I AM YOUR GOD – Δ (Trinity)

cover artwork I AM YOUR GOD Δ (Trinity)

Band: I AM YOUR GOD 🇫🇮
Titel: Δ
Label: Out Of Line Music
VÖ: 18/04/25
Genre: Melodic Death Metal

Bewertung:

3,5/5

Wer den Begriff „Finnischer Melodic Death Metal“ hört, denkt unweigerlich an Children of Bodom oder Insomnium – zwei Bands, die diese Spielart des Metal weltweit bekannt gemacht haben. Auch I AM YOUR GOD bewegen sich in diesem Spannungsfeld, doch in welche Richtung tendiert ihr Sound heute? Finden wir es heraus. Denn: I AM YOUR GOD sind längst keine Neulinge mehr – mit „Δ“ legen sie bereits ihr drittes Album vor und wollen damit ihren Platz in der modernen Metal-Szene weiter festigen.

Langsamer Auftakt, doch das Tempo zieht schnell an.

Der Einstieg klingt zunächst ruhig und melodisch – akustische Gitarren und Keyboards eröffnen das Album –, doch schon bald kippt die Stimmung: Die Musik gewinnt an Fahrt und Durchschlagskraft. „“, der gleichnamige Titeltrack, ist dabei nur das atmosphärische Intro. Der eigentliche Auftakt folgt mit „Haunting Hell“ – komplexe Gitarrenriffs und verschachtelte Solos verweben sich zu einem dichten Klanggeflecht. Wilde Screams wechseln sich mit cleanem Gesang ab, das Tempo ist hoch, der Rhythmus unerbittlich. Tatsächlich sehr melodisch und mit einer klaren Nähe zu Children of Bodom, aber auch mit Einflüssen aus Power Metal und einem Hauch Metalcore. Ein erstes Highlight.

Zum ungewöhnlichen Namen des Albums äußert sich die Band selbst: „Wir wollten ein Album, das die Leute ein wenig verwirrt – denn die meisten Namen heutzutage sind einfach langweilig. Also sollen die Fans selbst entscheiden, wie sie es nennen.

I.A.Y.G.“ erinnert nicht nur an den ebenfalls eigentümlichen Bandnamen, sondern steht als Abkürzung genau dafür. Der Song ist rhythmisch kraftvoll und melodisch arrangiert, etwas langsamer, aber dafür umso schwerer als die vorangegangenen Titel. Sänger Julius Vetämäjärvi bewegt sich hier fast ausschließlich im verzerrten Schrei-Bereich – infernalische Laute, die unverkennbar an Alexi Laiho erinnern. Der Refrain, eine Mischung aus Geschrei und melodischer Eingängigkeit, bleibt hängen und stellt klar, wer hier Gott ist.

Ihre Musik vereint melodischen Death Metal mit klassischen Elementen und einem modernen Ansatz.

Death Row“ kommt mit einem schlichten, aber effektiven Riff daher – erneut dominieren die infernalischen Vocals. Der Song ist insgesamt langsamer, bleibt aber durchweg melodisch. In der Mitte bringt ein clean gesungener Part zusammen mit einer melancholischeren Melodieführung frischen Wind. Klassische Themen, modern interpretiert. Die brüllende Stimme wird von komplexen Gitarren, Riffs und Solos eingerahmt, die sich zu einem weiteren modernen Melodic-Death-Metal-Stück verweben.

Die Band wurde 2018 in Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands, gegründet. Seitdem hat sich die Besetzung nicht geändert: Joonas Roivainen am Bass, Atte Autio (auch bei Accusator und Cepaluss) am Schlagzeug, das Gitarrenduo Joonas Erkkonen und Matti Hietala sowie Sänger Julius Vetämäjärvi komplettieren das Quintett.

Part Of The Ocean“ erinnert stärker an frühe In Flames – sowohl im Sound als auch im Songwriting. Hier zeigen I AM YOUR GOD ihre deutlich deathmetallischere Seite. Sehr gute Riffs und Akkordfolgen, viele Breaks, ein kurzer klar gesungener Abschnitt – der Song vereint zahlreiche Stilrichtungen und Techniken. Die Solos sind gelungen, die Melodielinie steigert sich fast progressiv, der Track bleibt trotz der stilistischen Vielfalt in sich geschlossen und dramatisch.

Ein schnelleres Tempo bringt „‚Til Death Do Us Part“. Wieder dramatisch, mit einem zerrenden Solo und einer melancholischen Note. Die treibenden Drums geben dem Stück eine neue Dynamik. Der Refrain wird herausgeschrien, die Komposition ist komplex – vielleicht sogar etwas überladen, da viele Stilrichtungen und Passagen direkt aneinandergereiht wirken.

