Die Apokalyptischen Reiter

Nicht viele deutsche Metalbands haben es zu einer weltweiten Veröffentlichung eines Best-Of geschafft. Eine davon sind seit kurzer Zeit die Apokalyptischen Reiter, die The Greatest And Best Of über Nuclear Blast auf die Menschheit losgelassen haben und mittlerweile auch die dazugehörige Tour absolviert haben. Das sind natürlich genug Gründe um sich einmal mit Bassisten Volkmar Weber im Zuge des Stopps im Linzer Posthof zu unterhalten.

Danke dass du dir noch so kurz vor der Show Zeit nimmst, die ersten Termine der Best-Of Tour sind jetzt schon vorbei, wie läuft es bisher so?

Ja sehr abwechslungsreich und aufregend, wir sind ja mittlerweile schon knapp 15000 Kilometer mit dem Bus gefahren und waren irgendwie vor einer Woche noch in Portugal. Also aufregend war es, sehr gute Konzerte gespielt, viele und nette Leute getroffen und kennen gelernt, tolle Fans, gute Stimmung, also alles so wie man es sich wünscht.

Ihr wolltet ja eigentlich schon gegen Weihnachten unterwegs sein, warum ist es aus der Darkness over X-Mas Tour nichts geworden?

Oh, da hat der Tourveranstalter die Tour abgesagt. Im Gegensatz zu dieser Tour jetzt, wo wir alles selber organisieren, sind wir dort draufgebucht worden, ja dann hat der Tourveranstalter abgesagt und dann war das ebenso.

Kam die Idee mit der Best-Of Tour gleich mit der Veröffentlichung des Best-Of Albums oder ist die Idee eher spontan zwischendurch einmal gekommen.

Naja, die Best-Of war ja eher für den ausländischen Markt gedacht, wo wir eher weniger bekannt sind, in Deutschland, Österreich und der Schweiz kennt man uns ja schon länger, und dann hatten wir wieder die Chance die Best Of zu machen, wir hatten ja schon ein paar Mal beschlossen die Best-Of nicht zu machen, da wir es nicht so eine gute Idee finden da auch die Auswahl der Songs nicht so einfach ist, ja dann kam Nuclear Blast mit der Chance, dass wir ein Album in Japan veröffentlichen können und da bot es sich einfach an eine Best-Of zu machen, weil wir einfach schon so viele Alben haben. Die haben wir dann natürlich auch sonst überall vertrieben und parallel dazu kamen die ersten Ideen für eine Tour und auch dafür, dass wir das entsprechende Programm einstudieren. Eine Moral&Wahnsinn Tour haben wir ja gemacht und jetzt hatten wir die Chance alles einmal umzustellen, Songs zu spielen, die wir schon lange nicht mehr gespielt haben, ja das war so der Ausgangspunkt für die Tourplanung.

Viele Konzerte, gerade zwischen Licht und Moral & Wahnsinn, zum Beispiel auf der Paganfest-Tour, waren ja schon quasi Best-Of Konzerte von euch, was unterscheidet die Termine von damals denn nun von derzeitigen.

Naja, die Paganfest Tour war ja im Vergleich zu heute nur die halbe Spielzeit, da hatten wir ja nur 50 Minuten, heute spielen wir 100, ja und gerade bei der Paganfest Tour war es auch so dass Ady gerade in die Band gekommen war und da wollten wir einen Querschnitt machen, durch unsere stilistische Bandbreite können wir ja viele verschiedene Sachen spielen und da unterscheidet sich so was wie die Paganfest Tour klar von einer Tour die wir mit In Extremo oder Subway To Sally machen würden, weil es einfach ein ganz anderes Publikum ist. Da haben wir dann einfach überlegt, was könnte gut dazupassen und die Songs haben wir dann genommen. Jetzt auf der Tour war es dann so, dass wir durch die Best-Of selber schon eine Vorgabe hatten, wir haben uns ja auch sehr lange gequält um 20 Songs herauszusuchen, die dann für die Reiter stehen, wir haben es dann einfach so gemacht, dass jeder seine Favoriten auf ein Blatt geschrieben hat und die haben wir dann einfach zusammen gezählt und die mit den meisten Stimmen genommen. Wir spielen ja auch das was auf dem Album ist, mit Ausnahme von ein oder zwei Songs, weil wir ja sonst alles doppelt machen müssten, da wir die Auswahl ja schon einmal getroffen haben. Jetzt ist von allen Alben was dabei und ich denke das wird eine schöne Zeitreise.

Also spielt ihr jeden Abend dasselbe Programm und wechselt nicht durch?

