TESTAMENT – Para Bellum

cover artwork TESTAMENT Para Bellum

Band: TESTAMENT 🇺🇸
Titel: Para Bellum
Label: Nuclear Blast Records
VÖ: 10/10/25
Genre: Thrash Metal

Bewertung:

4/5

TESTAMENT sind seit 1987 eine Konstante im Thrash Metal. Para Bellum zählt zu den meist erwarteten Alben des Jahres – etwas, das TESTAMENT mit jeder Veröffentlichung schaffen: ein hohes Maß an Spannung und Erwartung in der Metal-Community. Nach zwei soliden, aber nicht überragenden Alben sind die Hoffnungen auf ein zweites The Gathering oder gar auf ein Werk, das an die legendäre Trilogie zu Beginn ihrer Karriere heranreicht, entsprechend groß.

Der typische Bandsound mit beeindruckenden Riffs, Solos und leidenschaftlichem Gesang

Das Album startet aggressiv mit „For The Love Of Pain„, mit konstanten Riffs, solidem Rhythmus und bellendem Gesang. Sofort wiedererkennbar – der typische TESTAMENT-Sound, unverwechselbar. Eine andere Gesangsfarbe oder ein zweiter, fast schreiender Growl-Gesang – da alle Bandmitglieder Backing Vocals beisteuern, entsteht eine komplexe Struktur. Eine gute Komposition mit einigen Tempowechseln, dynamisch und mit eingängiger Melodie. Starke Leadgitarre und eine gewaltige Rhythmussektion. Ein extrem schnelles Zwischenspiel bringt die schrillen Schreie nach vorn – dieser Teil erinnert fast an Black Metal. Interessant. Erstklassiger Metal und ein sehr starker Auftakt.

Über die Band selbst lässt sich kaum noch Neues sagen. Als eine der markantesten Gruppen der Bay-Area-Thrash-Szene kamen sie mit der zweiten Thrash-Welle Ende der 1980er-Jahre und gehören zu jenen, die den Extreme Metal entscheidend geprägt haben. Veteranen, Titanen, Legenden.

Die erste Single des vierzehnten Albums, „Infanticide A.I.„, war der Funke, der die Hoffnung auf ein großartiges Album neu entfachte. Ein typischer TESTAMENT-Song, auf den Punkt gebracht. Chuck Billy überzeugt mit leidenschaftlichem Gesang, während das Solo der Leadgitarre inspiriert und technisch hervorragend ist. Doch es sind die Riffs, die am meisten beeindrucken: schnell, präzise, getragen von Bass und Schlagzeug, die alles druckvoll klingen lassen. Genau das lieben Fans an TESTAMENT – diesen unverwechselbaren Sound. Ein weiteres klares Highlight.

Komplexe Songs mit vielfältigen Ansätzen

Gegründet 1987 in Berkeley/Oakland, Kalifornien, von Eric Peterson und seinem Cousin unter dem Namen Legacy, der noch im selben Jahr in TESTAMENT geändert wurde. Seitdem gab es zahlreiche Besetzungswechsel, viele Musiker kamen, gingen oder kehrten zurück. Die aktuelle, relativ stabile Besetzung auf Para Bellum besteht aus Eric Peterson (Gitarre), Chuck Billy (Gesang), Alex Skolnick (Gitarre), Steve DiGiorgio (Bass) und Chris Dovas (Schlagzeug). Peterson und Billy sind die einzigen Mitglieder, die auf allen Alben zu hören sind. Skolnick, einer der ursprünglichen Gitarristen, war über zehn Jahre mit anderen Projekten beschäftigt, kehrte jedoch zurück und scheint nun endgültig seinen Platz gefunden zu haben. DiGiorgio, ebenfalls ein Rückkehrer und legendärer Bassist, glänzt erneut mit großartigem Spiel. Der Neuzugang Chris Dovas bringt frische Energie am Schlagzeug.

Langsamer, aber druckvoll geht es mit “Shadow People” weiter. Einige groovige, fast jazzige Passagen tauchen auf. Der Song durchläuft mehrere Phasen – beginnt mit einfachem, aber effektivem Thrash, geht über in ein beeindruckendes Solo und wütend geschriene Vocals, bevor er in ruhigere, gesprochene Passagen übergeht. In der Mitte finden sich tremolo-pickende Gitarren und ein orientalisch anmutender Groove, bevor er thrashig-melodisch endet. Ein komplexer Song und ein weiterer Höhepunkt des Albums.

Melodische TESTAMENT – eine Ballade

Meant To Be” bringt etwas Neues. Nach einem akustischen Beginn bleibt der Song melodisch und langsam. Da ist sie wieder – eine Ballade. Voller Gefühl und Seele, mit leicht dynamischeren Momenten. Ja, TESTAMENT haben es wieder getan. Nicht die erste Ballade der Band, und wie immer sorgt sie für Diskussionen. Auf einem Thrash-Metal-Album wirkt sie fremd, und viele Fans können sich damit schwer anfreunden. Der Song erinnert stark an eine Metallica-Ballade – Struktur und Klang folgen klar dem von Metallica geprägten Power-Ballad-Schema. Ein Song, der TESTAMENT mit Sicherheit neue Hörer bescheren wird.

