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Metalnight – Off the Rails in Oberwart 2025

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Metalnight Oberwart 2025 – Fünf Bands, ein Abriss: Ein Abend voller Energie im OHO

29. November 2025, Oberwart – Ein Rückblick von einem, der mitten drin war.

Die Metalnight im OHO hat sich längst als Fixpunkt im burgenländischen Konzertkalender etabliert – doch was sich an diesem Abend abspielte, übertraf selbst hohe Erwartungen. Das Venue war bis zum Rand gefüllt, die Stimmung von Beginn an elektrisierend, und das Publikum zeigte schon beim Einlass, dass es bereit war für ein volles Brett Metal. Fünf Bands, fünf unterschiedliche Spielarten harter Musik – und ein gemeinsamer Nenner: pure Energie.

 

PROSTRIDERS – Hard ’n’ Heavy zum Startschuss

Für mich persönlich begann der Abend mit einem besonderen Moment: Erstmals durfte ich nicht nur als Redakteur vor, sondern auch auf der Bühne stehen. Mit meiner Band ProstRiders eröffneten wir die Metalnight mit einer kompromisslosen Ladung Hard ’n’ Heavy. Die Reaktion des Publikums war überwältigend – bereits bei den ersten Riffs gingen die Köpfe im Saal im Takt, und die Stimmung war so heiß wie die Scheinwerfer über uns. Ein besserer Start in den Abend war kaum vorstellbar.

KILLER SICK – Ungarischer Thrash voller Adrenalin

Weiter ging es mit Killer Sick, einer jungen Truppe aus Ungarn, die bewies, dass Thrash Metal dann am besten funktioniert, wenn er schnell, roh und voller jugendlicher Energie ist. Die Jungs lieferten ein pfeilschnelles Set ab, das keinen Millimeter nachgab. Circle Pits, fliegende Haare, Fäuste in der Luft – Killer Sick hatten das Publikum in Sekunden auf ihrer Seite.

MORTE SILMORIS – Thrash wie man es mag

Auch die dritte Band kam aus Ungarn: Morte Silmoris. Ihr Stil? Ein donnernder Thrash-Sound, der an die Größen der 80er erinnert – vor allem an Megadeth. Präzise Gitarrenarbeit, treibende Drums und eine charismatische Bühnenpräsenz machten ihren Auftritt zu einem der Highlights des Abends. Wer klassischen Thrash liebt, kam hier voll auf seine Kosten.

XENOCRACY – Melodic Death Metal aus dem Burgenland

Heimischer wurde es mit Xenocracy, die das Burgenland mit Stolz vertraten. Ihre Mischung aus Melodic Death Metal, technischer Finesse und treibender Wucht brachte frischen Wind in den Abend. Das Publikum feierte die Band ausgelassen und ließ sich besonders von den melodischen Leads und dem wuchtigen Growl-Gesang mitreißen. Ein starkes Set, das zeigte, wie viel Qualität die regionale Szene zu bieten hat.

VANTHORY – Dunkles Finale aus Graz

Den Abschluss bildeten Vanthory aus Graz – und sie verwandelten das OHO in eine düster-schöne Klanglandschaft. Ihr Mix aus Black und Gothic Metal sorgte für eine atmosphärische, beinahe rituelle Stimmung. Nebel, schwarze Outfits, frostige Riffs und monumentale Vocals – ein perfekter Abschluss für eine vielfältige Metalnight, die jede Spielart gebührend feierte.

Fazit

Die Metalnight 2025 im OHO war ein voller Erfolg: großartige Bands, ausgelassenes Publikum und eine Atmosphäre, die man nur schwer in Worte fassen kann. Fünf Acts, fünf Identitäten – aber eine gemeinsame Leidenschaft, die den gesamten Abend zusammenhielt.

Wer nicht dabei war, hat definitiv etwas verpasst. Und wer da war, weiß: Oberwart hat an diesem Abend gebrannt. Horns up

JESTER MAJESTY – Infinite Measure Finite Existence

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cover artwork JESTER MAJESTY Infinite Measure Finite Existence
cover artwork JESTER MAJESTY Infinite Measure Finite Existence

Band: JESTER MAJESTY 🇮🇹
Titel: Infinite Measure Finite Existence
Label: XTREEM MUSIC
VÖ: 04/12/25
Genre: Progressive Death/Thrash Metal

Bewertung:

4,5/5

Das Debütalbum der relativ neuen italienischen Progressive-Metal-Band JESTER MAJESTY – ein Konzeptalbum um abstrakte Themen kreisend – bietet mit „Infinite Measure Finite Existence“ eine sehr komplexe Klanglandschaft, technisch und musikalisch faszinierend.

Polyrhythmische Komplexität von Anfang an

Das Album beginnt mit schweren Akkorden und einer komplexen Klanglandschaft. Ein kurzes, aber gut ausgearbeitetes Intro: „Zero-Point Collapse„. Doch wirklich progressiv im Kern ist der nächste Song „Human vs. Machine“ – ein polyrhythmischer Sound, solide Riffs ergänzt durch komplizierte Gitarren, Vocals in cleanem Register mit eher gutturalen und harschen Akzenten. Nicht wirklich melodisch, aber beeindruckend durch Komplexität und Technik. Die Leadgitarre setzt genau die notwendigen Akzente, während Rhythmussektion und Gitarre ein expansives, futuristisches Fundament legen.

JESTER MAJESTY stammen aus Turin, Anfang 2024 von zwei außergewöhnlichen Talenten gegründet: Alessandro Gargivolo (Alchemist, ex-Axelerator, ex-Sonic Reducer) – verantwortlich für Gitarren, Bass und Vocals – und Erymanthon Seth (Apocalypse, Feralia, Teratum, ex-Alchemist (live)) an Leadgitarre und Keyboards.

Zartere Akkorde eröffnen „Echoes Of Ï€„, doch dieser sanftere Sound ist nicht von Dauer und wird durch schwere Riffs ersetzt – ein guter Rhythmus und dieselben cleanen, nicht sehr melodischen, meist gesprochenen Vocals. Eine sehr gute Balance zwischen den Gitarren, diesmal steht größtenteils die Rhythmusgitarre im Rampenlicht. Polyrhythmen, raffinierte Instrumentierung mit leicht epischem Vibe, aber viele Texturen treffen in diesem Song aufeinander. Sogar ein Hauch emotionalen Ansatzes, falls das in einem Song über Ï€ (Pi) möglich ist. Aber das sind die bevorzugten lyrischen Ansätze der Band: Mathematik, Technologie, Abstraktion.