Ne wir haben tatsächlich jeden Abend das ziemlich selbe Programm weil zum Programm jetzt nicht nur das Lieder spielen zählt sondern auch Showelemente. Es gibt auch Songs die ineinander übergehen, es gibt keine Ansagen sondern es fließt ineinander über und da ist zumindest der Hauptteil der Show fest und durchgeplant.

Wie wird es auf den Festivals und der gemeinsamen Tour mit Subway To Sally im Winter ausschauen, orientiert ihr euch da eher an das Best-Of oder an Moral & Wahnsinn?

Das wissen wir jetzt noch gar nicht, da haben wir ja dann auch wieder weniger Spielzeit, jetzt als Headliner können wir ja so lange spielen wie wir wollen, bei der Subway Tour wird sicher nach einer dreiviertel Stunde oder so vorbei sein, da muss man sich dann sowieso einschränken und die Songs spielen, die die Fans immer hören wollen, für die Subway To Sally Tour ist dann auch klar, dass viele Mittelalter-Fans im Publikum sein werden, da muss man dann auch das Programm in diese Richtung etwas drehen, da macht es dann wenig Sinn da etwas ultrabrutales zu spielen, weil diese Konzerte auch eine Chance bieten, die Band einmal anderen Fans zu präsentieren. Ich denke einmal nicht jeder Subway oder In Extremo Fan kennt die Reiter und ich denke auch unsere Fans werden es verstehen wenn wir nicht immer den harten Stoff spielen, weil wir ja auch nicht limitiert sind und nicht immer extrem sein müssen. Wir spielen ja heute auch Das Paradies, was wir schon seit Jahren nicht mehr live gespielt haben, was ja auch ein smoother Song ist mit sogar Hip Hop Elementen darin. Man versucht einfach immer ein gutes Paket zu machen, auch auf den Festivals wo du einmal nur 45 Minuten Zeit hast auf anderen wieder eine Stunde. Es muss einfach ein relativ furioser Start kommen und dann sieht man was man mit den Leuten noch machen kann und wie viel Zeit überhaupt noch bleibt. Man kann ja auch nicht sagen, erster Song und jetzt macht alle Wall Of Death und hüpft, man muss einfach ein bisschen warm werden mit dem Publikum, da gehört auch immer ein bisschen Glück dazu dass alles passt, dass die Technik passt. Wir haben aber schon sehr viele verschiedene Sachen gespielt und es verläuft eigentlich immer ganz gut.

Wie funktioniert das eigentlich bei euch wenn ihr einmal im nicht deutschsprachigen Ausland unterwegs seid, wie zum Beispiel in Russland? Ihr habt ja doch sehr viele Songs die auf Deutsch gesungen sind.

Das macht eigentlich keinen Unterschied. Wir haben jetzt auch auf der Tour in Portugal ein großes Festival gespielt, da kannte uns ich glaub gar niemand und es war ein sehr extremes Festival wo viele Death und Black Metal Bands gespielt haben wo jetzt unsere Musik sehr melodisch gewesen ist aber Sprache ist immer nur eine Sache, es ist was anderes wenn man ein Gedicht vorliest, da macht es weniger Sinn damit ins Ausland zu gehen, aber ich glaube das man als Fan, und ich bin selber ja auch Musikfan, auch gerne Texte versteht, ich meine es gibt jetzt schon Bands, da verstehe ich die Texte auch gar nicht, aber wenn die Musik gut ist macht das weniger. Wenn du England oder Frankreich anschaust, der französische Markt ist ganz Speziell, die Franzosen sprechen ja nur Französisch, kein Deutsch, kein Englisch, gar nix, aber trotzdem hatten wir viele Leute in Frankreich und wenn die dann Songs wie Seeman, also die melodischen Parts, hören, dann können sie sich daran festhalten und auch mitsingen. Das war auch die Erfahrung in Russland, dass die Musik so 80% der Message ausmacht, wenn dann aber jemand die Texte auch versteht, wie in Österreich oder Deutschland, dann hat das natürlich noch eine andere Qualität.

Gibt es eigentlich noch Länder wo ihr gerne hin wollt, gerade jetzt wo das Album ja weltweit erhältlich ist?

