SINISTER – 08.12.2025, Viper Room Wien

EUROPEAN DEATH MARCH 2025

SINISTER, PESSIMIST, GRACELESS

08.12.2025 – Viper Room Wien

Nieselregen an einem Montagabend in Wien – für Metalheads jedoch stand im Viper Room ein mit Spannung erwarteter Termin an. Drei gewichtige Namen der Szene machten im Rahmen der passend betitelten „EUROPEAN DEATH MARCH 2025“ Station: GRACELESS, PESSIMIST und SINISTER. Ein weiteres starkes Konzert aus der inzwischen beeindruckenden Liste von TON-Music Productions.

GRACELESS

Die niederländische Death/Doom-Formation GRACELESS eröffnete den Abend mit einem energiegeladenen, überwiegend temporeichen Set. Kraftvolle Riffs, ein aggressiver Grundsound und unermüdliches Schlagzeugspiel sorgten dafür, dass das Publikum sofort abgeholt wurde.

Graceless 01

Der Einstieg erfolgte mit Material vom nach wie vor sehr starken aktuellen Album, dessen Songs nahtlos an die Qualität älterer Veröffentlichungen anschließen. „God Shines in Absence“, zugleich Opener der letzten LP, erwies sich als ideale Wahl für den Beginn. GRACELESS sind bekannt für ihr Wechselspiel aus zähem Doom und treibendem Death Metal, bei dem dunkle, schwere Passagen auf riffbetonte Ausbrüche treffen. Live konzentrierte sich die Band stärker auf die dynamischen Stücke, was der Wirkung im Raum deutlich zugutekam. Mit zunehmender Publikumszahl wuchs auch die Resonanz – Kopfnicken und erste Mosh-Bewegungen ließen nicht lange auf sich warten.

Graceless 02Technisch agierten GRACELESS äußerst souverän, das Zusammenspiel wirkte routiniert und geschlossen. Die Musiker erzeugten einen druckvollen Gesamtsound, ergänzt durch markante Solos und aggressive Uptempo-Riffs. Die doomigeren Passagen waren präsent, erreichten live jedoch nicht ganz die Tiefe der Albumversionen. Nach dem rasanten Auftakt wirkten die langsameren Momente etwas weniger zwingend, was nach dem intensiven Anfang jedoch nachvollziehbar ist. Insgesamt entfaltete das Material live mehr Direktheit und Wucht als auf Platte.

Mit „Blood of the Brave“ und vor allem „Warpath“ zündete die Band zum Abschluss noch einmal die Full-Power-Stufe. Publikumsnah, sympathisch und sichtbar engagiert, ernteten GRACELESS verdienten Applaus, Headbanging und Bewegung im vorderen Bereich. „Warpath“ erwies sich einmal mehr als idealer Live-Kracher und setzte einen starken Schlusspunkt unter einen überzeugenden Auftritt.

PESSIMIST

Als Nächstes betraten die US-Veteranen PESSIMIST die Bühne. Die Band, die sich Anfang der 90er mit einer Mischung aus blackened Death Metal und Thrash-Elementen einen Namen machte, legte mit wuchtigen Gitarren und beeindruckenden Growls los.

Pessimist 01

Das Set bestand ausschließlich aus Material ihrer Veröffentlichungen aus den späten 90ern – neue Musik lässt inzwischen seit über zwanzig Jahren auf sich warten. Dennoch besitzen diese Stücke nach wie vor Kraft und Dynamik. Der Bassist setzte früh markante Akzente mit druckvollen, präzisen Einsätzen, die das technisch anspruchsvolle Spiel von Gitarrist Kelly McLauchlin, Gründungsmitglied und konstante Größe der Band, sinnvoll ergänzten.

Pessimist 02Nach einem etwas chaotischen Beginn und längerer Umbauphase fand die Band in einen kraftvollen Flow. Das mittlerweile gut aufgewärmte Publikum reagierte direkt auf die komplexe, teils technisch geprägte Mischung aus Death Metal mit teils dissonanten, nicht immer melodischen Passagen. Einige unsaubere Übergänge führten stellenweise zu einem zerfahrenen Gesamteindruck. Die Growls hingegen überzeugten durchweg. Einzelne Instrumente klangen jeweils stark, als Gesamtbild jedoch nicht immer geschlossen. Hinzu kam, dass der Sound im Viper Room an diesem Abend nicht optimal war – was sich besonders bei PESSIMIST bemerkbar machte. In der Summe wirkten manche Songs auf Album nachvollziehbarer als live.

