

Obscura, Thulcandra, Gastspiele bei Szenegrößen wie Death To All oder Sacramentum – Steffen Kummerer gehört seit Jahren zu den prägendsten Stimmen im Extreme Metal. Technische Präzision, kompositorischer Anspruch und künstlerische Konsequenz ziehen sich wie ein roter Faden durch sein musikalisches Schaffen. Doch was treibt ihn an? Wie entstehen seine komplexen Werke? Und wie blickt er selbst auf über zwei Jahrzehnte Bandgeschichte zurück? Ein Gespräch über Leidenschaft, Disziplin, Wandel – und darüber, wie Musik Welten verbinden kann.
Du bist gerade von einer Tour in Asien mit Thulcandra zurück – wie waren die Konzerte, das Publikum, die Energie? Gibt es besondere Eindrücke, die dir in Erinnerung geblieben sind?
Steffen Kummerer: Für Thulcandra waren es die ersten Konzerte in Asien, daher war die Vorfreude auf Shows in Japan, Singapur, Thailand und viele weitere Länder groß. Als Band ist es eine große Ehre und zugleich Bestätigung auf der anderen Seite des Planeten für Fans zu spielen die uns bereits seit vielen Jahren unterstützen, aber bis jetzt noch nicht live erleben durften. Jedes Land hat seine Eigenheiten und unterscheidet sich stark, daher ist es schwer eine Stadt herauszunehmen. Wir waren erstaunt wie viele Fans uns bereits an Flughäfen und Hotels erwartet haben, damit war nicht zu rechnen. Rückblickend sind wir dankbar und freuen uns auf die nächsten Gastspiele in der Region. Die Konzerte waren durch die Bank erfolgreich. Mit einem neuen Album im Gepäck stehen uns die Möglichkeiten offen wieder in Asien aufzutreten.
Du hast im Laufe der Jahre auf vielen Bühnen gestanden – von kleinen Clubs bis zu großen Festivals. Gibt es eine Bühne oder einen Rahmen, auf dem du dich besonders wohl fühlst? Es gibt Musiker, die sagen, dass sie die Nähe in Clubs bevorzugen, andere lieben die große Geste auf Festivalbühnen. Wo bist du am meisten „du selbst“?
Für mich gibt es hier wenige Unterschiede, von der Produktion selbst abgesehen. Ich fühle mich auf jeder Bühne wohl – ob großes Festival mit zehntausenden von Besuchern, oder ein kleiner Kellerklub mit 100 Personen. Gerade bei kleinen Venues muss man ohne große Produktion oder Bühnenaufbauten überzeugen, man lässt nur die Performance und Musik sprechen. Das hat durchaus seinen Reiz. Bei großen Bühnen oder Festivals besteht die Möglichkeit auch mehr Bühnentechnik oder eine Lichtshow einzubinden was einen ganz anderen Flair und Charakter mit sich bringt. Ich kann mich mit beidem identifizieren und freue mich auf jedes Konzert.
Zuletzt warst du in Wien – auf der Thulcandra-Tour – live mit Sacramentum zu sehen: am Bass, voller Energie und sichtbarem Stolz. Wie kam es zu diesem Auftritt und was bedeutet dir so ein Erlebnis?
Die Tournee wurde von Thulcandra initiiert und mit unserer Booking Agentur umgesetzt. Im Zuge der Vorbereitungen rief mich Anders / Sacramentum einige Tage vor Tourneebeginn an, und erkundigte sich ob es möglich wäre live die Basslinien zu übernehmen da die damalige Bassistin kurzfristig nicht zur Verfügung stand. Das Live Set könnt eich in einigen Tagen lernen und stand kurzerhand mit Sacramentum für alle Shows der Tournee neben den Konzerten mit Thulcandra auf der Bühne. Bei Tourneen oder Liveshows helfe ich hin und wieder aus, allerdings sehr selektiv und wenn es sich mit den Konzertreisen meiner eigenen Bands verbinden lässt. Eine vergleichbare Situation ergab sich 2023 mit Cynic, hier stand ein Sänger nicht zu Verfügung und konnte jeden Abend neben der Show mit Obscura im Anschluss noch ein zweites Konzert mit Cynic geben. In erster Linie freut es mich die Songs aufzuführen, noch dazu Songs oder Alben mit denen ich aufgewachsen bin. Daran war vor 20 Jahren nicht zu denken, daher ist es umso schöner.