Virtuose Mini-Oper mit Jazz-Einflüssen

Mit einem so ungewöhnlichen Songnamen bringt „Married to the Masterplan“ eine gute Basslinie und noch schwereren Sound. Solide Riffs, hier sind die Vocals klar die kontrastierenden Elemente. Kompositorisch erinnert es an britischen originalen Progressive Rock, auch in Vocal-Technik und Stil. Mit wechselnden Melodien – sogar eine kurze Passage orientalischer Musik ist zu hören. Ein bisschen Chaos und Disharmonie findet sich ebenfalls im Song. Ein sehr komplexes Stück, aber insgesamt ein beeindruckender Song.

Die Produktion ist sehr gut – sie fängt die schwerere Seite der Band hervorragend ein, aber auch den mehrschichtigen und komplexeren Sound, der die progressive Seite zeigt. Die Vocals sind von der Art, an die man sich gewöhnen muss – nicht die übliche warme und sanfte Stimme, die man normalerweise im Genre findet. Aber sie passen sehr gut zur Musik, haben etwas Theatralisches und manchmal Distanziertes wie ein Geschichtenerzähler oder emotionaler bei anderen Stücken. Musik, die aufmerksames Hören erfordert, um all die Klangschichten zu erfassen, aus denen sie besteht.

Uptempo und melodischer kommt „The Curse of Majesty“ – der aggressivste Song auf dem Album mit beeindruckenden Drums, aber auch einem irgendwie anderen Stil und sehr guten Gitarrenriffs. Technische Meisterschaft ist hier in jedem Akkord offensichtlich, eine zugänglichere Komposition, aber nicht weniger komplex. Ein Höhepunkt.

When Numbers Speak“ bringt ausgespuckte Vocals und ist wieder sehr aggressiv. Abenteuerlustige Gitarren erkunden verschiedene Klanglandschaften, ebenso die Rhythmussektion. Auch die Vocals kommen mit einem neuen, direkteren Ansatz – auf Passagen fast growlend – alles schließt mit einem knackigen Solo und Fusion-beeinflussten Klängen ab. „A World in a Single Word“ wieder in einem leicht anderen Register – tiefe, heruntergestimmte Riffs, langsamer, nicht sehr melodisch, aber theatralisch. Eine denkwürdige Serie guter Riffs, die den harschen Ansatz mit melodischerer und leicht melancholischer Musik abwechseln. Ein weiterer sehr guter Track.

Masquerade (The Algorithm)“ kommt mit erneuter Wut und ist dissonant und roh. Sehr Uptempo und technisch, auch mit karnevalesker Atmosphäre. „Amphibian to Chameleon“ bringt epische und dramatische Vocals, der Rhythmus ist sehr gut, wechselt aber mit langsameren Parts ab, die dem Storytelling-Teil klares Gewicht verleihen. Der finale Song „φinal Jest“ ist nur ein kurzes Outro – irgendwie würde man ein epischeres und triumphierenderes Ende erwarten, stattdessen ein kurzes akustisches Stück, aber es passt zum Gesamtalbum: unerwartet und überraschend.

Abstrakt, ambitioniert und durchweg beeindruckend

Eine Mini-Oper in ihrer Gesamtheit – virtuos, ständig wechselnde Töne, Jazz-beeinflusste Komplexität, ein Sound, der mit jedem Hören überrascht und neue Dimensionen ihres Klangs offenbart. Sie überraschen den Hörer sehr oft auf dem Album mit unerwarteten Wendungen, aber all diese sind tatsächlich sehr gut in den Sound integriert – ein fließender Sound, der sich durch das Album entwickelt. Auf Passagen abstrakt, auf anderen ambitioniert, aber am Ende ein angenehmes und erfreuliches Hörerlebnis.

Vocals in Progressive Rock/Metal waren so oft ungewöhnlich – in dieser Hinsicht passen auch JESTER MAJESTY sehr gut. Einige werden die Vocals einzigartig und warm finden, andere distanziert und kalkuliert. Denn es ist all das. Beim ersten Hören ziemlich hermetisch, aber unbestreitbar komplex und technisch beeindruckend. Alle Songs sind intrinsisch miteinander verbunden und formen ein Album mit einheitlichem Gefühl, wobei jede seiner Komponenten gleichermaßen beeindruckend ist. Es hinterlässt einen Hunger, die vielen Pfade von „Infinite Measure Finite Existence“ erneut zu besuchen. Eine starke Empfehlung für Fans progressiver Musik oder jeden, der komplizierte Texturen und mehrschichtige Klänge schätzt.

Fazit: JESTER MAJESTY präsentieren ein Debütalbum mit komplexem Sound – gleichermaßen progressiv und sehr Metal, expansiv, abstrakt, unvorhersehbar.

Tracklist

01. Zero-Point Collapse
02. Human vs. Machine
03. Echoes Of π
04. Married to the Masterplan
05. The Curse of Majesty
06. When Numbers Speak
07. A World in a Single Word
08. Masquerade (The Algorithm)
09. Amphibian to Chameleon
10. φinal Jest

Besetzung

Alessandro Gargivolo – Guitars/Bass/Vocals
Erymanthon Seth – Lead Guitar/Keyboards

Internet

JESTER MAJESTY – Infinite Measure Finite Existence CD Review

AZZAYA – Infernal Blasphemia

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cover artwork AZZAYA Infernal Blasphemia
cover artwork AZZAYA Infernal Blasphemia

Band: AZZAYA 🇵🇹
Titel: Infernal Blasphemia (EP)
Label: Maledict Records, War Prod
VÖ: 29/11/25
Genre: Black Metal

Bewertung:

3/5

AZZAYA, das portugiesische Projekt, oder Band, oder besser mit ihren eigenen Worten definiert: „Azzaya ist eine kollektive Entität, die darauf versessen ist, die übelste Raw Black / Death Metal Propaganda zu verbreiten.“ Sie kehren mit einem neuen Album zurück, einer EP: „Infernal Blasphemia„. Mit denselben okkulten und satanischen Visionen wie ältere Werke, auch musikalisch in denselben Gefilden sehr verzerrter Gitarren und geschrienen Vocals.

Kraftvoll, aber kaum genießbar

Der Titelsong „Infernal Blasphemia“ beginnt mit einem sehr kurzen Dialog über Satan, doch plötzlich setzt die Musik ein – sehr aggressiv, geschriene gutturale Vocals und sehr dichte Instrumentierung, massiver lärmender Sound. Nicht melodisch, aber sehr aggressiv. Der Rhythmusgitarren-Sound ist wirklich seltsam – entweder ein Produktionsproblem oder tonnenweise Effekte auf dem finalen Gitarrensound geladen. Ein kraftvoller, aber nicht sehr genießbarer Start.

