RUN FOR YOUR LIVES WORLD TOUR: IRON MAIDEN, AVATAR 17.07.2025 – Ernst-Happel-Stadion, Wien
Ein magischer und zugleich energiegeladener Abend, schwer und dennoch nostalgisch, mit den Legenden IRON MAIDEN. Eine Setlist, die Erinnerungen weckt – alte Songs, jene, mit denen sie berühmt wurden, und dann jene, mit denen sie die Welt eroberten. Songs, die Metal für immer verändert haben und das Genre bis heute prägen.
AVATAR
Als Opener des Abends: AVATAR aus Schweden – eine gute Wahl mit ihrem Mix aus verschiedensten Stilrichtungen, von lockerem Rock bis hin zu Alternative Metal, Metalcore und melodischem Death Metal. Mit ihrer zirkusartigen Show, viel Bühnenpräsenz und einer ordentlichen Portion Spaß überzeugten sie als Entertainer auf ganzer Linie.
Sänger Johannes Eckerström startete die Show, indem er aus einer roten Geschenkbox stieg. Mit seiner typischen Gesichtsbemalung – einem Joker-ähnlichen Grinsen – sorgte er gleich zu Beginn für einen unterhaltsamen Moment. Das Publikum war sofort auf ihrer Seite. Musikalisch schwer zu kategorisieren, klangen die ersten Songs wie „Dance Devil Dance“ oder „Let It Burn“ eher nach Hard Rock. Die äußerst vielseitige, technisch beeindruckende Gesangsleistung reichte von verschiedenen Growl-Techniken bis hin zu klassischen Heavy-Metal-Höhen – eine starke Vorstellung. Er ist nicht nur Showman, sondern spürbar leidenschaftlich dabei. Die restliche Band – John Alfredsson am Schlagzeug, das Gitarrenduo Jonas Jarlsby und Tim Öhrström sowie Henrik Sandelin am Bass – headbangten durchgehend und mit voller Energie.
Da es noch hell war – beinahe sonnig – machte das schlechte Wetter eine Pause, extra für dieses Konzert. Johannes hielt zwischen den Songs eine lange und witzige Rede auf Deutsch, mit vielen Scherzen, die das Publikum zusätzlich für sich gewannen.
„In the Airwaves“, ein deutlich härterer Song, wurde offiziell erst am Tag nach dem Konzert als neue Single vorgestellt – also ein brandneues Stück, mit treibendem Rhythmus und schöner Melodieführung. Live klang es noch heavier, fast schon metalcore-lastig. Danach folgten Klassiker wie „Bloody Angel“ oder „The Dirt I’m Buried In“, komplexe, chaotisch-theatralische Songs mit kraftvollen Riffs – ideal für die Bühne. Und AVATAR nutzten das voll aus, sie lieferten eine echte Show.
„Captain Goat“, ebenfalls neu, begann zunächst wie ein Sauf-Lied, dann wurde es episch und getragen. Wieder hielt Johannes eine lange, humorvolle Rede – eine entspannte Einleitung für „Smells Like a Freakshow“. Ein wuchtiger, energiegeladener Song, der vom Publikum gefeiert wurde. Zum Abschluss dann „Hail the Apocalypse“ – vermutlich der bekannteste Song der Band – mit starken Riffs und eingängiger Melodie.
AVATAR erfüllten ihre Rolle als Opener nicht nur pflichtbewusst, sondern mit echtem Mehrwert. Eine gute Stimmung, ein gelungener Auftakt.
