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SISTER – The Way We Fall

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Sister The Way We Fall album
Sister The Way We Fall album

Band: SISTER 🇸🇪
Titel: The Way We Fall
Label: Icons Creating Evil Art/Rough Trade
VÖ: 21/11/25
Genre: Sleaze Rock/Metal

Bewertung:

4,5/5

Mit »The Way We Fall« melden sich SISTER in einer Form zurück, die zeigt, dass ihr Mix aus Sleaze-Rock, schwarzer Theatralik und ruppigem Metal nicht an Schärfe verloren hat. Die Band um Sänger Jamie Anderson klingt, als hätte sie die letzten Jahre genutzt, um ihre Stärken zu sortieren und ihren Sound enger, bissiger und gleichzeitig melodischer zu gestalten. Wer SISTER länger verfolgt, merkt schnell, dass die neue Platte weniger Chaos versprüht und stattdessen bewusster zielt. Die Energie ist geblieben, hingegen wirkt sie jetzt wie durch eine Linse gebündelt.

Schnörkellos, leicht düster, druckvoll und mit dieser typisch skandinavischen Mischung aus Kälte und Exzess

Der Titeltrack »The Way We Fall« eröffnet das Album ohne großes Vorspiel. Andersons Stimme kratzt sich durch die Strophe, während Axl Ludwigs Gitarre wie eine brennende Sicherung wirkt, die sich langsam zum Refrain vorarbeitet. Der Song legt das Fundament für die restliche Platte: schnörkellos, leicht düster, druckvoll und mit dieser typisch skandinavischen Mischung aus Kälte und Exzess.

»Howling Hell« zieht das Tempo an und lebt stark vom Zusammenspiel zwischen Schlagzeuger Cari Crow und Bassist Fredrick Hiitomaa. Das Stück atmet Clubluft und wirkt, als wäre es für enge Bühnen geschrieben, auf denen Schweiß und Bier eine Art unsichtbarer Teil der Instrumentierung bilden. Der Refrain ist simpel, im Kontrast hierzu effektiv, und dürfte live problemlos funktionieren.

Mit »Tanz der Toten« wagt sich die Band an einen deutsch betitelten Song, der seine Wirkung nicht aus sprachlichen Experimenten, sondern aus Atmosphäre zieht. Das Riff ist schwerer, langsamer und lässt Raum für Andersons Stimme, die hier zwischen beschwörend und aggressiv pendelt. Der Track könnte desgleichen als Soundtrack für eine Horror-Roadmovie-Szene durchgehen.

»Blood Sacrifice« lässt das Tempo erneut steigen und bringt eine rotzige Punkkante ins Spiel. Sister klangen schon immer dann besonders überzeugend, wenn sie ihre Härte mit einer gewissen Ungekünsteltheit verbinden. Genau das passiert hier. Der Song ist kurz, direkt und frisst sich mit einem präzisen Gitarrenhook ins Gedächtnis.

Mit »Let Me Be Your Demon« nimmt die Platte eine leicht theatralische Wendung. Der Song erinnert an dunkelglitzernde Sunset-Strip-Zeiten, bloß mit mehr Schmutz in den Fugen und einem Refrain, der sich breit macht wie eine schwarze Wolke über Los Angeles. Ludwigs Solo sitzt perfekt und zeigt, dass die Band Wert auf handwerkliche Akkuratesse legt, ohne sich in technisch überladenem Gedudel zu verlieren.

Stampfende Passagen und melodische Ausbrüche

»Blinded And Buried« ist einer der härteren Momente des Albums. Die Rhythmussektion führt hier das Kommando und zwingt den Song fortwährend von vorn in kurze, stampfende Passagen, bevor er sich in melodischen Ausbrüchen entlädt. Anderson wirkt wütender als in den vorherigen Tracks, approximativ entsprechend, als würde er gegen etwas ansingen, das sich nicht so leicht abschütteln lässt.

»Rose Red« setzt einen Kontrast. Der Song ist nicht ruhig, aber im Vergleich zum Rest des Albums spürbar melancholischer. Die Melodie bleibt trotzdem bissig genug, um nicht in Kitsch abzurutschen. Hier zeigt die Band, dass sie mehr kann als nahezu Druck. Sie kann Stimmungen bauen, die länger nachhallen.

Mit »Die To Live« schalten SISTER wieder um. Der Song ist ein klassischer Nackenbrecher und dürfte live einer der lautesten Momente der kommenden Tour werden. Der Refrain wirkt fast hymnisch, allerdings ohne jene Glätte, die vielen modernen Hardrock-Produktionen die Zähne zieht.

»Mortal Sin« gehört zu den Tracks, in denen die Band ihren sleazigen Ursprung angelegentlich offen auslebt. Der Song zündet sofort, nicht wegen eines besonderen Tricks, sondern weil alles sauber ineinandergreift. Ludwig liefert eines seiner besten Riffs des Albums ab.

Den Abschluss bildet »When She Dies«, ein Song, der das Album mit einem kalten Nachgeschmack beendet. Die Stimmung ist düsterer als zuvor und die Melodie hat halbwegs leicht Zerbrechliches, ohne an Stärke zu verlieren. Es fühlt sich an, als hätte die Band bewusst einen Schlusspunkt gesetzt, der nicht laut, sondern nachdenklich wirkt.

Band liefert eine klare Weiterentwicklung ab

»The Way We Fall« ist ein Album, das zeigt, wie viel Potenzial SISTER weiterhin in sich tragen. Es ist härter als vieles, was in diesem Genre gerade veröffentlicht wird, im Gegensatz hierzu gleichzeitig melodisch genug, um im Ohr zu bleiben. Die Band liefert eine klare Weiterentwicklung ab und dürfte damit nicht nur ihre bestehenden Fans zufriedenstellen, sondern auch neue anlocken. Für diesen Mix aus Energie, Stil und Handwerk gibt es völlig verdient 4,5 von 5 Punkten.

Fazit: Mit »The Way We Fall« gelingt SISTER ein beeindruckendes Album, das die Essenz des Sleaze-Rock und Metal auf moderne Weise neu interpretiert.

Tracklist

01. The Way We Fall
02. Howling Hell
03. Tanz der Toten
04. Blood Sacrifice
05. Let Me Be Your Demon
06. Blinded And Buried
07. Rose Red
08. Die To Live
09. Mortal Sin
10. When She Dies

 

Besetzung

Jamie Anderson – vocals
Cari Crow – drums
Fredrick Hiitomaa – bass
Axl Ludwig – guitars

 

Internet

SISTER – The Way We Fall CD Review

DECREPIT ALTAR – Egregious Defilement

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cover artwork DECREPIT ALTAR Egregious Defilement
cover artwork DECREPIT ALTAR Egregious Defilement

Band: DECREPIT ALTAR 🇭🇷
Titel: Egregious Defilement (EP)
Label: Me Saco Un Ojo
VÖ: 21/11/25
Genre: Death/Doom Metal

Bewertung:

4/5

Das kroatische Death/Doom-Quartett DECREPIT ALTAR, erst vor Kurzem gegründet, präsentiert mit „Egregious Defilement“ ein kurzes Debüt-EP, das dennoch ausreicht, um einen klaren Eindruck der Band zu vermitteln – und um Gefallen an ihrem Stil zu finden. „Cavernous Death Doom from Zagreb“ nennen sie sich selbst, eine knappe, aber treffende Beschreibung.

Atmosphärischer Einstieg, schleppender Doom/Death mit Variationen

The Festering Depths“ eröffnet das Album mit einer sehr langen, ruhigen Passage, rein atmosphärisch, fast zu ausgedehnt, bevor die Musik einsetzt – ein ungewöhnlicher Einstieg, aber im Doom-Metal durchaus geläufig. Und genau das bekommt man geboten: extrem langsamen, drückenden Doom, präziser: Doom/Death. Tiefes Growling, kombiniert mit verzweifelten Schreien, die weniger wie Gesang wirken und eher wie gequälte Ausbrüche. Doch sie passen hervorragend zur Musik. Zur Mitte des Stücks zieht das Tempo leicht an, auch die Gitarren zeigen mehr Variation, was der Komposition spürbar Dynamik verleiht. Hoffnungslos, schleppend, in Zeitlupe brennend – und dennoch beeindruckend.