AZZAYA stammen aus Portalegre im Osten Portugals, 2021 gegründet. Gabriel Warmann – auch bekannt als Retrofornicator (auch von Forgotten, ex-Malade) – ist der Gründer und Hauptmusiker hinter der Band. Der Rest der 2024 etablierten Besetzung besteht aus André Marmelo an den Gitarren, Luis Simão am Bass und Francisco Gandum am Schlagzeug. Bei den meisten Songs werden für die Vocals Gastmusiker eingeladen, die den Gesamtsound enorm unterstützen.

Mit distanter Black-Metal-Atmosphäre kommt „Black Death Assault„. Derselbe dichte und unklare Gitarrensound macht deutlich, dass dies die künstlerische Vision ist. Aber keine, die der Musik hilft. Klanglich ist schwer zu unterscheiden, was hinter der Lärmwand steckt. Vocals zwischen cleanen, aber geschrienen Vocals und tiefen, kaum hörbaren Growls des Gastmusikers Alexandre Clément (Law of Contagion). In Black Metal als Struktur und melodischer Linie verankert, aber mit unzähligen anderen Einflüssen, die den finalen Sound definieren.

Massive Verzerrung verschleiert alles

Die Produktion ist überhaupt nicht gut. Die Verzerrung ist immens, der resultierende Sound wird fast unerkennbar, so laut wird er. Vocals sind manchmal zu laut und manchmal kaum hörbar. Instrumente alle zu eng zusammengemischt ohne Unterscheidung zwischen ihnen. Und die Rhythmusgitarre, die so verzerrt und mit Effekten transformiert ist, macht den Rest der Band kaum unterscheidbar – distante Drums und fast kein Bass, nur die brummende Gitarre. Aber sicher repräsentiert es genau den Sound, den sie haben wollten, denn für Produktion, Mixing und Mastering ist derselbe Gabriel Warmann verantwortlich.

Melodischer und etwas klarer bringt „Life for a Life“ eine sorgenvolle Atmosphäre und eine klare Tremolo-gepickte Leadgitarre. Der Stil ist zweifellos Black Metal, aber bevor man den Moment der Ruhe genießen kann, ist der Song bereits vorbei – das war nur ein kurzes Intermezzo, bevor die aggressive Musik in „The Fall of Man“ zurückkehrt. Mit Vocals von Gabriel, die an Fernando Ribeiro von Moonspell erinnern, aber mehr wegen der Haltung und Technik als der Qualität. Immer noch ohne klare melodische Linie, wechselnde Passagen – manche sehr laut und aggressiv, im Refrain fast nur Vocals. Stilistisch zurück zum Sound der ersten Songs, mehr heruntergestimmte Riffs und vage Black-Metal-Einflüsse.

None Shall Serve“ wieder eine sehr kurze – 3 Sekunden – gesprochene Passage, wieder über Satan und Freiheit, und sofort weiter zum nächsten Song „Of Blood, Gold and Eternal Darkness“ – viel langsamer, fast Doom Metal am Anfang, aber mit Momenten furiöser Ausbrüche. In-your-face, bellende Vocals, hier ist der Gastvocalist Nelson Rodrigues (Nonservant), aber auch mit einem melodischen Chor in der Mitte des Songs. Der Gastvocal beeindruckt mit sehr tief gepitchten Shrieks, auch eine gute Leadgitarren-Passage. Ein besser komponierter Song, komplexer, mit reicherer Instrumentierung – der Höhepunkt der EP.

Der finale Song „Satanik Tekvin IV“ ist wirklich nur eine Sammlung von Geräuschen und gesprochenen Vocals, und alles endet mit einem langen, viel zu langen Gitarrenbrummen – derselbe Ton für die Hälfte des Songs. Bizarre künstlerische Vision.

Haltung da, Umsetzung mangelhaft

Die Haltung ist vorhanden, aber Produktion und Komposition helfen dem Endprodukt nicht. Black Metal im Kern, verzerrt und laut als musikalisches Endprodukt – vielleicht würde weniger Einsatz von elektronischen Effekten und Software-Transformationen des Sounds die Musik authentischer machen.

Unausgegoren, gehetzt, mit zu vielen Problemen, um ein wichtiges Werk zu sein. Fehl am Platz wirkende gesprochene Passagen – nun ja, die unterstreichen die satanische und okkulte Vision der Band, helfen aber musikalisch nicht. Im Gegenteil, sie betonen die Produktionsprobleme und verleihen dem gesamten Album eine seltsame Aura. Mit einigen interessanten Passagen, verborgen unter Schichten von Lärm und Verzerrung – ein experimentelles Album.

Fazit: „Infernal Blasphemia“, AZZAYAs neueste EP, leidet unter Problemen wie unklarer Instrumentierung und schlechter Produktion.

Tracklist

01. Infernal Blasphemia
02. Black Death Assault
03. Life for a Life
04. The Fall of Man
05. None Shall Serve
06. Of Blood, Gold and Eternal Darkness
07. Satanik Tekvin IV

Besetzung

Gabriel Warmann – Guitars, Bass, Vocals, Drums, Choirs

André Marmelo – Guitars
Luis Simão – Bass
Francisco Gandum – Drums

Guest vocals on track 1: Matt Priso (SIK, Spells ov Torment)
Guest vocals on track 2: Alexandre Clément (Law of Contagion)
Guest vocals on track 5: Hugo Santos (Gandur)
Guest vocals on track 6: Nelson Rodrigues (Nonservant)
Guest vocals on track 7: Luis Simão and André Marmelo (Azzaya)
Guest guitar solo on track 5: Nuno Romero (Critical Hazard, Legacy of Payne, Stone of Patience)

Internet

AZZAYA – Infernal Blasphemia CD Review

Fessus – 26.11.2025, Live Review

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Fessus 01

FESSUS ALBUM RELEASE, 

Fessus, Clairvoyance, Temora 

26.11.2025, Wien – Live Review

Fessus-_-Clairvoyance-_-Temora

Ein stark untergrundiges Konzert – klein, roh, aber überraschend überzeugend. Drei Bands, die aus völlig unterschiedlichen Phasen ihrer Entwicklung kommen: die junge, energiegeladene Formation Temora, die bereits deutlich gereifteren Clairvoyance aus Warschau und schließlich die Stars des Abends, Fessus, die an diesem Abend nicht nur ihre lokale Szene versammelten, sondern auch die Veröffentlichung ihres neuen Albums feierten. Eine Mischung, die auf dem Papier unscheinbar wirken mag, sich live jedoch als intensiver und atmosphärischer Abend voller Leidenschaft, technischer Qualität und spürbarer Hingabe entpuppte.