Setlist
01. Dance Devil Dance
02. Let It Burn
03. In the Airwaves
04. Bloody Angel
05. The Dirt I’m Buried In
06. Captain Goat
07. Smells Like a Freakshow
08. Hail the Apocalypse
IRON MAIDEN
Die ausverkaufte Show konnte beginnen. Das Ernst-Happel-Stadion war bis auf den letzten Quadratmeter gefüllt. Nach AVATAR eine kurze Pause zum Durchatmen und um einen guten Platz zu finden. Das Wetter spielte mit – das Konzert lag genau zwischen zwei Regenschauern. Auf den riesigen Screens vor Showbeginn: eine Bitte, das Handy in der Tasche zu lassen – keine Fotos, keine Videos. Ein lobenswerter Versuch, das Publikum zum bewussten Erleben zu bewegen. Ob das klappte? Nicht wirklich. Für uns Rezensenten gilt das natürlich nicht – journalistische Pflichten und so.
Noch vor Konzertbeginn dröhnte „Doctor Doctor“, der berühmte UFO-Song, aus den Boxen – ein schöner Einstieg. Die Setlist war längst kein Geheimnis mehr, offiziell veröffentlicht vor Tourbeginn, samt Playlist auf allen Plattformen. Angesichts der gigantischen Produktion hinter jedem Song ist es verständlich, dass hier alles im Voraus festgelegt wurde – und das sorgt für einen reibungslosen Ablauf. Der Clou: ausschließlich Klassiker, alle aus der Zeit zwischen 1980 und 1992 – der goldenen Ära der Band. Und vor allem: Es war eine Feier – 50 Jahre IRON MAIDEN!
Als weiteres Intro erklang „The Ides of March“. Dann, unter tosendem Applaus, betrat die Band die Bühne. Was soll man sagen – IRON MAIDEN gehören zu den größten und einflussreichsten Metalbands der Geschichte. Legenden. Titanen. Ihr Einfluss auf den Metal ist unbestreitbar. Sie haben Rockgeschichte geschrieben wie kaum eine andere Band. Und ihre Songs – Jahrzehnte alt – klingen heute noch frisch, wirken immer noch. Ihre Geschichte ist bekannt. Also: Bühne frei, Musik an.
„Murders in the Rue Morgue“ machte den Auftakt – großartige Projektionen und visuelle Eindrücke schon beim Intro. Auf den Screens liefen Filme und Animationen, alles hochmodern inszeniert – überwältigend. Ein Ausbruch an Energie und Sound. Als sie endlich loslegten, war es ein Gänsehautmoment. Bruce Dickinson – voller Energie, rannte, sprang, war überall gleichzeitig. So kennen wir ihn.
„Wrathchild“ und „Killers“, zwei ihrer frühen Erfolge, riefen den Sound in Erinnerung, der vor 50 Jahren die Musikwelt erschütterte. Und wie das live klingt – mit drei Gitarristen! Vor allem Dave Murray brillierte in den ersten Songs mit seinen Solos – eine Show für sich. Und Bruce? Was für eine Stimme! Diese Schreie, diese Klarheit. Sein Spitzname „The Air Raid Siren“ ist bis heute mehr als gerechtfertigt. Steve Harris, Bandgründer, prägte den Sound entscheidend mit – sein unverkennbarer, kraftvoller Bassstil gehört zu den besten im Metal. Dazu Songwriting, Backing Vocals und Bühnenpräsenz – ein Gesamtpaket.
Und dann kam Eddie. Der legendäre Band-Maskottchen – viel mehr als nur ein Gimmick – stürmte die Bühne. Gigantisch, aggressiv, mit Laseraugen. Eddie ist heute auf jedem Artwork der Band zu finden, in jedem Video präsent. Immer wieder neu interpretiert, vermutlich das bekannteste Maskottchen des Metal.
„Phantom of the Opera“ brachte eine theatralische Bühne, wie es sein muss. Bass- und Gitarrensolios wechselten sich ab, verschmolzen in eine kohärente Melodie. Der Sound war klar, kräftig – einfach professionell. Bei „The Number of the Beast“ tobte das Publikum. „The Clairvoyant“ bot erneut großartige Gesangsparts und ein beeindruckendes Bass-Intro.
