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ESCHATON – Techtalitarian

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cover artwork ESCHATON Techtalitarian
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Band: ESCHATON 🇺🇸
Titel: Techtalitarian
Label: Transcending Obscurity Records
VÖ: 30/05/25
Genre: Technical Death Metal/Deathcore

Bewertung:

3,5/5

Eine Mischung aus Technical Death Metal und Deathcore – so lässt sich die Musik von ESCHATON wohl am ehesten einordnen. Das dritte Album der technisch versierten Band aus den USA trägt den verschachtelten Titel Techtalitarian und ist bereit, dem Publikum präsentiert zu werden.

Ein Album voller technischer Finesse – mit tiefen Growls, höllischen Screams, gnadenlosen Drums und vielschichtigen Gitarren.

Gleich zu Beginn wird die technische Versiertheit offengelegt: Ein Solo eröffnet den Opener „Inferior Superior“ – komplex, messerscharf, mit tiefen Growls und höllischen Schreien. Die Drums prügeln gnadenlos, und die vielschichtigen Gitarrenspuren zeigen eindrucksvoll die Klasse der Musiker. Ein früher Höhepunkt.

Auch „Devour The Contrarian“ beginnt mit einem komplexen Solo. Die Riffs ergänzen das ohnehin schon dichte Klangbild. Der Song ist aggressiv, fordernd, kontrastreich – erzeugt durch das Zusammenspiel verschiedener Instrumente auf hohem Niveau. Der Bass, wie in diesem Genre zu erwarten, ist klar, kraftvoll und spielt eine zentrale Rolle.

ESCHATON wurde 2006 von Gitarrist Josh Berry und Drummer Darren Cesca gegründet (Cytolysis, Goratory, Pillory, Serpent of Gnosis, ex-In Asymmetry, ex-Arsis, ex-Deeds of Flesh, u.v.m.). Nach zwei Full-Length-Alben stellte man die Band neu auf – mit frischen Ideen und drei neuen Mitgliedern: Mac Smith (Vocals – Abyssalis, Apogean, ex-Alterbeast), Scott Bradley (Bass – Inanimate Existence, ex-Desecrion) und der Meister der Solos: Christian Münzner (u.a. Eternity’s End, Retromorphosis, ex-Obscura, ex-Spawn of Possession, ex-Necrophagist). Ein Line-up voller Erfahrung, Talent – und Technik auf höchstem Niveau.

Die Produktion hebt die Feinheiten der komplexen Kompositionen klar hervor.

Blood Of The People“ beginnt mit einem Crescendo, gefolgt von einem enorm komplexen Solo. Tempo- und Stilwechsel durchziehen den Song. Die unterschiedlichen Gesangstechniken beeindrucken ebenso wie der ausdrucksstarke Aufbau – gerade für ein so technisches Genre. Kompositorisch vielschichtig, gespickt mit Hooks, grotesken Vocals und überraschend klaren Momenten. Ein eindeutiges Highlight.

Hellfire’s Woe“ startet mit einem Orgel-Intro. Was folgt, ist erneut komplex, infernalisch, aggressiv – und endet überraschend in einem fast klassisch anmutenden Chorgesang, der die Vocals begleitet. „The Bellicose Duality“ hingegen wirkt dunkler, tief gestimmt, mit sägenden Riffs und dissonantem, fast kakophonem Aufbau. Eine klangliche Richtungsänderung – aber dennoch spannend.

Die Produktion ist stark – und das muss sie auch sein. Ein Album dieser Komplexität braucht einen klaren, durchdachten Sound, um all die feinen Strukturen und Schichten hörbar zu machen. Genau das gelingt hier: Alles sitzt, alles ist am richtigen Platz. Die Vocals wirken leicht bevorzugt, was aber völlig in Ordnung ist – angesichts der düsteren Growls und infernalischen Screams, die der Sänger in den Raum wirft und damit das Gesamtbild wesentlich prägt.

Das Album bleibt auf seinem eingeschlagenen Weg: hochtechnisch, brutal und präzise – „Econocracy“ und „Antimatter“ führen den Stil konsequent fort. Besonders letzterer: ein Solo jagt das nächste, endlos erscheinend – aber technisch brillant und musikalisch befriedigend. Es ist eine Freude, Christian Münzner in Aktion zu hören. In allen seinen Projekten überzeugt er – und dieses Album ist da keine Ausnahme.

Fokus auf komplexe Kompositionen und einem unablässigen Sound-Ansturm

Der Titeltrack „Techtalitarian“ ist eine verschachtelte, experimentelle Komposition – rhythmisch, ein Stück langsamer, aber umso markanter. Die Gitarren „sprechen“ miteinander, unterstützt von einer dynamischen Rhythmussektion. Abrupte Akkorde, wildes Riffing – ein ausdrucksstarker, wuchtiger Track.

In „The Sufferer’s Dichotomy“ rückt der Bass in den Mittelpunkt – ein Solo setzt das Highlight. Auch dieser Song ist technisch anspruchsvoll und gleichzeitig der melodischste auf dem Album. Das Finale „Castle Strnad“ bringt noch einmal eine melodischere Note mit, die das Gesamtbild des Albums abrundet: kraftvolle Vocals, harte Tempiwechsel, starke Struktur – ein verdienter Abschluss, ein echtes Highlight.

Was besonders beeindruckt, ist die Gitarrenarbeit: Christian Münzner liefert ein Solo nach dem anderen ab, stets technisch versiert, stets musikalisch stimmig. Aber auch die Vocals, mit ihren variantenreichen Techniken, tragen viel zur düsteren, bedrohlichen Atmosphäre bei. ESCHATON ist eine Band, die Technik lebt – und dieses Album ist dafür ein eindeutiger Beleg.

Was man erwarten kann: ein permanenter Sound-Ansturm. Die Gitarrensolos ragen heraus, aber jeder im Ensemble spielt auf höchstem Niveau. Die Vocals verdunkeln das Gesamtbild zusätzlich – und obwohl die Kompositionen oft hermetisch wirken, bleibt genau dieser brutale, unnachgiebige Druck im Gedächtnis.

Fazit: Technisch brillant, solistisch überragend – aber kalt und hermetisch,„Techtalitarian“ beeindruckt, ohne zu packen. Nur für Technikliebhaber.

Tracklist

01. Inferior Superior
02. Devour The Contrarian
03. Blood Of The People
04. Hellfire’s Woe
05. The Bellicose Duality
06. Econocracy
07. Antimatter
08. Techtalitarian
09. The Sufferer’s Dichotomy
10. Castle Strnad

Besetzung

Josh Berry – guitars
Darren Cesca – drums
Mac Smith – vocals
Scott Bradley – bass
Christian Münzner – guitars

Internet

ESCHATON – Techtalitarian CD Review

VADER – Humanihility

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cover artwork VADER Humanihility
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Band: VADER 🇵🇱
Titel: Humanihility (EP)
Label: Nuclear Blast Records
VÖ: 30/05/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

4,5/5

VADER – was für eine Band. Was sie für die Metalszene bedeuten? Meister des Death Metal, Legenden und ein unverrückbarer Teil der extremen Metal-Geschichte. Und eine Band, die nie auf alten Erfolgen ausruht, sondern sich stetig weiterentwickelt, auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, neuen Maßstäben im Genre. Seit über fünf Jahren hat man auf neues Material gewartet – so lange wie noch nie zwischen zwei Veröffentlichungen in ihrer Karriere. Jetzt ist es da: kein Album, „nur“ eine EP – aber eine hochwillkommene.

„Humanihility“ setzt die eindrucksvolle Diskografie der Band würdig fort

Genocide Designed“ eröffnet das Werk mit einem gnadenlosen Rhythmus. Typisch und unverkennbar VADER. Ein sehr starker Song: höllisches Riffing, das Schlagzeug irrwitzig schnell und präzise, dazu ein technisch brillantes Gitarrensolo. In bester VADER-Tradition – kompromisslos, direkt. Auch textlich aggressiv, während Peters Stimme frisch wirkt und sich perfekt in die Dynamik einfügt. Ein glasklares Highlight.

VADER haben in ihrer langen Karriere nie ein schlechtes Release abgeliefert. Und besonders ihre EPs genießen einen exzellenten Ruf. Die 2005 erschienene „The Art of War“ gilt vielen als eine der besten und wichtigsten Death-Metal-EPs überhaupt. Auch „Thy Messenger“ ist ein kompaktes, aber extrem starkes Werk. „Humanihility“ – inzwischen die zehnte EP der Band – reiht sich da nahtlos ein.

Gegründet 1983 im polnischen Olsztyn, bewegten sich VADER zunächst im Spektrum des extremen Metals, wurden aber schnell zu einer reinen Death-Metal-Band. Gründungsmitglied ist Piotr „Peter“ Wiwczarek, der bis heute das Gesicht der Band ist. Seit 2022 besteht das Line-up aus Peter (Leadgitarre, Gesang), Marek „Spider“ Pająk (Rhythmusgitarre), Maurycy „Mauser“ Stefanowicz (Rhythmusgitarre), Tomasz „Hal“ Halicki (Bass) und Michał Andrzejczyk (Schlagzeug).

