Mit Ved Veis Ende („Am Ende des Weges“) präsentieren BROTTHOGG ihr viertes Studioalbum. Dieses Werk markiert ein neues Kapitel in der Bandgeschichte und zeigt eine verfeinerte Weiterentwicklung ihres charakteristischen Sounds. Das Album verbindet die kalte Atmosphäre des Black Metal mit der Präzision und Schwere von Death- und Thrash-Metal und verspricht die bislang ambitionierteste und atmosphärisch dichteste Veröffentlichung zu werden.
Dominante Gitarren
Aggressiv und zugleich melodisch, mit einem deutlichen Black-Metal-Einschlag – so beginnt der Opener „Fram Kryp Fanden“. Dominante Gitarren mit massiven Riffs, komplexe und ausgefeilte Leads, die zwischen Black-Metal-Tremolo-Melodien und progressiven, verschlungenen Solos wechseln. Sehr dynamisch, mit einer treibenden Rhythmussektion, gutturalen Growls und einer vielschichtigen Komposition, die auch Einflüsse des Melodic Death Metal erkennen lässt, aber insgesamt weit darüber hinausgeht. Ein Song, der viele Stilelemente vereint und einen kraftvollen Auftakt des Albums darstellt.
Der Name BROTTHOGG stammt aus einem alten norwegischen Dialekt und bedeutet so viel wie „derjenige, der die harte, unangenehme Arbeit übernimmt“ – jemand, der einspringt, wenn andere zurückweichen. Ein Name, der perfekt die Entschlossenheit und Zielstrebigkeit der Band widerspiegelt, unerschrocken direkte Musik zu schaffen.
Ein deutlich stärker im Black Metal verwurzelter Sound prägt „I Daudastund“, der auch dann bestehen bleibt, wenn Death-Metal-Akkorde und rhythmisierte Passagen darübergelegt werden. Krächzende Vocals, stellenweise fast minimalistisch, bilden einen wirkungsvollen Kontrast zu den extrem komplexen Gitarrenarrangements, die das Fundament des BROTTHOGG-Sounds darstellen. Eine clevere, organische Verschmelzung der Stile mit originellem Klang und intensiver Wirkung – ein klarer Höhepunkt.
Von Folklore durchdrungene, vielschichtige Musik
BROTTHOGG wurden 2017 im norwegischen Trondheim gegründet. Ursprünglich als Solo-Projekt von Kristian Larsen Moen (Subliritum, ex-Hinn Mesta, ex-Toxic) ins Leben gerufen, war er zunächst für sämtliche Instrumente, Songwriting und Texte verantwortlich. Kurz darauf stießen Jonas Moen (Subliritum, ex-Hinn Mesta) und Craig Furunes (Chton, Demontera) als Sänger zur Band, während Stephen Carlson (Christian Liljegren, Flames of Fire) alle Gitarrensolos beisteuerte. In dieser Besetzung erschienen alle vier Alben der Band.
„I Vanviddets Vold“ führt die eingeschlagene Richtung fort, jedoch noch aggressiver und direkter, mit rasenden Riffs und unnachgiebigem Drumming. Beeindruckende instrumentale Fähigkeiten, erneut sind es vor allem die Gitarren – sowohl in den Riffs als auch in den Soli – die durch ihre Komplexität herausstechen. Die Vocals tragen dabei einen epischen Zug, durchzogen von folkloristischen Anklängen. Ein vielschichtiges Stück, das ultraschnelle Passagen mit melancholisch-melodischen Momenten verknüpft – eindrucksvoll und intensiv.
Black Metal mit Death- und Progressive-Elementen
Die Produktion ist hervorragend und fängt die Essenz des Black Metal als permanent präsente Klangschicht ein, ergänzt durch die Dynamik des Death Metal und die Komplexität progressiver Elemente. Von Beginn an dominieren die Gitarren, während die Vocals leicht in den Hintergrund gemischt sind – ein bewusster Kniff, der es den hyperkomplexen Gitarren erlaubt, noch stärker zu glänzen. Die Rhythmussektion erfüllt ihre Aufgabe präzise, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Insgesamt eine ausgewogene, leicht raue und damit sehr passende Produktion.
Die Texte sind in norwegischer Sprache verfasst und greifen auf dunkle Folklore, Mythen und Aberglauben zurück, die tief in der norwegischen Kultur verankert sind. Sie verstärken die ohnehin dichte Atmosphäre des Albums erheblich.
„Pesta“ bringt eine deutliche Zäsur: ein langsamer, melancholischer, introspektiver Song, dominiert von Solo-Gitarren, eher im Bereich Heavy Metal verankert, aber immer noch mit Black-Metal-Atmosphäre. „Skarpretter“ führt zurück zum schnellen, aggressiven Black Metal, diesmal mit stärker präsenten Vocals, kreischend und teils gesprochen, durchzogen von Folk-Elementen und einem epischen, beinahe Viking-Metal-artigen Charakter. Rhythmische Riffs und technisch komplexe Gitarren prägen den Song.
„I Djupet“ ist erneut langsamer und melancholischer, trägt jedoch den folkloristischen Geist weiter. Mit direkteren Gitarren und insgesamt noisigerem Sound übernimmt schließlich schnelleres Riffing die Führung. Ein Song, der stilistisch alle Elemente des Albums vereint – inklusive eines packenden Refrains, melodisch und rhythmisch gleichermaßen überzeugend. Ein weiterer Höhepunkt. Den Abschluss bildet „Mare“ mit einem Set wuchtiger Riffs, die die aggressivere Seite der Band unterstreichen. Technisch einwandfrei gespielt, originell und ein würdiges Finale.
Technisches Können
BROTTHOGG bewegen sich spielend leicht zwischen unterschiedlichsten Genres und erschaffen dabei ein erstaunlich kohärentes Werk. Was bei vielen Bands anstrengend oder unausgegoren wirken würde, ist hier in beeindruckender Weise organisch und kunstvoll umgesetzt. Das Album bleibt zugleich dissonant und melodisch, atmosphärisch und aggressiv. Besonders die Riffs setzen prägnante Akzente und stellen zweifellos das Herzstück dar – technisch brillant, ideenreich und äußerst ausdrucksstark gespielt.
Mit Ved Veis Ende liefern BROTTHOGG ein fesselndes Hörerlebnis, das Black und Melodic Death Metal mit progressiver Note vereint. Aggression und Atmosphäre greifen ineinander, Einflüsse aus Death, Progressive, Thrash und Heavy Metal werden eingebunden, ohne den roten Faden zu verlieren. Ein starkes neues Kapitel in einer ohnehin schon beeindruckenden Diskografie, das die Position der Band in der Szene weiter festigt.
Fazit: BROTTHOGGs neues Werk Ved Veis Ende vereint extreme Metal-Stile in einem erstaunlich kohärenten, technisch brillanten Album.
Tracklist
01. Fram Kryp Fanden
02. I Daudastund
03. I Vanviddets Vold
04. Pesta
05. Skarpretter
06. I Djupet
07. Mare
Besetzung
Kristian Larsen Moen – Alle Instrumente
Jonas Moen – Vocals
Craig Furunes – Vocals
Stephen Carlson – Alle Gitarrensolos

