Die schwedische Thrash-Metal-Szene hat in den letzten Jahren wieder mächtig an Fahrt aufgenommen, und Bands wie HOSTILIA tragen ihren Teil dazu bei. Mit ihrem neuesten Album »Face the Fire« liefern sie ein Werk ab, das nicht bloß die alten Klassiker des Genres ehrt, sondern daneben frische Impulse setzt. Für Fans von aggressiven Riffs, druckvollem Schlagzeugspiel und prägnantem Gesang bietet die Platte reichlich Grund zur Freude.
Virtuosität trifft Power
Die Band setzt auf ein Line-up, das musikalische Exzellenz mit Spielfreude verbindet. William Lindeblad an der Leadgitarre sorgt mit präzisen Soli und aggressiven Riffs für die charakteristische Thrash-Attitüde. Petter Hernroth ergänzt ihn an der Gitarre und liefert melodische Akzente, die den Songs Tiefe verleihen. Gabriel Sepúlveda am Bass bietet nicht unbedeutend eine solide rhythmische Grundlage, sondern hebt das Klangbild durch subtile, aber effektvolle Basslinien an. Albert Lindeblad am Schlagzeug treibt die Tracks mit stoischer Präzision und hoher Dynamik voran. Nicht zu vergessen: Tim Angelini, dessen kraftvoller Gesang zwischen aggressivem Shouting und melodischem Screaming die Texte lebendig werden lässt. Zusammen bilden sie ein eingespieltes Quintett, das seine musikalische Vision überzeugend umsetzt.
»Face the Fire« startet mit einem wuchtigen Opener, der sofort klarstellt: Hier geht es um Energie, Geschwindigkeit und Präzision. Die Gitarrenriffs sind kantig und messerscharf, die Drums donnern wie ein Maschinengewehr, und Angelinis Stimme trägt die wütenden Botschaften direkt ins Ohr des Hörers. Besonders hervorzuheben ist die rhythmische Vielfalt der Tracks: Wechsel zwischen Double-Bass-Teppichen, Breakdowns und melodischen Lead-Passagen sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt.
Im Zentrum der Platte stehen Songs, die klassische Thrash-Metal-Strukturen aufgreifen, sie im Kontrast hierzu durch moderne Produktion und innovative Arrangements auffrischen. Die Mischung aus Geschwindigkeit und Groove erinnert an die frühen Werke von TESTAMENT, EXODUS, SLAYER oder METALLICA, ohne dass HOSTILIA in bloße Nachahmung abgleitet.
Thrash Metal mit Biss
Die Produktion von »Face the Fire« ist bemerkenswert klar, ohne die rohe Energie des Thrash-Metal zu verwässern. Jede Gitarre, jeder Basslauf und jedes Schlagzeugteil sitzt perfekt im Mix, wodurch die Band trotz der hohen Geschwindigkeit ihrer Songs präzise und kontrolliert klingt. Besonders die Leadgitarre tritt immer neuerlich in den Vordergrund, ohne die Rhythmusfraktion zu dominieren – ein Balanceakt, der HOSTILIA hier hervorragend gelingt. Die Stimme von Tim Angelini wird klar abgebildet, sodass sowohl aggressive Shouts als desgleichen melodische Parts zur Geltung kommen. Insgesamt entsteht ein Soundbild, das frisch, hingegen nicht überproduziert wirkt – genau die richtige Mischung für Thrash-Metal.
Thematisch bewegt sich »Face the Fire« im klassischen Thrash-Metal-Spektrum: Widerstand, innere und äußere Kämpfe, gesellschaftskritische Statements und persönliche Abrechnungen mit Missständen. Die Texte sind direkt, ohne platt zu wirken, und bieten ausreichend Interpretationsspielraum. Angelinis Gesang unterstreicht die Dringlichkeit und Intensität der Botschaften, sodass die Lieder nicht nur musikalisch, sondern außerdem inhaltlich wirken.
Abwechslungsreiche und dennoch homogene Klanglandschaft
»Face the Fire« umfasst insgesamt neun Tracks, die eine abwechslungsreiche und dennoch homogene Klanglandschaft bieten. Die Opener »Power Out« und »Face the Fire« setzen gleich zu Beginn die Marschrichtung: schnelle Tempi, prägnante Riffs und eine aggressive Grundstimmung. Besonders »Power Out« beeindruckt durch seine dynamische Abfolge und einprägsame Hooklines. »P.T.D.« führt die Hörerschaft in ein intensives Tempo, während »Bone Collector« mit dunkleren Tönen und einer bedrohlichen Atmosphäre punktet. Der Titeltrack »Face the Fire« spiegelt die Themen des Albums wider: Konfrontation mit inneren und äußeren Dämonen, durchzogen von einer rohen Energie, die typisch für den Thrash-Metal ist.
»Shadow People« setzt auf eine düstere, beinahe apokalyptische Stimmung, während »Lord of Lies« mit komplexen Riffs und einem treibenden Rhythmus überzeugt. Das instrumentale »The Storm« bildet eine atmosphärische Zwischensequenz, die das Album abwechslungsreich gestaltet, bevor »The Domino Effect« den Abschluss bildet – ein kraftvolles Finale, das die Zuhörer mit einem Gefühl der Erschöpfung und Begeisterung zurücklässt.
Thrash-Metal der überzeugt
HOSTILIA liefern mit »Face the Fire« ein starkes Thrash-Metal-Album ab, das sowohl alteingesessene Fans sowie Neueinsteiger begeistern dürfte. Die Band kombiniert technische Versiertheit, musikalische Kreativität und emotionale Intensität zu einem stimmigen Gesamterlebnis. Zwar gibt es Momente, in denen die Platte ein wenig vorhersehbar wirkt, doch diese kleinen Schwächen werden von der Gesamtdynamik und der Energie der Band mehr als wettgemacht. Mit 4 von 5 Punkten verdient »Face the Fire« eine klare Empfehlung für alle, die Thrash-Metal lieben und gleichzeitig Lust auf frische Impulse haben. HOSTILIA zeigen, dass sie nicht uneingeschränkt die Tradition des Genres ehren, sondern auch bereit sind, neue Wege zu gehen – ein Feuer, das brennt und dem man nicht ausweichen möchte.
Fazit: »Face the Fire« von HOSTILIA ist ein solides, kraftvolles Album, das sowohl die Wurzeln des Thrash-Metals ehrt als daneben moderne Elemente integriert.
Tracklist
01. Power Out
02. Face the Fire
03. P.T.D.
04. Bone Collector
05. Shadow People
06. Lord of Lies
07. Eternal Death
08. The Storm (Instrumental)
09. The Domino Effect
Besetzung
William Lindeblad – lead guitar
Albert Lindeblad – drums
Gabriel Sepúlveda – bass
Petter Hernroth – guitar
Tim Angelini – vocals