Obscura, Thulcandra, Gastbeiträge bei anderen Bands – du scheinst permanent in Bewegung zu sein. Wie schaffst du es, all diese Projekte nicht nur zu koordinieren, sondern jedem auch die nötige Tiefe zu geben?
Mein Hauptaugenmerk liegt auf Obscura und Thulcandra, an anderen Projekten bin ich nicht beteiligt und sage jede Anfrage dankend ab. Anfragen für Bands oder Projekte erhalte ich hin und wieder, für Gastbeiträge sogar regelmäßig. Mein Fokus liegt auf meinen Bands, was einer von vielen Gründen für die Langlebigkeit und Konstanz beider Gruppen sein kann. Sessionarbeiten lehne ich grundsätzlich ab – ich empfinde den Gedanken sich zu vermieten oder seinen Namen zu verkaufen nicht gerade als zielgerichtet und arbeite an eigenem Material. Unabhängig davon bleibt Disziplin eine Tugend – ob am Instrument oder um Studioaufnahmen, Konzerte oder ganze Tourneen vorzubereiten.

Du hast in der Vergangenheit bereits mit anderen Bands im Studio gearbeitet – dürfen wir auch in Zukunft mit neuen Gastbeiträgen oder Kollaborationen rechnen? Viele Musiker haben Side Projects oder Ideen in der Schublade. Gibt es bei dir musikalische Pläne oder Projekte, über die du schon sprechen kannst – vielleicht auch jenseits von Metal?
In seltenen Fällen steuere ich Gastbeiträge für befreundete Bands ein, abgesehen davon arbeite ich nicht mit anderen Bands oder Projekten. Mein letzter Gastbeitrag datiert auf 2022 mit einigen Gesangslinien für enge Freunde aus Andorra – Persefone. Obscura konnten erst im Februar mit „A Sonication“ ein erfolgreiches neues Album veröffentlichen, und mit Thulcandra visieren wir in den nächsten Monaten neues Material an. Beide Bands spielen seit Jahren konstant international und sind für mich musikalisch mehr als erfüllend. Mit Obscura und Thulcandra balanciere ich meinen persönlichen Stil aus und freue mich auch heute noch auf jede Bandprobe, jedes Konzert und die nächsten Studioaufnahmen.
Du hast klassische Musik und Komposition studiert. Welche Rolle spielt diese Ausbildung heute für dein Songwriting? Ist dieser Einfluss vielleicht genau das, was deine Musik so besonders macht? Denkst du manchmal „analytisch“, wenn du Musik schreibst – oder geht es eher um Intuition und Emotion? Hattest du schon immer ein starkes Gespür für musikalische Architektur – oder hat dir die klassische Ausbildung erst geholfen, das zu formen, was bereits in dir war?
Meine musikalische Ausbildung liegt schon lange zurück – mit 9 Jahren erholt ich ein Stipendium für ein Internat für musikalisch Begabte Kinder und konnte einige Jahre Gehörbildung, Notenlehre, Gesangs- und Instrumentalunterricht erfahren. Später entschied ich mich bewusst gegen ein Instrumentalstudium da der Gedanke in den kommenden Jahrzehnten auf ein Instrument beschränkt zu sein zu einengend war. Stattdessen habe ich mich für ein Studium im Bereich Medientechnik mit Schwerpunkt Audio- & Videoproduktion und Akustik entschieden. Mein Ziel ist es das große Ganze zu betrachten, und von der ersten Note eines Stücks bin hin zur Veröffentlichung und schließender Live-Präsentation zu arbeiten. Das Zusammenwirken aus Musikalität und produktionsseitiger Umsetzung balanciert Intuition und Exaktheit aus.
