Mit „Eternal Nightmares“ melden sich die deutschen Black-Metal-Veteranen PEST nach elf langen Jahren zurück. Eine Band, die zu den frühen Wegbereitern der deutschen Szene zählt und sich durch ihre unerschütterliche Haltung früh einen Namen machte.
Die Lo-Fi-Produktion als Teil der Identität
Das Album eröffnet mit „A Lullaby To…“, einem kurzen, rein akustischen Intro, das mit einer fast heiteren Melodie überrascht. Doch die trügerische Ruhe währt nicht lange: Der folgende Titeltrack „Eternal Nightmare“ entfacht sofort ein infernalisches Feuer. Roh, aggressiv, wütend – ein Sturm aus rasenden Gitarren, donnernden Drums und dämonischen Schreien. Besonders auffällig ist der gemeinsame, eher geschriene als gesungene Refrain, der dem Ganzen eine archaische Wucht verleiht. Old School durch und durch – in Klang, Haltung und Spirit. Trotz aller Härte besitzt der Song Struktur, Rhythmus und eine inspirierte Komposition, die deutlich macht: Hier ist Herzblut im Spiel.
Die Produktion bleibt streng lo-fi, der Sound ist dicht, die Vocals liegen weit hinter den Instrumenten, und nur die Lead-Gitarre dringt gelegentlich klar hervor. Das macht es schwer, die Musik in ihrer Gänze zu erfassen – aber genau das ist Teil der Ästhetik. Der rohe Klang ist bewusst gewählt, Ausdruck einer Haltung. Wie die Band selbst erklärt: „Der Sound ist auch sehr wichtig für die Originalität einer Band. Alle unsere Alben wurden in unserem Proberaum aufgenommen und gemischt, was uns einen sehr eigenen Klang verleiht.“ Inhaltlich bleibt man den klassischen Themen treu: Tod, Dunkelheit, Verzweiflung, Zorn, Hass – und die Ablehnung von Religion und Menschheit.
Dichte Riffs, rohe Energie
Mit „Dr. Crow“ setzen PEST ihren Sturm fort. Schnelle Tremolo-Riffs, ein dichter, schneidender Klang und ein mitreißendes Tempo bestimmen das Bild. Akzente von der Lead-Gitarre bringen Dynamik, und trotz der schwer durchdringbaren Mischung schimmert eine starke Melodielinie durch – ein echtes Highlight.
„Light Fades“ schlägt dann ruhigere, melancholischere Töne an. Eine düstere, fast traurige Atmosphäre breitet sich aus, getragen von schneidenden Leads und klagenden Vocals. Die repetitiven Akkorde und der geisterhafte Gesang schaffen ein unheilvolles, beklemmendes Klangbild. Auch hier bleiben die Gitarren das Herzstück – technisch versiert und emotional zugleich. Zwar erschwert die rohe Produktion erneut den Zugang, doch unter der Oberfläche entfaltet sich eine beeindruckende Tiefe.
PEST gründeten sich 1997, mit dem Ziel, „dark music for dark souls“ zu schaffen – Musik für die Dunkelheit, aber in erster Linie für sich selbst. 1998 erschien das erste Demo, 2000 das Debüt „Ära“. Nach dem tragischen Tod des Schlagzeugers Mrok im Jahr 2011 löste sich die Band zunächst auf. Posthum erschien ein zuvor aufgenommenes Album. 2021 kam die Wiedergeburt: Scum ehrte Mroks Vermächtnis und übernahm erneut das Schlagzeug, Atax kehrte an Gitarre und Gesang zurück, Brandt kam als zweiter Gitarrist hinzu, während Mr. Blasphemy die Vocals übernahm.
Melodische Linien und hypnotische Akkorde
Mit „Winds of Death“ zieht das Tempo wieder kräftig an – schnelle, peitschende Drums, verzweifelte Schreie und eine intensive Leadlinie mit leicht orientalischer Note. Der Song vereint Wut und Atmosphäre, ohne die Authentizität des klassischen Black Metal zu verlieren. Ähnlich ungestüm, aber mit noch stärkerem Fokus auf Melodie, zeigt sich „Running in Rage“, bei dem vor allem die Lead-Gitarre die Aufmerksamkeit an sich reißt. Ein kraftvoller Song mit markanten instrumentalen Passagen.
„Nights Embrace“ hingegen entfaltet sich langsamer, getragen von einer verzweifelten, beinahe erdrückenden Stimmung. Ein massiver Klangwall, unterbrochen von einem kurzen, sensiblen Akustikmoment in der Mitte – eine eindrucksvolle Balance zwischen Härte und Emotion.
Mit „The Gates“ verlangsamt sich das Tempo erneut. Die Vocals wirken beschwörend, fast sprechend, während die Atmosphäre düster und dramatisch bleibt. Das abschließende „Eternal Choir“ greift schließlich das melodische Motiv des Openers wieder auf – ein stimmiger Kreis schließt sich, die Melodie hallt lange nach.
Authentisch, roh und voller Seele
Trotz der rohen Produktion ist „Eternal Nightmares“ weit mehr als ein weiteres Underground-Black-Metal-Album. Unter der Schicht aus Verzerrung und Chaos liegt eine Fülle an starken Ideen, ein Gespür für Melodie und Atmosphäre und spürbare Leidenschaft. Die Songs sind sorgfältig komponiert, abwechslungsreich und transportieren sowohl Emotion als auch Zorn.
PEST präsentieren ein Werk, das tief im norwegischen Old School Black Metal verwurzelt ist, aber dennoch seine eigene Identität bewahrt. Rau, düster, atmosphärisch – und voller Leben. Wer über den ungeschliffenen Sound hinwegsehen kann, wird hier mit authentischer, ehrlicher und emotionaler Musik belohnt.
Fazit: PEST kehren mit „Eternal Nightmares“ zurück und liefern ein beeindruckendes, leidenschaftliches Album voller Seele, Atmosphäre und kraftvoller Ideen.
Tracklist
01. A Lullaby To…
02. Eternal Nightmare
03. Dr. Crow
04. Light Fades
05. Winds of Death
06. Running in Rage
07. Nights Embrace
08. The Gates
09. Eternal Choir
Besetzung
Scum – Drums
Atax – Guitar, Vocals
Brandt – Guitar
Mr. Blasphemy – Vocals
