NIGHTFALL – Children of Eve

cover artwork NIGHTFALL Children of Eve

Band: NIGHTFALL 🇬🇷
Titel: Children of Eve
Label: Season of Mist
VÖ: 02/05/25
Genre: Melodic Black/Death/Doom Metal

Bewertung:

2/5

Das neue NIGHTFALL-Album Children of Eve beginnt mit einem langen, filmischen Dialog. Direkt danach folgt „I Hate“ – ein Track voller Drama und Leid. Solides Midtempo, wütende Screams und ein gespenstischer Chor, der Efthimis‚ Growls im Refrain doppelt. Die weiblichen Gesangsparts wirken dagegen deplatziert und stehen rhythmisch quer zum Rest. Der Refrain selbst bleibt blass und wiederholt sich zu sehr – ein deutlicher Rückgriff auf die Gothic-Phase der Band. Schon hier zeigt sich: Der Fokus liegt klar auf dem Gesang.

NIGHTFALL begannen Anfang der 90er als blackened Death-Metal-Band, entwickelten sich später aber in Richtung Gothic Rock/Metal. Das vorherige Album (At Night We Prey) trug noch deutlich die Spuren der frühen Werke, mit erkennbaren Black-Metal-Einflüssen. Nach häufigem Besetzungswechsel versprach man eine Rückkehr zur alten Stärke – zu der Zeit, als NIGHTFALL neben Rotting Christ und Septicflesh zu den Wegbereitern der griechischen Szene zählten.

Das thematische Gerüst des Albums kreist um Dunkelheit, Hass, religiöse Konflikte und innere Abgründe.

The Cannibal“ startet aggressiv mit hohem Tempo, getragen vom präzisen Drumming. Der Chorus wirkt beinahe episch im Viking-Metal-Stil – eine seltsame Mischung, die stellenweise eher an Power Metal erinnert. Der anfangs starke Drive wird jedoch durch unstete Tempowechsel ersetzt. Wieder ein Song, der durch das Bemühen um Vielschichtigkeit seine Wirkung verliert.

Gegründet wurde NIGHTFALL 1991 in Athen. Konstant geblieben ist nur Sänger Efthimis Karadimas, der über die Jahre zum Kern, zur Stimme und zum Ausdruck dieser Band wurde. Nach einer längeren Pause kehrten sie mit dem starken At Night We Prey zurück – ein Album, das auch Efthimis‚ persönliche Geschichte der Depression verarbeitete. Die schwarze Maske, die seither einen Teil seines Gesichts bedeckt, symbolisiert diesen inneren Kampf.

Lurking“ beginnt mit einem diabolischen Lachen und geht in eine melodische, vielschichtige Komposition über, die entfernt an Viking Metal erinnert. Allerdings zerfällt auch hier das Ganze in viele kleine Riff-Sequenzen, die schnell abgelöst werden. Dennoch – im Kontext des Albums gehört „Lurking“ zu den stärkeren Momenten.

Inside My Head“ beginnt deutlich ruhiger, mit fast künstlich wirkendem Drumsound und einem Gitarrensolo, das eher an klassischen Heavy Metal erinnert. Gute Ideen tauchen auf, aber der Refrain bleibt uninspiriert.

Die Lyrics des Albums kreisen durchgehend um Finsternis, Hass, Sünde und Glauben. Es geht um den Kampf zwischen Licht und Nacht, um Schuld, Vergeltung und das Verlorensein im eigenen Inneren. Die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt, Erlösung scheint ausgeschlossen.

Gute Ideen sind vorhanden – aber der Mangel an kohärenter Struktur und musikalischer Linie zieht das Album deutlich nach unten.

Auch „Seeking Revenge“ experimentiert – dieses Mal mit elektronischen Sounds und schmerzhaftem weiblichem Geschrei. Kein Höhepunkt. Ähnlich enttäuschend: „For the Expelled Ones“, dessen schleppender Beginn und wiederholter Refrain wenig Relevanz entwickeln. Man erkennt ein Muster: Aneinandergereihte Songfragmente, unzusammenhängende Tempo- und Arrangementwechsel – wie Stückwerk.