Aggressive Songs mit beeindruckender Produktion

Rampage“ startet abrupt und aggressiv – direkt, schneidend, typisch VADER. Der Gesang wird herausgeschleudert, ins Gesicht gebrüllt. Die Riffs: massiv, schnell, bedrohlich. Ein komplexes Solo mit zwei Gitarren zeigt technische Finesse – kurz, aber eindrucksvoll. Und definitiv ein weiterer Höhepunkt.

Die Produktion ist überragend – wie man es von den polnischen Meistern erwarten darf. Der Sound ist klar, perfekt ausbalanciert. Die Vocals sind bedrohlich und kraftvoll, die Gitarren sitzen präzise im Mix, das Rhythmusfundament arbeitet auf Top-Niveau – alles getragen von einer professionellen Produktion. Kein Wunder: Produziert wurde das Ganze von Scott Atkins in den Grindstone Studios.

Der dritte und letzte Track ist „Unbending“. Die Vocals sind etwas tiefer und gutturaler als gewohnt, klingen aber dennoch intensiv. Das Tempo ist verhaltener, aber dafür umso wuchtiger. Die Gitarren – kraftvoll gespielt – sorgen für Tiefe und Atmosphäre. Kein Wunder, dass der Song zur Hymne des diesjährigen polnischen Festivals erklärt wurde: hohes Headbanging-Potenzial und ein weiteres Highlight.

Die EP zeigt VADERs unverwechselbaren Sound aus Death und Thrash Metal

Humanihility“ ist im Grunde ein Vorbote für das lang erwartete neue Album. In diesem Sinne ergibt das Format auch Sinn: keine Revolution, aber ein klares Lebenszeichen – und was für eins. Eine kleine, aber feine Veröffentlichung.

VADER gehören zu den wenigen Bands mit einem wirklich einzigartigen Sound, der sich nicht kopieren lässt. Ihre geschickte Mischung aus Death und Thrash Metal verleiht ihrer Musik ein infernalisches Tempo und eine ganz eigene Dynamik. Genau das bildet den Kern dieser EP – ein frischer Wind, der gleichzeitig vertraut klingt.

Fazit: Mit Humanihility beweisen VADER, dass sie lebendig sind – und in Bestform. Kurz, kraftvoll, voll Leben und Energie.

Tracklist

01. Genocide Designed
02. Rampage
03. Unbending (Mystic Festival Anthem 2025)

Besetzung

Peter – vocals, guitar
Mauser – guitar
Spider – guitar
Hal – bass
Michael – drums

Internet

VADER – Humanihility CD Review

FURNACE – Eternally Enthroned

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cover artwork FURNACE Eternally Enthroned
cover artwork FURNACE Eternally Enthroned

Band: FURNACE 🇸🇪
Titel: Eternally Enthroned
Label: Obelisk Polaris Productions
VÖ: 30/05/25
Genre: Melodic Death Metal

Bewertung:

2,5/5

Die erfahrene schwedische Melodic-Death-Metal-Band FURNACE präsentiert ihr sechstes Album – wie gewohnt als Konzeptwerk. Sechs Alben in fünf Jahren: Das ist beachtlich. Nur wenige Bands arbeiten in einem derart hohen Takt.

Ein Melodic-Death-Metal-Konzeptalbum inspiriert von Horror-Fantasy.

Mit „Tyrant’s Reign“ legt das Album rhythmisch und melodisch zugleich los. Die Growls sind direkt, fast angeschrien, der Refrain gruppenhaft skandiert, das Schlagzeug treibt unerbittlich voran. Ein kraftvoller Einstieg.

Furnace wurde 2019 als Kollaboration zwischen Rogga Johansson (Paganizer, Demiurg, The Grotesquery) und Peter Svensson (Assassin’s Blade, Void Moon) gegründet. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Horror-Fantasy-Konzeptalben prägt seither den Sound der Band. Musikalisch orientiert sich Furnace stark am melodischen Death Metal der Marke Edge of Sanity, mit Anleihen an weitere Klassiker des Genres.

Bei „Crow Warriors“ übernimmt ein zweiter, melodramatischer Gesangspart. Der Song ist gitarrengetrieben, Riffs, Drums und Melodieführung sind einfach, aber effektiv. Ein geradliniger Track mit ein paar eingängigen Momenten.

Die Produktion ist solide, weder überladen noch steril. Kein Schnickschnack, keine Extreme – alles wirkt geerdet. Der konzeptionelle Überbau bleibt wie immer zentral: Nach einem gescheiterten Attentat sucht Thornblade die Göttin des Todes auf, um den Tyrannenkönig zu retten. Er erlangt Godsbane, eine Klinge, die dem König Unsterblichkeit verleiht – gebunden an seinen Thron.

Gutes Rhythmusgefühl, sägende Riffs

A Good Tree for Hanging“ überzeugt mit einem gut gehaltenen Rhythmus und sägenden Gitarrenriffs. Kleine Ungleichgewichte in der Gitarrenarbeit wirken fast wie ein bewusst gesetzter Effekt. Der Gesang bleibt gleichförmig, es fehlt an Dramatik – trotzdem gehört der Song zu den Highlights.

Es folgen Titel wie „Thornblade“ oder „Island of the Decaying Angel“, die dem bekannten Schema folgen. Musikalisch passiert wenig Neues, das Interessante liegt vielmehr im Fortgang der lyrischen Handlung. Die Backing Vocals wirken oft gequält und wenig ausgereift, hier und da blitzt etwas Melancholie auf. „Godsbane“ bringt eine epische Viking-Metal-Note ins Spiel – ein passendes Stilmittel für das textliche Setting.

Die Besetzung: Legenden unter sich Rogga JohanssonGitarrist, Sänger, Vielarbeiter. Der Mann ist eine Institution, beteiligt an unzähligen Bands und Projekten. Seine Liste an aktuellen und früheren Bands würde locker den Platz dieser gesamten Review füllen. Sein musikalischer Output ist kaum zu überschauen. Peter Svensson, Bassist und für die Backing Vocals zuständig, bringt ebenfalls reichlich Erfahrung mit. Am Schlagzeug: Lars Demoké.

Typische Songstrukturen, klassische Komposition

Beyond the Valley“ startet mitreißend. Gute Rhythmusarbeit, schnelles Riffing, der Gesang variiert und zeigt mehr Ansätze als zuvor. Die Riffs geben dem Stück Charakter – ein weiteres Highlight.

Mit „To Fathom the Depths of Night“ und „A Blessing and A Curse“ wird die Geschichte weitergesponnen. Musikalisch bleibt man im gewohnten Midtempo, mit vereinzelten epischen Momenten. Ein gutes Solo, einfache aber solide Riffs. Der Titeltrack „Eternally Enthroned“ rundet das Album mit etwas mehr Tempo und Melodie ab. Wie es sich für eine Fantasy-Erzählung gehört, endet die Geschichte auf einem hohen Ton. Der Held siegt.

Die Melodik bleibt im Hintergrund – dezent, nicht kitschig. Hier und da ist ein episches Leitmotiv spürbar, das jedoch nie zu sehr dominiert. Die Struktur bleibt bei allen Songs weitgehend gleich: wenige Tempowechsel, kaum dynamische Kontraste.

Rhythmus ist vorhanden, ebenso konstante Riffs – doch der Gesang wirkt wenig ausdrucksstark. Die Gitarrenarbeit ist einfach und repetitiv, aber nicht schlecht. Vielleicht fordert die Vielzahl an Projekten Roggas ihren Tribut: Wie viele Ideen kann ein Mensch noch haben?

Am Ende bleibt ein durchschnittliches Album, kompositorisch unspektakulär, aber handwerklich solide. Die meisten Stücke tragen eine epische Viking-Note. Die zweiten Stimmen – eher Klage als Kontrast – bleiben blass.

Fazit: „Eternally Enthroned“ von FURNACE ist ein typisches Melodic-Death-Metal-Album, das musikalisch wenig wagt und sich stark auf sein lyrisches Konzept verlässt.

Tracklist

01. Tyrant’s Reign
02. Crow Warriors
03. A Good Tree for Hanging
04. Thornblade
05. Island of the Decaying Angel
06. Godsbane
07. Beyond the Valley
08. To Fathom the Depths of Night
09. A Blessing and A Curse
10. Eternally Enthroned

Besetzung

Rogga Johansson – guitars, lead vocals
Peter Svensson – bass, backing vocals
Lars Demoké – drums, percussion

Guest vocals (spoken word) by Dave Ingram (Benediction, ex-Bolt Thrower).
Guest vocals (backing vocals) by Magnus Hultman (Cult of the Fox)

Internet

FURNACE – Eternally Enthroned CD Review

NEEDLESS – Premonition

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cover artwork NEEDLESS Premonition
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Band: NEEDLESS 🇭🇺
Titel: Premonition
Label: Inertial Music
VÖ: 30/05/25
Genre: Progressive Death Metal

Bewertung:

3/5

Die ungarische Band NEEDLESS kündigt mit Premonition ihre bislang künstlerischste Phase an. Das dritte Album des Quintetts soll den Anspruch auf musikalische Raffinesse im extremen Metal untermauern – und tut dies zumindest über weite Strecken auch eindrucksvoll.