Der Sound ist typisch für das Genre, aber bei DECREPIT ALTAR funktioniert er sehr gut: bedrückend, massiv, mit einem Hauch Melodie und viel Atmosphäre. Auch die Rhythmussektion liefert eine solide Grundlage, und in „Beckoning of the Moss Ridden Tombs“ wird das Tempo etwas gesteigert. Kurze, energiereiche Riffserien setzen Akzente, während der Grundton weiterhin sehr langsam und tief gestimmt bleibt. Der Bass bringt dabei immer wieder feine Details ein, die dem Sound zusätzliche Bewegung geben.

Düsterer, bewusst roher Klang mit solider Produktion

DECREPIT ALTAR stammen, wie erwähnt, aus Zagreb und wurden 2024 gegründet – bemerkenswert ist, wie geschlossen ihr Klang bereits wirkt. Die Musiker verfügen jedoch über Erfahrung: Matej Kiš (Metuzalem, ex-Ka’rah) an Drums und Lead-Gitarre, der zweite Gitarrist Matej Pećar (Metuzalem, ex-Aite, ex-Circle of Pestilence, ex-Pogavranjen, ex-Throm), dazu Denis Balaban (Metuzalem, Svirep, ex-Narednik Lobanja i Vod Smrti, ex-Pogavranjen, ex-Usud) ebenfalls an der Gitarre und Vitan Bukvić (Ka’rah) an Bass und Gesang.

Die Produktion ist gut; ein leicht „matschiger“ Klang ist hier gewollt und unterstützt die düstere Stimmung. Gitarren und Vocals stehen im Vordergrund, doch auch der Bass bleibt präsent, und die Drums setzen gezielte Akzente. Die Mischung ist ausgewogen und transportiert die doomlastige Schwere des Materials sehr überzeugend.

Fields of Flayed Skin“ folgt diesem Muster: langsam, kriechend, mit massiven Gitarrenakzenten, die das Klangbild ausfüllen. Die Drums laufen teils in einem anderen Puls als der Gesamtfluss und erzeugen durch kurze, punktierte Eingriffe eine komplexere Struktur. Der Song ist insgesamt vielschichtiger, mit verschiedenen Ebenen, die ineinandergreifen. Und wie zu Beginn endet das Werk mit einer langen Phase der Stille.

Kurzes, düsteres Doom/Death-Werk mit starkem Fundament

Ein gutes Doom/Death-Werk. Trotz seiner Kürze schafft „Egregious Defilement“ eine dichte, finstere und unheimliche Atmosphäre. Verzweifelte Stimmung, schleppendes Tempo, wenige, aber wirkungsvolle Kontraste – und ein insgesamt stark heruntergestimmter, schwerer Klang, der trotz geringer Geschwindigkeit wuchtig bleibt.

Der Stil ist typisch für das Genre, mit deutlicher Dominanz des Doom-Anteils; die Death-Metal-Elemente beschränken sich größtenteils auf den vokalen Ausdruck. DECREPIT ALTAR erfinden mit diesem Debüt nichts neu, aber sie stellen sich überzeugend vor. Der Fokus auf traditionelle Formeln ohne Experimente kann ein guter Ausgangspunkt sein – und ein vielversprechender. Eine Band, die im Genre sicher noch auf sich aufmerksam machen wird.

Fazit: Ein stimmungsstarkes, schweres Debüt von DECREPIT ALTAR – „Egregious Defilement“ zeigt eine junge Band, die im Doom/Death sofort souverän wirkt.

Tracklist

01. The Festering Depths
02. Beckoning of the Moss Ridden Tombs
03. Fields of Flayed Skin

Besetzung

Matej Kiš – Drums, Guitars (lead)
Matej Pećar – Guitars
Denis Balaban – Guitars
Vitan Bukvić – Vocals, Bass

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DECREPIT ALTAR – Egregious Defilement CD Review

BLOOD COURT – The Burial

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Blood Court The Burial album cover
Blood Court The Burial album cover

Band: BLOOD COURT 🇩🇪
Titel: The Burial
Label: Independent
VÖ: 15/11/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

3,5/5

Mit »The Burial« liefert das Death-Metal-Duo BLOOD COURT einen gewohnt brachialen Rundumschlag ab. Hinter dem Projekt stehen Stefan Muñoz, der sämtliche Instrumente einspielt, und Michael Vössing am Mikrofon. Die Band nimmt kein Blatt vor den Mund: Grind, Brutalität und dunkle Themen dominieren jeden Ton. Das Album wirkt wie eine Einladung in eine Welt, in der Gewalt, Verfall und morbide Fantasien musikalisch ausgelebt werden.

Präzise und aggressiv

Von der ersten Sekunde an ist klar, wohin die Reise geht. »Mutilate«, der eröffnende Track, schlägt mit gnadenlosen Riffs und treibendem Schlagzeug auf den Hörer ein. Muñoz beweist hier erneut, dass er sein Instrumentarium perfekt beherrscht. Die Gitarrenarbeit ist dicht, präzise und aggressiv, ohne sich in technischen Firlefanz zu verlieren. Vössings Growls sitzen tief im Hals, guttural und markerschütternd, und setzen die lyrische Gewalt eindrucksvoll um.

Der Titeltrack »The Burial« ist der perfekte Mittelweg zwischen klassischem Death-Metal und schnellen Brutal-Death. Die Struktur ist eingängig genug, um desgleichen Nicht-Insider bei der Stange zu halten, gleichzeitig bleibt die Härte unangetastet. Besonders auffällig ist die rhythmische Variation, die das Stück trotz der hohen Geschwindigkeit nie eintönig wirken lässt.

Mit »The Entrance« und »Blood Mill« steigert sich das Duo weiter. Erstes besticht durch eine düstere, fast atmosphärische Einleitung, bevor die Geschwindigkeit explodiert. »Blood Mill« legt den Fokus mehr auf groovige Breaks, die im Kontext des Albums wie kurze Atempausen wirken, ohne die Intensität zu mindern. Muñoz’ Fähigkeit, verschiedene Stilmittel miteinander zu verbinden, zeigt sich hier besonders deutlich.

Roh und kompromisslos

»Father Cannibal« ist eine Hommage an die härteren Facetten des Genres. Das Stück ist roh, kompromisslos und zeigt erneut, wie effektiv Muñoz’ Instrumentalarbeit mit Vössings Stimme harmoniert. »Dismemberment Command« setzt die Linie fort: Blastbeats treffen auf wuchtige Riffs, während der Song ein Gefühl von gnadenloser Geschwindigkeit vermittelt, das nur durch kurze melodische Einsprengsel aufgelockert wird.

Die zweite Albumhälfte beginnt mit »Angel’s Bloodshed«, einem Song, der den klassischen Death-Metal-Sound aufgreift, dabei im Kontrast hierzu durch dramatische Tempowechsel überrascht. »The Impaler« punktet mit einer dichten, düsteren Atmosphäre, die durch das präzise Zusammenspiel von Gitarre, Bass und Schlagzeug entsteht. Man spürt deutlich, dass Muñoz jede Nuance der Produktion kontrolliert hat – jedes Detail sitzt.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen die beiden Cover-Tracks. »I Cum Blood«, eine Hommage an CANNIBAL CORPSE, wird mit der nötigen rohen Gewalt vorgetragen und fühlt sich weder wie ein bloßes Abkupfern noch wie eine sanfte Interpretation an. »The Crippler«, ursprünglich von SODOM, wird durch Sabina Clasens Gastauftritt noch einmal interessant ergänzt. Ihre Stimme kontrastiert spannend mit Vössings Growls und bringt einen zusätzlichen Reiz in die bereits intensive Klangwelt.

