Mit »Venom Within« liefern THE LOSTS ihr neuestes Heavy-Metal-Album ab, das eine klare Botschaft trägt: düster, aggressiv und dabei überraschend facettenreich. Die Band, bestehend aus YGC an Gesang und Gitarre, DGC an der Gitarre, PPG am Bass und JCR am Schlagzeug, zeigt, dass sie ihre Instrumente nicht nur beherrschen, sondern damit Geschichten erzählen wollen.
Schwer, bedrohlich und dennoch melodisch
Der Opener »A Dark Place To Hide« setzt sofort die Tonalität des Albums: schwer, bedrohlich und dennoch melodisch. YGCs Stimme trägt das Lied, unterstützt von druckvollen Gitarrenriffs und einem Bass, der tief ins Mark geht. Besonders auffällig ist JCRs Schlagzeugarbeit, die den Songs nicht bloß Rhythmus, sondern eine annähernd narrative Intensität verleiht. Wer auf Metal steht, der seine Wurzeln nicht verleugnet, hingegen trotzdem modern klingt, findet hier einen gelungenen Einstieg.
»Black Out Days« zieht die Geschwindigkeit an. Die Gitarrenarbeit von DGC ist tight, aggressiv, approximativ schon maschinenhaft, während der Bass die dunkle Grundlage liefert. Es ist ein Track, der live sicher sein volles Potenzial entfalten wird. THE LOSTS zeigen hier, dass sie das Spiel zwischen Melodie und Härte beherrschen.
Kontraste und Experimente
Mit »Back To Never« und »Magical Idea« zeigt die Band ihre experimentellere Seite. »Back To Never« baut auf komplexen Rhythmen auf, die fast progressive Züge tragen, ohne den Headbanger aus dem Blick zu verlieren. »Magical Idea« überrascht mit einer angenähert hypnotischen Eingängigkeit, die den Hörer kurz innehalten lässt – ungewöhnlich für ein Heavy-Metal-Album, im Kontrast hierzu passend und erfrischend.
Ein besonders atmosphärisches Stück ist »Mellem Verdenerne«. Hier erzeugen THE LOSTS eine dichte, geheimnisvolle Stimmung, die mehr an ein Soundtrack-Element erinnert als an klassischen Metal. Die Band beweist, dass sie neben Kraft und Härte auch Gespür für Klanglandschaften hat.
Mythologie und Epik
»Muspellsheim Ascent« greift mythologische Motive auf und verwandelt sie in epischen Heavy-Metal. Das Stück wirkt wie ein kleines Drama, in dem jeder Schlag, jeder Gitarrenakkord eine Szene zeichnet. Mit »Exponential Law« folgt ein Track, der mathematische Strukturen in rhythmische Patterns übersetzt – technisch anspruchsvoll, im Gegensatz hierzu stets nachvollziehbar und spannend.
Die Band zeigt sich in »The Headless Cross Reloaded« von einer verspielten Seite. Ein Song, welcher mit seiner dunklen Handschrift für Aufsehen sorgt. Die Mischung überzeugt und lässt den Hörer gekonnt mit dem Kopf wohlwollend mitwippen.
Zusammenarbeit und Vielfalt
Ein Highlight ist die Zusammenarbeit mit Valérie Penumbra auf »Here Comes Tragedy«. Ihre Stimme kontrastiert YGCs rauem Gesang und öffnet eine neue Klangdimension. Dieser Track hebt sich deutlich vom Rest des Albums ab und zeigt, dass THE LOSTS bereit sind, musikalische Grenzen auszuloten.
Mit »Into The Unknown…« und »The Whisperers« schließen die vier Musiker das Album atmosphärisch und eindringlich ab. »Into The Unknown…« wirkt wie ein musikalischer Schritt ins Ungewisse, getragen von subtilen Details in der Instrumentierung. »The Whisperers« bleibt im Ohr, nicht durch Überwältigung, sondern durch subtile Nuancen, die beim wiederholten Hören ihre volle Wirkung entfalten.
THE LOSTS entfachen ihr dunkles Feuer
»Venom Within« ist kein Album für schnelle Zugriffe oder oberflächliches Hören. Es fordert Aufmerksamkeit, belohnt überdies mit komplexen Strukturen, intensiven Stimmungen und einer klaren musikalischen Handschrift. THE LOSTS balancieren zwischen klassischem Heavy Metal, progressiven Momenten und experimenteller Atmosphäre.
Technisch sitzt alles: Die Gitarren sind präzise, der Bass drückt, das Schlagzeug treibt an und der Gesang variiert gekonnt zwischen aggressivem Schreien und melodischen Passagen. Die Produktion ist sauber, ohne steril zu wirken, und trägt die düstere Stimmung des Albums konsequent.
Wer bereits Fans der Band ist, wird die Weiterentwicklung zu schätzen wissen. Neue Hörer könnten sich zunächst an der Dichte und der dunklen Stimmung reiben, finden immerhin schnell in die Welt von THE LOSTS hinein. Die Bewertung von 3,5 von 5 spiegelt eine solide Leistung wider, die gelegentlich kleine Brüche in der Dramaturgie zeigt, aber insgesamt ein stimmiges, kraftvolles Paket liefert.
»Venom Within« ist kein Album, das man nebenbei hört. Es ist eine Einladung, sich auf ein intensives, dunkles Klangabenteuer einzulassen – Heavy Metal, der sowohl den Körper als desgleichen den Kopf anspricht.
Fazit: »Venom Within« von THE LOSTS ist ein solides Heavy Metal-Album, das Fans des Genres ansprechen dürfte.
Tracklist
01. A Dark Place To Hide
02. Black Out Days
03. Back To Never
04. Magical Idea
05. Mellem Verdenerne
06. Muspellsheim Ascent
07. Exponential Law
08. The Headless Cross Reloaded
09. Here Comes Tragedy (feat. Valérie Penumbra)
10. Into The Unknown…
11. The Whisperers
Besetzung
DGC – Lead & rhythm guitars, thrash & backing vocals
JCR – Drums, extreme & backing vocals
PPG – Bass guitars, backing vocals
YGC – Lead & backing vocals, lead & rhythm guitars