In deiner Musik, vor allem bei Obscura, spürt man oft eine Balance aus technischer Präzision und melodischer Tiefe. Wie gelingt dir dieser Spagat – ist das eine bewusste Entscheidung oder etwas, das sich organisch entwickelt?
Über die Jahre und viele Alben hinweg findet man seinen eigenen Weg zum musikalischen Ausdruck. Mit jeder Albumaufnahme oder jeder Tourneeproduktion sammelt man Erfahrungen und setzt diese bei den nächsten Ideen bewusst oder unbewusst mit um. Melodie und Emotion und allgemein Hooklines sind wichtig, müssen um zu wirken auch in passender Ästhetik umgesetzt werden. Es ist ein schmaler Spagat zwischen torproduzierter Musik und zu frei eingespielten Instrumenten der bei jedem Song neu austariert werden möchte.
Gerade in der heutigen Metal-Landschaft erleben wir eine zunehmende Komplexität in Komposition und Produktion. Was ist dir persönlich wichtiger: Virtuosität oder Ausdruck?
In jedem Fall Ausdruck. Virtuosität allein trägt keine Komposition oder ein komplettes Album. Das Zusammenwirken aus verschiedenen Säulen macht ein Album oder einen Song erst zu etwas Besonderem. Es gibt unzählige großartige Kompositionen ohne komplexe virtuose Läufe, dagegen wenige Stücke die ausschließlich mit Technik und Virtuosität punkten.
Die „Quadrologie“ von Cosmogenesis bis Diluvium war ein beeindruckendes Konzept – musikalisch wie inhaltlich. War dir beim Start von Cosmogenesis bewusst, wie weit dieser Weg führen wird? Gibt es bereits Pläne für ein neues Konzeptwerk, vielleicht in ähnlicher Form – oder war das Kapitel mit Diluvium ganz bewusst abgeschlossen?
Die vier Alben „Cosmogenesis“, „Omnivium“, „Akroasis“ und „Diluvium“ waren als Gesamtwerk geplant, allerdings waren trotz der Auslegung mit vier Alben genügend Freiräume für Weiterentwicklungen und Neuerungen vorhanden. Alle vier Alben wurden über Relapse Records veröffentlicht, vom selben Engineer im selben Studio betreut, und mit Artworks des selben Künstlers versehen. Die ver Alben wurden nicht nur musikalisch und lyrisch miteinander verknüpft. Die Quadrofonie zu veröffentlichen dauerte etwa 10 Jahre, und damit etwas länger als ursprünglich erwartet. Mit einem Wechsel zu Nuclear Blast vor einigen Jahren konnte ein neuer Zyklus beginnen; mit „A Valediction“ wurde das erste von drei zusammenhängenden Alben veröffentlicht. „A Sonication“, die zweite Veröffentlichung der Reihe, wurde erst dieses Jahr abgeschlossen. Alle Alben wurden mit Artworks von Eliran Kantor versehen, von Fredrik Nordström im Studio Fredmann produziert, und über die selbe Plattenfirma veröffentlicht. Auch hier decken die Zusammenhänge mehr als nur Musik und Texte ab. Mit Obscura arbeite ich seit mehr als 20 Jahren konstant und konsequent an Konzepten dieser Art.
Viele Fans haben bemerkt, dass die letzten Alben von Obscura melodischer geworden sind. Ist das eine Entwicklung, mit der du dich wohlfühlst? Wie siehst du das Verhältnis zwischen Melodic und Technical Death Metal bei euch heute?