Die Produktion ist solide. Die Instrumente sind klar voneinander getrennt, jeder Schlagzeug-Beat knallt, die Gitarren beißen sich durch den Mix. Die Growls von Vössing könnten für einige Hörer am Anfang gewöhnungsbedürftig sein, passen gleichwohl perfekt zum rohen, ungeschliffenen Charakter des Albums. Klanglich bewegt sich »The Burial« zwischen klassischem Death-Metal und brutaler Grind-Härte, ohne sich in einem der beiden Lager zu verlieren.

Trotz aller Intensität gibt es kleine Punkte, die das Album nicht perfekt machen. Einige Songs ähneln sich im Aufbau stärker, als es für ein wirklich abwechslungsreiches Album wünschenswert wäre. Die Geschwindigkeit ist zwar beeindruckend, hingegen könnte gelegentlich etwas mehr Dynamik den Hörer noch stärker fesseln. Dennoch gelingt BLOOD COURT eine stimmige Mischung aus Brutalität, Atmosphäre und technischer Versiertheit.

Definitiv fester Platz im Pantheon des Death-Metal

Mit einer Gesamtbewertung von 3,5 von 5 Punkten zeigt sich, dass »The Burial« kein Meilenstein des Genres ist, aber definitiv einen festen Platz im Pantheon des Death-Metal verdient. Es ist ein Album für Fans der extremen Metal-Spielarten, die rohe Gewalt und Präzision gleichermaßen schätzen. Muñoz’ Instrumentalspiel und Vössings starker, unverwechselbarer Gesang machen das Duo zu einer hörenswerten Kombination. Besonders Liebhaber von CANNIBAL CORPSE und klassischem SODOM werden hier ihre Freude haben, selbst wenn das Album nicht unbedingt neue Maßstäbe setzt.

Insgesamt bietet »The Burial« genau das, was der Name BLOOD COURT verspricht: gnadenlosen Death-Metal, brutal, technisch versiert und kompromisslos. Es ist ein Album, das seine Zielgruppe klar anspricht, ohne sich um Mainstream-Kompatibilität zu kümmern. Wer auf intensive, düstere Klänge steht und sich vom Genre packen lassen will, findet hier ein starkes, wenn auch nicht perfektes Werk, das man immer wieder in die Anlage legen kann.

Fazit: Mit »The Burial« liefern BLOOD COURT ein kraftvolles, wenngleich nicht wegweisendes Album ab.

Tracklist

01. Mutilate
02. The Burial
03. The Entrance
04. Blood Mill
05. Father Cannibal
06. Dismemberment Command
07. Angel’s Bloodshed
08. The Impaler
09. I Cum Blood (Cannibal Corpse cover)
10. The Crippler (Sodom cover) feat. Sabina Clasen (HOLY MOSES)

 

Besetzung

Stefan Muñoz – All Instruments
Michael Vössing – Vocals

 

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BLOOD COURT – The Burial CD Review

ELECTRIC BOYS – Shady Side Of Town

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ELECTRIC BOYS Shady Side Of Town album cover
ELECTRIC BOYS Shady Side Of Town album cover

Band: ELECTRIC BOYS 🇸🇪
Titel: Shady Side Of Town
Label: Mighty Music
VÖ: 21/11/25
Genre: Classic Rock

Bewertung:

3,5/5

ELECTRIC BOYS melden sich nach Jahren der relativen Stille mit »Shady Side Of Town« zurück. Das neue Werk der schwedischen Classic-Rock-Band vermittelt sofort, dass sie ihre vertraute Mischung aus Funk, Hard-Rock und bluesigen Untertönen nicht verloren hat. Gleichzeitig zeigt es kleine Brüche, Momente, in denen die Band experimentierfreudig die eigenen Grenzen auslotet.

Die Band, bestehend aus Conny Bloom am Gesang und an der Gitarre, Andy Christell am Bass und mit Backgroundgesang, „Slim“ Martin an der Gitarre und im Backgroundgesang. Letzterer übernimmt den Leadgesang auf »Keep It Dark«. Jolle Atlagic am Schlagzeug, präsentiert hier ein kompakt gehaltenes Album. Die Wahl der Songs wirkt bewusst straff, als wolle die Band ein konzentriertes Statement abgeben, ohne sich in langen Soli oder unnötigen Zwischenparts zu verlieren.

Zwischen melodischer Eingängigkeit und rauer Energie

»Head Honcho« eröffnet das Album kraftvoll. Conny Blooms markante Stimme trägt die Energie des Songs, unterstützt von einem druckvollen Schlagzeugspiel und funkigen Basslinien. Bereits der Einstieg vermittelt das Gefühl, dass ELECTRIC BOYS genau wissen, was sie tun: Gitarrenriffs, die zwischen melodischer Eingängigkeit und rauer Energie pendeln, treffen auf tight arrangierte Rhythmussektionen. Besonders der Bass von Christell verleiht dem Stück eine Tiefe, die über das bloße Fundament hinausgeht.

»Grand Explosivos« zeigt eine andere Facette der Band. Hier dominieren groove-orientierte Passagen, in denen die Gitarren verspielt zwischen Blues und Funk changieren. Der Track wirkt lebendig, fast leichtfüßig, ohne die rockige Basis zu verlieren. Man spürt, dass die Band Spaß an der Musik hat, ohne in Selbstbeweihräucherung zu verfallen. Die Produktion ist sauber, lässt jedem Instrument Raum, gleichzeitig entsteht eine dichte Klanglandschaft. Die Spannung zwischen Virtuosität und Eingängigkeit macht den Reiz des Songs aus.

Mit »Looking For Vajayay« verschiebt sich der Ton in einen leicht provokanten, humorvollen Bereich. Der Song lebt von seinem rhythmischen Drive und Blooms unverwechselbarer Stimme, die spielerisch durch den Track führt. Die Gitarrenarbeit bleibt markant, setzt Akzente, ohne sich in ausufernden Soli zu verlieren. Es ist ein Stück, das sofort hängenbleibt, gerade weil die Band klare Strukturen bevorzugt und trotzdem Raum für kleine spontane Momente lässt. Solche Passagen zeigen, dass ELECTRIC BOYS das klassische Rockrezept kennen, überdies nicht starr danach spielen.

Den Abschluss bildet »Keep It Dark«, auf dem „Slim“ Martin den Leadgesang übernimmt. Das bringt einen frischen Klang ins Album und sorgt für eine willkommene Abwechslung. Der Song ist leicht düsterer, kantiger als die vorherigen Stücke, und zeigt die Band von einer introspektiveren Seite. Die Kombination aus Martins rauer Stimme und den typischen ELECTRIC-BOYS-Riffs schafft eine melancholische, aber freilich kraftvolle Atmosphäre. In der Gesamtabfolge wirkt dieser Track wie ein ruhiger Gegenpol zu den energiegeladenen Songs zuvor und sorgt für ein ausgewogenes Ende.

Soundtechnisch bewegt sich »Shady Side Of Town« im klassischen Rock-Spektrum, ohne altbacken zu wirken. Die Gitarren sind präsent, ohne die anderen Instrumente zu überdecken. Bass und Schlagzeug harmonieren eng, die Vocals stehen klar im Vordergrund, was der Wirkung der Songs zugutekommt. Manchmal könnten die Stücke etwas ausgefeiltere Übergänge oder zusätzliche Variationen vertragen, im Gegensatz hierzu, die direkte, unverblümte Herangehensweise hat ihren Reiz.

Kein Meilenstein demgegenüber ein ordentliches Werk

Bewertungstechnisch verdient das Album solide 3,5 von 5 Punkten. Es ist kein Meilenstein im Classic-Rock, dagegen ein ordentliches Werk, das Fans der Band zufriedenstellen wird. Die Stärken liegen klar in der tight arrangierten Instrumentierung und der versierten Gesangsleistung, Schwächen finden sich in der Kürze der Tracklist und gelegentlich vorhersehbaren Songstrukturen. Wer auf handwerklich sauberen Rock steht, wird dennoch unterhalten.