Eine Band im Wandel – vielfältige musikalische Elemente und Stile treffen aufeinander

Die Produktion ist gut – leicht roh und ungeschliffen, was dem Sound zusätzliche Wucht verleiht. Insgesamt gibt es bei den Übergängen zwischen den einzelnen Songteilen noch Luft nach oben. War das Debüt The Resurrection noch stark vom Metalcore geprägt und das Folgewerk SINister fast schon eine Children of Bodom-Hommage, so verbindet das aktuelle Album diese beiden Elemente und erweitert sie um klassische Melodic-Death-Metal-Elemente im Göteborger Stil. Eine Band im Wandel, die ihren eigenen Weg sucht – und geht.

Pyre Of Fears“ beginnt mit einem melodischen, vom Klavier getragenen Part, bevor der schwere, dichte Sound die Bühne übernimmt. Die Drums treten hier besonders in Erscheinung, liefern Blastbeats in Serie und tragen maßgeblich zur Dynamik bei. Der Refrain bringt erneut klaren Gesang, jedoch eingebettet in ein Gitarrengeflecht bei hohem Tempo – ein wirkungsvoller Kontrast. Ein weiterer Höhepunkt des Albums, der sich von den offensichtlichen Einflüssen zunehmend emanzipiert.

Laut Aussage der Band handelt es sich bei „Δ“ um das bislang härteste, aber auch schönste Werk ihrer Diskografie. Und der Aufwand dahinter ist hörbar. Inhaltlich handelt es sich um ein Konzeptalbum, das eine Geschichte erzählt – aus einer Epoche, die den Erzähler tief in den Abgrund gezogen hat. Mehrere Perspektiven kommen zu Wort, entfalten sich in Musik und Text auf frische, ungewöhnliche Weise.

Die letzten Songs zeigen nochmals die Stärken des Albums – ein kraftvolles, positives Finale

The Chateau“ bewegt sich klar in Richtung Melodic Death Metal, mit soliden Riffs und verschachtelten, melodischen Gitarrenlinien, die für den roten Faden sorgen. In der Songmitte überrascht ein akustischer Part, der die sensible Seite der Band offenbart. „Kingdom Cold“ knüpft nahtlos an, dynamisch und voller positiver Energie.

Das Finale trägt den passenden Namen „Terminus“. Gewagt, einen Titel zu wählen, der durch Dark Tranquillity bereits prominent besetzt ist – aber letztlich doch nur ein weiteres englisches Wort. Kein Grund zur Klage. Der Song bringt das Album mit voller Wucht zu Ende, alle letzten Tracks markieren noch einmal besondere Höhepunkte und hinterlassen ein positives Gefühl.

„Δ“ ist ein energiegeladenes, mitreißendes Album mit viel Potenzial

Eher als eine konsequente Fortführung des Children of Bodom-Erbes mit einer Prise Modernität zu verstehen. Extreme Power Metal wäre womöglich die passendere Genrebezeichnung als reiner Melodic Death Metal. Die ganz eigene Handschrift, die Children of Bodom einst auszeichnete, bringen I AM YOUR GOD (noch) nicht mit – doch sie zeigen sich als durchweg talentierte junge Musiker. Stilistisch schwer einzuordnen, aber ganz offensichtlich mit Leidenschaft und Überzeugung bei der Sache.

Der nachvollziehbare Drang in ihrem Alter, modern zu klingen und alles zu zeigen, was sie können, lässt auf ein reiferes Werk in naher Zukunft hoffen – und genau das dürfte mit Sicherheit kommen.

Das Album bietet viele eingängige Momente, zahlreiche musikalische Hooks und weckt dadurch stetig das Interesse. Am Ende bleibt ein Lächeln – die Jungs sind talentiert, voller Energie und geben sich sichtlich Mühe, auch wenn sie gelegentlich etwas zu viel wollen und zu viele Stile mischen. Doch gerade diese Vielseitigkeit macht das Album spannend. Diese Band hat enormes Potenzial – und das Zeug, sich wirklich durchzusetzen.

Technisch unkompliziert, aber voller Leidenschaft: „Δ“ ist ein energiegeladenes Album, das die Essenz des Genres feiert. Gute Kompositionen, reich an Melodie und Dynamik. Die positive Grundhaltung der Band ist ansteckend. Mit ihrer stürmischen, jugendlichen Energie kombinieren I AM YOUR GOD eingängige Melodien und schwere Riffs im klassischen skandinavischen Stil – und holen damit den frühen Melodic Death Metal ins Hier und Jetzt.

Fazit: I AM YOUR GOD sind würdige Nachfolger, die Children Of Bodoms ikonische Mischung aus melodischem Death und Power Metal weiterführen – mit Spielfreude und Leidenschaft.

Tracklist

01. △
02. Haunting Hell
03. I.A.Y.G.
04. Death Row
05. Part Of The Ocean
06. ‚Til Death Do Us Part
07. Pyre Of Fears
08. The Chateau
09. Kingdom Cold
10. Terminus

Besetzung

Joonas Roivainen – Bass
Atte Autio – Drums
Joonas Erkkonen – Guitars
Matti Hietala – Guitars
Julius Vetämäjärvi – Vocals

Internet

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