Für mich gibt es keine Abgrenzungen da Übergänge gänzlich fließen und Bands diese Labels formen, nicht Schubladen Bands. Mir ist es wichtiger authentisch zu bleiben und Songs zu schreiben mit denen sich der Künstler identifiziert. Ob technisch oder melodisch – der Song selbst zählt für mich mehr als einzelne Genrebezeichnungen. Die Palette der Band hat sich mit nunmehr sieben Alben vergrößert, und es bleibt mir ein Anliegen das selbe Album nicht zweifach aufzunehmen.
Ein besonderes Thema war auch der Einsatz von cleanem Gesang auf A Valediction. Diese Entscheidung wurde sehr kontrovers diskutiert – wie stehst du heute dazu? Würdest du diesen Schritt noch einmal gehen?
Cleane Passagen wurden auf jedem Album seit unserem Debut 2004 eingestreut und als Stilmittel genutzt. Auf „A Valediction“ konnten wir mit Björn Strid (Soilwork) einen Ausnahmesänger als Gast gewinnen, seine Performance überragt den Song „When Stars Collide“ und ist definitiv ein Alleinstellungsmerkmal. Wir haben auch auf dem aktuellen Album wieder mit verschiedenen Chören, Clean Gesang und Vocoder Flächen gearbeitet, und ich bewerte auch in Zukunft jedes Stück oder arbeite mit neuen Ideen. Grenzen setzt man sich nur selbst.
Wenn du auf alle bisherigen Obscura-Alben zurückblickst – gibt es eines, das dir besonders nah ist? Und welche Songs spielst du auch heute noch mit derselben Leidenschaft wie am ersten Tag? Gibt es eine Textzeile oder eine musikalische Passage, die dir selbst immer noch Gänsehaut bereitet – oder dich in einen bestimmten Moment deines Lebens zurückversetzt?
Jedes Album ist ein Teil der damaligen Zeit, und jede Veröffentlichung baut aufeinander auf. Ohne unser erstes Demo von 2003 hätte die Band keine Möglichkeit erhalten ein Debut aufzunehmen, und ohne „Retribution“ würde keines der folgenden Alben zu hören sein. Ich bin auf jedes einzelne Album gleichermaßen stolz und verbinde die jeweiligen Jahre der Entstehung und mit verschiedenen Erfahrungen. Ich stehe auch bis heute zu jeder Veröffentlichung meiner Bands. Im Nachgang möchte man an jedem Album etwas ändern, egal ob Text, Komposition oder Produktion. Ich halte auch nichts von Re-mixen oder Neueinspielungen da der Flair der jeweiligen Zeit rückwirkend verändert wird. Für neue Formate lassen sich eventuell neue Mastering Techniken anwenden, allerdings wird der künstlerische Anteil nicht verändert.
Thulcandra war anfangs fast so etwas wie ein Tribut an Dissection – und hat sich mittlerweile als eigenständige Größe etabliert. Hättest du diese Entwicklung erwartet? Und Hand aufs Herz: In einem alternativen Universum – wenn es Dissection nie gegeben hätte – glaubst du, Thulcandra würde trotzdem so klingen wie heute?
Thulcandra spielen auch heute, über zwanzig Jahre nach Bandgründung, den selben Stil mit der gleichen Freude an Musik und Konzerten wie zu Beginn. Als wir die Band gründeten waren keine der Bands an denen wir uns orientierten – ob Dissection, Sacramentum, Gates of Ishtar und viele andere – aktiv. Sämtliche Bands waren entweder aufgelöst oder inaktiv ohne Lineup. Der Stil ist auch heute nicht sonderlich populär und dennoch ist es für uns ganz natürlich weiterhin Musik zu schreiben und aufzuführen die uns erfüllt. Ohne Dissection als Vorreiter würden Thulcandra wahrscheinlich anders klingen, das ist sehr gut möglich.
Du hast oft über Dissection und Sacramentum als große Einflüsse gesprochen. Was genau fasziniert dich an dieser Ästhetik – musikalisch, aber auch philosophisch? Hast du Jon Nödtveidt je getroffen oder live gesehen? Was für einen Einfluss hatte er – und seine Geschichte – auf dich persönlich?