Temora

Death Metal aus Budweis (České Budějovice), gegründet 2025. Über die Band findet man aufgrund ihres jungen Alters kaum Informationen, abgesehen von ihrem im Juli erschienenen Demo und ihrer eigenen Beschreibung des Stils: „Temora vomit forth a rotten blend of old school death and decaying new wave filth. Forged in teenage chaos.“ – eine Formulierung, die bereits erkennen lässt, wohin die Reise geht. Trotz dieser noch spärlichen Vita wurden sie von den wenigen bereits anwesenden Besuchern mit spürbarer Vorfreude erwartet.

Temora 01

Und sie starteten äußerst vielversprechend – aggressiv, mit einem Stil, der weder klar old school noch modern ist, sondern eine gelungene Mischung aus beidem.

Temora 02Nur drei Mitglieder standen auf der Bühne, und tatsächlich wirkte es, als bräuchten sie keinen Bass: Der Sound war auch so erstaunlich komplett. Rozvik an Gitarre und Gesang – beeindruckend in beiden Rollen, ohne Spur von Nervosität, ungehemmt, vibrierend, völlig von Musik durchdrungen. Pája an der Leadgitarre – das Gegenstück dazu: konzentriert, zurückgezogen, mit sehr technischem Spiel. Und Matyáš an den Drums, ebenfalls teilweise am Gesang beteiligt – kraftvoll, energisch, und mit mehreren Wow-Momenten.

Im Set fanden sich einige noch unveröffentlichte Songs: gute, aggressive, abgründige Kompositionen, alle unter einer deutlich morbiden Atmosphäre. Man spürt echte Leidenschaft, aber ebenso viele Stunden Proberaumdisziplin. Technisch stark, dynamisch, mit einigen dissonanten Momenten, ohne je den Spannungsbogen zu verlieren. Selbst die sehr langsamen Passagen blieben hochwertiger Death Metal; die Band fand immer wieder zu Energie und Druck zurück. Absolut beeindruckend.

Diese jungen Musiker sind mehr als vielversprechend. Sie haben nicht nur die richtige Haltung und die notwendige Leidenschaft – sie sind bereits technisch stark und ausgesprochen talentiert. Eine Band, die man unbedingt im Auge behalten sollte. Und ein weiteres schönes Indiz dafür, dass Metal eine Zukunft hat.

Clairvoyance

Als zweite Band des Abends stand der polnische Death-Metal-Act aus Warschau auf der Bühne – reifer und erfahrener als der jugendliche Opener. Gegründet 2019, dieses Jahr mit einem starken Full-Length-Album zurückgekehrt.

Clairvoyance 01

Und sie legten sofort los: direkt, hart, aggressiv, mit einem dichten und schweren Sound. Die tiefen Growls von Eryk B., der auf der kleinen Bühne etwas desorientiert wirkte, aber stimmlich absolut überzeugte; die Gitarristen Kacper Pawluk und Denis Didenko sowie Bassist Vlad L. – alle drei technisch hervorragend und fokussiert. Und erneut ein Schlagzeuger, der herausstach: Adrian Szczepański, präzise und brutal, mit enormem Druck. Der Sound der Band war massiv, gelegentlich mit doomigen Färbungen, aber stets fest im Death Metal verwurzelt.

Clairvoyance 02Ein Paradebeispiel dafür, wie gut Underground-Death-Metal sein kann. Trotz rhythmischer Verschiebungen und komplexerer Kompositionen fanden Clairvoyance immer wieder auf ein treibendes Uptempo zurück. Das Publikum – nun deutlich aufgeheizt – reagierte begeistert, mit lauten Ovationen und viel Headbanging. Besonders aktiv: der Sänger von Temora, der in der ersten Reihe stand, ganz so durchdrungen von Musik wie zuvor während seines eigenen Sets. Ein echter Enthusiast.

Der relativ neue Sänger wurde vom Gitarristen – einem Gründungsmitglied – sehr sympathisch vorgestellt. Die leicht verhallten Leadgitarren verliehen der Musik eine beinahe groteske, düstere Atmosphäre. Doomtypische Akkordfolgen wurden in wuchtigen Death Metal verwandelt, begleitet von schwindelerregenden Rhythmen. Die Setlist bestand im Wesentlichen aus dem kompletten Album „Chasm of Immurement“. Sehr starkes Material.

Der Leadgitarrist wirkte zwischendurch unzufrieden, ohne Grund – das Set war hervorragend, das Publikum begeistert und wollte mehr. Nach zahlreichen „one more song“-Rufen kehrte die Band zurück und legte noch einen weiteren Nackenbrecher nach. Ein intensives Set von einer Band, die sehr überzeugte.

Setlist

01. Eternal Blaze
02. Hymn of the Befouled
03. Fleshmachine
04. Reign of Silence
05. Blood Divine
06. Monument to Dread

Fessus

Endlich war es Zeit für die Headliner. Der gesamte Abend wurde von der lokalen Band Fessus organisiert – ein Release-Event für ihr neues Album „Subcutaneous Tomb“, das exakt an diesem Tag offiziell erschien. Ein schöner Rahmen, und ein sehr gelungener.

Fessus 02

Das Album ist stark geworden; die Band zeigt hier einen eigenständigen Stil, deutlich reifer und fokussierter als auf dem Debüt. Wer ihre bisherigen Veröffentlichungen kennt, konnte fest davon ausgehen, dass das ein gutes Konzert werden würde. Ihr Livealbum von 2024 hatte ohnehin bewiesen, dass Fessus live überdurchschnittlich professionell klingen. Die Phase „vielversprechend“ haben sie hinter sich gelassen – sie sind bereit für die nächste Stufe auf der lokalen Szene.

Fessus 03Als sie schließlich die Bühne betraten, wirkten sie entspannt: Heimspiel, vertrautes Umfeld, viele bekannte Gesichter. Ihre Professionalität zeigte sich sofort. Live klingen sie noch besser als auf Platte – roher, authentischer, näher an dem, was ihre Musik im Kern ausmacht. Jana am Bass, konzentriert und mit starken Basslinien, die sich nicht – wie oft – in den Drums verlieren, sondern regelmäßig klar hervortreten. Thomas, präzise und druckvoll am Schlagzeug. Gumpf an der Gitarre, fokussiert und souverän in seinen komplexen Akkordfolgen. Und Brenton – Gitarre, Gesang, kreativer Motor der Band – beeindruckend in beiden Rollen, souverän zwischen Gesang, Rhythmus und Solos wechselnd.

Fessus 05Brenton ist so sehr in der Musik, dass ihn selbst technische Probleme kaum aus der Ruhe bringen: Ein ständig verrutschendes Mikrofon machte das Singen sichtbar unbequem, doch er spielte unbeirrt weiter – Komfort ist nebensächlich, die Musik zählt.

