Depressive Black Metal ist ein Subgenre, das in den letzten Jahren immer mehr Anhänger gewonnen hat – und in dieser Landschaft versucht GHOST BATH, den Status zurückzugewinnen, den sie sich vor über einem Jahrzehnt erarbeitet hatten.
Ein Mix aus Depressive Black Metal und post-metallischen Einflüssen
Das Album beginnt beinahe symphonisch: tiefe Töne, ein Klavier, eine traurige, schwermütige Atmosphäre. „Grotesque Display“ dient lediglich als Intro, gefolgt von Akustikgitarren und einer vollen Black-Metal-Wand, die im Titeltrack „Rose Thorn Necklace“ die Kontrolle übernimmt. Gekreischte Vocals, verzweifelte Schreie, fast schon Weinen – getragen von einem soliden Rhythmus und rasenden Drums. Später wechseln die Vocals in tiefe Growls. Die eingängige Melodielinie der Akustikgitarre kehrt zusammen mit einem hohen Solo zurück und beschließt den Song. Es gibt einige starke musikalische Momente – aber uninspirierte Tempowechsel und zu viele stilistische Richtungen lassen das Stück letztlich überladen wirken.
Depressive Black Metal, oder präziser Depressive Suicidal Black Metal (DSBM), ist bekannt für seine melancholischen, hoffnungslosen und oft nihilistischen Themen – Depression, Selbstverletzung, Suizid, Isolation. Musikalisch dominieren lang gezogene, verzerrte Gitarrenriffs, monotone Strukturen und klagende Vocals. Genau das liefert GHOST BATH auf Rose Thorn Necklace. Die post-metallischen Elemente treten vor allem in experimentellen Passagen hervor und verleihen dem Sound gelegentlich eine komplexere Note.
Suizidale und melancholische Themen, verpackt in aggressive Riffs und verzweifelte Klanglandschaften
„Well, I Tried Drowning“ beginnt im Uptempo, mit erneut wechselnden Gesangsstilen. In der Mitte: ein sehr rhythmischer Part. Das Stück greift, wie der Titel andeutet, das Thema Suizid auf – und trotz aggressiver Riffs liegt eine trostlose, verzweifelte Stimmung über allem. Gute Riffs und inspirierte Akkorde sorgen punktuell für Lichtblicke. „Thinly Sliced Heart Muscle“ führt diese Stimmung fort – Akustikgitarre, darüber eine Synth-Melodie. Ein reines Instrumentalstück.
GHOST BATH wurde 2012 gegründet – zu Beginn fälschlich als chinesische Band dargestellt, stellte sich später heraus, dass es sich um ein US-Projekt handelt. Hinter dem Projekt steht allein Dennis Mikula alias Nameless. Live wird er von Tim Church (Gitarre), John Olivier (Gitarre) und Josh Jaye (Bass) unterstützt. Für die Studioaufnahmen zu Rose Thorn Necklace wurde Drummer Mike Heller engagiert.
Die melancholische Tonlage zieht sich mit repetitiven Akkorden durch „Dandelion Tea“, unterbrochen von bedrückenden, akzentuierten Riffs. Die stark verhallten, weit entfernten Vocals verleihen dem Ganzen eine dramatische Tiefe. Kompositorisch komplexer als die vorherigen Stücke, mit einem fast schon groovenden Rhythmus und erneutem Growl-Einsatz. Textlich blickt Mikula tief in den eigenen Abgrund.
Rose Thorn Necklace behandelt Verzweiflung, Isolation, Abscheu und soziale Entfremdung
„Vodka Butterfly“ beginnt mit Soundeffekten, steigert das Tempo und bringt mit tremolierten Gitarren einen Black-Metal-Hauch ins Spiel. Eine zarte Pianomelodie sorgt für Kontrast. Kein typischer DSBM-Track, aber eine solide Komposition – wenn da nicht die kitschig klingenden Synth-Melodien wären. „Stamen and Pistil“ bietet wuchtige Riffs, Vocals zwischen Kreischen und Klagen, ein aufgelöstes Refrainmotiv und ein filmisch wirkendes Orchesterfinale.
Die Texte sind im DSBM essenziell – und auch hier prägen Themen wie Verzweiflung, Isolation, Abscheu und soziale Ablehnung die Atmosphäre. Das Cover stammt von der lettischen Künstlerin Ksenija Tarasova – eine verstörende, passende visuelle Umsetzung.
Die Produktion verleiht dem Album nicht die notwendige Tiefe und raubt ihm emotionale Wirkung
„Needles“ vertieft die Nostalgie mit absichtlich verzerrtem Vinyl-Knistern. Eine wunderschöne Pianokomposition – hätte sie als Metalsong funktioniert, wäre sie wohl das Highlight des Albums geworden. Aber sie bleibt ein Fragment.
Die Produktion ist das größte Problem dieses Albums: übertriebene Effekte, ein Stil-Mix, der durch die flache, wenig differenzierte Abmischung zusätzlich verwässert wird. Viele Hintergrundschreie wirken unecht, Synths eher verspielt als melancholisch.
„Throat Cancer“ beginnt vielversprechend mit der nötigen Portion Schwermut und intensiven Screams. Ein packender Refrain und starke Riffs führen zu einem finalen Höhepunkt – erst am Schluss zeigt Rose Thorn Necklace, was möglich gewesen wäre.
Es gibt viele starke Alben in diesem Genre – Rose Thorn Necklace gehört leider nicht dazu. GHOST BATHs frühere Werke Funeral und Moonlover galten einst als Hoffnungsträger. Das Potenzial ist noch da, doch das fertige Ergebnis ist ernüchternd.
Es gibt viele vielversprechende Ansätze, aber durch die Überfrachtung gehen sie unter. Die von Mikula komponierten Melodien sind oft traurig und schön – doch mit wenigen Ausnahmen sind sie keine Metalsongs. Depressiv – ja. Metal – eher nicht. Und die Produktion zerstört viele der eigentlich guten Ideen.
Fazit: Trotz vielversprechender Momente und schöner Melodien gelingt es dem Album nicht, einen stimmigen Metal-Sound zu erzeugen.
Tracklist
01. Grotesque Display
02. Rose Thorn Necklace
03. Well, I Tried Drowning
04. Thinly Sliced Heart Muscle
05. Dandelion Tea
06. Vodka Butterfly
07. Stamen And Pistil
08. Needles
09. Throat Cancer
Besetzung
Dennis Mikula – Vocals, Guitars, Bass, Piano, Synth
Mike Heller – Drums (session)