Die Musik der Band bewegt sich zwischen Dissonanz und Rhythmus, zwischen technischer Präzision und sperriger Struktur. Diese Uneinheitlichkeit führte zu gemischten Publikumsreaktionen: Einige verfolgten den Auftritt aufmerksam, andere zogen sich zurück und warteten auf den Headliner. Es ist kein klassisches Headbanging-Set. Zwischen Studioaufnahmen und Live-Umsetzung geht ein Teil der Wirkung verloren. Die Solos blieben technisch anspruchsvoll, wenn auch eher zurückhaltend, und McLauchlin beeindruckte weiterhin mit seiner Spielweise.

Pyrosexual“ konnte mit seinem langsameren Tempo kaum zünden, doch mit „Mens Rea“ änderte sich die Stimmung deutlich. Spürbarer Applaus und schließlich laute Zugaberufe folgten. „Wretched of the Earth“ als Abschluss hinterließ schließlich doch einen sehr positiven letzten Eindruck.

Die Band zeigte sich ausgesprochen nahbar, schüttelte Hände, machte Fotos und versprach, bald zurückzukehren.

SINISTER

Als Headliner betraten SINISTER die Bühne – eine weitere legendäre 90er-Jahre-Band, die bis heute aktiv ist und auf eine beachtliche, konstant starke Diskografie zurückblicken kann. Für diese Tour kündigten sie ein Set an, das alte Klassiker und neueres Material verbindet – allein die Aussicht auf frühe, prägende Riffs machte diesen Auftritt für Liebhaber rohen Death Metals besonders reizvoll.

Sinister 02

Mit Klassikern wie „The Malicious“, „Transylvania (City of the Damned)“ und „Blood Ecstasy“ setzten SINISTER von Beginn an die Messlatte hoch. Pure Wut, Aggression und gnadenlose Intensität dominierten die ersten Minuten. Besonders der Drummer zog sofort die Aufmerksamkeit auf sich: Mit Frank Schilperoort, bekannt von God Dethroned und Veile, stand kein Unbekannter hinter dem Kit. Hochkonzentriert, präzise und nahezu maschinell agierend, lieferte er eine beeindruckende Performance. Auch Bassistin Alesa Kloosterwaard, ebenfalls als Gast, aber inzwischen fester Bestandteil der Live-Besetzung, überzeugte mit klarem, tragendem Sound, der perfekt mit dem Schlagzeug verzahnte und dem Gesamtbild zusätzliche Tiefe verlieh.

Sinister 03Gitarrist Walter Tjwa setzte mit seinen technisch sauberen, durchdachten Solos weitere Akzente. Im Zentrum stand jedoch wie immer Aad Kloosterwaard – Gründungsmitglied und einzige Konstante in der Bandgeschichte. Mit seinen markanten Growls und starker Bühnenpräsenz hatte er das Publikum fest im Griff. Ein äußerst starker Auftakt.

Mit „Sadistic Intent“, „Convulsion of Christ“ und „Neurophobic“ hielten SINISTER das Tempo hoch. Aad agierte als echter Entertainer: Zwischen kurzen Momenten gespielter Unzufriedenheit über zu verhaltene Reaktionen und völliger Versenkung in die Musik, inklusive crouchender, fast ritualhafter Bewegungen auf der Bühne. Die abrupten Breaks in den Songs ließen Teile des Publikums kurz den Anschluss verlieren, was Aad mit bewusst mahnenden Blicken und Gesten aufgriff – ganz als Teil der Show. Die Verbindung mit dem Publikum funktionierte hervorragend – hier verstand man es, Energie zu übertragen.

Sinister 04Ein massiver Sound, ein druckvolles Rhythmusfundament und aggressive Präzision trugen den Auftritt bis zum Schluss. „The Masquerade of an Angel“ und „Deformation of the Holy Realm“ bildeten ein starkes Finale: wilde Growls, ein kurzes, prägnantes Bass-Solo und messerscharfe Gitarren, die sich unerbittlich – im besten Sinne – durch den Raum schnitten. Bei einer derart starken Songbasis fällt es leicht, ein überzeugendes Live-Set zusammenzustellen.

Ein intensiver Auftritt, starke Musiker, ein zufriedenes Publikum – und ein rundum gelungener Abend.

 

Sinister 05

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