Die aktuelle Besetzung: Efthimis Karadimas (The Slayerking, ex-Epidemic) am Mikro, Kostas Kyriakopoulos (The Slayerking, ex-Nocta) an der Gitarre, Fotis Benardo (u. a. Chontaraz, Nightrage, Ex-Septicflesh) am Schlagzeug und Vasiliki Biza (The Beggar Belief) am Bass. Vor allem Fotis beeindruckt – seine Studio- und Live-Erfahrung hebt das Drumming auf ein hohes Niveau.

The Traders of Anathema“ beginnt kraftvoll mit einem starken Riff und stabiler Rhythmik – doch schon bald wirken die Vocals wie aus einem anderen Song, ein unpassender Tempowechsel und ein verzerrter Mikrofoneffekt stören den Fluss. Ein verheißungsvoller Beginn, leider nicht eingelöst.

With Outlandish Desire to Disobey“ startet mit weiblichem Gesang und wechselt zu einem riffgetragenen Track mit Growls. Die erneut abrupten Tempowechsel zerstören aber auch hier die melodische Linie. Die Drums treiben wie überall auf dem Album, doch am Ende bleibt ein überladenes, stilistisch zerrissenes Klangbild zurück.

Komposition bleibt das Hauptproblem dieses Albums. Die vielen, oft sprunghaften Rhythmuswechsel lassen eine klare musikalische Linie vermissen. Gute Ideen sind vorhanden – sie fliegen aber vorbei, bevor sie wirken können.

Black-Metal-Spuren sucht man vergeblich. Zwar erinnert die Melodik an modernen griechischen Black Metal, doch das Klangbild dominiert: schnelles Drumming, Growls, pathetische Riffs und Gitarrensolos, dazu ein Hauch von Epik und eine Prise „Trve“-Attitüde – aber alles nur angedeutet. Kein Blackened Death Metal, kein Melodic Death Metal im engeren Sinne. Eher: epischer Power Metal mit Growls. Oder einfach: kommerziell produzierter Death Metal.

„Children of Eve“ ist ein sehr gut produziertes Album mit einer Mischung aus vielen Stilen.

The Makhaira of the Deceiver“ ist einer der stärkeren Songs. Ein ernster Grundton, ein fast optimistischer Refrain. Der einzige Moment, in dem durch ein Tremolo-Solo kurz echtes Black-Metal-Feeling aufkommt – doch das bleibt Episode. Auch hier: ein abrupter Bruch mitten im Song, ein kompletter Wechsel der Tonalität – und dennoch wirkt der Track im Gesamtbild wie ein Höhepunkt.

Die Produktion übernahmen Efthimis und Fotis selbst. Mix und Mastering kamen von Jacob Hansen (Hansen Studios, Dänemark). Und tatsächlich: Die Produktion ist der stärkste Aspekt des Albums. Der Sound ist transparent, klar und professionell – ein rundes, hochwertiges Klangbild.

Der letzte Track, „Christian Svengali“, beginnt vielversprechend mit einem langsamen Riff, nimmt kurz Fahrt auf, fällt dann aber in einen melancholischen Refrain zurück. Nicht besonders melodisch, dafür mit unterschwellig traurigem Tonfall – ein ruhiger Ausklang.

Was bleibt? Die Vocals sind der rote Faden. Alles andere ist ein Patchwork aus Stilen und Fragmenten. Mal langsam, mal schnell, mal brachial, mal nahezu zerbrechlich. Die Drums sind durchweg stark und verleihen dem Ganzen Druck und Energie – doch strukturell ist das Album eine Sammlung von Versatzstücken. Die Band selbst beschreibt das Album als „die eingängigste Hook-Sammlung ihrer Karriere“ – genau darin liegt das Problem: Jeder Song besteht aus Einzelteilen, die oft nicht zusammenpassen. Keine organische Entwicklung, keine zusammenhängende Dramaturgie.

Fazit: Children of Eve überzeugt mit durchgängig starken Vocals und exzellentem Drumming, scheitert aber an zersplitterten Songstrukturen und mangelnder stilistischer Kohärenz.

Tracklist

01. I Hate
02. The Cannibal
03. Lurking
04. Inside My Head
05. Seeking Revenge
06. For the Expelled Ones
07. The Traders of Anathema
08. With Outlandish Desire to Disobey
09. The Makhaira of the Deceiver
10. Christian Svengali

Besetzung

Efthimis Karadimas – Vocals
Kostas Kyriakopoulos – Guitars
Vasiliki Biza – Bass
Fotis Benardo – Drums

Internet

NIGHTFALL – Children of Eve CD Review

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