AKHLYS – 23.10.2025, Live Review

AGE OF PHOBETOR TOUR

AKHLYS, TRIUMPHAL VENGEANCE, DÉTRESSE

23.10.2025 – Live Review

Akhlys Tour Poster

Der Abend stand ganz im Zeichen des Black Metal. Keine großen Gesten, keine Showeffekte – nur Musik, Energie und Authentizität. Drei Bands mit eigener Handschrift zeigten, wie unterschiedlich sich das Genre heute präsentieren kann, und bewiesen zugleich, dass wahre Leidenschaft für diese Musik nichts mit Perfektion, sondern mit Überzeugung zu tun hat.

DÉTRESSE

Die Wiener Formation DÉTRESSE, noch relativ neu, aber mit wachsendem Namen in der heimischen Szene, eröffnete den Abend. Ihr Sound wurzelt tief im traditionellen, norwegisch geprägten Black Metal – roh, düster, unverfälscht. Mit ihrem Debütalbum Pessimismes, das Anfang des Jahres erschienen ist, hatten sie nun die Gelegenheit, ihr Material endlich live zu präsentieren.

DÉTRESSE 01

Musikalisch überzeugend und mit solidem Klang lieferten DÉTRESSE eine authentische Show. Frontmann S.P. (Patrick Stoiber) – zugleich Gitarrist und Sänger, bekannt von Projekten wie Einst oder Lebenssucht, und früher bei Svarta – zeigte eine eindrucksvolle Bühnenpräsenz. Unruhig, rastlos, immer in Bewegung, zwischen Gitarrenwänden und seinen intensiven Gesangspassagen schwankend. Seine Schreie, teils schrill, teils tief und gequält, trafen den Nerv des Genres perfekt.

DÉTRESSE 02C.S. (Cyntia Paré) am Bass – bekannt von der kanadischen Band Gevurah – hielt sich szenisch dezent im Hintergrund, doch ihr Bassspiel verlieh dem Sound Kraft und Tiefe. Komplettiert wurde das Trio durch L.S. (Lukas Lichtenfels) an den Drums, erfahren durch frühere Bands wie Bifröst oder Selbstentleibung sowie als Live-Mitglied bei Anomalie, Nebelfront und Tulsadoom. Entsprechend präzise und druckvoll war sein Spiel.

Stücke wie „Die Ruhe Trägt“ oder „In Asche gehüllt“ entfalteten live enorme Wucht. Aggressiv, mit wütendem Gesang, präzisem Tremolo-Picking und treibenden Drums. Besonders die rhythmischen Wechsel und die zweite Stimme von L.S. verliehen der Musik zusätzliche Tiefe. Die Performance war roh, ehrlich, dissonant und damit durch und durch trve.

Nicht alles war perfekt – kleinere technische Probleme und leichte Unsicherheiten in der Synchronisation waren spürbar –, aber genau das machte den Auftritt sympathisch. Keine Publikumsansprachen, keine Showelemente, nur Musik. Am Ende ein schlichtes „letzter Song“ – so, wie es sich für echten Black Metal gehört. Ein überzeugender Auftritt einer jungen Band mit klar erkennbarem Potenzial. Sie haben ohne Zweifel neue Fans gewonnen – mindestens einen.

TRIUMPHAL VENGEANCE

Die zweite Band des Abends, TRIUMPHAL VENGEANCE, zeigte eine andere Facette des Black Metal – atmosphärischer, aber ebenfalls stark im Old School verwurzelt. Der Start allerdings verlief holprig. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte der Soundcheck, begleitet von ständigen „Mehr davon, weniger hier, mehr dort“-Rufen. Fast eine halbe Stunde zog sich das hin, während das Publikum geduldig wartete – oder besser gesagt, versuchte, geduldig zu bleiben. Eine Situation, die den Gesamteindruck bereits trübte.

TRIUMPHAL VENGEANCE 01Als es endlich losging, überraschte die Band mit hohem Tempo und druckvollem Sound – live deutlich stärker als auf ihrem Debütalbum, das ebenfalls dieses Jahr erschienen ist. Die Setlist basierte fast vollständig auf diesem Release.

TRIUMPHAL VENGEANCE 02Gegründet in Chile und mittlerweile in Niederösterreich beheimatet, ist TRIUMPHAL VENGEANCE das Projekt von Nebel – alias Son of Mourning (bürgerlich Marcelo Ríos Hiems), einem bekannten Namen der chilenischen Szene, unter anderem bei Funestus aktiv. Seine verzweifelten Schreie und klagenden Gesänge prägten den Sound. Doch nachdem er zuvor unermüdlich nach mehr Hall verlangt hatte, klangen die Vocals nun übertrieben verhallt, stellenweise kaum verständlich und wenig überzeugend.