»Shady Side Of Town« zeigt ELECTRIC BOYS als Band, die ihre Identität nicht verleugnet, gleichwohl kleine Experimente zulässt. Es ist ein Album, das den Kern ihrer Musik vermittelt, ohne unnötig kompliziert zu werden, und gleichzeitig beweist, dass sie immer noch in der Lage sind, ihre Hörer zu fesseln. Ob im Auto, auf der heimischen Anlage oder live – die Songs entfalten ihre Wirkung in allen Kontexten, die sich klassischem Rock verpflichtet fühlen.

Energie der Band unverfälscht spürbar

Die Produktion verzichtet auf übertriebene Effekte und setzt auf Direktheit. Das sorgt dafür, dass die Energie der Band unverfälscht spürbar bleibt. Es ist ein Album, das man nicht überhören kann, desgleichen, wenn es vielleicht nicht für die Ewigkeit geschaffen wurde. ELECTRIC BOYS liefern solide Kost ab, die Spaß macht, handwerklich überzeugt und die eigene Tradition respektiert. »Shady Side Of Town« ist ein Stück Classic-Rock, das auf Augenhöhe mit der eigenen Vergangenheit steht und Fans wie Neueinsteiger gleichermaßen anspricht.

Fazit: ELECTRIC BOYS beweisen mit »Shady Side Of Town«, dass sie selbst nach mehreren Jahrzehnten weiterhin kreativ und musikalisch relevant sind.

Tracklist

01. Head Honcho
02. Grand Explosivos
03. Looking For Vajayay
04. Keep It Dark

 

Besetzung

Conny Bloom – guitar, lead vocals
Andy Christell – bass, backing vocals
„Slim“ Martin – guitar, backing vocals (lead vocals on „Keep It Dark“)
Jolle Atlagic – drums

 

Internet

ELECTRIC BOYS – Shady Side Of Town CD Review

NORILSK – Gigantes Mortui

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Norilsk - Gigantes Mortu - album cover
Norilsk - Gigantes Mortu - album cover

Band: NORILSK 🇨🇦
Titel: Gigantes Mortui
Label: Hypnotic Dirge Records
VÖ: 07/11/25
Genre: Death Doom Metal

Bewertung:

4,5/5

In der heutigen Landschaft des Death-Doom-Metal sind es oft die stillen, langsamen Momente, die den größten Eindruck hinterlassen. NORILSK, eine kanadische Formation, beweist mit ihrem dritten Album »Gigantes Mortui«, dass sie genau diesen Nerv treffen. Das Quartett, bestehend aus Nic Miquelon am Gesang und Bass, Nick Richer am Schlagzeug und Background-Gesang, Tom Hansen an der Gitarre und Matt MacIvor ebenfalls an der Gitarre, liefert ein Werk ab, das sowohl melancholisch als auch monumentale Wucht besitzt.

Wälzende Gitarren und schwere Atmosphäre

Schon der Opener »Beyond the Horizon« setzt den Ton. Die Gitarren wälzen sich in dichten, schleppenden Riffs, die das Gefühl vermitteln, als würde man durch eine endlose, nebelverhangene Landschaft wandern. Miquelons Bass trägt nicht nur die rhythmische Basis, sondern fügt der ohnehin schon schweren Atmosphäre eine zusätzliche, beinahe greifbare Schwere hinzu. Richers Schlagzeugspiel ist zurückhaltend, im Gegensatz hierzu präzise, jeder Schlag fühlt sich notwendig an, nichts ist überflüssig. Die Kombination aus doomiger Langsamkeit und gelegentlichen, fast progressiven Akzenten sorgt dafür, dass die Musik trotz der Schwere auf keinen Fall stagnierend wirkt.

Mit »Potsdam Glo« taucht NORILSK noch tiefer in die Welt der introspektiven Finsternis ein. Das Stück zeigt, wie geschickt die Band Tempo und Dynamik steuern kann: lange, schwerfällige Passagen wechseln sich mit abrupten Crescendi ab, die den Hörer aus der Lethargie reißen. Die Gitarrenarbeit von Hansen und MacIvor beeindruckt durch ihre Tiefe, jeder Akkord scheint sorgfältig platziert, um maximale emotionale Wirkung zu erzielen. Die Stimme Miquelons bleibt rau und eindringlich, aber keinesfalls monoton. Sie trägt die melancholische Botschaft des Albums, ohne ins Klischeehafte abzudriften.

Poetische Traurigkeit

»Ghosts of Loss« ist vielleicht der Höhepunkt des Albums, ein Stück, das die Essenz von NORILSK perfekt einfängt. Hier trifft die Schwere des Death-Doom auf eine geradezu poetische Traurigkeit. Das Stück lebt von der Kombination aus minimalistischer Instrumentierung und atmosphärischen Einschüben, die den Hörer tief in die Musik hineinziehen. Man spürt die Kälte, die Isolation und gleichzeitig eine seltsame Schönheit in der Dunkelheit. Es ist Musik, die man nicht uneingeschränkt hört, sondern erlebt.

Mit »Le puits de l’oubli« zeigen NORILSK, dass sie außerdem französische Titel mühelos in ihre düstere Klangwelt integrieren können. Das Stück ist ein langsamer, annähernd hymnischer Marsch durch Schatten und Erinnerungen. Die Gitarren verweben sich zu einem dichten Teppich aus Klangfarben, der von Richers Schlagzeug subtil in Bewegung gehalten wird. Miquelons Gesang wirkt wie ein Gespenst, das durch die Melodien schwebt und eine angenähert greifbare Traurigkeit transportiert. Man merkt, dass hier jedes Detail bewusst gesetzt wurde, jedes Crescendo sorgfältig geplant ist.

Dynamische Struktur

»Le puits de l’oubli« und »La liberté aux ailes brisées« vertiefen diesen Eindruck. Besonders das zweite Stück glänzt durch seine dynamische Struktur: Momente der Stille wechseln sich mit gewaltigen, sich auftürmenden Riffs ab. Man spürt die Erfahrung der Musiker, die selbst in extremen Geschwindigkeiten eine klare Dramaturgie behalten. Der französische Titel wirkt nicht zufällig gewählt – die Texte verstärken das Gefühl von Isolation und existenzieller Schwere.

Das abschließende »No Sacred Ground« rundet das Album würdig ab. Es bündelt die bisherigen Elemente: epische Gitarren, drückendes Schlagzeug, tiefe Vocals und eine Atmosphäre, die sowohl bedrückend sowie kathartisch wirkt. Gerade das letzte Stück zeigt, dass NORILSK kein reines Kopfnicken-Metal-Album abliefert, sondern Werke schafft, die man emotional erfassen muss.

Produktionstechnisch ist »Gigantes Mortui« ebenfalls bemerkenswert. Die Instrumente sind klar differenziert, ohne dass die rohe Energie verloren geht. Man hört jede Nuance der Gitarrenarbeit, jede Nuance im Schlagzeugspiel, und doch wirkt das Gesamtbild nie steril. Die Mischung aus Klarheit und Schwere ist perfekt austariert, sodass das Album trotz seines langsamen Tempos niemals langweilig wird.

Mit »Gigantes Mortui« haben NORILSK ein Werk geschaffen, das sowohl Fans des klassischen Death-Doom als desgleichen Hörer, die sich für atmosphärisch dichte Musik interessieren, anspricht. Es ist ein Album, das Geduld belohnt, das sich nicht anbiedert und dessen Tiefe erst nach wiederholtem Hören vollständig greifbar wird. Die Band zeigt ein beeindruckendes Gespür für Dramaturgie und Klangfarbe, ohne auf Effekthascherei zurückzugreifen.

