Alpine Steel Festival Vol II 04.03. – 05.03.16 Livestage, Innsbruck

Bands: Blind Petition, Insanity Alert, Ewigfrost, Dragony, Deathstorm, Roadwolf, Prediction, Infected Chaos, Sergeant Steel, Silius, Madog, Under Jolly Roger Date: 04. – 05.03.16 Venue: Livestage Innsbruck

Und zum zweiten Mal wurde zur allgemeinen Heeresschau der Metalszene Österreichs geladen. Letztes Jahr beim Debut der Veranstaltung musste ich verzichten, aber besser spät als nie. Die „Alpine Steel“-Veranstaltungen in der Innsbrucker Livestage sind schließlich allgemein überaus feine und mit Herzblut organisierte Angelegenheiten, bei denen auch mal andere als die üblichen Bands auf die heimischen Bühnenbretter geholt werden und sich nachher gerne bei einem gemütlichen Bier unters gewöhnliche Volk mischen.

Statt also wegen dem kalten Wetter daheimzubleiben, Wollmützen zu stricken und sich darüber zu unterhalten, wann es denn nun wieder Frühling werden wird, ging es also pünktlich gegen 18:00 Uhr auf zum Alpine Steel. Dort angekommen, gab es optional die Gelegenheit, gegen einen kleinen Aufpreis von einem Euro die gewöhnliche Vorverkaufskarte zu einer „Vorverkaufskarte Of Steel“ zu adeln und sich somit ein unverwüstliches Souvenir zu sichern.

Freitag:

UNDER JOLLY ROGER läuteten als lokale Vertreter motiviert das Festival ein und ernteten dafür höfliche Zustimmung vom noch nicht vollständig versammelten Publikum. Auf Dauer konnte mich die irgendwo zwischen Punk und Metal angesiedelte Mischung nicht davon abhalten, es mir erst einmal im Barbereich gemütlich zu machen.

 

Im Anschluss geht es mit Heavy/Power Metal von MADOG aus Villach schon deutlich mehr nach meinem Geschmack. Den vier Jungs sieht man den Spaß an der Freud deutlich an, und das lädt manche Kuttenträger samt all ihren kühlen Blonden dazu ein, die Besichtigung der Begebenheiten von der Bar zum Bühnengeschehen hin zu verlagern. Für 2016 scheint ein neues Album des Vierers zu erwarten sein, wie der Facebook-Info zu entnehmen ist – ich werde die Kärntner dahingehend sicher auf dem Radar behalten.

Dann durften SILIUS, die Newcomer-Thrasher aus dem Tiroler Oberland sich beweisen beziehungsweise feiern lassen. Die Band machte sich nicht nur mit der energiegeladenen Performance beliebt, sondern auch mit frei zu entnehmenden Kopien ihres 2014er-Demos „Demon“. Wer da nicht zugreift, ist selber schuld.

 

 

Schließlich aber, so ca. um 22:15 kamen sie endlich: SERGEANT STEEL, das österreichische Äquivalent – oder eher die österreichische Steigerung – zu Steel Panther. Wer in eines der Alben der oberösterreichischen Hair Hard Rocker reinhört, erkennt sofort das internationale Format der Band, die im Gegensatz zu ihren amerikanischen Kollegen beim dritten Album nicht stagnierte sondern mit „Riders Of The Worm“ noch kräftig einen draufsetzen konnte. Erwartungsgemäß zeigte sich das auch live: Die Sergeants beherrschen die Bühne gekonnt und schaffen es, die überschauliche Location der Livestage für die Dauer ihres Auftritts in eine 80er-Hardrock-Arena zu verwandeln.

Wem das nicht genug war, der konnte mit DJ „PROSECUTOR“ seine Leber weiter verwöhnen.

Samstag

Die aus Tirol und Süddeutschland zusammengemixten INFECTED CHAOS spielen bereits ihren Old School Death Metal in die noch nicht vollständig versammelte Meute. Vor rund einem Jahr konnten die Jungs mit dem Debut „The Age Of Ares“ und waren bemüht den Anwesenden ihr Material näher zu bringen. Der Kampf mit der Konkurrenz (Bar und der kleine gut sortierte Old School Metal Markt) – die Old School Deather haben ihn mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln tapfer und gekonnt gefochten.

Dann wurde es richtig leer auf der Bühne, als PREDICTION in Zweierbesetzung eine rumpelige Black/Thrash-Nummer an die nächste reihen. Ich entdecke plötzlich einen schwarzen Couchsessel rechts vor der Bühne, der mir bis dahin noch gar nicht aufgefallen war und beginne, diesen zu nutzen. Venom lassen hier ein wenig grüßen, und von denen hatte ich nach ein oder zwei Nummern immer schon genug.

 

Danach gab es für mein traditionell ausgerichtetes Metalherz wieder mehr Grund für Freude, denn ROADWOLF zockten klassisch ausgerichtete Hard&Heavy- Nummern mit angenehm klischeebelasteten Lyrics. „Pumping Iron, Muscles Of Steel,…“ – Hail Schwarzenegger, ich habe einen Ohrwurm!

