Die portugiesischen Veteranen BIOLENCE, die Thrash- und Death-Metal miteinander verbinden, melden sich mit ihrem dritten LP Violent Obliteration zurück – und mit dem Versprechen auf aggressive, dynamische Musik.
Aggressiver Thrash Metal
Kriegslärm und Sirenen eröffnen das Album, gefolgt von massiven Riffs und marschartigen Drums. „Theatre of War (Intro)“ ist, wie der Titel verrät, nur ein kurzes Intro, bevor „Pit of Degradation“ das erste richtige Ausrufezeichen setzt: rasantes Thrash-Metal-Tempo, gutturale, harsche Vocals und treibender Rhythmus. Repetitive Akkorde und gellende Schreie setzen Akzente auf der melodischen Linie. Ein überzeugender Auftakt.
BIOLENCE, 1998 in Vila Nova de Gaia gegründet, sind tief in der Szene der späten 80er- und frühen 90er-Jahre verwurzelt. Als Underground-Veteranen veröffentlichten sie bisher fünf Studioalben und stehen seit über zwei Jahrzehnten auf den Bühnen. Aus der Gründungszeit sind David (Unfleshed, ex-Agonizing Terror) an der Gitarre und César (Unfleshed) – Vocals, Gitarre – bis heute dabei. Daniel Marage am Bass kam 2018 hinzu, und kurz vor den Aufnahmen nahm Miguel Sousa den Platz hinter dem Drumkit ein.
Eine Mischung aus Thrash- und Death-Metal-Einflüssen
„Humanity Executioner“ ist langsamer, punktet aber mit guten Riffs. Die Vocals zeigen eine andere Facette und halten die Dynamik lebendig. Auffällig ist, dass der Sound stark im mittleren Frequenzbereich verankert ist, selbst das Schlagzeug bleibt dort – ungewöhnlich für das Genre.
Zwar firmieren BIOLENCE als Death/Thrash-Band, doch abgesehen von den Growls dominiert klar der Thrash-Anteil. „Heavy Artillery“ unterstreicht das: riffbetont, mit einem langen, melodischen, langsamen Solo und Tempowechseln. Insgesamt komplexer aufgebaut, mit Versuchen in unterschiedliche Klanglandschaften. Immer wieder wechseln sie zwischen Hochgeschwindigkeit und Midtempo. Wenn es schnell wird, überzeugen Rhythmus und Power.
„Worlds Plague“ beginnt cineastisch und kippt dann in Midtempo-Thrash mit stärkerer Death-Metal-Färbung. Auch „Glory of Savagery“ bringt gute Riffs, dazu ein Wechselspiel aus Growls und Schreien, das bestens funktioniert. Ein kurzes Solo im unpassenden Tempo wirkt deplatziert, doch insgesamt ein starker Song.
Flache Produktion
Die Produktion ist nicht beeindruckend, eher flach und stark in der Mittenlage. Alle Instrumente sind hörbar, Gitarren und Vocals dominieren, auch der Bass hat einige klare Momente, und die Drums werden mit Leidenschaft gespielt. Interessanterweise wirkt die Produktion auf den Death-Metal-Stücken deutlich besser, dynamischer und ausgewogener – fast wie zwei verschiedene Ansätze auf demselben Album.
„Extermination Through Mutation“ beginnt mit einem gesprochenen Intro voller apokalyptischer Bilder, bevor Midtempo-Death-Metal folgt. Der Titeltrack „Violent Obliteration“ zieht das Tempo wieder an: solide, melodisch, komplexer aufgebaut mit verschachtelten Instrumentalparts. Doch erneut wirken die Solos wie Fremdkörper. Die simplen, repetitiven Verse werden durch wechselnde Vocals aufgelockert – ein guter Moment.
Starke Vocals
„50 Caliber Freedom“ schlägt wieder thrashigere Töne an: hohes Tempo, treibende Drums, aggressive Shouts, dazu ein Solo, das diesmal tatsächlich in den Song integriert wirkt. Thematisch dreht sich das Album um Krieg, Waffen, Gier, menschliche Korruption – gesellschaftsnahe Themen sind zentral. Die letzten Takte werden dissonant und weniger stimmig, aber der Song bleibt ein Höhepunkt.
„F.U.B.A.R.“ startet schleppend, steigert sich in thrashige Passagen, wird aber durch ein völlig deplatziertes Solo ausgebremst. Danach versucht die Band, wieder Fahrt aufzunehmen – ein eher schwacher Moment. „Ashes of the End (Outro)“ beschließt das Album mit akustischer Gitarre und apokalyptischem Hintergrundsound – ein runder Abschluss.
Gutes Songwriting, aber klare Produktionsprobleme
Der erste Eindruck ist, dass BIOLENCE Thrash- und Death-Metal gar nicht mischen, sondern eher trennen: das Album beginnt thrashig und gleitet dann immer stärker in Death-Metal ab. Das wäre nicht problematisch – doch die Produktion wirkt auf beiden Seiten so unterschiedlich, dass man fast zwei verschiedene Bands zu hören glaubt. Thrash-Momente sind druckvoll, aber die Death-Metal-Passagen wirken kontrollierter, besser komponiert.
So bleibt ein Album mit zwei Gesichtern, starken wie schwachen Momenten, dessen Hauptschwäche in der Produktion liegt. Headbanger finden hier dennoch reichlich Stoff, abwechslungsreiche Tempos und einige packende Riffs. Die Solos hingegen sind meist fehlplatziert und reißen aus dem Fluss heraus.
Fazit: Violent Obliteration von BIOLENCE hat viele interessante Momente und zahlreiche gute musikalische Ideen.
Tracklist
01. Theatre of War (Intro)
02. Pit of Degradation
03. Humanity Executioner
04. Heavy Artillery
05. Worlds Plague
06. Glory of Savagery
07. Extermination Through Mutation
08. Violent Obliteration
09. 50 Caliber Freedom
10. F.U.B.A.R.
11. Ashes of the End (Outro)
Besetzung
David – Guitars
César – Vocals, Guitars
Daniel Marage – Bass
Miguel Sousa – Drums