INFERNAL BLOODSHED OVER EUROPE 2025: Decapitated, Cryptopsy, Warbringer, Carnation 18.05.2025 – ((szene)), Wien
Ein abwechslungsreicher Abend zwischen klassischem Thrash und brutalem Death Metal: DECAPITATED luden zum Abriss – begleitet von Cryptopsy, Warbringer und Carnation. Vier Bands, vier verschiedene Ansätze, ein energiegeladener Konzertabend in der ((szene)) Wien.
CARNATION
Den Abend eröffneten CARNATION, die belgischen Death-Metaller. Ein aggressives Auftreten, allen voran Sänger und Frontmann Simon Duson, gefolgt von einem ebenso aggressiven Sound – genau das, was man von einer Death-Metal-Band erwartet. Das Quintett aus Antwerpen spielte eine einfache, aber wirkungsvolle Form von Death Metal – eigentlich perfekt, um das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen.
Doch irgendwie wirkten sie distanziert. Nicht wie eine dieser energiegeladenen, publikumsnahen Vorbands, sondern eher wie eine Band, die an einem Sonntagabend routiniert ihren Job erledigt – ohne große Begeisterung, ohne wirkliche Verbindung zum Publikum. Ja, es gab ein paar Worte Richtung Saal, aber Leidenschaft oder Esprit? Fehlanzeige. Das Publikum reagierte entsprechend zurückhaltend, hörte zu, ließ sich aber nicht wirklich mitreißen.
Als „Sepulcher of Alteration“ angestimmt wurde, kam zwar etwas Bewegung in die Menge, ein paar vereinzelte Headbanger – aber der Funke sprang nicht über. Die Atmosphäre blieb kühl. Und der Sound half nicht: Der Bass dröhnte unangenehm laut und dominant, was den gesamten Klang zerstörte. Auch die Setlist wirkte wenig überzeugend. Insgesamt ein enttäuschender Auftakt.
Setlist
01. Maruta
02. Metropolis
03. Cycle of Suffering
04. Sepulcher of Alteration
05. Submerged in Deafening Silence
06. Plaguebreeder
07. Where Death Lies
WARBRINGER
Danach betraten WARBRINGER die Bühne – die Thrash-Metal-Band aus Los Angeles. Schon beim Soundcheck ein ganz anderes Bild: deutlich publikumsnäher, Sänger John Kevill suchte gleich zu Beginn den Kontakt zur Menge und fragte gut gelaunt: „Wie geht’s euch?“ – genau die Energie, die das Publikum brauchte.
Und als die Musik losging, war klar: Diese Band lebt, was sie tut. Voller Energie, voller Bewegung, voller Freude am eigenen Spiel. Bereits beim ersten Song brach der Moshpit los – kein Wunder bei diesem Tempo, diesen schnellen Riffs und dem typischen Thrash-Metal-Drive. Frontmann John Kevill war stimmlich und auch als Entertainer in Bestform – sympathisch, witzig, präsent.
Mit „Hunter-Seeker“ vom vierten Album kam ein echter Publikumsliebling, der gebührend gefeiert wurde. „Neuromancer“ vom aktuellen Album feierte in Wien sogar seine Live-Premiere – ein eher langsamer, aber rhythmisch packender Song. Und als John sich mit den Fans in den ersten Reihen abklatschte, war klar: Die Stimmung war jetzt auf dem Siedepunkt. Ihr neues Werk „Wrath and Ruin“ gilt nicht umsonst als eines der besten Thrash-Alben des Jahres.
„Woe to the Vanquished“ zeigte dann, dass auch die Instrumentalfraktion beeindruckte – starke Gitarrensoli, wuchtiger Bass. Und Johns Gesang? Zwischen schrillen Screams, aggressivem Shouting und melodischen Passagen – durchweg überzeugend.
Der Moshpit tobte weiter bei „The Sword And The Cross“, bei dem John mit einem echten Schwert auf die Bühne kam – eine theatralische Geste mit Augenzwinkern, aber auch Ausdruck seiner Showman-Qualitäten. Mit „Remain Violent“und „Total War“ endete das Set energiegeladen. Die Crowd war begeistert, die Stimmung ausgelassen – ein richtig gutes Konzert.
Setlist
01. Firepower Kills
02. Hunter-Seeker
03. Neuromancer
04. Woe to the Vanquished
05. The Sword And The Cross
06. Remain Violent
07. Total War
CRYPTOPSY
Eine Band vom Kaliber CRYPTOPSY hat beinahe Headliner-Status – also waren die Erwartungen an ihre Show entsprechend hoch. Als Pioniere des Death Metal und später als eine der wichtigsten Vertreter des Brutal/Technical Death Metal haben sich CRYPTOPSY einen festen Platz in der Extrem-Metal-Geschichte gesichert. Die Anfänge reichen bis 1988 zurück, die wohl bekannteste Phase erlebte die Band unter dem Namen Necrosis – mit Drummer Flo Mounier als einzig verbliebenem Mitglied aus dieser Zeit.
Bevor sie die Bühne enterten, lief zur Einstimmung in voller Länge „For Whom the Bell Tolls“ von Metallica – eine interessante Wahl für eine Brutal-Death-Metal-Band. Und dann war da noch ein deutliches Statement: Sänger Matt McGachy trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Death to Posers“. Was folgte, war dementsprechend kompromisslos: aggressiver, technischer, direkter Death Metal – und das Publikum liebte es.