 

Nach dieser kleinen Reise ins Retro-Land läuteten DEATHSTORM eine Lektion in Sachen extremen Metals ein und gaben sich Mühe, wirklich alles Leben akkustisch zu vernichten. Ob Deathstorm jetzt wirklich das „Allergeilste in Sachen Death/Thrash was es momentan gibt“ ist, wie mir jemand mitteilte, das sei mal dahingestellt. Live ist die Formation auf jeden Fall eine mächtige Wand. Seien wir mal gespannt auf das neue Album, das Ende Mai über High Roller veröffentlicht wird.

 

Nach dem Todessturm lag Metal-Land in Schutt und Asche. Aber die magische Quelle des Bieres stand noch. Und so kam es, dass Einhörner, Elfen, Zwerge und all dieses Geschmeiß sich aus der Asche einer toten Welt erneut erheben konnten, ihre Kräfte vereinigen und in Gestalt von DRAGONY die Bühne des Alpine Steel als Thron beanspruchten. Soviel sei schon gesagt: Die Wiener waren für mich musikalisch neben Sergeant Steel das absolute Highlight des Festivals. Geilster melodischer Fantasy Metal, der absolut keine Wünsche offen lies und auch so manchen Nicht-Genre-Fan überzeugen dürfte, und absolut charismatisch ins Volk gebracht. Neben allerhand mythischen Begebenheiten, Game Of Thrones („Wolves of The North“) und Videospielen („Kiln Of The First Flame“) hasselte man nicht nur den Hoff persönlich („True Survivor“), sondern auch sich selbst („Dr. Agony“).

Den Metal/Punk/Rock n´Roll von EWIG FROST habe ich dann nach einigen Nummern vorgezogen, eher vom Barbereich aus anzuhören. Nicht dass ich den Wienern ihren Erfolg und ihre bandeigenen Skateboards nicht gönnen würde, aber im Gegensatz zu vielen, vielen anderen konnte ich mit dem Sound der Kombo auch diesmal nicht so recht warm werden.

 

 

INSANITY ALERT hatten eine „very special show“ versprochen – dementsprechend gespannt war ich auf die Dinge, die mir da livehaftig vonseiten der „Maccaroni Maniacs“ aus Innsbruck harren würde. Meine Erwartungen wurden nicht nur vollends erfüllt, sondern weit übertroffen: Insanity Alert, das war nicht weniger als die Metalband gewordene Inkarnation des ADHS: Eine wilde Parade aus (technisch perfekt exekutiertem) Krach und derbst hyperaktiver Bühnenaction, nebenher von Itsy Bitsy Spider bis zu den metrosexuellen Krebsmenschen aus South Park alles mögliche zitierend, Vollgas vom Anfang bis zum Ende. Soviel Gebrauch an Bühnenrequisiten sieht man sonst auf alten Liveaufnahmen aus den Glanzzeiten der EAV. Chaotischer, an allen Ecken und Kanten krachender Vollgas-Thrash ist zwar alles andere als mein favorisierter Metal-Stil, aber FUCK war das ein geiler Auftritt! Später beim Heimweg überkam mich ein unbezwingbarer Impuls, den Bandsticker mit dem katzenmordenden Alf auf diversen hilflosen Gegenständen anzubringen, die meinen Heimweg kreuzten.

Mit dem wienerischen Rock-Urgestein BLIND PETITION übernahm dann noch einmal der gemütliche Altrock die Bühne, um den Abend beschaulich ausklingen zu lassen (sofern nicht gerade die eine oder andere Saite das Zeitliche segnete – ein Problem mit dem die Band an diesem Abend viel zu kämpfen haben schien). Aber bei aller Ehre vor 40 Jahren Bandgeschichte, denen ich mich pflichtergriffen auch noch für die Dauer von ein paar Songs und einem gemütlichen Abschlussbierchen stellte: Für mich war schnell klar, dass der absolute Live-Höhepunkt durch die absolute Metal-Madness von Insanity Alert bereits gesetzt war, und trat den Heimweg an.

Und wer sich am Sonntag noch zum Frühschoppen schleppen konnte, durfte noch einer Lesung über die Bandgeschichte der Rock-Dinos „Blind Petition“ beiwohnen.

Fazit: Alpine Steel, auch bekannt als die „Church Of Cuthulu Austria“, haben da ein feines kleines Festival auf die Beine gestellt. Von primitivem Gerumpel über traditionellen Banger-Stoff bis hin zum Haarspray Rock, vom Newbie bis zum 40jährigen Urgestein, war eigentlich für jede stilistische Präferenz irgend etwas vertreten – Hauptsache „only Austrian Steel“ eben.
Er lebt und braucht sich vor keinem zu verkriechen, der Stahl der Berge, und braucht sich vor keinem zu verstecken (beziehungsweise der Stahl des Wiener Schnitzels oder was halt sonst so für die Region gerade charakteristisch ist).

Und weil das so ist, stehen bereits jetzt die ersten Bands für das Alpine Steel Vol III (03 /04. März 2017 in der Innsbrucker Livestage) fest.
Be there, in the name of Cuthulu!

Ein fettes Danke geht wieder an Christoph Marberger für die Live-Photos!

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Lex J.Oven
Lex J.Ovenhttps://www.metalunderground.at
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