WALDGEFLÜSTER – Knochengesänge I / Knochengesänge II

cover artwork WALDGEFLÜSTER Knochengesänge

Band: WALDGEFLÜSTER 🇩🇪
Titel: Knochengesänge I / Knochengesänge II
Label: AOP Records
VÖ: 07/11/25
Genre: Black Metal

Bewertung:

2/5

Das neue WALDGEFLÜSTER-Album im Duo-Format, Teil I und II, ist ein experimentelles Werk. Immer Musik, sehr emotional und mit persönlicher Note auf allen Band-Alben, atmosphärisch – aber nun mit dem letzten Werk wird eine neue Seite der Band offenbart, und das Ergebnis ist widersprüchlich.

Atmosphärischer Start mit schwankender Überzeugungskraft

Akustische Gitarren und Naturgeräusche, ein typischer Ansatz von WALDGEFLÜSTER, eröffnen das Album. „Krähenpsalme“ bringt dann höllische Schreie im Kontrast zur sehr melodischen und sorgenvoller Musik. Ambient, leicht – die Vocals im Duo machen den Sound nur ein bisschen aggressiv. Der zweite Sänger in diesem Song ist Gastmusiker Austin L. Lunn, oder um präziser zu sein, der Musiker hinter Panopticon, einer der wichtigsten Namen im Atmospheric Black/Folk Metal. Geschrien, gebrüllt, sehr leidenschaftliche Vocals. Emotional, aber nicht gänzlich überzeugend.

Die Musik von WALDGEFLÜSTER kombiniert typische Black-Metal-Akkorde – die sehr leichten und melodischen – auch Folk-Elemente mit gefolterten Schreien. Als Genre sind sie auf dem Album näher an Atmospheric Black/Folk Metal mit Elementen aus Post-Metal. Für jeden, der mit der Band vertraut ist: auf diesem Album sind sie noch atmosphärischer, leichter als üblich. Die Produktion auf dem Album ist sehr klar und ausbalanciert. Mehr mit Vocals und Effekten als mit Instrumenten zu arbeiten ist ein anderer Ansatz als normalerweise, aber der Sound ist gut und gibt den Kompositionen so viel Dynamik oder Drama wie möglich.

Der nächste Song „Bamberg, 20. Juni„, benannt nach der bayerischen Stadt, ist langsamer, ambienter. Diesmal gibt eine weitere Chor-Passage ein Gefühl wie Taverne-Gesang – teilweise falsch, oder sogar mit geflüsterten Vocals, überladen mit trauriger Stimmung, aber weniger musikalisch. Ein besserer Song, aber immer noch nicht gänzlich überzeugend.

Das Projekt WALDGEFLÜSTER wurde 2005 von Winterherz (Uprising, Scarcross) gegründet, der Vocals, Gitarren, Samples und Keys spielt. Er ist die Seele der Band, der Hauptkomponist und Texter. Es blieb viele Jahre ein Solo-Projekt, aber langsam gesellten sich andere Musiker zur Band: Thomas Birkmaier (Beyond the Sun, Scarcross) am Schlagzeug, Markus Frey (Sinism) an den Gitarren, auch an der Gitarre Dominik Frank (Beyond the Sun, The Course Is Black) und Martin Schirmann (Funeral Pile, The Course Is Black, ex-Pikes Edge) am Bass. Eine lange Liste von Gastmusikern erscheint auf dem Album, alle mit einem großen und wohltuenden Beitrag zum Sound.

Zwischen Black Metal und fragwürdigem Schlager-Einschlag

Derselbe Ansatz setzt sich im Album fort mit „Der Kleinste König Und Sein Architekt„, und es geht weiter mit unerbittlichem Drumming, nicht ganz zur tatsächlichen melodischen Linie passend, und leidenschaftlichem Schreien. Mehr Black Metal in diesem Song als in den vorherigen – tatsächlich ist die Instrumentierung solide, ergänzt die höllischen Vocals und behält die Beziehung zu Folk-Musik durch verschiedene Saiteninstrumente. Der Sound im Song ist voll, in dem Sinne, dass man eine ganze Band spielen hören kann. Ein Song, der die Band zeigt, wie wir sie kennen – ein Höhepunkt.

Von Hypnos Und Thanatos“ bringt weniger Musik, aber eine depressive Stimmung und, wie wir uns gewöhnt haben, viele dramatische Schreie. Unerbittliche Drums, ein Chor, ein violinen-artiges Instrument machen den Sound komplexer, aber die Aggressivität der Schreie fühlt sich vom eigentlichen Song getrennt an. Und bizarr: der cleane Gesang bringt einen Schlager-Vibe in den Song. Ein entferntes Klavier ist verantwortlich für das Setzen der Stimmung in „Lethe – Der Fluch Des Schaffenden„. Wieder cleaner Gesang, der diesem Song eine andere Dimension gibt – fühlt sich wie ein Pop-Song an. Eine anständige Tremolo-gepickte Leadgitarre versucht, den Song zu retten, aber der zurückkehrende cleane Gesang hilft nicht.

Knochengesang“ hat Ambient-Effekte und symphonische Hintergrundmusik, Violine und auch Folk-Einflüsse, mit gesprochenen Vocals und nicht sehr melodisch. „The Parting Glass„, das traditionelle schottische Lied, klingt wie Lagerfeuer-Gesang oder manchmal wie ein Chor betrunkener Männer, die mit Violine und einigen Drums singen. Im Kern ist das, was das Lied in Schottland und Irland repräsentiert – der letzte Song, den eine Gruppe von Freunden nach einem Treffen, einer Party oder Versammlung singt. Aber im Kontext des Albums lässt es einen denken, dass diese Musik, die wir hören, doch Folk Metal ist. Wieder ist der cleane Gesang teilweise falsch, und der ganze Song irgendwie fehl am Platz im Kontext des Albums, aber er übermittelt die Botschaft – ein traditionelles Abschiedslied, das eine Mischung aus Freude und Traurigkeit hervorruft.

