EXODUS
Was kann man über eine Band wie EXODUS noch sagen? Titanen? Veteranen? Beides – und noch vieles mehr. Die Pioniere des Bay-Area-Thrash, die das Genre in den 1980ern gemeinsam mit Slayer und Metallica geprägt haben – eine legendäre amerikanische Thrash-Metal-Band.

Und dieser Status war vom ersten Riff an spürbar. Ein intensives, wuchtiges Riff eröffnete das Set – was für eine Energie. Und der Opener war kein Geringerer als „Bonded by Blood“, der Titelsong ihres Debüt- und Meisterwerks. Kaum zu glauben, dass dieses Album bereits 40 Jahre alt ist – live klingt es frisch und absolut zeitgemäß. Der massive Sound, den die Band auffährt, hinterlässt einen enormen Eindruck beim Publikum – egal, ob man sie schon einmal gesehen hat oder nicht. Sie sind in dieser Hinsicht einzigartig: dicht, laut, kompakt – genau so, wie Thrash klingen soll.
Ihre simplen, aber extrem effektiven Riffs sind ihr Markenzeichen. Einfach nur purer, kompromissloser Metal. Und diese Geschwindigkeit, diese unnachgiebige Dynamik halten sie über das gesamte Set hinweg durch. EXODUS sind eine dieser Bands, die trotz der Härte völlig entspannt und mit sichtbarer Freude spielen – man sieht ihnen an, wie sehr sie lieben, was sie tun.
Es braucht keine lange Rückschau auf ihre Geschichte – die ist ohnehin bekannt. Trotzdem ein kurzer Überblick: Gegründet 1979, mit wechselnden Besetzungen und musikalischen Ideen, fand die Band ab 1982 zu ihrer heutigen Identität, als Gary Holt (Gitarre) einstieg. Zuvor war er bereits als Roadie und Freund von Gitarrist Kirk Hammett Teil der Crew. Mit seinem Einstieg begann die eigenständige Songwriting-Phase. Tom Hunting (Drums) war bereits Teil der Band – und blieb es mit wenigen Ausnahmen über die Jahrzehnte hinweg. Mit dem unvergessenen Paul Baloff († 2002) am Mikrofon, einer bis heute ikonischen Stimme des Thrash, erschien 1985 ihr Debüt „Bonded by Blood“. Der Rest ist Geschichte.
Gary Holts Solos sind hochgradig technisch – und er ist ein echter Showman. Ständig in Bewegung, dann wieder wie versteinert riffend, um im nächsten Moment in ekstatisches Headbanging auszubrechen. Natürlich ruhten alle Augen auf ihm – er ist das Herz der Band, ein weltweit gefeierter Musiker. Seine Zeit bei Slayer trägt zusätzlich zu seinem Status bei. Seine Riffs sind unverkennbar, sein Stil einzigartig – und er ist der kreative Kopf der Band.
Das Publikum feierte diesen Sound, den Rhythmus, die Songs – Ovationen, minutenlange Chöre mit dem Bandnamen. Eine aufgeheizte Atmosphäre, im übertragenen wie im wörtlichen Sinn – aber wie sollte man bei dieser Darbietung stillstehen können?
„And Then There Were None“, ebenfalls vom Debüt, löste eine weitere Welle von Begeisterung aus – die ganze Halle sang mit. Die Stimme dazu: Rob Dukes, der zurückgekehrte Sänger der Band. Rob ist seit Anfang des Jahres wieder dabei, nach zehn Jahren Abwesenheit. Damit ist die sogenannte „goldene Besetzung“ wieder vereint – eine Aussage, die sicher Diskussionen auslöst, denn auch sein Vorgänger Steve „Zetro“ Souza hat dem Band-Sound deutlich seinen Stempel aufgedrückt. Beide verfolgen einen ähnlichen gesanglichen Ansatz, doch Robs Stimme ist etwas rauer, leicht gutturaler – und (meiner Meinung nach) passt das noch besser zum aktuellen Sound der Band. Und als Frontmann ist er eine Naturgewalt: springend, gestikulierend, mit dem Publikum interagierend – seine Präsenz war beeindruckend, und stimmlich war er auf dem Höhepunkt.
Im Thrash gibt es nur wenige Bands, die live ein vergleichbares Niveau erreichen. Über ihre Alben lässt sich streiten (ja, ein paar schwächere Werke gibt es), doch live bleibt kein Zweifel: energiegeladen, technisch makellos, mit schnellen Riffs, gnadenlosen Drums und wie immer mit einem überragenden Sound – laut, klar und perfekt ausbalanciert. Auch Gitarrist Lee Altus überzeugt mit technischer Präzision. Seine Solos, im Wechsel mit Garys, sind detailreich und sauber gespielt – doch die magischsten Momente entstehen, wenn beide gleichzeitig solieren.
„Deathamphetamine“ sorgte für einen weiteren Höhepunkt. Der Song vom 2005er Album Shovel Headed Kill Machine zündet live besonders stark – die Menge tobte, sang mit, bangte. Was für eine Stimmung!
Auch die Rhythmussektion verdiente sich Applaus: Tom Hunting am Schlagzeug – unermüdlich, druckvoll, technisch brillant. Am Bass: Jack Gibson, hochkonzentriert, mit komplexen, schnellen Bassläufen – absolute Profis auf höchstem Niveau.
Leider begannen mit „Blacklist“ technische Probleme, die sich verschärften. Doch die Band behielt einen kühlen Kopf, spielte weiter, und das Publikum stand hinter ihnen. Nach drei unterbrochenen Songs folgte eine Pause – doch auch die wurde genutzt: mit Witz, Lockerheit und Interaktion. Nach ein paar Minuten lief wieder alles glatt, und Lee erklärte lachend: „We’re so heavy, we blew up the PA!“
Dann ging es in die Zielgerade: „A Lesson in Violence“ vom Debütalbum, dann „War Is My Shepherd“ vom gefeierten Tempo of the Damned – erneut Chaos und Wahnsinn im Publikum. Heftiges Headbanging, kollektives Mitsingen. Bei „The Toxic Waltz“ war der ganze Saal im Circle Pit – ein seltener Anblick. Und wie immer endete das Set mit dem ultra-schnellen „Strike of the Beast“. Rob, dafür berüchtigt, ließ eine Wall of Death starten – und das Publikum machte begeistert mit. Was für eine Energie, was für ein Set, was für eine Show.
Ein Konzert, das zeigt, was ein Status wie der von EXODUS bedeutet. Alles auf höchstem Niveau – ein Highlight für jeden Fan von Thrash-Metal und von Metal generell. Ein unvergesslicher Abend.