Live sind Fessus eindringlich. Die technische Präzision aller Mitglieder, Brentons starke Solos, seine ausbrechenden Schreie, die auf der Bühne noch intensiver wirken, und Janas beeindruckende Bassarbeit formen eine überzeugende Einheit. Das Publikum war komplett dabei. Die Setlist bestand aus dem gesamten neuen Album sowie zwei zusätzlichen Songs – und die neuen Stücke funktionieren live hervorragend.

Kleine Ungenauigkeiten und technische Probleme gehören zu einem Livekonzert; sie minderten den Gesamteindruck in keiner Weise. Insgesamt bot die Band eine technisch anspruchsvolle, sehr kraftvoll gespielte Performance. Vier Musiker, die einen starken Auftritt lieferten. Das Publikum war begeistert und ließ Fessus natürlich nicht ohne Zugabe gehen. Als abschließender Song wurde „Pilgrims of Morbidity“ gewählt – längst ein Hit ihres Repertoires – und er beendete den Abend auf einem Höhepunkt.

Ein sehr gutes Konzert insgesamt, und Fessus zeigten eindrucksvoll, dass sie den Headliner-Status absolut verdient haben.

Fessus 04

Setlist

01. Pointless Anguish
02. Asphyxiate in Exile
03. Cries from the Ether
04. The Depths of Lividity
05. Yizkor
06. Living Funeral
07. Acidic Secretion
08. Pilgrims of Morbidity

DEATH YELL – Demons of Lust

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cover artwork DEATH YELL Demons of Lust
cover artwork DEATH YELL Demons of Lust

Band: DEATH YELL 🇨🇱
Titel: Demons of Lust
Label: Hells Headbangers
VÖ: 28/11/25
Genre: Death/Black Metal

Bewertung:

2,5/5

Die chilenischen Veteranen DEATH YELL kehren nach sieben Jahren mit ihrem zweiten Studioalbum zurück. Eine Band, die in den 80ern ein Demo veröffentlichte, das Kultstatus erlangte, dann über 20 Jahre von der Bildfläche verschwand – nun erleben sie eine neue Jugend und versuchen, an vergangene Erfolge anzuknüpfen.

Vielversprechender Start, dann freier Fall

Typische Old-School-Akkorde, episch, atmosphärisch – so beginnt das Album. „Overture“ kommt als Intro, klingt, als würde sich die gesamte Band für eine gute Performance aufwärmen. Und tatsächlich bringt „The Parish“ ein neues Level an Aggression – sehr verzerrter und furiöser Song. Mit starken Riffs und komplexem Solo, düsteren, wütenden Vocals irgendwo zwischen Growls und Shrieks oder Screams – rau, harsch. Die melodische Linie ist ziemlich simpel und direkt, ohne unnötige Komplikationen, aber dennoch mit epischer Dimension. Ein starker und vielversprechender Albumstart.

Offering to the Priest“ behält denselben wütenden Ansatz bei, nicht sehr melodisch, etwas für Black Metal charakteristische Tremolo-gepickte Leadgitarre gemischt mit galoppierendem Riff, eher im Heavy-Metal-Stil. Die Vocals halten die infernalische, höllische Atmosphäre aufrecht. Ein Song, aufgeteilt in zwei unterschiedliche Melodien, die sich abwechseln – aber insgesamt bleibt ein gemischtes Gefühl, und als Endprodukt beeindruckt der Song nicht wirklich, zu sehr in Stücke zerbrochen.

DEATH YELL stammen aus Santiago, der Hauptstadt Chiles. Als Veteranen des Extreme Metal und Legenden des lokalen Underground wurden sie Mitte der 80er gegründet und entstanden als eine der ersten Kräfte des südamerikanischen Death und Black Metal – sie halfen, das Genre im Land und der Region zu verbreiten. Nur wenige Jahre aktiv, bevor sie 1991 plötzlich aufgelöst wurden, reformierten sie sich 2012. Drei der Originalmitglieder sind noch in der aktuellen Besetzung: das Gitarren-Duo Watiu und Pollo sowie Vocalist Galleta. Später kamen Bassist Chato und Drummer Lúcuma hinzu, um die Band zu vervollständigen, wie sie jetzt ist.

Fehlende Struktur und Produktionsprobleme

Langsamerer Start und technischer in „Predatory Preacher„, wo die Leadgitarre die Kontrolle über den Song übernimmt. Doch nach dem melodischen Eröffnungsteil folgt ein sehr disharmonischer und uninteressanter Teil – nur Rage und keine Melodie oder Struktur. Nicht der inspirierteste Song. „Conjuring Asmodeus‘ Seed“ umgekehrt – startet dissonant und versucht, im Verlauf einen freundlicheren Sound zu bringen. Bleibt aber aggressiv und kein wirklicher Höhepunkt. Eine klare melodische Linie fehlt, wieder scheint es, als würden sie um jeden Preis aggressiv sein wollen, aber das Resultat ist ein wirklich disharmonischer und chaotischer Sound. Das Ende des Songs mit Glocken und freundlichen melodischen Klängen setzt die Hauptmelodie in einem verspäteten Versuch fort, den Song melodischer und zugänglicher zu machen.

Einige Produktionsprobleme sind leicht zu erkennen. Das Intro ist viel klarer als die restlichen Songs, auch bei anderer Lautstärke. Dasselbe gilt für Eröffnungspassagen oder akustische Momente. Roher und ziemlich matschiger Sound, zu viel Akzent auf Vocals zum Nachteil interessanterer Instrumente. Insgesamt unausgewogen und inkonstant – die Produktion bringt ein weiteres Problem neben dem Mangel an Struktur und Songwriting-Fähigkeiten.

Derselbe Sound basierend auf purer Aggressivität kommt in den nächsten Songs: „The Unholy See“ mit dominanter, für Black Metal typischer Gitarre oder „Seal of Confession“ mit noch furiöseren Vocals, aber keiner sehr kohärenten Musik, die sie unterstützt. Chaotische und desorganisierte Kompositionen.

Bastards of God“ bringt erneuerte Wut, die messerscharfen Gitarrenakzente bringen etwas Neues in den Gesamtsound. Verhallte, distante Schreie aus den Solos, aber die lenken nur vom Rest der Instrumentierung ab. Nicht völlig überzeugend, aber eine kohärentere Komposition, die einer ziemlich klaren Melodie und Struktur folgt. Der finale Song „Altar Servers‘ Wrath / Finale“ bringt am Anfang etwas Heavy-Metal-Vibe zurück, kehrt aber bald zu den Lieblings-Verzerr-Sounds der Band ohne viel Substanz zurück. Eine Kakophonie von Geräuschen, ein enttäuschendes Ende – und wieder werden Glocken eingebracht, die melodisch klingen sollen, um ein sanfteres Ende zu versuchen.