Zwischendurch kündigte Bruce an, dass wir Teil einer großen Geburtstagsparty seien – 50 Jahre MAIDEN. Unglaublich – und sie klingen noch immer so frisch. „Powerslave“ kam mit Flammen und Bruce mit Maske – und dann das gesamte Stadion, das gemeinsam „2 Minutes to Midnight“ sang. Zeit für Adrian Smith, mit melodischen, perfekt ausgearbeiteten Solos zu glänzen.
Vor „Rime of the Ancient Mariner“ hielt Bruce eine lange, witzige Ansprache – mit vielen Geschichten und schrägem Humor, ganz im Stil der Band.. Ein Song, der lange nicht live gespielt wurde – verständlich, denn das lange, ruhige Mittelteil funktioniert live eher als Atempause für die Band. Visuell und gesanglich dennoch imposant. Nach einem Feuerwerk folgte ein weiterer Klassiker: „Run to the Hills“. Einfach, eingängig, mitreißend.
„Seventh Son of a Seventh Son“ und „The Trooper“ hielten die Spannung hoch. Bruce agierte als Dirigent, animierte das Publikum. Showman pur – genau wie Janick Gers, der dritte Gitarrist, der die Bühne mit Sprüngen und tänzerischen Bewegungen belebte.
Bei „The Trooper“ sang das ganze Stadion. Bruce schwenkte traditionsgemäß die britische Flagge – für einen Moment auch die österreichische. Nett. Eddie war erneut auf der Bühne. „Hallowed Be Thy Name“ folgte – Bruce diesmal im Käfig. Und Simon Dawson, der Live-Drummer der Tour, machte einen exzellenten Job. Nicko McBrain hatte sich letztes Jahr vom Tourleben verabschiedet, bleibt aber Bandmitglied. Simon bestand die Feuertaufe mit Bravour. „Iron Maiden“, der gleichnamige Song, war das vermeintliche Finale – ein weiteres Highlight.
Und natürlich kam die Band zurück für die Zugabe – begleitet von Kriegsgeräuschen, Marschklängen und der berühmten Churchill-Rede. Mit donnerndem Applaus begrüßt, legten IRON MAIDEN mit „Aces High“ wieder voll los – energiegeladen, mitreißend, ein regelrechter Luftkampf auf den Screens, während auf der Bühne die Riffs nur so krachten. Ein ganz anderer Ton dann mit „Fear of the Dark“ – düstere Stimmung, musikalisch wie visuell perfekt umgesetzt. Bruce weit hinten auf der Bühne, mit Laterne in der Hand, während das ganze Stadion jede Zeile mitsang. Hypnotisch und unvergesslich.
Und dann: Der letzte Song des Abends begann mit seinem berühmten, hallenden Akkord – „Wasted Years“. Der Refrain wurde vom ganzen Stadion inbrünstig mitgesungen. Was für ein Song, was für eine Atmosphäre, was für ein Konzert! Der perfekte Abschluss – dynamisch, emotional, ein echtes Finale. Zwei-einhalb Stunden Musik auf höchstem Niveau, voller Hingabe gespielt. Hier ging es nicht um Reife – hier ging es um Perfektion. Eine Show, die allen Anwesenden in Erinnerung bleiben wird. Riesiger Jubel, verdienter Applaus.
Und wie es sich für IRON MAIDEN gehört, verließen wir das Stadion zu den Klängen von „Always Look on the Bright Side of Life“ – der Monty-Python-Song, der jedem ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Setlist
01. Murders in the Rue Morgue
02. Wrathchild
03. Killers
04. Phantom of the Opera
05. The Number of the Beast
06. The Clairvoyant
07. Powerslave
08. 2 Minutes to Midnight
09. Rime of the Ancient Mariner
10. Run to the Hills
11. Seventh Son of a Seventh Son
12. The Trooper
13. Hallowed Be Thy Name
14. Iron Maiden
Encore:
15. Aces High
16. Fear of the Dark
17. Wasted Years