Musikalisch blieb das hohe Tempo durchgehend bestehen, mit aggressiven Drums, die jedoch oft zu monoton wirkten – minutenlang dieselben Schläge, kaum Variation. Dazu kamen zu viele Samples, zu viele Effekte, zu viel Playback – was der Live-Atmosphäre eher schadete. Die Tremolo-Sols von Nebel waren ambitioniert, teilweise jedoch unsauber umgesetzt, und die Versuche zu klarem Gesang mit folkloristischem Einschlag wirkten deplatziert. Positiv blieb: Er probierte viel aus – und die harschen Schreie funktionierten am besten.

Im Kern hat die Band Energie, Dynamik und Potenzial. Doch sie sollten deutlich mehr proben – handwerklich und in Sachen Professionalität ist noch Luft nach oben. Der abrupt beendete Auftritt – mitten im Song – passte ins Bild. Vielleicht war schlicht keine Zeit mehr übrig, nach dem endlosen Soundcheck. Ironischerweise ein passender Abschluss: chaotisch, unberechenbar, aber immerhin ehrlich.

AKHLYS

Mit AKHLYS betraten schließlich die Headliner die Bühne – und sofort war klar: jetzt beginnt eine andere Dimension. Die US-Amerikaner gehören mittlerweile zu den faszinierendsten und meistdiskutierten Black-Metal-Bands überhaupt. Ihre Alben „Melinoë“ (2020) und „House of the Black Geminus“ (2024) zählen zu den herausragenden Werken der letzten Jahre – komplex, atmosphärisch, intensiv.

AKHLYS 03

Von der ersten Sekunde an schufen AKHLYS eine hypnotische, fast tranceartige Stimmung. Maskiert, mit grotesken Ledermasken und in gespenstischem Licht, eröffneten sie mit „The Mask of Night-Speaking“. Die endlos wiederkehrenden, mantrahaften Gitarrenfiguren entfesselten sofort eine magnetische Wirkung. Der Sound unterschied sich spürbar von den Studioaufnahmen – weniger synthetisch, direkter, roher. Die ambienten Flächen, die auf den Alben meist aus Synthesizern stammen, wurden hier von der Leadgitarre übernommen – was der Musik eine neue, fast greifbare Intensität verlieh.

AKHLYS 02Gegründet wurde die Band 2009 von Naas Alcameth (Kyle Earl Spanswick), bekannt durch Projekte wie Nightbringer, Bestia Arcana oder Excommunion. Live übernahm er Rhythmusgitarre und Gesang, während die atmosphärischen Elemente in der Studioversion ebenfalls aus seiner Feder stammen. Unterstützt wurde er von Eoghan an den Drums, Nox Corvus an der Leadgitarre und Abraxas Nox am Bass.

Die Darbietung war präzise, düster, und durchdrungen von einer rituellen Intensität. Kein unnötiges Wort, kein Publikumskontakt – nur Musik, nur Atmosphäre. Man stand da, halb gebannt, halb wie versteinert, während diese Klangmauer alles einhüllte.

AKHLYS 06Die Setlist war sorgfältig aufgebaut, in umgekehrter Chronologie: von neueren Songs wie „Maze of Phobetor“, „Pnigalion“ und „Ephialtes“ bis zu Klassikern wie „The Dreaming Eye“ und „Tides of Oneiric Darkness“ vom Debütalbum. Jeder Song steigerte die Dichte und Dunkelheit des Moments.

Die Bühne war schlicht, das Licht spärlich – diesmal immerhin mit etwas Bewegung, anders als bei den ersten beiden Bands, wo alles in statisches Rot getaucht war. Doch das spielte keine Rolle: Wenn AKHLYS spielen, zählt nur die Musik. Die dämonischen Vocals wechselten mit ebenso finsteren Schreien, während die Leadgitarre die hypnotische Dimension verstärkte, die ihr Sound so einzigartig macht.

Wie zwei Welten, die sich ständig überschneiden – das Melodische und das Aggressive, das Rituelle und das Chaotische. AKHLYS sind live ein Erlebnis, das einen in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt. Kein Spektakel im visuellen Sinn, sondern ein musikalischer Abgrund, in den man mit offenem Blick hineinfällt. Ein beeindruckender Abschluss, der zeigt, wie lebendig, vielfältig und kraftvoll Black Metal noch immer ist.

AKHLYS 04

Setlist

01. The Mask of Night-Speaking
02. Maze of Phobetor
03. Through the Abyssal Door
04. Pnigalion
05. The Dreaming Eye
06. Ephialtes
07. Tides of Oneiric Darkness

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