NEEDLESS erschaffen komplexe Musik zwischen Progressive Death Metal und moderner Härte

Der Opener „Derelict“ beginnt mit einem ausgedehnten, hochkomplexen Gitarrensolo – ein erstes Ausrufezeichen gleich zu Beginn. Bald setzen die anderen Instrumente ein und fügen sich zu einem vielschichtigen Klangbild. Die Vocals variieren stilistisch stark und beeindrucken mit einem breiten Spektrum. Melodisch, dynamisch und kraftvoll – ein grandioser Einstieg und zugleich ein echtes Highlight.

Auch „Metatrons In Sunken Arks“ hält das progressive Niveau. Die Nummer ist energiegeladen, mit soliden Riffs und intensiven Gitarrensolos. Die polyrhythmische Instrumentierung verleiht dem Song zusätzliche Tiefe, während Growls und Screams die Aggression schärfen. Eine weitere starke Nummer.

Seit 2004 ist das Progressive Death Metal-Quintett NEEDLESS eine feste Größe der ungarischen Underground-Szene. Mit der Zeit hat sich ihr Einfluss auch international erweitert – ihre Musik lebt von Vielschichtigkeit, Genre-Verschmelzungen und tiefgründigen Themen.

Twilight Cradle“ beginnt mit einem kurzen, folkloristisch anmutenden Choral, bevor tiefe Growls und dichte Rhythmusarbeit übernehmen. Ein hymnischer Refrain, untermalt von Keyboard-Elementen und flüsternden Passagen, bringt Dynamik. Der Wechsel von Aggression und Melancholie macht den Song zu einem der spannendsten des Albums.

Professionelle Produktion mit Fokus auf Gitarren und komplexe Arrangements

Die Produktion ist klar, differenziert und auf professionellem Niveau. Gitarren dominieren – was gut zur melodischen Ausrichtung der Band passt. Auch der Gesang ist sehr präsent und offenbart die ganze Vielfalt des Sängers. Bass und Drums sind eher zurückhaltend gemischt, fügen sich aber gut in den Gesamtsound ein.

Constellations“ startet ruhig mit Clean Vocals, bevor die gewohnte Härte zurückkehrt. Ein komplex komponierter Song, mit Anleihen aus Deathcore oder Modern Metal. Die stilistische Breite ist beeindruckend – aber auch ein kleiner Bruch im Spannungsbogen des Albums.

Mit „As Our Citadels Burn“ geht es wieder näher an den Anfangsstil heran: massive Growls, flüsternde Passagen, melancholisches Solo. Die Komposition bleibt episch und atmosphärisch, mit dezenter Progressivität. Kein Überflieger, aber ein solider Song mit starken Momenten.

Das Line-Up: Ádám Forczek (Vocals), Kristóf Katona und Tamás Bárány (Gitarren), László Bánfalvi (Bass), sowie seit 2020 Botond Kasper (Drums) – eine eingespielte und vielseitige Truppe.

Zunehmend experimentell und stilistisch uneinheitlich

Dark Epiphany“ beginnt atmosphärisch, fast gothic-mäßig, mit Cleans und viel Pathos. Auch ein Saxofon findet seinen Weg ins Arrangement – eine interessante Idee, die aber in der Gesamtwirkung des Songs eher chaotisch bleibt.

The Outer Reach“ ist langsamer, melancholischer und ebenfalls deutlich von Gothic Metal beeinflusst. Gegen Ende wird er kraftvoller – insgesamt ein überzeugender Song und ein Spät-Highlight. Das finale „Worlds Forgotten, Dreams Undone“ eröffnet folkig und sehr getragen. Trotz schöner Passagen wirkt es stilistisch etwas fremd auf dem Album.

Die Gitarrensolos sind durchweg exzellent und einer der klaren Pluspunkte von Premonition. Auch der Gesang – markant und technisch beeindruckend – überzeugt trotz seiner Eigenwilligkeit. Kompositorisch zeigt die Band großes Können, doch das stilistische Ausufern in der zweiten Albumhälfte schwächt die Kohärenz.

Der Beginn des Albums verspricht viel – progressive, melodische Härte mit Anspruch. Doch spätestens ab der Mitte verliert sich die Band in experimentellen Ausflügen und Genre-Fusionen, die nicht immer aufgehen. Dennoch: Die Platte ist voller starker Ideen, die jedoch nicht immer in ein stimmiges Gesamtbild münden.

Fazit: Progressive Death Metal trifft modernen Sound: Viel Melodie, starke Gitarren, aber etwas zu viele Experimente für ein rundes Gesamtbild.

Tracklist

01. Derelict
02. Metatrons In Sunken Arks
03. Twilight Cradle
04. Constellations
05. As Our Citadels Burn
06. Dark Epiphany
07. The Outer Reach
08. Worlds Forgotten, Dreams Undone

Besetzung

Ádám Forczek – Vocals 
Kristóf Katona – Guitars 
Tamás Bárány – Guitars 
László Bánfalvi – Bass 
Botond Kasper – Drums

Internet

NEEDLESS – Premonition CD Review

ELLENDE – Interview

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Ellende 2024
Photo Credit: Julian Jauk

Interview: L.G. Fotos: Anne C. Swallow.; Julian Jauk Foto Quelle: ellende.at

Seit über einem Jahrzehnt steht ELLENDE für eine zutiefst emotionale, atmosphärisch dichte Mischung aus Black Metal, Post Black und klassischer Instrumentierung – kompromisslos eigenständig, jenseits aller Genre-Schablonen. Mastermind L.G. hat mit uns über Songwriting, emotionale Extreme, persönliche Erfahrungen und die Schattenseiten des Musikerdaseins gesprochen. Ein Gespräch über Musik als Ausdruck existenzieller Zustände.

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Photo Credit: Anne C. Swallow.

 

Deine Musik wirkt wie eine intensive Mischung aus Kontrollverlust und Feinarbeit. Wie entsteht ein Song bei Ellende, was ist meist der erste Impuls?

L.G.: Das ist immer unterschiedlich. Ich wechsle oft die Instrumente, nehme vieles auf, und wenn ich etwas Interessantes finde, bau ich daran weiter. Für mich ist es wichtig, regelmäßig und ohne Erwartungshaltung Musik zu machen. Früher oder später entsteht immer etwas, das ich teilen will.

Du bist bei Ellende für alles zuständig: Komponist, Texter, Produzent.
Wie gelingt es dir, dabei objektiv zu bleiben? Ist das eher Befreiung oder Belastung?

Ich hoffe, ich versteh richtig, was du mit „objektiv“ meinst. Es gibt verschiedene Seiten im Musikbusiness, wie in jedem Job. Komponieren und Texten gehört für mich zusammen und ist eine sehr persönliche, emotionale Auseinandersetzung. Alles andere wie Vertrieb, Steuern usw. versuche ich so weit wie möglich abzugeben. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich gecheckt hab, dass ich langsam in die Rolle eines Buchhalters und Vertrieblers gerutscht bin. Und weg von der eines Musikers.

Die Dynamik zwischen instrumentalen Passagen und Gesang scheint bewusst gesetzt. Was entsteht zuerst, Musik oder Text?

Das ist auch unterschiedlich. Ich hab oft Textfragmente oder Themen, die mich länger beschäftigen, und die ich dann einflechte oder ausbaue. Grundsätzlich entsteht aber zuerst die Musik.

Wie definierst du den Moment, an dem ein Song oder ein Album für dich fertig ist? Gibt es da einen klaren Punkt oder eher ein Gefühl?

Ich verlass mich da eher auf mein Bauchgefühl. Und schau auf die Gesamtspielzeit. 45 bis 55 Minuten sind für mich perfekt. Der Musikkonsum und die Aufmerksamkeitsspanne von Hörern haben sich verändert. Früher hab ich auch kürzere Werke als EP veröffentlicht. Macht heute aber wenig Sinn, weil das medial nicht mehr genug Aufmerksamkeit bekommt. Leider.

Wenn man über Ellende liest, begegnet man zahlreichen Genres: Post-Black Metal, Depressive Black, Ambient, Atmospheric. Wie siehst du selbst deine Musik? Fühlst du dich einer Szene oder einem Genre zugehörig?

Ich mach mir über solche Dinge wenig Gedanken. Ich versteh schon, dass man sich bei dem Überangebot irgendwie positionieren will. Aber es schränkt einen auch ein. Mir persönlich ist so eine Einordnung nicht wichtig. Ich werd hoffentlich keinen Schlager machen, aber ich nehm mir die Freiheit, grenzübergreifend zu arbeiten. So wie’s mich halt schert.

cover artwork Ellende TriebeDeine Alben klingen unterschiedlich, aber alle tragen eine klare Ellende-Handschrift. Was macht für dich den Kern deines Sounds aus? Und wie hat sich dein Songwriting verändert?

Vor allem bei Gitarren, Akustikgitarren und Schlagzeug bin ich sehr wählerisch. Da gibt es Hersteller, Equipment und bestimmte Sounds, die ich bevorzuge. Mit Markus Stock und der Klangschmiede Studio E haben wir jemanden gefunden, der genau das umsetzen kann, was wir wollen. Nicht nur schnelle, druckvolle Passagen, sondern auch intime, atmosphärische Musik.

Deine Texte sind oft kryptisch, poetisch, sehr persönlich. Wiederkehrende Themen wie Isolation, Vergänglichkeit, Natur. Was zieht dich immer wieder zu diesen Motiven zurück?