Gerade die Kombination aus Musikalität, Technik und Melodie gepaart mit Black Metal ist bis heute einzigartig. Jon bin ich tatsächlich einige Male begegnet, allerdings erst nach der Reunion von Dissection um 2004 herum. Er war eher zurückhaltend und höflich, kein Vergleich mit den jeweiligen Aussagen in Interviews. Thulcandra wurde vor einigen Jahren nach Stockholm zu einer „Dissection Tribute Night“ nach Stockholm eingeladen und wurden auch von ehemaligen Mitgliedern der Band wohlwollend empfangen. Auch Bands wie Sacramentum sehen uns als Band als Gleichgesinnte und man unterstützt sich gegenseitig. Die Geschichte von Jon selbst hat keinen Einfluss auf mich, ich schätze ihn als Musiker, nicht als ideologischen Charakter.
Können wir bald mit neuem Material von Thulcandra rechnen? Gibt es bei dir eine Art inneren Wechsel – nach Obscura kommt Thulcandra, dann wieder zurück? Oder ist das reiner Zufall?
Wir werden dieses und nächstes Jahr vermehrt an neuem Material für eine neues Thulcandra Album arbeiten. Wir lassen uns nicht treiben und warten den richtigen Moment ab um neues Material aufzunehmen. Unser Label Napalm Records lässt uns jeden Freiraum und unterstützt uns ohne Deadlines zu setzen. Dafür sind wir dankbar und sind im Gegenzug konstant und wachsen als Band mit unseren Fans kontinuierlich. Ich arbeite tatsächlich konsequent an einem Album, nicht an einzelnen Stücken. Ein neues Thulcandra Album ist als nächstes geplant, bis dahin arbeite ich mit Obscura ausschließlich für Liveshows und Tourneen.
Ein aktuelles Konzert von Thulcandra hatte ein überraschend junges Publikum. Hast du das auch bemerkt? Erlebst du gerade, dass sich eine neue Generation für diese Art von Musik begeistert?
Mit einigen wieder aktiven Bands, darunter Sacramentum, Mörk Gryning, Gates Of Ishtar oder sogar Eucharist, rückt der Stil wieder etwas mehr in die Öffentlichkeit. Bei vielen Fans ist es auch Neugier Bands zu sehen die man nicht kennt, und bei einigen Bands bleibt man Fan auf Lebenszeit. Gerade bei Festivals erspielt man sich viele neue Fans die den Stil vielleicht nicht kannten, sich aber schnell damit auseinandersetzen und im besten Fall damit identifizieren.
In vielen deiner Texte geht es um existentielle Fragen, philosophische Motive, Wissenschaft, Vergänglichkeit. Gibt es Themen oder Gedanken, die dich immer wieder zurück zur Musik treiben?
Da möchte ich mich nicht festlegen, bei jedem Album schwingt ein eigener Charakter mit der Musik und anhängenden Texten. Daher ist es schwer einen einzelnen Aspekt auszumachen oder zu benennen.
Du warst und bist mit deinen Bands immer international präsent, oft mehr im Ausland als in Deutschland. Wie siehst du die deutsche Metal-Szene heute – und wie ist dein Verhältnis dazu?
Das Ausland ist um ein Vielfaches größer als Deutschland. Vieles hat sich auch von selbst in diese Richtung entwickelt. Gerade Obscura sind in Nordamerika oder Asien deutlich populärer als in Deutschland, Chartplatzierungen und Besucherzahlen bei Tourneen sprechen hier eine deutliche Sprache. Beide Bands spielen seit vielen Jahren international und vermeiden in Deutschland oder Österreich an jeder Steckdose zu spielen. Es gibt eine große Fülle an Bands, Festivals und Clubs in hiesigen Gefilden, das wird gerne unterschätzt. Gerade die Festival-Landschaft ist eine Besonderheit die in der Form und Größe nirgends zu finden ist. Mit der Zusammenarbeit durch Nuclear Blast und Napalm Records werden beide Bands auch in Zentraleuropa seit einiger Zeit mehr wahrgenommen und erhalten einen deutlichen Popularitätsschub. Bei jeder Tournee vergrößert sich das Publikum, und auch bei Festivals werden beide Bands höher platziert.