Wut ersetzt keine Kompositionsfähigkeit

Insgesamt keine überzeugende Arbeit – es fehlt an kompositorischen Fähigkeiten, die durch Wut und Aggression ersetzt wurden. Kein angenehmes Hörerlebnis, es wirkt auch, als fehle eine kohärente Vision. Zu viele zusammenhanglose Stücke ohne einen einheitlichen Ansatz, um sie zusammenzuhalten. Stilistisch zwischen Black Metal – gebracht durch die Leadgitarre – und Death Metal vom Rest der Band hängen sie unentschieden, ohne dass ein Genre dominant wäre. Das markiert wahrscheinlich auch den kompositorischen Stil: musikalische Fragmente, die einfach nebeneinander platziert werden.

Der Eröffnungssong ist der einzige erwähnenswerte – von da an befindet sich das gesamte Album im freien Fall. Nicht melodisch genug, aber auch nicht rhythmisch genug – ein Album voller Kontraste. Nie eine melodische Band, aber auf älteren Werken zeigten sie eine kohärente Vision. Ihr bestes Werk bleibt ihr 89er-Demo „Vengeance from Darkness“ – visionär, originell und besser komponiert.

Fazit: Fragmentiert und ohne klare Richtung bleibt DEATH YELLs neues Album „Demons of Lust“ nur ein Schatten ihrer älteren Werke.

Tracklist

01. Overture
02. The Parish
03. Offering to the Priest
04. Predatory Preacher
05. Conjuring Asmodeus‘ Seed
06. The Unholy See
07. Seal of Confession
08. Bastards of God
09. Altar Servers‘ Wrath / Finale

Besetzung

Watiu – Guitars
Pollo – Guitars
Galleta – Vocals
Chato – Bass
Lúcuma – Drums

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DEATH YELL – Demons of Lust CD Review

1349 – Winter Mass

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cover artwork 1349 Winter Mass
cover artwork 1349 Winter Mass

Band: 1349 🇳🇴
Titel: Winter Mass
Label: Season of Mist
VÖ: 28/11/25
Genre: Black Metal

Bewertung:

4/5

Ein Live-Album der norwegischen Black-Metal-Veteranen 1349 – „Winter Mass“ ist ein musikalisches Erlebnis der bekanntesten und beliebtesten Songs der Band, alle live gespielt mit der charakteristischen Aura eines Konzerts. 1349, Vertreter der aggressivsten Art von Black Metal, haben sich bei jedem ihrer acht Studioalben vom selben Leitprinzip inspirieren lassen: die Düsternis, das Unheimliche und die ursprünglichen Emotionen des norwegischen Black Metal zurückzubringen. Kurz nach Ende des Pandemie-Lockdowns aufgenommen, bricht „Winter Mass“ mit der charakteristischen klanglichen Wut der Band auf die Szene ein.

Aggressive Klangwand von Anfang an

Das Konzert eröffnet mit „Enter Inferno“ – finstere Klänge und Effekte bereiten auf den sonischen Angriff vor, der mit „Sculptor of Flesh“ kommt. Pure Black-Metal-Verrücktheit, aggressiver Sound von allen Instrumenten, solide Riffs und infernalische Vocals. „Slaves“ ist einer der kompaktesten und musikalisch am schwersten zugänglichen Songs, und live scheint er etwas Offenheit zu gewinnen – die Gitarre legt eine Serie fast melodischer Riffs hin, und auch Clean Vocals bringen mehr Zugänglichkeit. „Through Eyes of Stone“ mit seinem klaren Riff und wahnsinnigem Drumming, infernalischen Schreien und eiskalten Vocals ist ein perfektes Beispiel für 1349-Musik. Ein furioses Stück mit dissonanten Gitarrenpassagen.

Live-Alben werden heutzutage immer seltener. Einst ein von Fans heiß erwartetes Event, boten Live-Alben die rohe Energie und Aufregung einer Live-Performance und vermittelten die authentischste Erfahrung einer Lieblingsband. Doch mit dem Aufstieg von YouTube und Social Media sind Live-Aufnahmen und kurze Clips alltäglich geworden. Infolgedessen schwindet dieser Nischenaspekt der Musik. Offizielle Live-Performances sind selten, außer bei symphonischen oder akustischen Neuinterpretationen klassischer Melodien. Das ist bedauerlich, da Live-Alben eine einzigartige und immersive Art bieten, Musik zu erleben.

Atmosphärischer, zumindest bei den Eröffnungsakkorden, kommt „Cauldron“ – nach den finsteren, gruseligen Klängen trifft ein Sturm von Sounds den Hörer. Wieder nicht sehr melodisch, nur im Refrain lässt sich eine klarere melodische Linie erkennen. Hermetisch, nicht sehr zugänglich – roh, dunkel und abrasiv.

Stabile Besetzung seit über 20 Jahren

Enttäuscht von der Richtung des Genres Mitte der 90er, gründete Vocalist Ravn 1997 die Band 1349 mit Bassist Seidemann (Mortem, Svart Lotus, ex-Pantheon I). Die aktuelle Besetzung der Band, die Gitarrist Archaon (ex-Antaios, ex-Funeral, ex-Tsjuder (live)) und Schlagzeuger Frost (Satyricon, ex-Zyklon-B, ex-Gorgoroth, ex-Keep of Kalessin, ex-Gehenna (live)) umfasst – eine stabile Besetzung seit mehr als 20 Jahren – ist exakt die Line-up, die man auf diesem Live-Album findet.

Die aggressive Welle setzt sich fort mit „Striding the Chasm“ – direkt und voller Rage – und „Chasing Dragons„, wieder atmosphärischer am Anfang, aber fallend in höllische Klänge mit massivem Drumming und kalten, unfreundlichen Vocals. Oder „Serpentine Sibilance„, langsamer, aber ohne eines der finsteren und unbehaglichen Elemente zu verlieren, die für die Band charakteristisch sind. Eher wie ein Moment zum Luftholen nach der sehr schnellen Instrumentierung der übrigen Songs.

Einer der beliebtesten Songs der Band ist „I Am Abomination„, und er klingt sehr gut im Live-Set. Sehr dynamisch, ohne mit Aggression überladen zu sein, mit klarerer melodischer Richtung. Theatralische Vocals, sehr dunkel, wahnsinnig schnelle Gitarren und frenetisches Drumming. Immer noch einer der zugänglichsten Songs der Band und ein Höhepunkt in jedem ihrer Live-Konzerte.

Bemerkenswert gute Produktion für Live-Verhältnisse

Die Produktion ist bemerkenswert gut für ein Live-Album – sie fängt die aggressive Seite von 1349s Musik sehr gut ein, auch die typische Rohheit, aber der Sound ist trotz allem ziemlich klar. 1349 ist mehr ein Statement als ein musikalisches Erlebnis, wenn man an Musik denkt, wie wir sie kennen. Vielleicht zu selten und zu leise im Mix sind die Publikumsreaktionen – nur sehr kurze Ovationen sind zu hören, und das ist schade, weil es etwas Authentizität verliert.