Ich glaub, in der heutigen Zeit muss jeder irgendwie einen Umgang mit der Welt und Gesellschaft finden. Die Natur und Vergänglichkeit erinnern uns daran, dass vieles einfach nicht wichtig ist. So komisch das klingt, aber der Tod meines Bruders hat viele Ängste bei mir weggewischt. So schwer es auch ist, damit zu leben. Ich hab erkannt, dass vieles, was mich gestört hat, in Wahrheit egal ist. Ich geh meinen Weg und verfolge meine Leidenschaften trotz Widerstand und Hindernissen. Wenn du Menschen hast, mit denen du das teilen kannst, hast du schon gewonnen.

Spielt Sprache für dich eine zentrale Rolle in der Musik?
Hast du jemals über englische Texte nachgedacht oder ist Deutsch ein essenzieller Bestandteil von Ellende?

Ein paar Texte sind auch auf Englisch, vor allem auf den letzteren Alben. Jede Sprache hat ihre Ausdrucksformen. Linguisten könnten da sicher mehr dazu sagen. Ich verwende beide gezielt und bewusst, je nachdem, was ich ausdrücken will.

Du hast einen sehr charakteristischen Sound. Wie wichtig ist dir die Produktionsphase im Vergleich zum Komponieren?

Ich hab sehr genaue Vorstellungen, was ich will. Der Sound entsteht daher hauptsächlich im Heimstudio. In der Hinsicht bin ich halt ein Nerd. Markus meinte mal, Ellende sei sehr effizient beim Recording, weil „ihr bringt ja auch schon viel mit“.
Trotzdem ist die Zusammenarbeit essenziell. Seine Jahrzehnte an Erfahrung merkt man im Endprodukt. Er ist ein Urgestein des Black Metals und seit Anfang an dabei. Auch wenn er aus Deutschland ist und einiges älter, find ich mich oft in ihm wieder.

cover artwork Ellende EllendeWenn du heute auf dein erstes Album zurückblickst – was würdest du anders machen? Klang, Cover, Texte?

Nichts. Wenn ein Song es mal auf ein Release schafft, steh ich mein Leben lang dazu. Ein Album ist Ausdruck eines Zeitabschnitts. Und ich kann nach wie vor hinter allem stehen, was ich gemacht habe. Auch wenn ich manches jetzt vielleicht subtiler und reflektierter formulieren würde, hat mein 20-Jähriges Ich seine Punkte gemacht und seine Daseinsberechtigung bewiesen.

Ellende wirkt oft wie ein Ventil für emotionale Extreme: Wut, Schmerz, Sehnsucht. Wie sehr beeinflussen emotionale Zustände deine Musik, beim Schreiben und beim Performen?

Der Frust oder Schmerz bezieht sich nicht nur auf mich. Das ist Ausdruck unserer Zeit und Gesellschaft. Auch wenn manche Songs sehr persönlich sind, wird das oft falsch verstanden. Ich bin trotz allem ein zufriedener, positiver und offener Mensch. Fühlt sich zumindest so an und sagen die, die mich gut kennen.
Bei der kommenden Veröffentlichung war ich aber stellenweise sehr emotional. Ich musste beim Schreiben öfter abbrechen. Manche Passagen handeln vom Tod meines Bruders. Diese Songs werden wir live wahrscheinlich nicht spielen. Das wär mir zu viel.
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Photo Credit: Anne C. Swallow.

Deine Live-Auftritte gelten als intensiv und atmosphärisch.
Welche Bedeutung hat die Bühne für dich? Musst du dich in einen bestimmten Zustand versetzen oder passiert das ganz natürlich?

Das passiert, sobald ich mein Knochenhemd und Corpsepaint trage. Das ist ein Teil von mir, den ich da ausleben kann. Ohne dieses „Ritual“ könnte ich nicht als Ellende auftreten. Für mich ist das keine Verkleidung, sondern das Gegenteil.

Ellende wird live oft als Kollektiv von befreundeten Musikern wahrgenommen.
Wie sind diese Verbindungen entstanden? Und wie beeinflusst diese Freundschaft die Musik?

Das ist mir sehr wichtig. Ab einer gewissen Bandgröße geht es nicht mehr, dass immer 100 Prozent dieselben Leute spielen, eh klar. Aber zum Großteil ist die Besetzung wie vor 13 Jahren. Auch neue Session-Mitglieder sind gute Freunde. Und das ist schön.

Gibt es Bands, Künstlerinnen oder auch Autorinnen, mit denen du dich musikalisch oder ideell besonders verbunden fühlst?

Ja, viele. Aber je älter ich werde, desto mehr löse ich mich von alten Einflüssen. Und sehe das große Talent und die Entschlossenheit im direkten Umfeld. Nekrodeus, Black Yen, Firtan. Nur als kleiner Ausschnitt.

Dein letztes Album ist noch frisch, aber die Fans wünschen sich natürlich Nachschub. Gibt es schon Pläne oder Ideen für das nächste Werk?

Ja.

Wo siehst du Ellende in ein paar Jahren?
Gibt es Visionen oder konkrete Ziele, die du dir gesetzt hast?

Für die nächsten zwei Jahre ist vieles schon durchgeplant. Auf meiner Bucketlist steht jedenfalls noch eine US-Tour. Wir waren schon knapp davor, aber es wird immer schwieriger. Visakosten, Planung, monatelange Prozeduren, Unsicherheit. Man hängt von vielen Personen und internationalen Stellen ab. Und trägt ein großes finanzielles Risiko. Das müsste ich wieder allein stemmen. Ich geb mein Bestes.

Gab es bisher Themen oder musikalische Richtungen, die du bewusst vermieden hast, die dich aber reizen würden?

Fällt mir nichts ein. Außer Musik, die offen politische Propaganda verbreitet. Die reizt mich aber auch nicht. Was mich auch nie interessiert hat, sind diese sogenannten Schlagermetal-Bands, bei denen’s eher um Show als um Musik geht. Auf der anderen Seite stört mich das nicht wirklich. Sie bedienen halt einen Markt.

Zum Abschluss: Gibt es etwas, das du unseren Leser*innen mitgeben möchtest? Die letzten Worte gehören dir.

In dem Sinne: Leben und leben lassen. Danke für die Kontaktaufnahme mit Ellende. Alles Gute an euch und die Leser*innen. Bis bald.
2024_Ellende
Foto Quelle: ellende.at

ELLENDE – Interview

HORRENDA – Díoltas

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cover artwork HORRENDA Díoltas
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Band: HORRENDA 🇮🇪
Titel: Díoltas
Label: Fiadh Records
VÖ: 30/05/25
Genre: Black Metal

Bewertung:

3,5/5

Ein weiteres Album, das ursprünglich vor ein paar Jahren unabhängig veröffentlicht wurde und nun über ein Label ein zweites Leben erhält. Musikalisch durchaus beeindruckend, wenn auch in Demo-Qualität – HORRENDA präsentieren Díoltas nun einem größeren Publikum.

Heftiger, aggressiver Black Metal mit extrem niedriger Produktionsqualität

Das Album beginnt mit einem filmisch anmutenden Intro. „Balor“ ist der erste Song – und dann geht es los: schwere, aggressive Klänge, aber mit einer derart schlechten Produktion, dass es klingt, als wäre das Ganze in einem Hobbykeller auf einem Mono-Kassettenrekorder aufgenommen worden. Willkommen in der Welt der kompromisslosen Black-Metal-Fanatiker – genauer gesagt: der Lo-Fi-Fraktion. Schreie, gnadenlose Drums, viel Lärm. Ironischerweise ist das cineastische Intro qualitativ deutlich besser produziert als die Musik selbst.

Auch bei „Dian“ verbessert sich der Klang nicht. Höllische Schreie, irgendwo im Hintergrund erkennbare Riffs – kaum hörbar, aber der Black-Metal-Kern bleibt erhalten: aggressiv und direkt. Ein grooviger, vom Bass getragener Mittelteil sorgt für einen interessanten Kontrast.

Die Produktion ist schlicht katastrophal. Natürlich versteht man die Idee hinter einer rohen Klangästhetik – aber das hier ist ein Tiefpunkt. Selbst für Demo-Verhältnisse der 80er-Jahre ist das kaum akzeptabel. Vielleicht selbst aufgenommen? Das hier geht über rebellisches DIY weit hinaus – wenn die Produktion den Zugang zur Musik fast unmöglich macht, wird aus Haltung ein Hindernis.

Axe Wound“ setzt auf dieselbe Formel: dominante Vocals, gnadenlose Drums und ein Riff als melodischer Gegenpol zu den hasserfüllten, düsteren Vocals. “Díoltas”, der Titeltrack, zeigt, dass sie musikalisch etwas zu sagen haben: ein hörbares Solo, ein tremolo-gepickter Part – wenn auch schwer zu erkennen. Ein musikalisches Highlight auf dem Album.

Symphonische Black-Metal-Einflüsse, aggressive Vocals und komplexe Strukturen

Thematisch bewegt man sich auf bekanntem Terrain: Suizid und Depression, Misanthropie, Negativität oder Bezüge zu folkloristischen Erzählungen zählen zu den bevorzugten Themen.

