Eines der am meisten erwarteten Alben des Jahres 2025 ist endlich erschienen. Die Veteranen und Wegbereiter des Genres UNLEASHED präsentieren mit Fire Upon Your Lands ihr mittlerweile fünfzehntes Studioalbum – ein kraftvolles Werk im aktuellen Death-Metal-Jahrgang und zugleich eine würdige Ergänzung ihrer eigenen Diskografie.
Parallel zur Review haben wir auch mit Frontmann Johnny Hedlund über Album, Bandgeschichte und Zukunft gesprochen – das vollständige Interview findet ihr hier.
Komplexe Gitarrenarbeit, raue Vocals und unerbittliches Drumming
Nach einem kurzen Midtempo-Intro im Opener „Left For Dead“ entfesselt die Band schon bald ihre volle Wut. Der altbekannte Stil mit massiven Riffs und kehligen Shouts trifft auf eine solide Rhythmussektion – alle klassischen Zutaten des schwedischen Death Metal sind vorhanden. Ein treibender Track, ein gelungener Einstieg. „A Toast to the Fallen“ zieht das Tempo an: melodischere Gitarren, sehr komplexe Riffstrukturen mit überlagernden Gitarrenlinien, angeekelte, gerufene Vocals – Johnnys typische Art zu singen. Das Drumming ist rasant und erbarmungslos, die Orchestrierung komplex und zugleich präzise – ein früher Höhepunkt des Albums.
Nachdem sich die Urväter des Genres, Nihilist, aufgelöst und in Entombed reformiert hatten, gründete Johnny Hedlund UNLEASHED, um seine eigene Vorstellung von Death Metal zu verwirklichen. Als eine der ersten Bands sangen sie nicht über Blut und Tod, sondern über nordische Geschichte, Mythologie und das Erbe der Wikinger – ein thematischer Fokus, den sie bis heute beibehalten haben.
Solide, aggressive Songs mit typischer Riffarbeit und stringenter Struktur
„The Road to Haifa Pier“ setzt das bekannte Rezept fort – direkt, aggressiv, musikalisch präzise. Ein typischer UNLEASHED-Song. „War Comes Again“ überzeugt mit besserem Rhythmusgefühl, typischen Riffs und einer gelungenen Songstruktur. Die Leadgitarre führt eine melodische Linie ein, die vom Rest der Band perfekt getragen wird. Ein Temposhift in der Mitte bringt eine chaotischere Passage, die durch gesprochen-growlende Vocals hervorsticht. Doch die Struktur kehrt zurück – ein stark komponierter, überzeugender Song.
Mit ihrem Debüt Where No Life Dwells, das zur Hochzeit des schwedischen Death Metals erschien, legten UNLEASHED 1991 ein Grundsteinwerk des Genres vor – bis heute hoch geschätzt. Nach einigen durchwachseneren Veröffentlichungen brachte Midvinterblot (2006) die Band zurück zu alter Stärke. Seitdem erscheinen regelmäßig hochwertige Alben, die ihre Form bestätigen.
Ein Wechselspiel aus Aggression und Melodie, mit technischer Finesse und inspiriertem Songwriting
Der Titeltrack „Fire Upon Your Lands“ ist melodischer, mit vielschichtiger Gitarrenarbeit, durchdachten Solos und gutem Songwriting. „Loyal to the End“ folgt der Linie – direkt, aggressiv und eingängig.
Neben Johnny Hedlund – Bass und Gesang, ehemaliges Mitglied von Nihilist – besteht die Band seit über 30 Jahren in nahezu unveränderter Besetzung: Anders Schultz (auch bei Unanimated) am Schlagzeug, sowie das Gitarrenduo Tomas Måsgard und Fredrik Folkare (Hellbutcher, Sign of the Wolf, ex-Necrophobic).
„Midjardarhaf“ ist langsamer, melodischer, fast melancholisch in den Gitarrenleads. Doch Johnnys Vocals und die tiefgestimmten Riffs bringen die rohe Kraft zurück – der Kontrast aus Aggression und Melodie funktioniert hervorragend. Die Produktion ist klar und ausgewogen – das typische Band-Soundbild wird ideal eingefangen: Gitarren und Bass harmonieren, das Schlagzeug sitzt, Johnnys markante Stimme steht im Vordergrund – zu Recht. Die Texte handeln von Krieg, Opfermut und Loyalität – ein Epos aus nordischer Sicht, mit Themen wie Ehre, Schicksal und Durchhaltevermögen.
Ein starkes Death-Metal-Album mit epischem Anspruch
„Hail the Varangians!“ ist ein weiterer Kriegshymnus – mit epischem Charakter, wuchtigen Riffs und einem furiosen Solo. „To My Only Son“ steht exemplarisch für das Genre: pfeilschnelle Gitarren, erbarmungsloses Schlagzeug, klare Growls – ein weiteres Highlight.
Langsamer und mit schleppendem, beinahe zerdrückendem Groove kommt „Hold Your Hammers High!“ daher – hier spricht die nordische Mythologie, Krieger bitten Odin um Rat. Den Abschluss macht „Unknown Flag“ – nochmals hohe Geschwindigkeit, markante Riffs, aggressive Vocals – ein gewaltiger Schlusspunkt.
UNLEASHED erfinden das Genre nicht neu. Und sie versuchen es auch gar nicht – sie haben es miterschaffen. Und sie bleiben sich seit 35 Jahren treu: Death Metal mit tiefgestimmten Gitarren, schnellen Riffs, melodischen Solos, wuchtigem Drumming und Johnnys unverkennbaren Growls. All das, was Fans erwarten, ist auf Fire Upon Your Lands enthalten.
Ein sehr gutes Album, gespickt mit mythologischen Texten über Wikinger und Götter, musikalisch wie thematisch ein epischer Ritt. UNLEASHED beweisen erneut, dass sie nicht nur Teil der Geschichte, sondern auch ihrer Gegenwart sind.
Fazit: Fire Upon Your Lands zeigt UNLEASHED in bestechender Form – eine Band, die zu den Meistern des Death Metal gehört und das auch 2025 eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Tracklist
01. Left For Dead
02. A Toast To The Fallen
03. The Road To Haifa Pier
04. War Comes Again
05. Fire Upon Your Lands
06. Loyal To The End
07. Midjardarhaf
08. Hail The Varangians!
09. To My Only Son
10. Hold Your Hammers High!
11. Unknown Flag
Besetzung
Johnny Hedlund – Bass, Vocals
Anders Schultz – Drums
Tomas Måsgard – Guitars
Fredrik Folkare – Guitars