Die Klangwand kehrt zurück mit „Golem“ – wie bei so vielen anderen Songs ist es Frost, der mit seinem klaren Drumming Ordnung in die Kakophonie von Klängen seiner Kollegen bringt. Dynamisch, eine gute Performance. „Atomic Chapel“ kommt näher an das, was wir heute als Old-School-Black-Metal definieren. Mit gesprochenen Passagen, aber insgesamt melodischer als übliche Songs der Band.

Viel zu melodisch im gesamten Konzertkontext eröffnet „Dodskamp“ mit klaren, Tremolo-gepickten Gitarren. Nichts anderes ist melodisch am Song, aber die Leadgitarre ist durch den gesamten Song hindurch zu hören und bildet einen klaren Kontrast zum Rest der Band. Der Schlusssong „Abyssos Antithesis“ bleibt in der kryptischen klanglichen Wut der Band, aber man hört die Menge applaudieren und intensiv am Konzert teilnehmen. Wahnsinnig schnelle Instrumente, chaotische Klänge – ein starkes und beeindruckendes Ende des Konzerts und Albums.

Authentisch, extrem, nicht für jeden

Sie haben die aggressivsten Songs für das Live-Set gewählt, aber sicher ein typisches Live-Set für 1349. So klingen sie live, und das ist Musik mit permanenten Wechseln in Rhythmus und melodischen Linien. Schwierig, zu so einem sich ständig verändernden Sound zu headbangen – und das ist es, was eine Menge bei einem typischen 1349-Konzert tut: einfach nur auf die Bühne starren. In Ekstase für die Fans oder in Schrecken für jeden, der die Musik nicht kennt, denn dies ist eines der unfreundlichsten und lärmendsten Live-Erlebnisse, die man haben kann.

Kein angenehmes Erlebnis – die Musik ist extrem aggressiv, und die permanente Klangwand kann für jemanden ermüdend werden, der 1349s Musik nicht gewohnt ist. Aber sehr authentisch, und tatsächlich haben 1349 einen Teil des ursprünglichen Black Metal gefunden und sind mit diesem Sound ins Extreme gegangen. Puristen, trve und okkult. Ein Muss für Fans der Band und für Fans von extremem Black Metal.

Fazit: 1349s Live-Album „Winter Mass“ fängt präzise die musikalische Essenz der Band ein – die Rohheit und Authentizität von extremem Black Metal.

Tracklist

01. Enter Inferno
02. Sculptor of Flesh
03. Slaves
04. Through Eyes of Stone
05. Cauldron
06. Striding the Chasm
07. Chasing Dragons
08. Serpentine Sibilance
09. I Am Abomination
10. Golem
11. Atomic Chapel
12. Dodskamp
13. Abyssos Antithesis

Besetzung

Ravn – Vocals
Seidemann – Bass
Archaon – Guitars, Vocals (backing)
Frost – Drums

Internet

1349 – Winter Mass CD Review

CADAVER – Hallucinating Anxiety

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cover artwork CADAVER Hallucinating Anxiety
cover artwork CADAVER Hallucinating Anxiety

Band: CADAVER 🇳🇴
Titel: Hallucinating Anxiety
Label: Listenable Records
VÖ: 28/11/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

4,5/5

Das Debütalbum der norwegischen Legenden CADAVER von 1990, „Hallucinating Anxiety„, erhält neues Leben und eine Neuveröffentlichung. Remastered, remixed, mit limitierter farbiger Vinyl-Edition und neuem Cover bringt diese Wiederveröffentlichung eines der wichtigsten und prägendsten Werke vom Beginn des (heute Old-School) schwedischen Death Metal zurück ins allgemeine Bewusstsein.

Kultalbum mit komplizierter Geschichte

Ein Album mit komplizierter Geschichte. Zunächst als Split mit dem Carnage-Meisterwerk „Dark Recollections“ veröffentlicht, dann als einzelnes Album – mit einigen Unstimmigkeiten über die Song-Reihenfolge oder wie sie zusammengeführt wurden. Doch nichts konnte „Hallucinating Anxiety“ davon abhalten, ein Referenzalbum zu werden, ein Kultwerk.

March of the Collapse“ ist ein Intro, nicht Teil der Originalveröffentlichung – sehr kurze gruselige Klänge und eine raue, finstere Stimme. Schon sehr bald startet „Twisted Collapse“ mit sehr rohem Sound, heruntergestimmten Gitarren, morbider Atmosphäre und insgesamt dissonantem Klang. Aber es ist so ein interessanter Einblick in den Sound des frühen schwedischen Death Metal.

Ebenfalls mit komplizierter Geschichte sind CADAVER eine 1988 gegründete Band, Pioniere des Death Metal und eine der originellsten Bands aus Norwegen, mit engen musikalischen Beziehungen zu schwedischen Bands, die damals einen neuen und originellen Stil von Extreme Metal spielten. Aus RÃ¥de/Fredrikstad, nahe Oslo, stammend – damals eine lebendige Metal-Community – machten sie sich nach einer Serie beeindruckender Demos einen Namen in der Szene, bekamen einen Plattenvertrag, und bald wurde das erste Album „Hallucinating Anxiety“ veröffentlicht. Mit sehr guter Rezeption folgte zwei Jahre später ein zweites Album, doch 1993 wurde die Band wegen musikalischer Differenzen aufgelöst. Wiederbelebt von Gitarrist Anders „Neddo“ Odden, dem einzigen konstanten Mitglied durch all die Jahre, waren sie zwischen 1999 und 2005 wieder aktiv, mit einem dritten Album in dieser Periode. 2019 erfolgte eine dritte Reunion, seither sind sie aktiv. Neben Neddo, der mittlerweile auch Bass und Vocals übernommen hat, sitzt Dirk Verbeuren am Schlagzeug. In dieser Besetzung veröffentlichten sie drei weitere LPs mit gemischter Rezeption.

Neuanordnung bringt frische Perspektive

Das neu remixte Album wurde auch neu arrangiert – die Songs erscheinen in anderer Reihenfolge als im Original, die ersten Songs sind jetzt die, die ursprünglich auf der B-Seite der LP waren. „Corrosive Delirium“ ist Uptempo mit simpleren Akkorden, noch finstereren Growls, unerbittlichen Drums und gutem Rhythmus. Es hat alle Zutaten von frühem Death Metal – kurz und effektiv. „Abnormal Deformity“ bringt gute Riffs, die Vocals bleiben nur ein distantes, raues, eher geflüstertes – aber makabres – Element. Mit Tempowechseln, aber die bestrafende und abrasive melodische Linie beibehaltend.