Caven“ kombiniert Keyboards mit Riffs – eine gute musikalische Idee. Schöne Tempowechsel, ineinanderfließende Passagen aus Keyboardflächen und Gitarren. Der Song erinnert in seinem Aufbau an frühe symphonische Black-Metal-Werke von Emperor oder Dimmu Borgir – ein weiterer Höhepunkt.

Ein reiner Angriff auf die Sinne folgt mit „Doom Tranquility“. Zumindest auf vokaler Ebene – der Rest der Instrumentierung bleibt erneut schwer greifbar. Die Drums prügeln im Hintergrund, während sich die gequälten, rauen Schreie in den Vordergrund kämpfen und den Song dominieren.

Die Band wurde 2015 in Dublin gegründet – Díoltas ist bereits ihr zweites Album. HORRENDA haben seitdem unaufhaltsam Demos, EPs und Split-Releases veröffentlicht. Auf dem Album zu hören sind: Outis – Bass, Gitarre, Gesang; Donn – Bass; Cruxx – Schlagzeug; Nomad – Gesang; Morrdok – Gitarre, Bass. Inzwischen gab es einige Line-up-Wechsel, aber die Kernmitglieder sind nach wie vor Teil der Band – alle mit musikalischer Vorerfahrung.

Typisch roher, aggressiver Black Metal

Im weiteren Verlauf bleibt das Konzept bestehen: viel Lärm – aber auch viele musikalische Highlights. „Shot at Dawn“ mit infernalen Schreien und einer typisch black-metallischen Melodielinie auf der Leadgitarre, „Nerve Gas“ atmosphärischer, aber dennoch aggressiv und unheilvoll; „Primordial Knowing“ folkloristisch inspiriert, ambient und kontrastreich. Geisterhafte, eindringliche Vocals – hier und da lassen sich Basslinien oder fragile Gitarrenriffs erahnen.

Sluagh“ bringt erneut ein cineastisch gesprochenes Intro – und auch hier klingt dieses klarer als der Song selbst. Es folgt ein atmosphärisches Stück, in dem die gequälten Vocals die höllische, abgründige Seite der Band betonen.

Der letzte Song zollt einer der größten Legenden des Genres Tribut: Mayhem. „Freezing Moon“ zählt zu den definierenden Songs des Black Metal – und die Attitüde von HORRENDA sowie die rohe Produktion passen gut zu dieser Hommage. Die Version ist sogar noch roher als das Original. Dennoch handelt es sich eher um eine Coverversion als um eine Neuinterpretation oder eine Erweiterung des Materials.

Díoltas enthält starke Kompositionen, talentierte Musiker und viel Atmosphäre

Die Produktion jedoch tut der Musik großen Unrecht. Wenn es eine bewusste Entscheidung war, das Album so zu veröffentlichen, dann war es – objektiv gesehen – keine gute. Niemand verlangt eine hochglanzpolierte Hi-Fi-Produktion im Black Metal, aber in diesem Fall wird es zur Herausforderung, über die gesamte Laufzeit überhaupt irgendetwas klar zu hören. Das macht es schwer, das Material wirklich zu genießen. Eine gute Liveaufnahme würde der Band wahrscheinlich gerechter werden.

Sicherlich ein Album, das mit seiner lo-fi-Rohheit von Genre-Puristen geschätzt werden wird. Musikalisch hat Díoltas einiges zu bieten – viele gute Ideen und Melodien sind hier verborgen. Es überrascht nicht, dass ein Label Interesse an der Band gezeigt hat. Eine Neuaufnahme des Albums wäre der Musik absolut angemessen.

Auch wenn der Fokus stark auf den Vocals liegt, bleibt der Kern des Sounds tief im Black Metal verankert – mit bissigen, wilden Riffs und unnachgiebigem Drumming.

HORRENDA haben im Black Metal viel zu sagen. Wer die Geduld aufbringt, sich durch die extreme Schwelle der Aufnahmequalität zu hören, wird mit echten Perlen belohnt. Interessante Kompositionen, talentierte Musiker. Beeindruckende Vocals, noch beeindruckendere Gitarren und durchdachtes Material. Ihre Wurzeln liegen tief im Black Metal – nicht nur musikalisch, sondern in der gesamten Haltung zur Musik.

Fazit: Roher Black Metal mit miserabler Produktion, aber beeindruckendem musikalischem Potenzial – Díoltas belohnt Geduld mit starken Ideen.

Tracklist

01. Balor
02. Dian
03. Axe Wound
04. Díoltas
05. Caven
06. Doom Tranquility
07. Shot at Dawn
08. Nerve Gas
09. Primordial Knowing
10. Sluagh
11. Freezing Moon (Mayhem cover)

Besetzung

Outis – Bass, Guitars, Vocals
Donn – Bass
Cruxx – Drums
Nomad – Vocals
Morrdok – Guitars, Bass

Internet

HORRENDA – Díoltas CD Review

GRAUFAR, PARENTAL ADVISORY 24.05.2025 – ((szene)) Wien

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into the dark - chapter 1

into the dark – chapter 1: GRAUFAR, PARENTAL ADVISORY, GHIDRAH, ZERLEGER, AMNYON  24.05.2025 – ((szene)) Wien

into the dark - chapter 1 Tour Poster

Ein Abend in der Szene Wien, der ein rein österreichisches Line-up präsentierte – eine Einführung in neue Underground-Acts ebenso wie ein Wiedersehen mit bereits etablierten lokalen Bands.
Ob das „Chapter 1“ im Titel auf eine regelmäßige Fortsetzung solcher Events hindeutet? Wünschenswert wäre es allemal.
Veranstaltet wurde das Konzert von den
Vereinigten Österreichischen Musikförderern.

AMNYON

Sie selbst beschreiben sich mit dem Satz: „Musik als Stressabbau wird zur Musik für Stressabbau“ – nicht nur in offiziellen Texten, sondern auch mehrfach auf der Bühne, was klar macht, wie ernst sie dieses Motto nehmen.

AMNYON 01

Musikalisch bietet AMNYON eine äußerst eklektische Mischung: Von Rap-beeinflusster Straßenmusik über Metalcore, Deathcore bis hin zu diversen Metal-Spielarten – eine klare Kategorisierung ist schwer. Was live allerdings sofort auffällt: Sie spielen mit Wut, Energie und roher Aggression.

AMNYON 02Die junge Wiener Band ist zwar noch relativ neu, aber mit wachsender Präsenz in der lokalen Szene unterwegs. Sänger und Frontmann bezeichnet sich selbst augenzwinkernd als „ganz normaler Typ aus der Umgebung“, was eine ehrliche Verbindung zum Publikum herstellt – und das reagiert prompt: Headbanging und ausgelassener Jubel bereits zu Beginn des Sets.

Live klingen AMNYON deutlich roher als auf ihrem Debütalbum A Scapegoat for a Throne, das übrigens jedem Genre-Fan wärmstens zu empfehlen ist. Die Studioproduktionen wirken stilistisch klarer und geschliffener, doch live punkten sie mit Leidenschaft, Energie und einer dynamischen Performance.

Wenn auch der Klargesang live nicht ganz überzeugen kann, so sind die Growls und gutturalen Screams umso kraftvoller. Der Frontmann springt, schreit und tobt über die Bühne, während die Band ein aggressives Soundfundament liefert – und so nach und nach das Publikum in der Szene Wien auf ihre Seite zieht. Gegen Ende wird es grooviger, langsamer – aber nie weniger intensiv.

Ein starker Opener, der zeigt: Leidenschaft zählt oft mehr als Technik. Sie haben die Halle aufgewärmt, für Stimmung gesorgt und gezeigt, dass sie es ernst meinen.

ZERLEGER

Ebenfalls aus Wien stammend, treiben die vier Musiker ihr Projekt bereits seit Jahren voran und starteten 2022 offiziell unter dem Namen Zerleger.

ZERLEGER 01Und hier gibt es: Death Metal. Punkt.
Solide Riffs, gutes Tempo, aggressive Shouts. Der Bass sticht besonders hervor. Musikalisch stimmt hier vieles – es lädt zum Headbangen ein.

ZERLEGER 02Viele Freunde der Band waren im Publikum, das wurde schnell klar. Zwischen den Songs mit eben diesen Freunden zu plaudern, Witze zu reißen und interne Späße zu machen, wirkte jedoch unprofessionell. Die restlichen Zuschauer fühlten sich übergangen – was schade ist, denn man stand nicht nur für den Freundeskreis auf der Bühne, sondern für ein paar Hundert Menschen.

Musikalisch hingegen: starke Technik, vor allem bei Gitarren- und Bass-Solos.

Dass dann auch noch über langhaarige Metaller gewitzelt wird, war – freundlich formuliert – ein Griff ins Klo. Das ist kein Humor, das ist respektlos und absolut fehl am Platz auf einem Metalkonzert.

Der Innenhof war während ihres Sets stark gefüllt – offenbar fühlten sich viele draußen wohler. Die Stimmung, die AMNYON zuvor aufgebaut hatten, wurde nicht gehalten. Der Frontmann forderte permanent „fuckin Headbanging“, doch das Publikum blieb zögerlich. Vielleicht wäre es klüger gewesen, etwas über die Wortwahl nachzudenken, um Sympathie zu gewinnen.