Death-Doom-Metal der berührt

Insgesamt verdient »Gigantes Mortui« eine Bewertung von 4,5 von 5. NORILSK gelingt es, mit jedem Track eine eigene Geschichte zu erzählen, dabei im Kontrast hierzu das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Das Album bleibt lange nach dem letzten Ton im Gedächtnis haften und beweist, dass Death-Doom-Metal weit mehr sein kann als bloß schwere Riffs und düstere Stimmen. Es kann Kunst sein, die emotional berührt, die melancholisch und erhaben zugleich ist. NORILSK haben damit ein Statement gesetzt: Monumental, ernsthaft und zutiefst bewegend.

Fazit: »Gigantes Mortui« von NORILSK ist eine Platte, die im Death-Doom-Bereich ihresgleichen sucht, ohne sich in Glorifizierungen zu verlieren.

Tracklist

01. Beyond the Horizon
02. Potsdam Glo
03. Ghosts of Loss
04. Le puits de l’oubli
05. La liberté aux ailes brisées
06. No Sacred Ground

 

Besetzung

Nic Miquelon – Vocals and bass
Nick Richer – Drums and backing vocals
Tom Hansen – Guitars
Matt MacIvor – Guitars

 

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NORILSK – Gigantes Mortui CD Review

STERBHAUS – Next Akin to Chaos

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cover artwork STERBHAUS Next Akin to Chaos
cover artwork STERBHAUS Next Akin to Chaos

Band: STERBHAUS 🇸🇪
Titel: Next Akin to Chaos
Label: Killhead
VÖ: 21/11/25
Genre: Thrash/Death Metal

Bewertung:

3,5/5

Die Stockholmer Veteranen STERBHAUS spielen nach eigener Kategorisierung „Metal Deluxe“ – „zu beschreiben als Death, Thrash, Heavy, Black und Progressive Metal, der weder Retro noch Modern ist„. Vielleicht zu eklektisch? Sicherlich macht eine solche Kombination von Stilen neugierig auf das neueste Album der Band.

Chaotischer Start mit zu vielen Tempowechseln

Ein sehr guter Rhythmus, verzweifelte Vocals und solide Riffs eröffnen das Album. „Deth Bü Wolfe“ kommt mit wechselnden Tempos und einer sich kontinuierlich verändernden melodischen Linie. Ein Song, dessen dominanter Sound Thrash Metal ist, aber mit rauen geschrienen Vocals und einigen Einflüssen aus anderen Genres. Gerufene Refrains, lange und komplizierte Solos, galoppierende Riffs – doch auf der Suche nach einem komplexeren Sound bringt die Komposition all diese Tempowechsel mit sich, und der Song endet zu chaotisch.

Wrecking The World“ ist langsamer und hat Gang-Shouts, die sich mit dem Hauptgesang abwechseln, welcher fast schon gesprochen wirkt. Der Song ist weniger melodisch, aber mit einer klaren Portion Aggression versehen. Einige gute Momente – sie können sehr eindringlich sein, aber auch sehr sanft. Auch „The Evildoer Of Pixelville“ bleibt dynamisch, mit simplen Riffs und einer eindringlicheren Leadgitarre, die durch Tremolo-Picking einen Hauch Black Metal einbringt. Die Riffs sind gut, ebenso das Tempo – schnell und mit kohärenterer melodischer Linie. Eine ambiente und instrumentale, sehr lange Passage, die die Leadgitarre ins Rampenlicht rücken soll, unterbricht den guten Start etwas. Beginnt als guter Headbanger, sehr überzeugend am Anfang, die atmosphärischen Momente wirken etwas verwässert – dennoch ein guter Song, ein Höhepunkt.

2007 als Quintett gestartet und seither mehrfach neu formiert, endeten STERBHAUS als Trio: Marcus Hammarström (ex-Elvira Madigan, ex-Shining, Veile) an Bass und Vocals, Jimmy Ahovalli an den Gitarren und Erik Röjås (ex-Ondskapt, ex-Decadence) am Schlagzeug. Mit „Next Akin to Chaos“ kehren Sterbhaus nach einer Phase zurück, in der die Band in den letzten Jahren offiziell aufgelöst war.

Der atmosphärische Sound setzt sich in „Whippersnapper“ fort – minimalistische Instrumentierung, die sich zu einem energetischeren Kernsound entwickelt. Mit vielen Einflüssen lassen sich Technical Death Metal oder Post-Metal/Rock leicht ausmachen. Groove, ein interessanter Rhythmus, ein Song zwischen beeindruckenden Gitarrenakkorden und dann Solos sowie sehr komplexen Vocals – insgesamt ein anderer Song als die übrigen auf dem Album, aber mit interessantem Sound. Das Album wechselt die Genres auch weiterhin in „Nowhere In The Bible Does Jesus Have A Sword Fight“ – langsam, melodisch, größtenteils instrumental, ohne viel musikalische Substanz außer einigen entfernten Akkorden und einem Crescendo im Tempo. Insgesamt fühlt sich das eher wie ein Interlude an.

Solide Produktion nach fünf Jahren Wartezeit

Die Produktion ist recht normal, nichts übermäßig Auffallendes oder mit fehlenden Elementen. Nicht roh, aber auch kein sehr dynamisches Mixing. Solide Rhythmussektion, melodische Leadgitarre und ziemlich effektive Vocals. „Next Akin to Chaos“ wurde nach fünf Jahren Wartezeit in der Produktionsphase veröffentlicht.

Immer noch Groove/Thrash Metal kommt „Master Of The Hunt“ mit einer Instrumentierung, die komplex sein wollte, deren Ergebnis aber nicht sehr dynamisch ist. Die Riffs sind repetitiv, und cinematische Teile helfen der Story, aber nicht der Musik, die sehr zusammenhanglos daherkommt. „The Man Who Was A Rat, Who Was A Snake“ eröffnet etwas kraftvoller mit guten Uptempo-Riffs, die endlich nach zu vielen atmosphärischen Momenten zurückkehren. Ausgespuckte Vocals, guttural, insgesamt ein aggressiverer Sound und eine viel kohärentere Komposition. Ein guter Song mit einem Sinn für Dramatik, der gut mit der Musik verbunden ist.

Ein weiteres seltsames Intermezzo ist „Bad Workers Are Slaves… And Dead„, und dann direkt in „The Autopsy Of Intergalactic John Doe„. Dynamisch, direkt und effektiv – Thrash Metal, wie er sein sollte. Einer der besten Songs auf dem Album mit konstantem, bestrafendem Rhythmus, furiosen Instrumenten und gebellten Vocals. Der finale Song „Abhorrence“ hält die wiedererlangte Energie aufrecht. Mit entschiedenen Vocals – kein wahnsinnig schneller Song, aber ein guter mit noch besseren Groove-Parts, die gut in den Song passen. Ein sehr langer Song, ein konzeptioneller, mit verschiedenen Stimmungen und komplexer Komposition. Fast Progressive Metal in der Struktur, auch in der Melodie – die Hauptakkorde kehren in unterschiedlichen Variationen und Ansätzen zurück. Ein klarer Höhepunkt.

Stilmix mit starkem Finale

Tatsächlich sind sie ein Mix aus Stilen und Einflüssen – die einzige Konstante sind gute Riffs und sehr passende Vocals für die Musik, die sie spielen. Lange Songs, die durch zu viele cinematische oder atmosphärische Passagen wie in Stücke zerbrochen wirken. Ein schwacher Start ins Album und ein noch experimentellerer Mittelteil, aber sie schaffen es, sich auf den finalen Tracks zu erholen, die ein sehr gutes Beispiel für Thrash Metal sind. Aus ihrer Beschreibung heraus sind es neben Thrash Metal vor allem Progressive- und Groove-Metal-Einflüsse, die der Musik von STERBHAUS auf ihrem neuen Album Form geben.

Insgesamt eine bessere Arbeit als die vorherigen Alben, aber keine weite Abkehr vom typischen Sound der Band. Auch die experimentelleren Passagen sind nichts Neues – man findet sie durch alle älteren Alben hindurch. Eine solide Ergänzung ihrer Diskografie.