Die Band lieferte ein starkes Set mit präzisem Rhythmus, beeindruckenden technischen Fähigkeiten, brutalem Sound und druckvoller Performance. Infernalische Riffs, Growls und Screams, erbarmungslose Drums und gnadenloser Bass – eine erfahrene Band mit perfektem Zusammenspiel. Die Reaktion des Publikums sprach Bände: Man kannte die Songs, man liebte sie – und das Headbanging lief synchron.
Matt überzeugte mit einer breiten stimmlichen Range, einer kraftvollen Stimme und starker Bühnenpräsenz. Ihr letzter Wien-Auftritt war 2019 – und die Band erinnerte sich daran. Christian Donaldson an der Gitarre zerlegte mit seinen Riffs alles, Remi LeGresley (live für diese Tour) agierte souverän und fokussiert. Eindrucksvoll.
Der Moshpit war heftig, die Crowd voll dabei. Einen Ausblick auf das kommende Album (VÖ Juni 2025) gab es ebenfalls – mit „Until There’s Nothing Left“ präsentierte man einen neuen Song, der sehr gut ankam: brutal, schnell, direkt. Als letztes Stück des Sets folgte „Phobophile“ – die Menge drehte komplett durch, der gesamte Saal war im Ausnahmezustand.
Sehr technisch, sehr brutal – und sehr willkommen. CRYPTOPSY sind ein großer Name, und das vollkommen zurecht.
Setlist
01. Slit Your Guts
02. Lascivious Undivine
03. Open Face Surgery
04. Godless Deceiver
05. Graves of the Fathers
06. Until There’s Nothing Left
07. Flayed the Swine
08. Phobophile
DECAPITATED
Als Headliner des Abends betraten die polnischen Death-Metaller DECAPITATED die Bühne. Eine berühmte Band mit bewegter Geschichte – geprägt von Tragödien, aber auch von großartiger Musik. Einst Pioniere des technischen Death Metal, haben sie sich in späteren Jahren in Richtung Death/Groove Metal mit mehr Melodik entwickelt. Gegründet 1996, ist Wacław „Vogg“ Kiełtyka das einzige verbliebene Gründungsmitglied – und das kreative Herz der Band.
Sie legten kraftvoll los – mit „A Poem About an Old Prison Man“ von ihrem wohl besten Album „Organic Hallucinosis“ – leider blieb es der einzige Song von diesem Meisterwerk. Doch das Repertoire ist reich, und eine Auswahl fällt sicherlich nicht leicht. Viele junge Fans waren vor Ort – ein gutes Zeichen, DECAPITATED begeistern Generationen.
Das Publikum war von Beginn an voll dabei: Moshpit, Headbanging, Ovationen – alles war da. „Just a Cigarette“, vom letzten Album „Cancer Culture“, wurde begeistert aufgenommen. Insgesamt fünf Songs spielten sie von diesem starken Werk.
Besonders hervorzuheben: Die Gitarrensoli von Vogg – präzise, kreativ, leidenschaftlich gespielt. Ein Ausnahmegitarrist, der auf Platte wie auf der Bühne brilliert. Auch der neue Sänger Eemeli Bodde überzeugte mit starker Performance, stimmlicher Präsenz und guter Verbindung zum Publikum. Manche mögen frühere Stimmen vermissen – doch Eemeli machte seine Sache hervorragend.
Der Saal feierte mit: Songs wie „Three-Dimensional Defect“ oder „Last Supper“ entfalteten ihre ganze Live-Wucht. „Spheres of Madness“, mit seinem ikonischen Riff, war ein weiteres Highlight – perfekt gespielt, voller Energie.
Drummer James Stewart gehört zu den gefragtesten Schlagzeugern im Extrem-Metal – live wie im Studio. An der Live-Bassgitarre stand erneut Paweł Pasek, kein offizielles Bandmitglied, aber seit Jahren live dabei.
Was man bekam? Soliden, kraftvollen Death Metal. Ohne Schnickschnack, direkt ins Gesicht. „Cancer Culture“ funktionierte live hervorragend – aber als „Kill the Cult“ begann, explodierte der Saal. Einer ihrer dynamischsten Songs – und live ein absoluter Abriss. Vogg lieferte Solo um Solo ab – unfassbar, was er mit seiner Gitarre erschafft.
Sound und Licht waren ebenfalls hervorragend – laut, klar, intensiv. „Suicidal Space Programme“ und als Abschluss „Iconoclast“ bildeten das wuchtige Ende eines großartigen Konzerts. Bei den letzten Takten stand Vogg im Rampenlicht – der Mann ist DECAPITATED. Unter großem Applaus holte er seine Band zurück auf die Bühne und stellte sie vor – ein emotionaler Abschluss einer enorm energiegeladenen Show.
Setlist
01. A Poem About an Old Prison Man
02. Just a Cigarette
03. Three-Dimensional Defect
04. Earth Scar
05. The Blasphemous Psalm to the Dummy God Creation
06. Last Supper
07. Sensual Sickness
08. Spheres of Madness
09. Cancer Culture
10. 404
11. Winds of Creation
12. Kill the Cult
13. Suicidal Space Programme
14. Iconoclast