Musikalisch war es dennoch ein solides Set. Klassischer Death Metal, technisch versiert, besonders gegen Ende mit einem starken Solo. Trotz allem konnte man gegen Ende eine etwas gesteigerte Publikumsreaktion feststellen.

GHIDRAH

Die Metalcore-Band aus Wiener Neustadt wurde 2017 gegründet. Ihr Sound lässt sich ebenso als Modern Metal oder Groove Metal bezeichnen. Das Debütalbum Repulse erschien im Frühjahr 2023.

GHIDRAH 01

Rap-Einflüsse ziehen sich deutlich durch ihre Musik – aber auch durch die Bühnenpräsenz, vor allem des Sängers. Überraschenderweise handelt es sich dabei nicht um den eigentlichen Sänger der Band – der stieg nur wenige Tage vor dem Gig aus. Eine schwierige Situation, die die Band jedoch professionell meisterte. Bandfreund Ted sprang ein – und machte einen großartigen Job.

GHIDRAH 02Nach dem ersten Song kam es zu technischen Problemen, die jedoch zügig behoben wurden. Viel Gerede zwischen den Songs – diesmal aber humorvoll und publikumsnah. Der Sänger animierte das Publikum freundlich, nach vorne zu kommen – der Saal war zwar noch halb leer, viele blieben draußen, aber das Eis begann zu tauen.

Brutale, progressive Riffs, aggressive Drums, melodische Refrains – GHIDRAH zeigen ihre Wurzeln im Modern Metal. Wieder einmal ein herausragender Bassist. Die Songs sind abwechslungsreich, rhythmisch stark und mitreißend. Das Schlagzeug punktet mit präziser Doublebass, die Vocals mit kräftigen, rausgespuckten Versen.

Gegen Ende des Sets dann: der erste Circle Pit des Abends. GHIDRAH hatten das Publikum gewonnen – verdient. Ihre Musik kam an, der Funke sprang über.

PARENTAL ADVISORY

Für viele der Anwesenden war dies der eigentliche Headliner des Abends: PARENTAL ADVISORY, eine der prägendsten lokalen Death-Metal-Bands – wenn nicht die wichtigste überhaupt. Gegründet 1997, mit vier Alben im Gepäck, die sowohl bei Fans als auch Kritikern überaus positiv aufgenommen wurden.

PARENTAL ADVISORY 01

Sic, Otto und Marathon bilden seit Anbeginn das Herz der Band. Brutaler und kompromissloser Death Metal aus Wien, der sowohl in Clubs als auch auf Festivalbühnen überzeugt. Seit 2022 sitzt Ramiz hinter dem Schlagzeug. Neben zahlreichen Shows im In- und Ausland arbeitet die Band derzeit an neuem, längst erwartetem Material – eine Veröffentlichung ist für 2025 geplant.

PARENTAL ADVISORY 02PARENTAL ADVISORY sind bekannt und geschätzt für ihre musikalische Qualität – und der Unterschied zu den vorherigen Bands war sofort hör- und spürbar. Sie spielen in einer anderen Liga.

Sic überzeugte mit vielseitigen Vocals – von tiefen Growls über Pig Squeals bis hin zu schrillen Screams. Marathon am Bass lieferte eine beeindruckende Performance ab – druckvoll, technisch stark und mit enormer Bühnenpräsenz. Zusammen mit Otto und Ramiz ein perfekt eingespieltes Team. Brutal, routiniert, gnadenlos – eine musikalische Dampfwalze auf höchstem Niveau.

Der Rhythmus war gnadenlos, die Kompositionen vielschichtiger als bei den vorherigen Bands. Marathon übernahm zusätzlich zweite Vocals – eine willkommene musikalische Ergänzung. Mit seiner Präsenz auf der Bühne – ständig in Bewegung, oft ganz nah am Publikum – unterstrich er den Draht zur Crowd.

Die Energie blieb über das gesamte Set konstant hoch. Die Szene war jetzt gut gefüllt – viele waren genau für diese Band gekommen, eine der beliebtesten Death-Metal-Formationen Wiens.
Mit „H.F.C.“ endete das Set – ein absoluter Publikumsliebling und Headbanger-Garant. Die Zuschauer wollten mehr, doch nun war Zeit für den (offiziellen) Headliner.

Ein musikalisch und performativ starkes Set, professionell umgesetzt und mit vielen Songs, die das Publikum restlos begeistert haben.

PARENTAL ADVISORY 03

GRAUFAR

GRAUFAR wurde Ende 2020 in Linz gegründet und ist seit 2022 regelmäßig auf Konzert- und Festivalbühnen unterwegs. Ihr selbstveröffentlichtes Debütalbum Scordalus erschien 2024. Inhaltlich beschäftigt sich das Werk mit gesellschaftskritischen Themen, menschlicher Abgründigkeit und persönlichen Erfahrungen. 2024 gewann die Band den Wacken Metal Battle Austria – ein Meilenstein in ihrer noch jungen Geschichte.

GRAUFAR 01

Musikalisch kombiniert die Band Black Metal mit Elementen aus dem Death Metal und einer Prise Melodik. Klassische Black-Metal-Screams werden immer wieder durch tiefe Growls ergänzt. Das Black-Metal-Erbe ist dabei unverkennbar – Corpsepaint und okkulte Symbolik gehören selbstverständlich zum Auftreten.

GRAUFAR 02Ihr Set begann atmosphärisch – doch schon bald dominierten solide Riffs, kreischende Vocals und typische Black-Metal-Soli. Der Sound entwickelte sich in Richtung Blackened Death Metal – ein stimmiges, eigenständiges Klangbild. Die Band weiß genau, was sie will, und setzt dies mit Überzeugung um.

Obwohl relativ neu auf dem Radar, bestehen GRAUFAR aus erfahrenen Musikern, die bereits in anderen Projekten aktiv waren. Technisch anspruchsvoll, komplexe Strukturen, durchdachte Arrangements – das Niveau war hoch. Einige Songs waren von Folk-Elementen durchzogen – eine interessante Erweiterung ihres Klangspektrums.

Besonders auffällig: die kraftvollen Backing Vocals, die teils noch dominanter wirkten als der Hauptgesang. Doch auch die infernalischen Schreie des Frontmanns passten perfekt zur düsteren Stimmung – beide Gesangsarten ergänzten sich hervorragend. Die Gitarrensoli waren ein weiterer Höhepunkt des Auftritts.

Im Laufe des Sets steigerte sich die Intensität. Infernalischer Rhythmus, ein massiver Soundwall – beeindruckend. Der Soundmix war glasklar und kraftvoll.

Kein Wunder also, dass GRAUFAR in Österreich viele Fans hat. Live wissen sie zu überzeugen – mit Leidenschaft, Können und einem ausgeprägten Gespür für Atmosphäre.

Insgesamt wirkte der Abend fast wie ein großes Samstags-Treffen unter Freunden – und genau in diesem Sinne war das Konzert ein voller Erfolg.
Die Tontechniker leisteten hervorragende Arbeit, und auch das Lichtdesign war bemerkenswert.

Die Wiener – und generell die österreichische – Metalszene lebt. Und dieser Abend war ein weiterer Beweis dafür.

GRAUFAR 03

QUADVIUM – Tetradōm

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cover artwork QUADVIUM Tetradōm
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Band: QUADVIUM 🇺🇸🇳🇱
Titel: Tetradōm
Label: Agonia Records
VÖ: 30/05/25
Genre: Progressive Metal-Fusion

Bewertung:

4,5/5

Wenn zwei Bass-Titanen beschließen, gemeinsam eine Band zu gründen und ein Album zu veröffentlichen, ist die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Und hier sprechen wir von zwei der angesehensten Multi-String-Fretless-Bassisten der Metalszene: Steve DiGiorgio und Jeroen Paul Thesseling.

Tetradōm ist eine virtuose Demonstration progressiver Metal-Fusion-Kunst.

Das Album beginnt melodisch mit dem Track „Moksha“, der von Beginn an sehr technisch und mit komplexen Passagen daherkommt. Zur Orientierung: Es handelt sich um ein rein instrumentales Album. Die Instrumentierung ist anspruchsvoll, und schon früh wird klar, dass hier Virtuosen an ihren Instrumenten arbeiten. Die Tempos wechseln ständig, Basslinien weben eine vielschichtige, melodische Struktur, über die die Gitarre Akzente setzt. Das Schlagzeug steht nicht im Vordergrund, sondern betont dezent und gezielt einzelne Elemente. Ein Pianopart in der Mitte des Songs sorgt für eine ruhige, sehr stimmige Zwischenpassage.

Dies ist kein typisches Metal-Album. Vielmehr erinnert es in Struktur und Atmosphäre an ein klassisches Werk – oder noch treffender: an ein Jazzalbum. Zwar spricht man von Progressive Metal-Fusion, doch der Metal-Anteil steht nicht im Vordergrund – vielmehr die Fusion.

„Náströnd“ beginnt mit einem prägnanten Riff und bringt damit eine interessante Wendung im Klangbild. Die Bassspuren dominieren natürlich auch hier das Geschehen – man muss sich das wie endlose Basssolos vorstellen, auf allerhöchstem technischen Niveau. Tiefste Frequenzen wechseln sich mit höher gelegenen Melodielinien ab. Funkige Rhythmen, vielschichtige Soundschichten – es ist ein Album, das ganz klar für Musiker gemacht wurde.

