Mit Erevos legen PENTHOS ihr zweites Album vor – Black Metal, der seine Old-School-Wurzeln bewahrt und gleichzeitig durch düstere, dichte Atmosphäre überzeugt. Dunkelheit, Verzweiflung und ein kraftvoll durchdringender Sound treffen hier aufeinander und verbinden eruptive Ausbrüche mit Momenten von Trostlosigkeit und Furcht.
Von atmosphärischen Klanglandschaften zu verzweifelten Schreien
Eine melancholische, fast zärtlich gespielte Akustikgitarre eröffnet „Nekyia“ und schafft eine düstere, esoterische Stimmung – Erinnerungen an Dead Can Dance und deren mystisch-paganen Soundscapes werden wach. Eine Bouzouki setzt feine Akzente auf die ferne, langsame und melodische Orchestrierung. Mehr als nur ein Intro – ein stimmiger Eintritt in die Atmosphäre des Albums. „Dancing Dead“ bringt dann den Black Metal ins Spiel, klassisch und altmodisch in seiner Struktur: unerbittliche Drums, eine tremolierte Leadgitarre mit markanter Melodielinie, verzweifelte Schreie und infernalische Vocals. Trotz klassischer Formel gelingt es der Band, Atmosphäre und Melodie schlüssig fortzuführen – ein starker, beeindruckender Auftakt.
PENTHOS wurden 2017 in Athen gegründet. Der Kern der Band besteht aus Zizka (Bass), Algos (Drums) und Apaisios (Vocals & Gitarre). 2022 kamen zwei weitere Gitarristen, Vauban und JA, hinzu – allesamt hochtalentierte Musiker, deren technische Fähigkeiten das Album in seiner gesamten Laufzeit prägen.
Dunkle und infernalische Atmosphäre durchzieht das Album
Mit „Bloodstained Path“ ändert sich das Tempo – der Sound wird direkter, aggressiver, aber nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch seine erdrückende Atmosphäre. Düsterer Gesang, schleppender Rhythmus und vor allem die markante Basslinie prägen den Song – ein seltenes, aber wirkungsvolles Element im Black Metal.
Noch explosiver wird es in „Όλεθρος (Olethros)“: Ein dämonischer Song, der zwischen brutaler Raserei und melodischen Passagen pendelt. Die wechselnden Tempos, die detailreiche Gitarrenarbeit und die höllischen Vocals formen eine komplexe, dynamische Komposition.
„Thanatos“ bleibt im infernalen Bereich, mit noch unheimlicherer Atmosphäre, während „Charon“ auf Leadgitarre und Wechsel zwischen unterschiedlichen Stimmungen setzt – wiederum mit starkem Bassfundament. „Lady in Black (Witch II)“ eröffnet mit einer melancholischen Note, die bald in erneute Aggression übergeht. Rhythmisch ausgefeilt, mit perfekt aufeinander abgestimmten Vocals und Gitarren, bildet der Song einen weiteren Höhepunkt. Die Akustikgitarre aus dem Intro kehrt hier in der Mitte zurück, bevor das Inferno wieder ausbricht – die Spannung bleibt durchgehend spürbar. Ein eindrucksvoll komponiertes Stück, das an den Vorgänger „Witch“ vom ersten Album anknüpft und diesen weiterentwickelt.
Dunkle Texte verstärken das Gesamtbild
Die Produktion ist überraschend klar und ausgewogen. Gitarren behalten ihren rohen Charakter und verankern das Album fest im Old-School-Stil des norwegischen Black Metal. Die Vocals treten deutlich hervor und zeigen große Bandbreite. Besonders der Bass sorgt mit druckvollen, rhythmischen Linien für ein markantes Klangbild – ein entscheidendes Element im Bandsound. Insgesamt ein sehr gutes Mixing und im Vergleich zum Vorgänger ein riesiger Fortschritt in Sachen Produktion.
Die Texte greifen Themen aus der griechischen Mythologie, Dunkelheit, Tod und Hexerei auf und verstärken so die finstere Grundstimmung des Albums.
„Echoes from the Sanatorium“ bleibt aggressiv im Instrumentalen, entfaltet aber zugleich eine starke Atmosphäre. Die gequälten Leadgitarren und das technisch anspruchsvolle Solo verschmelzen mit den dämonischen Schreien zu einer beklemmenden Einheit. „Forlorn Voyage“ beschließt das Album mit einem Wechselspiel zwischen massiven Klangwänden und melodischen Ansätzen. Dynamisch, unnachgiebig und mit eindringlichem Druck erzeugen die Drums ein Gefühl von Abgrund und Unruhe – immer wieder kontrastiert von feineren Momenten, in denen Bass und Gitarren sensiblere Akzente setzen.
Perfektes Gleichgewicht zwischen Melodie und Aggression
Die Einflüsse von Mayhem – sowohl der klassischen als auch der moderneren Phase – sind in Komposition und Gesang deutlich spürbar. Doch PENTHOS schaffen es, alle diese Elemente zu einem eigenständigen, kohärenten Sound zu verbinden.
Erevos ist ein in sich geschlossenes, intensiv komponiertes Werk, das Atmosphäre und instrumentale Wucht perfekt vereint. Von melancholischen Momenten bis hin zu verzweifelter Raserei – hier stimmt die Balance zwischen Melodie und Aggressivität. Dass die melodischen Passagen nie in übertriebene Gefälligkeit abrutschen, ist eine besondere Stärke des Albums.
In der aktuellen griechischen Black-Metal-Szene ragt Erevos als eines der beeindruckendsten Werke der letzten Jahre hervor. Es klingt weniger nach dem typischen südeuropäischen Stil, trägt aber in seiner Thematik, Stimmung und Instrumentierung unverkennbar griechische Identität – und zugleich universelle Stärke.
Fazit: Erevos von PENTHOS ist ein beeindruckendes, intensives Werk mit vielen herausragenden Momenten und außergewöhnlicher Atmosphäre.
Tracklist
01. Nekyia
02. Dancing Dead
03. Bloodstained Path
04. Όλεθρος (Olethros)
05. Thanatos
06. Charon
07. Lady in Black (Witch II)
08. Echoes from the Sanatorium
09. Forlorn Voyage
Besetzung
Zizka – Bass
Algos – Drums
Apaisios – Vocals, Guitars
Vauban – Guitars
JA – Guitars

