Vier Jahre nach dem Debüt Regurgitated Into Existence melden sich die finnischen Death-Metaller DEATHGOAT mit einem neuen Album zurück. Dragged Into Realms Below ist ein Werk voller unerbittlicher Intensität und viszeraler Energie – tief verwurzelt im klassischen schwedischen Death Metal, aber mit einer frischen Handschrift.
Atmosphärischer Einstieg mit wachsender Intensität
Das Album beginnt unerwartet ruhig: „Alkulima“ wirkt wie ein cinematisches Intro, getragen von einer gesprochenen Passage, langsam aufbauend mit nach und nach einsetzenden Instrumenten. Der Sound ist dicht, schleppend, fast erdrückend – ein massiver Auftakt. Mit „Pestilent Retribution“ entfesselt die Band ihre volle Kraft: sägende Gitarren, massiver Druck, ein richtig guter Einstieg in den eigentlichen Sound der Platte. Die Vocals gehen fast unter, doch die Gitarrenarbeit überzeugt auf ganzer Linie.
„Congregation of Disease“ ist aggressiv, rifflastig und voller Energie. Ein komplexes Solo bricht durch, während die Rhythmusgitarre konstant Druck macht. Die Growls sind tief, kontrolliert und unterstreichen die düstere Atmosphäre – ein klares Highlight.
Die Produktion ist leider ein Schwachpunkt. Die Vocals sind zu weit im Hintergrund, ebenso die Rhythmussektion. Zwar stehen die Gitarren schön präsent im Mix, doch der Sound ist insgesamt unausgewogen. Klanglich erinnert das Werk eher an alte OSDM-Produktionen – was zur Atmosphäre passt, aber Qualität verschenkt. Textlich geht es um Begräbnisrituale und die Wiedergeburt der Untoten – morbide und passend zum Sound.
Kompromissloses Death Metal-Gewitter mit technischer Raffinesse
„Dying to Be Dead“ bringt die Drums weiter nach vorne. Die Riffs sind kantig und schwer, der Song eine drückende Soundwand. „Compulsive Cannibalism“ ist langsamer, atmosphärischer, aber ebenso bedrohlich. Verzerrt, düster, gurgelnd. Das Solo ist technisch beeindruckend – der Track ein weiteres Highlight, trotz seiner düsteren Schwere.
„Monoxide“ beginnt mit unerbittlich pummelnden Drums. Die Riffs wechseln häufig das Tempo – mal schleppend, mal aggressiv. Die Komposition ist interessant, nicht zu verspielt, aber voller Energie. Der Song lebt von seinen down-tuned Gitarren und bestialischen Growls. Ein kompromissloser Track mit einem dichten, unnachgiebigen Klangbild.
DEATHGOAT wurden 2015 gegründet. Zwei der Gründungsmitglieder sind noch dabei – allerdings in neuen Rollen: Nihilist (Gitarre/Backing Vocals), ursprünglich Bassist, und Putrid Worm (Vocals), der früher die Drums bediente. 2019 kam es zu einer umfassenden Neustrukturierung der Band: Chope666 übernahm das Schlagzeug, Vicar Miggoat die zweite Gitarre, und L.F. Molestor stieß als Bassist hinzu.
Dann, in der gleichen höhlenartigen Atmosphäre, „Flashback Psychosis“. Der Song startet direkt mit einem schrillen, hochgepitchten Gitarrensolo, gefolgt von erneut gnadenlosen Drums. Die Komposition ist dissonant, fast schon chaotisch – aber genau dadurch entfaltet sich eine düstere, rohe Atmosphäre, die überzeugt. „Clinically Undead“ wechselt zwischen langsamen und schnellen Passagen. Ein dynamischer Song.
Den Abschluss bildet der Titeltrack „Dragged Into Realms Below“. Er hält sich an das bisher etablierte Rezept des Albums: OSDM-Klangästhetik, schwere Riffs, Wechsel zwischen schleppenden und schnelleren Parts. Die Drums sind ein weiteres Mal beeindruckend präsent. Besonders positiv fällt hier auf, dass die Vocals endlich aus dem Schatten treten – tief grollend, voller Ausdruck. Der Song zeigt noch einmal die Vielseitigkeit und das Können der Band und ist ein würdiges Finale. Ein weiteres Highlight auf einem durchgehend soliden Album.
Eigene Handschrift trotz klarer Genre-Referenzen
Der Einfluss von Entombed, Vomitory, Dismember und anderen schwedischen Klassikern ist deutlich hörbar. Aber DEATHGOAT kopieren nicht – sie bringen eine frische Herangehensweise mit und genug eigene Merkmale, um klarzustellen: Dragged Into Realms Below ist kein Tribute-Album, sondern ein originäres Werk mit eigener Handschrift. Die Band zeigt Persönlichkeit. Insgesamt ist es ein gutes Album – genau das, was man sich als Fan des Genres erwartet.
Ein Album im Stil des schwedischen Old School Death Metal: gut komponiert, stark gespielt und von hoher Qualität. Leider verhindert die schwache Produktion, dass das alles auch so zur Geltung kommt, wie es sollte. Doch DEATHGOATs charakteristischer Gitarrensound, die donnernden Drums und die unterweltartigen Vocals erzeugen dennoch ein intensives, packendes Death-Metal-Erlebnis.
Fazit: Old School im Kern, eigenständig im Geist – DEATHGOAT liefern rohen Death Metal mit Charakter.
Tracklist
01. Alkulima
02. Pestilent Retribution
03. Congregation Of Disease
04. Dying To Be Dead
05. Compulsive Cannibalism
06. Monoxide
07. Flashback Psychosis
08. Clinically Undead
09. Dragged Into Realms Below
Besetzung
Nihilist – Guitars/Backing Vocals
Putrid Worm – Vocals
Chope666 – Drums
Vicar Miggoat – Guitars
L.F. Molestor – Bass