Touren in den USA scheinen dir besonders am Herzen zu liegen – was macht für dich den Reiz aus? Auch das Obscura-Livealbum wurde dort aufgenommen. Warum scheint es dich so oft dorthin zu ziehen, während Fans hier manchmal lange warten müssen?
Gerade mit Obscura und unserem Musikstil erfahren wir große Popularität in den USA und Nordamerika allgemein. Wenige Bands setzen sich dort durch und touren hier konstant und langfristig. Aus Deutschland gibt es nur eine kleine Anzahl an Bands die regelmäßig in Nordamerika spielen, daher haben wir uns über viele Jahre hinweg eine große Anzahl an loyalen Fans erspielt die uns bis heute unterstützen. Wir touren allerdings auch regelmäßig für jedes Album in Europa, Asien und Lateinamerika.
Einige Seiten listen dich immer noch als Mitglied von Death. Spielst du noch bei Death To All – oder war das nur eine Phase? Und ganz persönlich: Was bedeutet dir die Musik von Death heute?
Die Zusammenarbeit mit Death DTA oder Death To All kann mit meiner Arbeit bei Cynic oder Sacramentum verglichen werden. Ich wurde für die erste Reincarnation der Death Konzerte von Steve DiGiorgio und Eric Greif (ehemaliger Manager von Death/Chuck Schuldiner) kontaktiert und als Sänger/Gitarrist vorgeschlagen. Leider wurde mein Visum 2012 nicht bewilligt, daher musste Matt Harvey (Exhumed) kurzfristig einspringen und die ersten fünf Shows spielen. Im Anschluss habe ich mich darum gekümmert Death DTA für eine Tournee nach Europa zu bringen und habe mit Obscura und Death DTA zwei Shows jeden Abend geliefert. Weitere Tourneen in Südamerika und Europa folgten, doch meine Priorität bleibt Obscura & Thulcandra. Da sich mehrere Tourneen überschneiden sollten, habe ich Death DTA für Obscura abgesagt. Um unabhängig planen zu können, wurde ein anderer Sänger/Gitarrist verpflichtet der seitdem bei folgenden Konzerten gesetzt wurde. Sollte eine Anfrage bei mir landen und keine Shows mit meinen eigenen Bands im Wege stehen, würde ich wieder einspringen.
Wenn du dein eigenes deutsches Metal-Festival kuratieren dürftest – mit Klassikern und neuen Namen – wer stünde ganz oben auf dem Billing?
Bands die eine gute Show bieten, aber nicht schon auf jedem Festival zu sehen sind. Bei den meisten Metal-Shows sind es die selben zehn Bands im letzten Drittel. Das empfinde ich als etwas langweilig und würde versuchen eine Mischung aus neu und etabliert zu finden.

Wenn du heute auf deine musikalische Laufbahn zurückblickst: Was würdest du dem 18-jährigen Steffen sagen, der gerade seine ersten Demos aufnimmt? Und was wünschst du dir für die kommenden Jahre – als Musiker, als Mensch, als Künstler?
Dem 18-jährigen Steffen würde ich raten sich von anderen nicht über den Tisch ziehen und weniger gefallen zu lassen. Ich wünsche mir nur weiterhin Freude an der Musik, an Konzerten und an Reisen zu bewahren. Das wäre mir Erfolg genug.
Zum Abschluss: Gibt es etwas, das du unseren Leser*innen mitgeben möchtest?
Die letzten Worte gehören dir.
Besten Dank für das Interview und viele interessante Fragen. Bis bald und eine gute Zeit.