Fazit: STERBHAUS‘ neues Album „Next Akin to Chaos“ ist ein komplexes Werk, fließend zwischen Genres gespielt, aber mit sehr guten musikalischen Momenten.

Tracklist

01. Deth Bü Wolfe
02. Wrecking The World
03. The Evildoer Of Pixelville
04. Whippersnapper
05. Nowhere In The Bible Does Jesus Have A Sword Fight
06. Master Of The Hunt
07. The Man Who Was A Rat, Who Was A Snake
08. Bad Workers Are Slaves… And Dead
09. The Autopsy Of Intergalactic John Doe
10. Abhorrence

Besetzung

Marcus Hammarström – Vocals, Bass
Jimmy Ahovalli – Guitars
Erik Röjås – Drums

Internet

STERBHAUS – Next Akin to Chaos CD Review

Skull & Crossbones – Time

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Skull & Crossbones - Time - Artwork
Skull & Crossbones - Time - Artwork

Band: Skull & Crossbones 🇩🇪
Titel: Time
Label: Massacre Records
VÖ: 14/11/25
Genre: Heavy/Power Metal

Bewertung: 4/5

82%

Anders als der Name und der Rausschmeißer auf »Time« es vermuten lassen, handelt es sich bei SKULL & CROSSBONES nicht um eine weitere Running Wild – Kniefallkapelle, sondern ursprünglich um einen ein Stormwitch – Ableger.
Dies sieht man nicht nur an der Liste der Gründungsmitglieder, dem Erstling »Sungazer« hört man es, trotz einer härteren Gangart im Vergleich zur ehemaligen Band, auch an.

Mit »Time« emanzipiert man sich weiter ein wenig vom Ursprung.

So sind die Einflüsse zwar weiterhin überwiegend im Teutonenstahl der alten Schule zu finden, jedoch fügt man dermaßen geschickt andere Zutaten hinzu, dass man der Band nun einen sehr hohen Wiedererkennungswert attestieren muss.
Auch wenn gegen Ende mit der Running Wild-Huldigung »The Oceans Call« und dem sehr melancholischen »Nocturnal Dreams« die Luft etwas raus ist, fesseln SKULL & CROSSBONES mit diesem Album durch die Bank.

Dafür sorgen nicht nur das lose Konzept „Zeit“, welches sich in jeder Komposition wiederfindet. Auch das Songwriting wirkt hier wirklich runder als auf dem gutklassigen Debüt und die Band kommt als verschworene Einheit rüber, innerhalb derer jeder seine Stärken zu nutzen weiß.
Besonders die Leistung eines Bernd Heining, die dafür sorgt, dass man bei jedem Durchlauf immer noch etwas Neues entdeckt sowie ein Tobi Hübner, der hier in überragender Form (irgendwo zwischen einem Sammet und einem Dickinson) Songs wie »Eye Of Wisdom« und »Nocturnal Dreams« trägt und unter anderem »Echoes Of Eternity« und »The Illusionist« in noch höhere Sphären trägt, verdienen gehört zu werden.

SKULL & CROSSBONES lassen keine Langeweile aufkommen.

Denn hier wird Abwechslungsreichtum von der ersten bis zur letzten Sekunde geboten.
»Echoes Of Eternity« hat im Grundriff viel Grave Digger, ist aber eine sehr eingängige Melodic Speed Metal – Dampflock, bei der einem natürlich alte Helloween in den Sinn kommen.
Im Gegenzug sind »Labyrinth Of Time«, »The Price« und das anfangs etwas platte, jedoch sich im zweiten Drittel steigernde »Thunderstorm« großartige Banger,
teilweise mit Judas Priest – Verweisen und durchweg überragender Melodieführung, die man in der Qualität nicht jeden Tag zu hören bekommt.

Natürlich hört man auch weiterhin den Einfluss von der vormaligen Band heraus. Beispielsweise lockern sowohl »The Illusionist«, welches teilweise sogar bis in heilige Queensryche – Gefilde vorzudringen vermag als auch mit »Passing Hours« der beste „Stormwitch-Song“ seit Dekaden das Album nicht nur auf, hier kann man sich als ehemaliger Fan sogar eine Freudenträne nicht verkneifen.
Wer Heavy Metal deutscher Prägung liebt, hat hier eines der Toppalben 2025.
Neben den aktuellen Rundlingen von Helloween, Primal Fear und Reinforcer gehört auch »Time« in diese Liga gehoben.

Tracklist

01 Echoes Of Eternity
02 Labyrinth Of Time
03 Time Thief
04 The Illusionist
05 The Price
06 Thunderstorm
07 Passing Hours
08 Eye Of Wisdom
09 Nocturnal Dreams
10 The Ocean’s Call

Besetzung

Tobi Hübner – Gesang
Volker Schmietow – Gitarren
Tobi Kipp – Gitarren
Jürgen Wannenwetsch – Bassgitarre
Bernd Heining – Schlagzeug

Internet

SKULL & CROSSBONES – Time CD Review

StarForce – Beyond The Eternal Night

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StarForce – Beyond The Eternal Night - Artwork
StarForce – Beyond The Eternal Night - Artwork

Band: StarForce 🇲🇽
Titel: Beyond The Eternal Night
Label: Jawbreaker Records
VÖ: 14/11/25
Genre: Speed Metal/Heavy Metal

Bewertung: 4,5/5

85%

Das bereits im Juli digital und im August für den lateinamerikanischen Raum via Evil Nöise Records physisch verfügbar gemachte Debüt »Beyond The Eternal Night« der mexikanischen Band STARFORCE schwappt nun, auf der aktuellen Speed Metal – Welle, dank Jawbreaker Records auch auf den europäischen Kontinent.
Und das ist gut so, denn für die EP »The Universe Is Mine« hatte man seinerzeit mehr für die Lieferkosten als die Materialkosten hingelegt.

»Beyond The Eternal Night« ist durch und durch ein Werk mit hohem Anspruch.

Dies beginnt mit dem Bandkonzept, welches man eher im Epic oder Progressive Metal – Sektor verorten würde und der Band eine Ausnahmestellung gibt.
Zusätzlich wird das durch eine sehr klare und saubere Produktion (bei der man jedes Instrument heraushört) sowie den Songs an sich unterstrichen. Insofern wird die Band ihren Ansprüchen gerecht.
Frontfrau Mely hat eine solch starke Aura, dass sie mit großem Können locker alles in Grund und Boden singen kann und nicht brüllen muss, die Gitarren werden dermaßen präzise und einfallsreich gespielt, dass man als Hörer hier keine Sekunde weghören möchte und die Rhythmusfraktion ist ein Uhrwerk.

Alleine der Rahmen des Albums ist ein Gedicht:

Ein Intro das, aufgrund des Bandkonzeptes, Sinn macht sowie mit der Ballade »Piel Helada« und dem Instrumental »Sonata En Bm« eine Verschnaufspause in der Mitte und mit »Lejos De Ti« ein gemütlicher, klassischer NWOBH – Abschluss zeugen von einem Plan. In besagtem Rahmen gibt es zudem allerhand tolle Sachen zu entdecken.

»Andrómeda« ist zwischen Speed Metal und NWOBH, mit »Rock And Roll Slave« ballert man trocken einen sehr schnellen und großartig gespielten Mitgrölsong raus und dass das
Heavy/Speed – Epos »The Prophecy« beinahe sieben Minuten geht, bekommt man nur mit, wenn man auf die Titelliste schaut.
Auch klassischer Heavy Metal findet statt. Neben »Lejos De Ti« sind mit »Space Warrior« und »Stay Heavy« zwei weitere „reine“ Metalsongs als Kontrast zu Abrissbirnen wie »R.T.K. (Sadistic Impulses)« oder »Rock And Roll Slave« vertreten.
Die Einflüsse reichen dabei von Iron Maiden über Warlock, alten Running Wild und Savage Grace bis hin zu  Exciter.

