PHENOMY – Phantasmagoria

Phenomy Phantasmagoria album cover

Band: PHENOMY 🇱🇧
Titel: Phantasmagoria
Label: Art Gates Records
VÖ: 07/11/25
Genre: Thrash Metal

Bewertung:

3,5/5

Der Nahe Osten, insbesondere der Libanon, sind mir aufgrund meiner Einsätze wohlbekannt. Dass sich im kleinen Landstrich am Mittelmeer, vorwiegend in der Hauptstadt eine wachsende Metalszene entwickelt, ist genauso bekannt, wie dass einige Bands es schaffen im restlichen Europa für Aufsehen zu sorgen. Die libanesische Band PHENOMY meldet sich mit ihrem neuesten Werk »Phantasmagoria« zurück und setzt damit ein klares Statement im Thrash-Metal-Universum. Mit einem Line-up, das Sam Felfy an Gesang und Gitarre, Loïc El Haddad an der zweiten Gitarre, Peter Aoun am Bass und Rudy Bejjani am Schlagzeug umfasst, präsentiert die Band ein Album, das gleichermaßen technisch anspruchsvoll wie atmosphärisch dicht ist. Schon der Einstieg, der knapp zweiminütige Opener »Prologue«, gibt die Marschrichtung vor: epische Spannungsbögen treffen auf aggressive Riffs, die sofort die Aufmerksamkeit des Hörers fesseln.

Klassische Thrash-Elemente mit progressiven und melodischen Einschüben

PHENOMY verstehen es, klassische Thrash-Elemente mit progressiven und melodischen Einschüben zu verweben. »Hush«, der zweite Track, zeigt die Band in einer ihrer zugänglichsten Facetten. Sam Felfys Gesang balanciert zwischen schneidender Aggression und kontrollierter Melodie, während die Gitarrenarbeit von ihm und Loïc El Haddad eine dichte, vielschichtige Textur schafft. Hier wird deutlich, dass die Band das Thrash-Genre nicht uneingeschränkt reproduziert, sondern gezielt erweitert.

Ein besonderes Highlight des Albums ist »Sins Of The Father«, das mit Gastbeiträgen von Ricardo A. Haila und Léa Wardini aufwartet. Das Duett bringt frische vokale Akzente ins Spiel, die das sonst sehr instrumentell dominierte Album bereichern. Die Kombination aus treibenden Riffs, komplexen Schlagzeugarrangements und harmonischen Gesangslinien macht diesen Song zu einem der stärksten Momente von »Phantasmagoria«. Es ist die Art von Track, die sowohl eingefleischte Thrash-Fans als desgleichen Hörer aus angrenzenden Metal-Genres anspricht.

Mit »Shellshock Paradise« und »Gambit« beweist die Band ihr rhythmisches Können. Rudy Bejjani zeigt, wie abwechslungsreich und präzise ein Schlagzeug in diesem Genre klingen kann, ohne dass die Songs an Drive verlieren. Besonders »Gambit« besticht durch Tempowechsel, die nie willkürlich wirken, sondern stets dramaturgisch sinnvoll in das Gesamtgefüge eingebettet sind. Loïc El Haddads Gitarrensoli verleihen den Songs eine progressive Note, die über das rein Thrash-typische Riffing hinausgeht.

Dynamik zwischen Gesang, Bass und Schlagzeug

Die experimentelleren Passagen finden sich vor allem in »Mad Man’s Waltz« und »Swallow The Fear«. Erstere überrascht mit einem ungeraden Taktmaß und fast jazzigen Elementen, die den Hörer kurz aus dem gewohnten Thrash-Rahmen entführen, bevor das Album wieder in gewohnte, treibende Bahnen zurückkehrt. In »Swallow The Fear« wird die Dynamik zwischen Gesang, Bass und Schlagzeug besonders deutlich: Peter Aouns Bass spielt hier eine tragende Rolle und sorgt für eine Tiefenstaffelung, die das Album klanglich enorm bereichert.

Die titelgebende »Phantasmagoria« sowie »A Dream Within A Dream« veranschaulichen das konzeptuelle Potenzial des Albums. Atmosphärische Synthesizer-Elemente und gut platzierte Gitarreneffekte lassen eine surreale Klangwelt entstehen, die die Thrash-Grundstruktur nicht zerstört, sondern erweitert. Das Gefühl, in einen albtraumhaften Traumzustand versetzt zu werden, passt perfekt zum Albumtitel und unterstreicht die Ambition der Band, mehr als nur „schnelle Riffs“ zu liefern.

Die abschließenden Tracks »Abel & The Frail« und »I, Witness« bündeln noch einmal die Stärken des Albums: technische Versiertheit, melodisches Feingefühl und eine Produktion, die jedes Instrument klar herausstellt, ohne steril zu wirken. Gerade im letzten Song zeigt sich PHENOMY von ihrer narrativen Seite, approximativ wie ein Geschichtenerzähler in Musikform, der den Hörer auf eine letzte, intensive Fahrt mitnimmt.

Kritisch betrachtet, mangelt es »Phantasmagoria« manchmal an zwingenden Hooks, die sich sofort im Gedächtnis festsetzen. Die Band favorisiert Komplexität und Vielschichtigkeit, was den Zugang für gelegentliche Hörer erschwert. Dennoch: Wer sich auf die musikalische Reise einlässt, wird mit einem Album belohnt, das sowohl technisch als daneben atmosphärisch überzeugt.

Stilistische Breite und handwerkliche Qualität

Die Bewertung von 3,5 von 5 Sternen spiegelt diesen Zwiespalt wider. PHENOMY liefern ein ambitioniertes Werk ab, das zwar nicht jeden Thrash-Fan sofort packen wird, aber in seiner stilistischen Breite und handwerklichen Qualität punktet. »Phantasmagoria« ist kein Album für beiläufiges Hören, sondern ein Werk, das Aufmerksamkeit und Wiederholungen verlangt – und dafür inhaltlich reich belohnt.

Abschließend lässt sich sagen: PHENOMY gelingt mit »Phantasmagoria« eine faszinierende Mischung aus klassischem Thrash, progressiven Elementen und atmosphärischer Dichte. Für Hörer, die Thrash-Metal als lebendiges, experimentierfreudiges Genre schätzen, bietet das Album ein intensives und lohnenswertes Erlebnis.

Fazit: Insgesamt ist »Phantasmagoria« von PHENOMY ein gelungenes Album, das sowohl die Wurzeln des Thrash-Metal ehrt als auch moderne Elemente integriert.

Tracklist

01. Prologue
02. Hush
03. Sins Of The Father (feat. Ricardo A. Haila, Léa Wardini)
04. Shellshock Paradise
05. Gambit
06. Mad Man’s Waltz
07. Swallow The Fear
08. Sacrilège
09. Phantasmagoria
10. A Dream Within A Dream
11. Abel & The Frail
12. I, Witness

 

Besetzung

Sam Felfy – Guitar & Vocals
Rudy Bejjani – Drums
Peter Aoun – Bass
Loïc El Haddad – Guitar

 

Internet

PHENOMY – Phantasmagoria CD Review

Robert
Roberthttps://www.metalunderground.at
Soldat unter dem Motto morituri te salutant sich als Chefredakteur bemühender Metalverrückter. Passion und Leidenschaft wurden fusioniert in der Verwirklichung dieses Magazins.

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