Steve DiGiorgio und Jeroen Paul Thesseling – zwei Ausnahme-Bassisten mit beeindruckenden Karrieren.

QUADVIUM wurde 2019 gegründet, alle vier Mitglieder sind seit Beginn Teil des Projekts. Die Bedeutung der beiden Bassisten zeigt sich allein schon in den Bands, für die sie bisher aktiv waren.

Steve DiGiorgio (USA) war einer der ersten und langjährigsten Mitglieder der legendären Band Death – was allein schon für eine beeindruckende Karriere reicht. Darüber hinaus ist er fester Bestandteil von Testament und Gründungsmitglied seiner eigenen Band Sadus. Aktiv oder ehemals aktiv, im Studio oder live, hat er auf unzähligen Alben mitgewirkt – unter anderem bei: Act of Denial, Charred Walls of the Damned, Geoda, Gone in April, Mythodea, Control Denied, Obituary(live), Obscura (live), Artension, Ephel Duath, Soen, Faust, Memorain – und vielen weiteren. Eine fast unüberschaubare Liste – und ein Lebenslauf für die Geschichtsbücher des Metal.

Jeroen Paul Thesseling (Niederlande) blickt ebenfalls auf eine imposante Karriere zurück. Aktuell ist QUADVIUM seine einzige aktive Band, doch sein musikalisches Erbe spricht für sich. Bekannt wurde er in der technisch anspruchsvollen Phase von Pestilence, mit der er zwei Alben einspielte, ebenso mit der deutschen Band Obscura – drei Werke. Allein mit diesen beiden Engagements prägte er zwei Schlüsselmomente der progressiven Death-Metal-Geschichte. Weitere Stationen waren unter anderem Mayan, Salazh Trio und Ensemble Salazhar.

Die weiteren beiden Mitglieder des Projekts sind Eve Smith (Myth Of I, Kaathe) an der Gitarre und Yuma van Eekelen (ex-Exivious, ex-The New Dominion, ex-Brutus, ex-Mourn, Enma, Our Oceans, ex-Pestilence, ex-OneGodLess) am Schlagzeug. Beide sind äußerst versierte Musiker und ergänzen das Line-up perfekt.

Technisch-progressive und ambientartige Klanglandschaften mit beeindruckenden Basspassagen.

„Apophis“ ist ein technischer Song und zugleich der metallischste auf dem Album. Ein feines, fast fragiles Riff eröffnet das Stück, gefolgt von den typischen ineinander verschlungenen Bassläufen. Sehr melodisch, mit einem erneut klug gesetzten Piano-Part, der einen spannenden Kontrast erzeugt. Das ruhige Ende rundet diesen Höhepunkt des Albums eindrucksvoll ab.

„Ghardus“ bewegt sich wieder in eher ambientartigen Klangwelten. Eine jazzige Instrumentierung, getragen von – wie könnte es anders sein – beeindruckenden Basslinien. Die orchestrale Struktur ist sehr langsam, aber durch gezielte, kraftvolle Akzente aufgelockert.

Die Produktion ist – wie es sich für ein solches Projekt gehört – absolut hochwertig. Verantwortlich dafür ist Gitarristin Eve Smith, unterstützt von Yuma van Eekelen als Co-Produzent. Auch das Mixing übernahm Eve Smith. Ein durch und durch professioneller Sound, und als Nebennotiz: Smith war maßgeblich an der Komposition des Albums beteiligt.

„Adhyasa“ beginnt atmosphärisch, wird aber durch druckvolle Bassnoten sofort dynamischer. Die Basslinien erreichen hier ein technisches Niveau, das schlicht atemberaubend ist. Die Gitarre fügt sich perfekt in das Gesamtbild ein, alles wirkt rhythmisch und schwer – ein weiteres Highlight.

„Sarab“ ist ein Fusion-Stück mit härteren Momenten, das ruhige und energiegeladene Passagen gekonnt verbindet. Der Abschlusstrack „Eidolon“ startet mit Soundeffekten und entwickelt sich zu einem sehr langsamen, melodischen und technisch feinfühligen Song. Ein meditatives, fast elegisches Ende eines musikalisch tiefgründigen Albums.

Ein gelungenes Debüt zwischen Progressive- und Jazz-Fusion, mit dem Fretless-Bass im Mittelpunkt.

Ein rein instrumentales Album in einem so nischigen, an den Metal angrenzenden Genre zu veröffentlichen, ist keine leichte Aufgabe – doch QUADVIUM meistern sie mit Bravour. Auch wenn wir uns weit vom klassischen Metal entfernen, ist dies ein musikalisches Statement. Eine Band, die man sich unbedingt auch live vorstellen möchte: diese Komplexität der Klanglandschaften, diese Beherrschung der Instrumente – ein echtes Erlebnis für Musikliebhaber und Musiker*innen gleichermaßen.

Dieses Debütalbum ist überaus gelungen. Es ignoriert klassische Metal-Konventionen und lässt sich am besten als Progressive Fusion oder Jazz Fusion beschreiben. Das Line-up ist perfekt zusammengestellt, um dieses anspruchsvolle Klangbild mit höchster handwerklicher Qualität umzusetzen. Während in typischen Metalbands der Bass oft im Hintergrund verschwindet, rückt QUADVIUM ihn kompromisslos ins Rampenlicht – und bietet Fans dieser oft unterschätzten Klangfarbe ein wahres Fest.

Fazit: Ein progressives Bass-Monument für Fans technischer Musik – jenseits klassischer Metal-Konventionen.

Tracklist

01. Moksha
02. Náströnd
03. Apophis
04. Ghardus
05. Adhyasa
06. Sarab
07. Eidolon

Besetzung

Steve DiGiorgio – fretless bass
Jeroen Paul Thesseling – fretless bass
Eve Smith – guitars
Yuma van Eekelen – drums

Internet

QUADVIUM – Tetradōm CD Review

ONIRIK – Curling Serpents Under Stone

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cover artwork ONIRIK Curling Serpents Under Stone
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Band: ONIRIK 🇵🇹
Titel: Curling Serpents Under Stone
Label: I, Voidhanger Records
VÖ: 30/05/25
Genre: Black Metal

Bewertung:

3,5/5

Das Black-Metal-Projekt aus Lissabon präsentiert mit Curling Serpents Under Stone sein sechstes Studioalbum. ONIRIK hat sich mit früheren Veröffentlichungen nicht nur in der portugiesischen Szene einen Namen gemacht, sondern auch international Anerkennung in der Black-Metal-Gemeinde erarbeitet.

Klassischer Black Metal mit Kreischgesang und eindrucksvoller Gitarrenarbeit

Ein Chor, der fast wie klassische Musik klingt, begleitet von einem langsamen Gitarrensolo – so beginnt das Album mit dem Intro „Funeral March“. Eine düstere, stimmungsvolle Einleitung, beinahe ein eigenständiges Stück im Gesamtkontext – und ein vielversprechender Auftakt.

Mit „All Is Hell, Hell Is All“ folgt der eigentliche Opener. Kreischender Gesang und eine markante Leadgitarre bestimmen das Klangbild. Ganz im Stil des klassischen, norwegisch geprägten Black Metal. Ein tremoliertes Gitarrenmotiv verleiht den instrumentalen Passagen eine zusätzliche Tiefe. Die Drums setzen solide Akzente, und sowohl textlich als auch musikalisch entfaltet sich eine höllische Atmosphäre. Die Gitarrenarbeit sticht hervor – ein erfahrener Musiker mit deutlich spürbarem technischem Können.

ONIRIK ist ein Ein-Mann-Projekt: Hinter allem steht Gonius Rex – ein Name in der portugiesischen Black-Metal-Szene. Seit der Gründung 2002 verfolgt er eine klare künstlerische Vision. Auch wenn sich seine Musik stilistisch stark am norwegischen Old-School-Black-Metal orientiert, ist ein mediterraner Einfluss spürbar – persönlich gefärbt, atmosphärisch und eigenständig.

Night of Nights“ startet etwas schneller. Wieder diese frostige Stimme, dieses kalte Kreischen. Melodisch ist der Song eher zurückhaltend, das Tempo bleibt gedämpft, die Drums stampfen stoisch nach vorn. Eine Midtempo-Gitarrenpassage bringt eine fast hoffnungsvolle Note in die Komposition – ein seltener Moment der Auflockerung.

Minimalistische Produktion, im Zentrum steht die mehrschichtige Leadgitarre

Die Produktion ist rau und reduziert. Die Drums liegen weit im Hintergrund, auch die Vocals treten selten deutlich in den Vordergrund. Das Album ist klar gitarrenfokussiert – oder besser: leadgitarrenfokussiert. Riffs sind kaum wahrnehmbar oder gar nicht vorhanden. Vielmehr wirkt das gesamte Album wie ein langes instrumentales Werk mit vereinzelten, eher zurückhaltenden Gesangspassagen, die sich dem dominanten Gitarrenspiel unterordnen. Eine minimalistische Produktion, durchzogen von einem leichten Hintergrundrauschen, das deutlich macht: Hier wurde offenbar in Eigenregie produziert oder aufgenommen.