Mit “High Noon” kehrt der Thrash zurück – harte Riffs, höheres Tempo. Nach dem völligen Stimmungswechsel durch die Ballade bekommt das Album wieder Energie. Das Solo ist technisch anspruchsvoll, aber etwas zu melodisch. Zum Glück sorgt die Rhythmussektion für Stabilität. Kein herausragender, aber ein solider Song. “Witch Hunt” setzt auf Groove, starke Rhythmen und geschriene Vocals – klassischer Thrash-Aufbau. Etwas chaotisch, mit melodischem Refrain und einem langen, langsamen Solo. Dennoch ein guter Song mit gelungenen Momenten.

Eine mächtige Rhythmussektion und beeindruckende Solos

Die Produktion ist exzellent – weniger wäre für eine Band dieser Größenordnung undenkbar. Die Rhythmussektion ist gewaltig: DiGiorgios Bass und Dovas’ Schlagzeug legen ein massives Fundament. Die Rhythmusgitarren haben Wucht, die Riffs sitzen perfekt. Seit Skolnicks Rückkehr sind die Solos wieder zentrales Element des Bandsounds, und Chuck Billy überzeugt mit seiner stimmlichen Vielseitigkeit. Alles ist perfekt ausbalanciert, der Klang kristallklar – die Musik wirkt geschlossen und homogen.

Nature Of The Beast” beginnt mit einem Hard-Rock-Flair statt Thrash – ein klarer Füller, typisch für TESTAMENT, die solche Momente schon auf früheren Alben hatten. Selbst ein gutes Solo kann den Song nicht retten. Ein ähnliches Gefühl bleibt bei “Room 117” – kein schlechter Song, aber uninspiriert, ein Midtempo-Stück, wie sie TESTAMENT in den letzten Jahren mehrfach geliefert haben.

Havana Syndrome’ hält das Midtempo, punktet mit soliden Riffs, doch gegen Ende des Albums lässt die Qualität der Kompositionen spürbar nach. Der Titelsong “Para Bellum” bleibt langsam, aber konstant im Rhythmus, gewinnt dadurch wieder an Schwere. Kein Füller, aber auch nicht auf dem Niveau der ersten Tracks. Eine merkwürdige Melodielinie im Refrain, doch insgesamt einige starke Passagen. Ein meditativer Akustikgitarren-Ausklang beendet das Album.

Herausragende Musikerleistung – jedes Bandmitglied glänzt

Jedes der fünf Bandmitglieder liefert eine beeindruckende Performance: Weltklasse-Bass, gewaltige Riffs, exzellente Solos, solides Schlagzeugspiel und der unverkennbare, ausdrucksstarke Gesang von Chuck Billy. TESTAMENT bleiben sich treu, ohne allzu viel zu experimentieren. Im Vergleich zu den letzten Alben wirkt Para Bellum inspirierter und stärker.

Chuck Billy hat sich oft gefragt, warum Bands überhaupt noch ganze Alben veröffentlichen, wenn das Publikum ohnehin nur einzelne Songs konsumiert. Ganz in diesem Sinne enthält auch Para Bellum einige herausragende Songs – zwei oder drei echte Höhepunkte –, was für TESTAMENT schon genügt, um ein Album zu tragen. Betrachtet man das Werk jedoch als Ganzes, gibt es zu viele Füller – ein Album, das man deutlich kürzen könnte, ohne an Qualität zu verlieren.

Trotzdem ist Para Bellum klar stärker als Titans of Creation oder The Brotherhood of the Snake. Eine Rückkehr zu besseren Zeiten, eines der wichtigsten Thrash-Metal-Releases des Jahres und ein solides Album in ihrer Diskographie. Ob es allerdings dauerhaft in den Playlists der Fans bleibt, wird sich zeigen. Mit Licht und Schatten – das ist das neue TESTAMENT-Album.

Fazit: TESTAMENT zeigen sich auf Para Bellum wieder inspiriert – stärker, energischer, aber nicht durchgehend überzeugend.

Tracklist

01. For The Love Of Pain
02. Infanticide A.I.
03. Shadow People
04. Meant To Be
05. High Noon
06. Witch Hunt
07. Nature Of The Beast
08. Room 117
09. Havana Syndrome
10. Para Bellum

Besetzung

Chuck Billy – Vocals
Alex Skolnick – Guitars
Eric Peterson – Guitars
Steve DiGiorgio – Bass
Chris Dovas – Drums

Internet

TESTAMENT – Para Bellum CD Review

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel

Related Articles

- Advertisement -spot_img

Latest Articles