Drums schmiedet eine immersive Marke von Neolithischem Black Metal.“ Also: Neolithischer Black Metal. Jetzt ist es klar. Ein neues Genre.
Das Vogelgezwitscher kehrt in „Ail Na Mireann“ zurück, ebenso die akustischen Gitarren. Langsame Riffs bringen endlich etwas Dynamik nach dem langen Ambient-Moment. So viele störende Passagen – die Melodien werden ständig unterbrochen. Der Song kehrt jedenfalls nicht wirklich zu einem überzeugenden Sound zurück, es wirkt, als würde die forcierte Suche nach Atmosphäre in schwachem Sound resultieren – auf manchen Passagen übermäßig emotional, auf anderen einfach nicht überzeugende Schwere.
Derselbe gemischte Sound setzt sich fort: „Temple Of The Sky“ hat gute Riffs und einen soliden Rhythmus, aber nicht lange – Atmosphäre ohne viel musikalische Substanz übernimmt die Kontrolle über den Song. Schöne Flöten, aber wieder schafft es das nur, den Song in Stücke zu zerbrechen. „Sceach Geal“ kehrt zu einer vielversprechenden Uptempo-Serie von Riffs zurück, ein komplexes, aber musikalisch uninteressantes Solo, Shrieks und eine eindringliche Leadgitarre. Ein gewöhnlicher Song, nichts Neues oder Beeindruckendes.
Der abschließende Song „Tuan’s Bane“ eröffnet – wie anders – mit dem ewig wiederkehrenden Vogelgezwitscher. Langsam wie ein Doom-Song am Anfang, wieder dominiert von Flöten, insgesamt fühlt es sich irgendwie energielos an. Aber technisch gelingt es, ein sehr gutes Solo zu präsentieren, eines, das sich diesmal anfühlt, als würde es zum Song gehören. Doch wieder werden gute Momente abrupt abgebrochen, um Platz für billige Ambient-Musik zu machen. Vielleicht traditionell inspiriert, aber im Kontext verfehlt es, die gewünschte Atmosphäre zu bringen.
Unnatürlicher Stilmix ohne Überzeugungskraft
OLDE THRONEs Musik auf „Megalith“ wirkt die meiste Zeit unnatürlich, als wäre sie gezwungen worden, alle Einflüsse zu mixen. Ohne guten Fluss in den Songs gehen die punktuell guten Ideen in einem Meer von Füllpassagen oder überatmosphärischen Momenten verloren. Das ständig wiederkehrende Vogelgezwitscher wird irgendwann nervig, und die Suche nach melancholischer Musik ist ein großer Teil der Vision der Band davon, wie „Neolithischer Black Metal“ (!) klingen sollte. Letztlich nichts wirklich Originelles. Ein klarer Schritt zurück im Vergleich zu den ersten Alben und auch ein Recycling einiger musikalischer Ideen, die bereits auf den ersten LPs präsentiert wurden.
Es respektiert bereits bewährte Rezepte, aber selbst wenn es mit traditionellen oder lokalen Klängen beladen ist, fehlt die wirkliche Authentizität. Sie sprangen von der Erforschung irischer oder schottischer Geschichte auf früheren Alben zu (zweifelhaften) neolithischen Legenden, die nur ihnen bekannt sind – vielleicht nur ein Marketing-Ding, oder sie fühlten das Bedürfnis, der ganzen Geschichte etwas wirklich Einzigartiges zu geben, wurden damit aber lächerlich. Und traurigerweise überzeugt für die Band auch die Musik nicht. Seltsame kompositorische Richtungen, und ihr Bedürfnis, um jeden Preis atmosphärisch zu sein, resultiert in einer insgesamt schwachen Arbeit.
Fazit: OLDE THRONE überzeugen mit ihrem neuen Album „Megalith“ nicht, ständig oszillierend zwischen Ambient-Musik und simplem Black Metal.
Tracklist
01. Primordial Realm
02. The Most Elder Days
03. My Throne
04. An Drochshúil
05. Ail Na Mireann
06. Temple Of The Sky
07. Sceach Geal
08. Tuan’s Bane
Besetzung
Harrison McKenzie – Guitars, Bass, Vocals
Zannibal – Lead guitars, Synths, Bass
Tim Yatras – Drums