Teil II: Vom Experiment zum Fehlschlag

Zum zweiten Album wechselnd beginnt es akustisch und mit cleanem Gesang. Die beiden Alben sind verwandt – „Knochengesänge II“ ist ein deformierter Spiegel des ersten, mit einem Kern-Akkord oder melodischer Linie aus dem ersten, die ihren Weg findet, aber völlig transformiert und mit einem anderen Ansatz im zweiten neu interpretiert wird. „Das Klagelied der Krähen“ setzt die Idee verschiedener Vocals fort, aber keine Growls oder Shrieks hier – mit Leidenschaft gesungen, aber dennoch ein sehr leerer Song musikalisch. Das Gefühl, dass wir eine Art Schlager-Musik hören, nur sehr langsam, dominiert immer noch das Hörerlebnis.

Frankfurt, 19. März“ bringt einen etwas schwereren Sound ins Spiel. Mehr wie Doom als Black allerdings. Elende Vocals. Es scheint, dass wir mit „Knochengesänge II“ mehr akustisch gespielte Songs und ausschließlich cleane Vocals haben. „The little King and his Architect“ auf Englisch gesungen – aber ansonsten scheint es, dass wir hier einen neuen Tiefpunkt erreichen. Auch wenn es einige Instrumente gibt, hilft der Vocal-Ansatz dem Sound nicht. Aber da der gespiegelte Song aus dem ersten Album der Höhepunkt des ersten Albums war, ist dies höchstwahrscheinlich auch der beste hier.

Crusade in the Dark“ – für eine Sekunde scheint es, als hätten wir hier Musik, aber nein, nur schwere Instrumentierung und Pop-Song-Struktur, ein melodischer Song, aber mehr wie einer, der besser für eine Radiostation als für ein Metal-Album gespielt werden könnte oder passen würde.

In Lethes Fluten“ – eine blasse Imitation von Leonard Cohens Spielstil und Art von Musik. „Singing of Bones“ – pathetisch überladen mit Emotionen, fast A-cappella-Gesang. Wirklich bizarr. Country-Musik gemischt mit Folk. Der Abschlusssong „The Parting Glass“ – mit allen Instrumenten, die komplett für diesen Song verschwunden sind, nur cleane Vocals. Vielleicht stand eine künstlerische Vision dahinter, aber sorry, nein, das war wirklich zu viel. Ein sehr enttäuschendes Ende.

Gescheitertes Experiment ohne musikalische Substanz

Auf älteren Alben noch Black Metal mit viel Atmosphäre, aber unverkennbar Black – nun viel Folk und viel ambienter und atmosphärischer. Wenn „Knochengesänge I“ ein anständiges Atmospheric-Black-Metal-Album ist mit ein paar interessanten Momenten, ist der zweite Teil mit seinem introvertierten und emotional geladenen Ansatz fast ein Fehlschlag – mit einem Sound sehr nah an kommerzieller Musik oder nur Singer-Songwriter-Musik zum Spielen unter Freunden.

Die Songs sind sehr lang, wiederholen dieselbe melodische Linie immer wieder. Nicht viel musikalische Substanz. Es ist sehr wenig Musik in WALDGEFLÜSTERs neuem Album. Viel Schreien und viele Drums, die nur hart und schnell schlagen, mehr um Ambient-Effekte kreisend als um ernsthafte musikalische Kompositionen. Und vielleicht muss man sich nur an die cleanen Vocals gewöhnen, aber sie helfen der Musik wirklich nicht – und wenn diese Vocal-Ansätze nur kleine Teile der Band-Musik auf den alten Alben waren, ist das nun ein vorherrschender Sound geworden.

Knochengesänge II“ war sicher ein Experiment, und nicht alle Experimente sind erfolgreich. Und das hier war es nicht, besonders wie es endet – der letzte Eindruck, der bleibt, ein vergessenswertes Album. Vielleicht ergab es für den Künstler Sinn, seine Gefühle in diesem Output auszudrücken, aber als Musik bringt es sehr wenig.

Fazit: WALDGEFLÜSTER gingen mit dem Doppelalbum „Knochengesänge“ I und II experimentell vor – das Endergebnis ist nicht überzeugend.

Tracklist

Knochengesänge I

01. Krähenpsalme
02. Bamberg, 20. Juni
03. Der Kleinste König Und Sein Architekt
04. Von Hypnos Und Thanatos
05. Lethe – Der Fluch Des Schaffenden
06. Knochengesang
07. The Parting Glass

Knochengesänge II

01. Das Klagelied der Krähen
02. Frankfurt, 19. März
03. The little King and his Architect
04. Crusade in the Dark
05. In Lethes Fluten
06. Singing of Bones
07. The Parting Glass

Besetzung

Winterherz: Vocals, Guitars, Samples and keys
Dominik Frank: Guitars
Markus Frey: Guitars
Thomas Birkmaier: Drums
Martin Schirmann: Bass

Guests:
Charlie Anderson: Strings
Austin Lunn: Guest Vocals on Krähenpsalme / Drums on Der Kleinste König und sein Architekt II
Alboin: Guest Vocals on Lethe – Der Fluch des Schaffenden
Arvagr: Piano parts

Internet

WALDGEFLÜSTER – Knochengesänge I / Knochengesänge II CD Review

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