Das muss man jetzt einmal abwarten, wir würden ja gerne auch in Asien oder Amerika spielen, wir werden glaub ich auch dieses Metal Kreuzfahrtschiff machen dieses Jahr. Man kann sich aber nicht zerteilen, ich meine es bringt einfach nichts wenn man jedes Jahr 20 Shows in 20 Ländern macht weil der Aufwand einfach enorm ist. Es ist da besser wenn man sich auf ein Land konzentriert, dort 4-5 Shows macht, dann noch vielleicht ein Festival. Die Leute haben einfach so viele Möglichkeiten Musik zu hören und wenn man dann nur eine Show in drei Jahren macht verpufft das irgendwie, da ja auch die Live-Präsenz sehr wichtig ist um die Band bekannt zu machen. Man merkt das in Deutschland wo wir doch sehr viel unterwegs waren, also viel mehr als in Österreich, da sind wir dann schon einen großen Schritt weiter, obwohl wir in Österreich auch gut gechartet sind.

Wenn wir ein bisschen in die Historie der Reiter blicken ist ja heuer eigentlich das 15 Jahr Jubiläum der Reiter, wenn man Soft And Stronger als Start sieht. Wie denkst du über all die Jahre als Apokalyptische Reiter?

Es ist schon eine sehr sehr lange Reise die wir da gemeinsam machen, die Best Of war ja auch eine kleine Rückschau auf die alten Zeiten, ich meine wir hören uns ja nicht permanent die alten Alben an. Wir wollten auch im Booklet ein paar Liner Notes, sozusagen Anekdoten aus den alten Zeiten einbinden. Wir wollten ja auch ein Buch machen und vielleicht eine Historien-DVD um den ganzen Zeitraum ein bisschen einzufangen. Es gibt einfach so viele Geschichten, Bilder und Videos aus der ganzen Zeit, wie eigentlich die Band von einer Kellerband zu einer Band aufgestiegen ist, wo jeder sagt ich höre auf zu arbeiten, ich mach nur noch die Reiter, weil es einfach nicht mehr anders geht. Die Entscheidung fiel dann nach Have A Nice Trip, wir hatten damals doch viele Support-Tourneen und haben uns dann gedacht, die Leute gehen bei uns doch auch ziemlich ab, machen wir mal eine Headliner Tour, das lief dann super und seitdem ist das immer besser geworden. Das ist dann schon spannend, wenn man sich alte Fotos oder Videos anschaut oder sich im Studio erinnert wie man früher gearbeitet hat, dann hat das heute schon eine andere Qualität.

Wenn man auf die personellen Wechsel zurückdenkt, wie viel Einfluss hatte der Ausstieg von Skelleton?

Ja, also nach Allegro Barbaro war schon der erste Bruch in der Band, vom Stil und der Charakteristik der Band. Ja und Skelleton war schon ein Urgestein, ich meine er hat zusammen mit Eumel die Band gegründet, es ging dann aber musikalisch außeinander, ich meine wenn man All You Need Is Love und Allegro Barbaro vergleicht ist da schon ein großer Unterschied, Allegro Barbaro ist sehr straight mit vielen Blast Beats, All You Need Is Love probiert hingegen viel aus und das war ein Weg den Skelleton nicht mitgehen wollte. Da gab es schon während der Probephase Auseinandersetzungen über die musikalische Ausrichtung was dann dazu geführt hat wie es gekommen ist. Wir haben aber mit Sir G. den bestmöglichen und bestvorstellbarsten Ersatz gefunden, ich kenne auch keinen besseren Drummer, unser Tontechniker sagt auch immer, wenn der sich mal verspielt hört die Welt sich auf zu drehen, er ist wie ein Uhrwerk und das gibt der Band auch einiges. Wenn du mal Probleme hast Live, zum Beispiel fällt was aus oder du hast einen schlechten Sound, wenn du dich am Schlagzeug orientieren kannst passt das einfach.

Wieviel Einfluss hatte dann die Tatsache, dass Fuchs live nicht mehr Gitarre spielen konnte?

Es hat eigentlich zwei Gründe, zum Einen wollte er die Gitarre wirklich loswerden, da er ohne Gitarre einfach mehr Möglichkeiten hat als wenn er Gesang und Gitarre zu machen hätte. Bei uns läuft ja alles auf eine Gitarre hinaus, du musst Soli spielen, Rhythmus spielen und noch dazu singen, das schränkt dann natürlich ein. Dazu kam dann noch dass er eine Sehnenscheidenentzündung hatte, vom vielen Gitarre spielen, und da konnte er auch gar nicht Gitarre spielen. Wir waren also gezwungen einen fünften Mann in die Band zu holen, deswegen sind wir auch seit Samurai zu fünft unterwegs, was sich auch bewährt hat weil Fuchs einfach ohne Gitarre Qualitäten entfaltet hat, was die ganze Live Darbietung auf ein anderes Level gebracht hat, weil er einfach viel unterwegs ist auf der Bühne und mit dem Publikum agiert, was einfach mit Gitarre gar nicht möglich gewesen wäre.