»Beyond The Eternal Night« sticht aus der Masse hervor.

STARFORCE halten in den dreiundfünfzig Minuten des Albums nicht nur genreuntypisch die Spannung hoch, hier herrscht Suchtgefahr.
Hier gibt es großartig produzierten Speed/Heavy Metal mit überragenden Gitarrenläufen und Solos, einer voranpreschenden Taktarmee und einer überragenden Frontfrau.
Wer neben den oben benannten Bands auch Lady Beast oder Sölicitör abfeiert, sollte hier unbedingt reinhören.

Tracklist

01. Up To The Collapse In The Far Future
02. Andrómeda
03. Rock And Roll Slave
04. The Prophecy
05. Space Warrior
06. Piel Helada
07. R.T.K. (Sadistic Impulses)
08. Sonata En Bm (Drapped In Light)
09. Sign Of An Angel
10. Stay Heavy
11. Lejos De Ti

Besetzung

Mely “Wild” Solís – Gesang
Kevin Valencia – Gitarren, Synthesizer, Chor
Yeux Garcia – Gitarren, Chor
Angel Pineda – Bassgitarre, Chor
Rockdrigo Rodriguez – Schlagzeug, Chor

Internet

STARFORCE – Beyond The Eternal Night CD Review

VOGELFREY – Make Mittelalter Great Again

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Vogelfrey Make Mittelalter Great Again album cover
Vogelfrey Make Mittelalter Great Again album cover

Band: VOGELFREY 🇩🇪
Titel: Make Mittelalter Great Again
Label: Metalville Records
VÖ: 14/11/25
Genre: Folk-Rock, Folk Metal, Mittelalter-Metal

Bewertung: 3/5

65%

Mit »Make Mittelalter Great Again« veröffentlicht die norddeutsche Mittelalter-Rockband VOGELFREY ihr neuestes Studioalbum – und bleibt sich dabei weitgehend treu. Zwischen Geigenriffs, Celloklängen und modernem Rocksound bewegt sich das Sextett erneut in dem Spannungsfeld zwischen Tradition und Zeitgeist, das sie seit über einer Dekade prägt. Der provokante Titel des Albums deutet bereits an, dass es der Band nicht um Nostalgie, sondern um eine augenzwinkernde Neuinterpretation des Genres geht.

Mischung aus kraftvollem Folk-Rock, metallischen Einflüssen

Das aktuelle Line-up besteht aus Jannik Schmidt (Gesang), Dennis Walkusch (Gitarre), Christopher Plünnecke (Bass), Johanna Heesch (Cello), Alexander Suck (Violine) und Dominik Christiansen (Schlagzeug). Gemeinsam präsentieren sie eine Mischung aus kraftvollem Folk-Rock, metallischen Einflüssen und humorvoll-ironischen Texten, die das Mittelalter-Thema in ein modernes Klanggewand kleiden.

Schon beim eröffnenden Titeltrack »Make Mittelalter Great Again« wird deutlich, worum es VOGELFREY geht: ein energiegeladener, hymnischer Einstieg, der mit verzerrten Gitarren und treibender Geige arbeitet. Der Song verbindet klassische Rockstrukturen mit folktypischen Melodien, ohne zu sehr in Klischees zu verfallen. Die Produktion ist klar und druckvoll, wobei vor allem die Streicher deutlich im Vordergrund stehen.

Im Vergleich zu früheren Alben wirkt der Sound insgesamt moderner, dichter und etwas härter. Das Zusammenspiel von Violine und Cello mit E-Gitarre und Schlagzeug schafft eine dichte Textur, die live sicherlich gut funktionieren dürfte. Gleichzeitig bleibt Raum für akustische Passagen, die den typischen VOGELFREY-Charakter bewahren.

Satirische Überzeichnung

Inhaltlich bewegen sich die Texte erneut zwischen satirischer Überzeichnung, Alltagsbeobachtung und gesellschaftskritischen Momenten. Songs wie »Nein, Mann!« und »Alle sagen das« greifen moderne Floskeln und Verhaltensmuster auf – mit einem ironischen Unterton, der an frühere Werke der Band erinnert. Dabei gelingt es VOGELFREY, das Spagat zwischen Unterhaltung und Reflexion zu halten, ohne in moralische Belehrung abzurutschen.

Mit »Trollwut« und »Nacht über Leben« finden sich zwei Stücke, die eher in die dunklere, mystischere Richtung gehen. Hier dominiert ein düsterer Grundton, unterstützt von tiefem Cello und rhythmischer Percussion. »Trollwut« überzeugt durch seine dynamische Steigerung und den charakteristischen Wechsel zwischen aggressiven und verspielten Momenten.

Der Song »How Much Is the Fish?« dürfte dagegen als augenzwinkernde Hommage an SCOOTER verstanden werden – oder zumindest als bewusste Provokation. Ob man diesen humorvollen Bruch als gelungen empfindet, hängt vom persönlichen Geschmack ab. Musikalisch ist der Track solide umgesetzt, textlich aber eher als Gag einzustufen.

Interessant sind die Versuche, neue Einflüsse in das bekannte Klangbild zu integrieren. So wagt sich die Band in »Mittelalter Dance Metal« an eine Mischung aus elektronischen Beats und Folk-Elementen, die überraschend gut funktioniert. Der Song wirkt wie ein Experimentierfeld, auf dem VOGELFREY ihre Grenzen austestet, ohne den roten Faden zu verlieren.

»Gott Mensch« wiederum zeigt eine ernstere Seite der Band. Hier werden religiöse und moralische Themen aufgegriffen, eingebettet in ein wuchtiges Arrangement. Die Violine übernimmt eine tragende melodische Rolle, während Gesang und Percussion den dramatischen Charakter verstärken.

Im späteren Verlauf des Albums sorgen Stücke wie »Dr. met« und »Kloppt euch doch« für die typischen VOGELFREY-Momente: humorvoll, energetisch und mit eingängigen Refrains versehen. Der Abschluss »Dunkelheit« rundet das Album mit einem nachdenklicheren Ton ab – atmosphärisch dicht und mit einem gelungenen Spannungsbogen, der das Werk harmonisch ausklingen lässt.

Verbindung aus rockiger Härte, mittelalterlichen Instrumenten und ironischen Texten funktioniert weiterhin gut

Mit »Make Mittelalter Great Again« legen VOGELFREY ein solides Album vor, das ihre bisherigen Stärken bestätigt und punktuell neue Impulse setzt. Die Verbindung aus rockiger Härte, mittelalterlichen Instrumenten und ironischen Texten funktioniert weiterhin gut. Besonders die instrumentale Vielfalt und die professionelle Produktion sorgen für ein rundes Gesamtbild.

Allerdings bleibt die große Überraschung aus: Trotz einiger Experimente wirkt vieles vertraut, manche Songideen scheinen Variationen früherer Themen. Die Balance zwischen Humor und Tiefgang gelingt zwar meist, nichtsdestoweniger stellenweise fehlt es an emotionalem Risiko.

Insgesamt ist »Make Mittelalter Great Again« ein Album, das Fans der Band zufriedenstellen dürfte, ohne neue Maßstäbe zu setzen. VOGELFREY beweisen erneut, dass sie ihr Handwerk verstehen – und liefern ein Werk ab, das die Mittelalter-Rock-Szene zwar nicht revolutioniert, im Gegensatz hierzu auf hohem Niveau unterhält.

Fazit: VOGELFREY gelingt es mit »Make Mittelalter Great Again«, das Mittelalter mit einem modernen Twist neu zu interpretieren.

