24 Jahre sind seit ihrem letzten Album vergangen. Die schwedischen Veteranen KORP, im Grenzbereich zwischen Thrash und Black Metal angesiedelt, kehren nun mit ihrem vierten Longplayer zurück – aggressiver, aber auch melodischer als zuvor. Ein starkes Lebenszeichen in ihrer Diskografie.
Kraftvolle Riffs und infernale Vocals
Ein beeindruckend aggressiver Auftakt gelingt mit „Blood Upon The Throne“. Starke Riffs, treibendes Uptempo, tremolierte Gitarren und rasendes Drumming entfesseln ein finsteres Black-Metal-Gewitter. Die Vocals sind schrill, roh und aggressiv, während melodische Gitarrenlinien immer wieder durchbrechen. Ein kraftvoller Start und gleich ein erstes Highlight.
Gegründet 1995 und seit 1996 unter dem Namen KORP aktiv, war die Band in den späten Neunzigern eine feste Größe der schwedischen Underground-Szene, veröffentlichte drei Alben sowie diverse Demos. Danach wurde es lange still um sie, ohne je offiziell aufzuhören. Nun meldet sich die Band mit einem lang erwarteten Werk zurück.
„Furious Tempest Rise“ setzt den Angriff fort, erneut mit starken Riffs und einem sehr rhythmischen, bedrohlich-dunklen Klangbild. Thrash-lastige Passagen schimmern durch, doch dominiert klar das Black-Metal-Element. Die Vermischung der Genres wirkt bei KORP natürlich und stimmig.
Dynamische und atmosphärische Passagen
Überraschend ist, dass nach all den Jahren fast die komplette Originalbesetzung zurückgekehrt ist: das Gitarrenduo Kenny Olsson (Goathead, Necrologium, ex-Ferocity) und Henke Westin (ex-Blazing Skies, ex-Inmoria), Schlagzeuger Peter Andersson (ex-Incarnated, ex-Blazing Skies) und Sänger Erik Hillströms (Goathead, Hellsingland, ex-Ferocity). Einziger Neuzugang ist Bassist Tomas Rosenborg (ex-Veil of Sorrow), der jedoch bereits in der Frühphase unter dem Namen Nocturnal dabei war.
„I Swear Allegiance“ klingt dissonanter und bedrückender, bleibt aber im etablierten Soundkosmos. „Bloodstorms“ zeigt ein langsameres, atmosphärischeres Gesicht, allerdings mit abnehmender Energie im Vergleich zum starken Beginn.
„The Ritual“ startet mit einer bizarren Synthie-Melodie, die aber rasch abgelöst wird von treibenden Riffs und mehr Energie. Die Mischung aus schnellen und getragenen Passagen wirkt jedoch etwas zerklüftet. Mit „Heaven Ablaze“ folgt wieder eine gelungene Verbindung von Black- und Thrash-Elementen, wenn auch die Songstruktur vertraut wirkt. Trotzdem einer der stärkeren Momente der Platte.
Mischung aus Black, Thrash und Death Metal
Die Produktion ist eher roh, etwas dumpf und ohne große Dynamik. Rhythmusgitarren geraten oft zu sehr in den Hintergrund, während die Leadgitarre im Vordergrund steht, um die Black-Metal-Passagen zu betonen. Die Vocals sind ausgewogen eingebettet. Kein Totalausfall, aber auch kein überragender Sound.
Textlich entwirft das Album ein düsteres Konzept: Unter blassem Mond erzählen Raben (Korp bedeutet im Schwedischen „Rabe“) und Hexen von Mord, verlorenen Leben und gefangenen Seelen. Die Nattravnen regiert und kündet von einem dunkleren Morgen.
„The Night’s Embrace“ und „Black Winter Masses“ folgen ähnlichen Mustern: schnelles Riffing, melodische Leadgitarren, infernale Schreie. Alles solide, aber nicht herausragend. „Feast Upon The Spineless“ kombiniert atmosphärische Passagen mit aggressivem Riffing, während das Finale „Graced By Flames“ besonders druckvoll wirkt – aggressiv verzerrte Gitarren, folkloristische Einflüsse und ein leidenschaftlicher Gesang bilden einen starken Abschluss.
Gelungene, aber vorhersehbare Mischung
Das Album lebt von starken Riffs, dominanten Vocals und einigen wirklich gelungenen Melodielinien. Fans von Necrophobic, Naglfar oder Sacramentum werden sich in diesem Sound zuhause fühlen.
Allerdings werden viele aggressive Momente zu schnell von melodischen Leadgitarren abgelöst, wodurch die wuchtige Wirkung oft verpufft. Zudem nutzt sich das wiederholte Schema von schnellen und langsamen Passagen mit der Zeit ab. Etwas mehr Freiheit und Experimentierfreude im Songwriting könnte KORP von soliden Mitstreitern zu herausragenden Vertretern der Szene machen.
Trotzdem: Die Verbindung von Black, Thrash und Death Metal funktioniert, es gibt viele gute Ansätze und die Rückkehr der Band ist ein Gewinn für das Genre.
Fazit: KORP melden sich mit And Darker It Shall Become stark zurück – ein rohes, wuchtiges Album mit gelungenen Riffs und einer packenden Mischung der Extreme.
Tracklist
01. Blood Upon The Throne
02. Furious Tempest Rise
03. I Swear Allegiance
04. Bloodstorms
05. The Ritual
06. Heaven Ablaze
07. The Night’s Embrace
08. Black Winter Masses
09. Feast Upon The Spineless
10. Graced By Flames
Besetzung
Kenny Olsson – Guitars
Henke Westin – Guitars
Tomas Rosenborg – Bass
Peter Andersson – Drums
Erik Hillströms – Vocals