Undertaker of Men“ folgt dem bekannten Muster. Roh, karg, getragen von der Gitarre. Der klassische Klang und die Spielweise wirken fast feierlich. Die geisterhaft wirkenden Vocals fügen sich in das dichte Solospiel ein – mehrschichtig, eindringlich. Schlagzeug ist kaum wahrnehmbar, das bereits erwähnte Hintergrundrauschen verleiht dem Stück eine ungewöhnliche Stimmung.

Argument With The Stars“ ist ein instrumentales Stück. Eine akustische Gitarrenkomposition, die als Intermezzo zur Albumhälfte dient – und erneut beweist, welche spielerischen Qualitäten Gonius Rex an seinem Instrument besitzt.

Eine völlig andere Klanglandschaft bietet das Titelstück „Curling Serpents Under Stone“. Es beginnt mit Blechbläser-Klängen – eine angenehme Abwechslung und ein vollkommen neuer Ansatz. Die Atmosphäre ist einzigartig und fesselnd. Die Drums treiben das Stück mit hohem Tempo voran, während die Leadgitarre eine melancholische, gut ausgearbeitete Melodielinie spielt. Textlich werden Symbole des menschlichen Verfalls thematisiert. Ein klarer Höhepunkt des Albums.

Das Album evoziert Melancholie und reflektiert über Leben, Narben und Tod

To My Last Day On Earth“ kommt mit harschem Gesang daher. Das Tempo ist langsam, das Schlagzeug spielt streckenweise in einem leicht abweichenden Rhythmus zur Melodielinie – ein interessanter Kontrast. Tempowechsel bringen willkommene Dynamik, ansonsten bleibt der Song den bereits etablierten Mustern treu. Eine nachdenkliche Komposition über Leben, Narben und die Unvermeidlichkeit des Todes. Entfernte, geisterhafte Gesänge verstärken die melancholische Atmosphäre zusätzlich. Einer der stärksten Songs des Albums.

Depois da Batalha“ – ein auf Portugiesisch gesungener Titel. Ruhiger, noch nachdenklicher, getragen von der bereits bekannten Melancholie der vorherigen Stücke. Repetitive Akkorde und eine fast schon funeralartige Stimmung dominieren. Am Ende steht ein traurig anmutendes Holzbläsermotiv, das das Album auf einer trostlosen Note beendet.

Kompositorisch ist das Album wenig abwechslungsreich – oft basiert ein Song auf einem Akkord oder einer kleinen Akkordfolge. Der Gesang ist meist rezitativ, mit geisterhaftem, rauem Kreischen vorgetragen. Etwas mehr Vielfalt wäre willkommen gewesen, denn grundsätzlich hat das Werk – wie auch frühere Veröffentlichungen von ONIRIK – durchaus Qualitäten. Viele Passagen bewegen sich an der Grenze zu Black Metal oder sogar jenseits davon.

Zweifellos ein gitarrengetriebenes Album. Und dieser Aspekt überzeugt. Die technische Versiertheit von Gonius Rex an der Gitarre ist beeindruckend – ebenso wie seine Leidenschaft für das Instrument. Abseits der langen Solopassagen bietet das Album jedoch wenig Abwechslung. Der Gesang erinnert an viele verwandte Stilrichtungen – bleich, hart, roh.

Fazit: Gitarrenzentriert, melancholisch, minimalistisch – ONIRIK liefern mit „Curling Serpents Under Stone“ eine persönliche Reise in dunkle Gefilde.

Tracklist

01. Funeral March
02. All Is Hell, Hell Is All
03. Night Of Nights
04. Undertaker Of Men
05. Argument With The Stars
06. Curling Serpents Under Stone
07. To My Last Day On Earth
08. Depois Da Batalha

Besetzung

Gonius Rex – All instruments, Vocals

Internet

ONIRIK – Curling Serpents Under Stone CD Review

OSSUARY – Abhorrent Worship

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cover artwork OSSUARY Abhorrent Worship
cover artwork OSSUARY Abhorrent Worship

Band: OSSUARY 🇺🇸
Titel: Abhorrent Worship
Label: Darkness Shall Rise Productions / Me Saco Un Ojo Records
VÖ: 23/05/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

4/5

Mit „Abhorrent Worship“ legt die US-amerikanische Death-Metal-Band OSSUARY ihr Debütalbum vor – ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für die wachsende Zahl an Death-Metal-Bands mit markanten weiblichen Vocals.  Düster-doomige Atmosphären und schleppende, erdrückende Rhythmen prägen dieses Werk von Anfang an.

Ein durchgängig makabres Album, das auf Stimmung und Gesang setzt statt auf technische Finessen.

Volitional Entropy“ eröffnet das Album – mit tiefen, infernalischen Growls, langsamem Riffing und einer insgesamt höllischen, bedrückenden Atmosphäre. Die Verse werden ausgespuckt, die Stimmung ist düster und abweisend. Ein vielversprechender Auftakt.

OSSUARY lassen sich aufgrund der langsamen Tempos und ihres tief gestimmten, dröhnenden Sounds gut als Doom/Death einordnen. Die makabre Grundstimmung ist ein konstanter Begleiter auf Abhorrent Worship, das klar auf Atmosphäre ausgerichtet ist – eine bedrückende, schwere Form des Death Metal.

Der düstere Stil setzt sich in „Inborn Scourge Unbound“ fort: Brummende Gitarren, eine höllische Stimmung und das Tempo bleibt im Keller. Die Riffs sind simpel, der Gesang im Mittelpunkt. In diesem Stück bringt Izzi eine besonders eindringliche Performance – leidende, gequälte Vocals, mit wahrer Inbrunst vorgetragen. Der Song endet abrupt, um in das nächste Stück überzuleiten: „Forsaken Offerings (To The Doomed Spirit)“. Die kalte, dunkle Atmosphäre bleibt erhalten. Einige Tempowechsel – von langsam zu noch langsamer – verstärken den rohen, dichten Klang. Eine düstere Zeremonie.

Die Produktion ist roh, aber dennoch relativ klar. Der Fokus liegt deutlich auf Gesang und Atmosphäre – Technik tritt in den Hintergrund. Die Rhythmusgitarre ist stark zurückgenommen, was die bedrohliche Wirkung des Sounds noch verstärkt. Insgesamt ist der Mix minimalistisch, aber passend zur musikalischen Vision. Textlich geht es – wie zu erwarten – um Tod, Verwesung und spirituelle Abgründe.

Unbarmherzig und grotesk – zermalmende Klanglandschaften

Instinctual Prostration“ setzt das permanente Mahlen der Riffs fort. Die Selbsteinordnung der Band als Musik für einen Ort tief unter der Erde, wo man langsam auf den Tod wartet, trifft es perfekt. Grotesk, unversöhnlich und schwer.

OSSUARY wurden 2015 in Madison, Wisconsin gegründet. Das Trio besteht seit Anbeginn aus Izzi Plunkett (Gitarre, Gesang), Matt Jacobs (Bass) und Nick Johnson (Schlagzeug). Eine Band mit klarer Vision, die sie mit Geduld und Konsequenz verfolgt.

The Undrownable Howl Of Evil“ klingt noch höllischer. Die Growls sind tief und rau – wie eine Stimme aus der Unterwelt. Die Gitarren brummen in den tiefstmöglichen Frequenzen, ein kurzer Solo-Ausbruch sorgt für einen Lichtblick im dunklen Klangnebel. Das Ganze endet in einem massiven, verzerrten Klangwall – ein klares Highlight.

Mit „Barren Lamentation“ findet das Album einen zähen, abgründigen Abschluss. Ein langes Intro bereitet den Weg, bevor sich das Stück leicht steigert. Dämonisches Röhren, düstere Grundstimmung, doomige Riffs und ein Hauch Tremolo – der Song bündelt noch einmal alles, was Abhorrent Worship ausmacht.

Eine finstere Reise durch langsame Riffs, gequälte Vocals und eine durchgehende, kohärente Klangästhetik.

Die langen Songs dienen nur einem Ziel: den Hörer komplett zu erdrücken. Genau das ist die Intention dieses Albums. Die Riffs sind durchweg langsam, die vereinzelten Solos ebenfalls getragen und tief. Kontraste sucht man vergeblich – alles folgt dem einen düsteren Pfad.

Trotz dieser Homogenität bleibt das Album spannend. Wiederholungen gibt es, aber nie in ermüdendem Maße. Die Stücke folgen einem ähnlichen Aufbau, dennoch finden sich genug Nuancen, um das Interesse zu halten. Wer sich auf das Album einlässt, wird mit einer sehr eigenen, intensiven Stimmung belohnt.

Für alle, die sich zermalmt, hinabgezogen und niedergeschlagen fühlen wollen – dieses Album trifft ins Mark. Eine finstere, konsequent umgesetzte Vision mit starker gesanglicher Leistung und eindrucksvoller Atmosphäre.

Fazit: Wer atmosphärischen Death Doom liebt, wird hier zermalmt: OSSUARY liefern Druck, Düsternis und Tiefe.

Tracklist

01. Volitional Entropy
02. Inborn Scourge Unbound
03. Forsaken Offerings (To The Doomed Spirit)
04. Instinctual Prostration
05. The Undrownable Howl Of Evil
06. Barren Lamentation

Besetzung

Izzi Plunkett – Guitar, Vocals
Matt Jacobs – Bass
Nick Johnson – Drums

Internet

OSSUARY – Abhorrent Worship CD Review