Der nächste Besetzungswechsel war ja dann wieder an der Gitarre, Pitrone zuerst durch Lady Kat-Man und jetzt durch Ady. Wie viel Einfluss haben denn die neuen Gitarristen immer?

Das ist unterschiedlich gewesen, als die Lady Kat-Man in die Band kam war das Licht-Album schon fertig geschrieben, 80-90% des Albums waren also schon fertig und sogar das Studio war schon gebucht. Die Situation war aber irgendwie mit der von Skelleton zu vergleichen, da Pitrone musikalisch einige Sachen einfach nicht mehr mitmachen wollte, die wir von ihm gerne erwartet hätten. Es waren einfach nicht alle zufrieden, wir nicht mit dem was wir von ihm erwartet hätten, und wir hätten auch gerne gehabt, wenn er die Ideen als Gitarrist etwas verfeinert hätte, was er aber nicht wollte und konnte. Wir haben das aber dann, im Nachhinein betrachtet relativ überstürzt, gecuttet haben und Pitrone war nicht mehr in der Band, Lady kam dann in die Band, hat dann die letzten Wochen vor dem Studio intensiv mit uns gearbeitet, das war dann sehr viel Feinarbeit. Dann ging es halt ins Studio und danach auf Tour. Mit Ady war das was anderes. Er kam ja schon vor Moral & Wahnsinn in die Band, also zur Paganfest Tour 2009 was seine erste große Tour mit uns war. Erst danach ging es mit dem Songwriting los. Er war dann vom ersten Moment an dabei und hat so das Album mehr geprägt als die Lady das Licht-Album, was ja schon fast durch war. Sie hat sich natürlich schon eingebracht, aber wir konnten nicht einfach weil wir einen neuen Gitarristen haben einfach alle Songs wegwerfen. Es ist schon immer so, dass Fuchs den Großteil an Ideen liefert, da er als Sänger schon Vorgaben gibt, da bei uns Musik und Text schon sehr zusammenhängen, es wird bei uns nicht passieren, dass wir zuerst Musik schreiben und dann Text drauf, im Idealfall passiert das alles parallel. Insofern war er schon seit Bandgründung immer der musikalische Motor, das hat sich jetzt war verlagert, früher hatte er mehr mit Dr. Pest zusammen gearbeitet, da waren wir klavierlastiger, da gab es mehr Rhytmusspuren mit Klavier drüber, heute ist es mehr verlagert weil alle in der Band musikalisch beisteuern.

Wäre es eigentlich vorstellbar gewesen, dass Fuchs bei Licht im Studio die Gitarren übernimmt?

Nein eigentlich nicht, ich meine er hat lange nicht gespielt, hat sich dann auch nicht alle Songs draufgedrückt, das muss dann schon ein Gitarrist übernehmen, da es ja auch alles ziemlich verzögert. Er hat zwar im Studio ein oder zwei Soli eingespielt und auch ein oder zwei Rhythmusspuren, das hat er aber auch auf jedem Album gemacht. Er sieht sich zwar sowohl als Sänger als auch Gitarrist, der Sängerpart ist aber doch sehr im Vordergrund.

Gibt es schon Pläne für die Zukunft? Schreibt ihr schon an einem neuen Album?

Nein, wir haben zwar schon Ideen gesammelt, haben in gemütlicher Atmosphäre Ideen festgehalten, die natürlich nicht mit dem Reiter Sound zu tun haben was wir jetzt machen, aber ansonsten wollen wir dieses Jahr noch viel touren, auch nächstes Jahr zumindest bis zum Sommer noch. Aber ein neues Album, da denke ich nicht das vor 2014 noch was kommen wird. Wir haben jetzt einfach 8 Alben veröffentliche, eine treue Fan-Base geschaffen, wir müssen einfach nicht jedes Jahr ein Album machen um irgendwo spielen zu können. Die Reiter gibt es jetzt so lang, da haben wir uns ein gewisses Standing erarbeitet, da bringt es auch nichts ein Album unter Zeitdruck zu machen. Wir machen jetzt die Tour, wir hatten jetzt auch das Angebot für die Subway To Sally Tour, da ist dann auch keine Zeit für Songwriting.

Dann wären wir schon am Ende angelangt, die letzten Worte überlasse ich da natürlich dir.

Ja danke für das Interview, schönen Gruß an die Leser, ja die Reiter heute in Linz morgen in Wien, okay das kommt jetzt wohl zu spät, aber sonst wer über Neuigkeiten informiert sein will, einfach bei unserer Facebook-Seite anmelden.

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