Tracklist

01. Make Mittelalter Great Again
02. Nein, Mann!
03. Alle sagen das
04. Trollwut
05. Nacht uber Leben
06. How much is the Fish?
07. Gott Mensch
08. Mittelalter Dance Metal
09. Dr. met
10. Kloppt euch doch
11. Dunkelheit

 

Besetzung

Jannik Schmidt – Vocals
Dennis Walkusch – Guitar
Christopher Plünnecke – Bass
Johanna Heesch – Cello
Alexander Suck – Violin
Dominik Christiansen – Drums

 

Internet

VOGELFREY – Make Mittelalter Great Again CD Review

DRAGON THRONE – Tale Of The Two Dusk

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DRAGON THRONE Tale Of The Two Dusk album cover
DRAGON THRONE Tale Of The Two Dusk album cover

Band: DRAGON THRONE 🇫🇮
Titel: Tale Of The Two Dusk
Label: Independent
VÖ: 15/11/25
Genre: Power/Symphonic Metal

Bewertung: 3/5

63%

Mit ihrem neuesten Werk »Tale Of The Two: Dusk« liefern DRAGON THRONE eine Symphonic-/Power-Metal-Oper der etwas anderen Art. Die finnische Band, bestehend aus Santtu Korhonen (Gesang, Bass, Orchestrations), Antti Liimatainen (Gitarre) und Tommi Laitinen (Schlagzeug), versucht auf ihrem zweiten Album, die epische Erzähltradition des Genres mit orchestraler Wucht zu verbinden. Das Ergebnis ist ein ambivalentes Hörerlebnis: Auf der einen Seite spürt man die Leidenschaft und die Ambitionen der Band, auf der anderen Seite wirkt das Werk stellenweise überladen und nahezu inkohärent.

Geschichte voller Feuer, Ehre und Konflikt

Der Opener »炎« setzt gleich ein kraftvolles Statement. Mit treibenden Drums, komplexen Gitarrenläufen und Santtu Korhonens kraftvollem Gesang wird der Hörer direkt in eine mythologische Welt katapultiert. Das Stück zeigt die Fähigkeit der Band, dramatische Spannungsbögen aufzubauen, und lässt erahnen, dass orchestrale Elemente hier mehr sind als bloße Dekoration. Das Intro zieht die Zuhörer in eine Geschichte voller Feuer, Ehre und Konflikt – Themen, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album ziehen.

»Dream of A World«, der zweite Track, entwickelt die zuvor angedeutete Atmosphäre weiter. Hier zeigt sich die Stärke des Power-Metal-Anteils von DRAGON THRONE: schnelle Riffs, melodische Soli und hymnische Refrains, die direkt ins Ohr gehen. Santtu Korhonens Stimme wirkt hier besonders präsent und vermittelt sowohl die Dramatik der Story als desgleichen eine gewisse emotionale Tiefe. Dennoch bleibt der Song in manchen Passagen nahezu vorhersehbar; das Genre-Klischee der heroischen Metal-Hymne schimmert deutlich durch.

Der Titelsong »Tale of The Two« ist das Herzstück des Albums und strebt nach epischer Größe. Mit über acht Minuten Spielzeit entfaltet das Stück orchestrale Elemente, die den symphonischen Metalcharakter unterstreichen. Hier zeigt sich daneben die orchestrale Kompetenz von Korhonen: Die orchestrierten Parts verschmelzen teilweise harmonisch mit den Metal-Elementen, zuweilen jedoch wirken sie überfrachtet. Die Songstruktur ist ambitioniert, hingegen manchmal unübersichtlich – ein typisches Problem von Konzeptalben im Symphonic-Metal-Bereich. Trotz kleiner Schwächen bleibt der Song ein beeindruckendes Monument an musikalischem Ehrgeiz.

Rhythmus und Melodie im hymnischen Metal-Brett

»Revelation« markiert einen Wendepunkt im Album. Rhythmus und Melodie verschmelzen zu einem treibenden, beinahe hymnischen Metal-Brett. Besonders die Gitarrenarbeit von Antti Liimatainen sticht hervor: Technisch anspruchsvoll, aber nie bloßes Selbstzweck-Element, trägt sie maßgeblich zur Spannung des Songs bei. Tommi Laitinens Schlagzeugspiel verleiht dem Stück zusätzliche Dynamik und sorgt dafür, dass auch die härteren Passagen präzise und kraftvoll wirken.

Mit »Absolution« schlägt das Album eine ruhigere, fast kontemplative Richtung ein. Die orchestralen Elemente werden hier stärker in den Vordergrund gerückt, während die Gitarren und Drums zurücktreten. Die Kombination aus melancholischer Melodie und kraftvollem Gesang erzeugt eine emotionale Intensität, die dem Album eine willkommene Abwechslung verleiht. Dennoch kann das Stück nicht gänzlich von der Tendenz des Albums ablenken, zu viele Ideen gleichzeitig präsentieren zu wollen.

»Honorbound« kehrt zurück zu kraftvollem, hymnischem Power-Metal. Hier zeigt die Band ihre Fähigkeit, eingängige Refrains mit epischem Sound zu verbinden. Das Stück wirkt insgesamt runder und zugänglicher als die längeren, orchestralen Tracks. Besonders die Gitarrenarbeit überzeugt durch präzise Soli und harmonische Progressionen, die sich elegant in das orchestrale Fundament einfügen.

Den Abschluss bildet »Dragon Throne«, der noch einmal alle Stärken und Schwächen des Albums bündelt. Auf der einen Seite bietet der Song mit monumentaler Orchestrierung, energiegeladenen Riffs und heroischem Gesang alles, was Symphonic Metal ausmacht. Auf der anderen Seite wirkt er hier und da überladen, und die vielen wechselnden Passagen erschweren den Hörfluss. Trotzdem hinterlässt der Track einen bleibenden Eindruck und rundet das Album inhaltlich ab.

Schwächen liegen vor allem in der Überfrachtung einiger Songs

Insgesamt hinterlässt »Tale Of The Two: Dusk« einen zwiespältigen Eindruck. DRAGON THRONE zeigen unbestreitbar Talent, Ambitionen und die Fähigkeit, komplexe Kompositionen zu schaffen. Die Stärken liegen in der Verbindung von orchestralen Arrangements und kraftvollem Metal, in den hymnischen Refrains und der starken Gesangsleistung von Santtu Korhonen. Die Schwächen liegen vor allem in der Überfrachtung einiger Songs, der teilweise inkonsistenten Songstruktur und dem gelegentlichen Klischeebehaftet-Sein.

Für Fans des Symphonic- und Power-Metal bietet das Album dennoch einige Höhepunkte und Momente echter Erhabenheit. Wer komplexe, epische Klangwelten schätzt, wird hier viele interessante Passagen finden, muss im Gegensatz hierzu bereit sein, kleinere Schwächen in Kauf zu nehmen. Mit einer Bewertung von 3 von 5 Punkten spiegelt sich diese ambivalente Wahrnehmung deutlich wider: solide Ansätze, hörbare Leidenschaft, überdies noch Luft nach oben für die Band, ihre Vision stringenter umzusetzen.

»Tale Of The Two: Dusk« ist ein ambitioniertes Werk, das sowohl begeistern, sowie frustrieren kann. DRAGON THRONE setzen auf epische Erzählung und orchestrale Wucht, erreichen dabei demgegenüber nicht immer die nötige Klarheit und Präzision. Ein hörenswerter Versuch, der zeigt, dass die Band das Potenzial hat, die Symphonic-Metal-Szene weiter zu prägen, wenn sie die Balance zwischen Opulenz und Struktur künftig besser meistert.

Fazit: »Tale Of The Two: Dusk« von DRAGON THRONE ist ein Album, das seine Stärken in den atmosphärischen, orchestralen Elementen und der kraftvollen Gesangsperformance ausspielt.

Tracklist

01. 炎
02. Dream of A World
03. Tale of The Two
04. Revelation
05. Absolution
06. Honorbound
07. Dragon Throne

 

Besetzung

Santtu Korhonen – Vocals, Bass, Orchestrations
Antti Liimatainen – Guitars
Tommi Laitinen – Drums

 

Internet

DRAGON THRONE – Tale Of The Two Dusk CD Review