Erosive Fester“ bringt schnelleren Rhythmus, aber minimalere Instrumentierung – Vocals und Drums bestimmen hauptsächlich den Klang. Gitarren sehr im Hintergrund, jedenfalls ein deutlich besserer und klarerer Sound verglichen mit dem Original. Das Album behält denselben Ansatz und die musikalische Richtung für die nächsten Songs bei: „Cannibalistic Dissection„, „Hypertrophyan“ oder „Petrified Faces“ – ähnlich in Ansatz und Aggressivität, aber alle mit unterschiedlichen musikalischen Ideen und jeder mit einem charakteristischen Sound und melodischer Linie. Ein damals kreativerer Ansatz. Gute Riffs und ein leicht melodischerer Sound kommen in „Mental Abhorrence„, aber immer noch rau und gewalttätig.

Die Produktion ist roh – wenn man bedenkt, dass hier ein 35 Jahre altes Album vorliegt, aufgenommen unter den damaligen Bedingungen, was roh bedeutet wegen technologischer Limitierungen, nicht als künstlerische Vision. Nun wurden durch sorgfältigen Remix und Remaster die alten Bänder bearbeitet, um das Beste aus dem Originalsound in besserer Klangqualität herauszuholen. Und es ist eine deutlich bessere Qualität als die Originalaufnahme, behält aber die authentische Stimmung des 90er-Albums bei. Insgesamt gute Arbeit – auch ohne die Klarheit, die wir heute gewohnt sind, ein guter Sound, besser ausbalanciert und angenehm zu hören.

Pioniergeist in jedem Riff spürbar

Das ursprüngliche Intro „Tuba Libre“ kommt in dieser Neuauflage sehr spät – kurz und atmosphärisch, aber sehr dissonant, ein perfektes Intro für „Ignominious Eczema„, den längsten Song des Albums mit über vier Minuten. Eine andere Klanglandschaft, komplett anderer Gitarrensound, nicht mit dem typischen heruntergestimmten Sound, auch viel langsamere Riffs. Nur die Vocals sind ähnlich zu den Songs davor, und die groteske Atmosphäre.

Gute Riffs kehren in „Innominate“ zurück – alle mit typischen Akkorden, die Teil des Death-Metal-Sounds sind, wie wir ihn kennen. Das Tempo oszilliert zwischen sehr schnell und viel langsamer, ein Song auf der Suche nach Richtung, aber auch das ist mittlerweile typischer Teil davon, wie Death Metal klingt. Sicher sind all diese Einflüsse im modernen Death Metal nicht ausschließlich CADAVERs Verdienst – alle Bands jener Zeit kreisten ihre Musik um dieselben Ideen und Klanglandschaften. Eine Wiege von Ideen, die zwischen Musikern ausgetauscht wurden und sich langsam zu einem extremen Musikstil kristallisierten, heute bekannt als schwedischer Death Metal.

Der Titelsong „Hallucinating Anxiety“ ist sehr dissonant und nicht besonders melodisch. Mit einem klaren Riff, aber alles andere scheint nur zu schütteln und nicht sehr melodisch zu sein. Aber ein interessanter Song in seinem so rohen Ansatz. „Maelstrom“ ist vocal-dominiert, sehr aggressiv, aber im Ansatz nicht viel anders als die vorherigen. Wild, abrasiv. „Bodily Trauma“ kommt mit prominentem Bass-Sound und dynamischerem Drumming. „March of the Twisted“ ist der finale Song, ein Outro mit denselben symphonischen Akkorden wie das Intro und auch derselben gruseligen Stimme – schließt den Kreis mit denselben verstörenden Klängen wie am Anfang.

Verdiente Neuauflage für neue Generation

Mehr als nur ein Blick zurück in die Geschichte des Death Metal mit den frühen Tagen dessen, was heute Old-School-Death-Metal ist – das Album bringt den authentischen Sound der Anfänge zurück. CADAVER wurden mittlerweile zur Kultband, und dieser Status basiert sehr stark auf genau diesem Album. Und im Rückblick ist es eine absolut verdiente Fanwertschätzung. Voller Ideen, tonnenweise gute Akkorde, originelle Riffs und insgesamt eine Pionierband mit authentischem Werk.

Mehr als nur Nostalgie – ein Album, das es verdient, wieder ans Licht gebracht zu werden, für die neue Generation und auch für die alten Fans, die es vielleicht vergessen haben. Eine verdiente Neuauflage. Die Qualität der Musik spricht für sich selbst, keine Worte sind nötig, um das Album zu beschreiben oder zu loben. Und ja, auch wenn es einige nicht ganz perfekte Dinge auf dem Album gibt und nicht alles war und ist perfekt, verdient es keine Kritik. Eine starke Empfehlung für neue oder alte Fans des Death Metal.

Fazit: 35 Jahre nach Erstveröffentlichung erhält CADAVERs Debüt „Hallucinating Anxiety“ eine neue Behandlung, die das Beste aus einem sehr wichtigen Album herausholt.

Tracklist

01. March of the Collapse (Intro I)
02. Twisted Collapse
03. Corrosive Delirium
04. Abnormal Deformity
05. Erosive Fester
06. Cannibalistic Dissection
07. Hypertrophyan
08. Petrified Faces
09. Mental Abhorrence
10. Tuba Libre (Intro II)
11. Ignominious Eczema
12. Innominate
13. Hallucinating Anxiety
14. Maelstrom
15. Bodily Trauma
16. March of the Twisted (Outro)

Besetzung

Anders Odden – Guitars
René Jansen (R.I.P. 2014) – Bass
Ole Bjerkebakke – Drums, Vocals

Internet

CADAVER – Hallucinating Anxiety CD Review

Darklon – Mind Reaper

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Darklon – Mind Reaper - Artwork
Darklon – Mind Reaper - Artwork

Band: Darklon 🇬🇷
Titel: Mind Reaper
Label: No Remorse Records
VÖ: 28/11/25
Genre: US Power Metal

Bewertung: 5/5

99%

War das Debüt der Griechen noch ein sehr gelungenes Tribut an den US (Epic) Metal der frühen Achtziger, der sich vorrangig alten Manowar und Omen widmete, ist die vor gut zwei Jahren erschienene Fortsetzung The Redeemer das wohl beste Omen – Album seit The Curse.
Dies alles vollbrachte man, trotz der offensichtlichen Einflüsse, mit genug Profil.
Ex-Sänger Niklos Antonogiannakis gehört übrigens auch weiterhin den großen Vorbildern an, leider jedoch nicht mehr dieser Band. Kontinuität ist bei der Band also nicht nur bei dem dargeboten Stil sicher, denn

»Mind Reaper« ist das dritte Album mit dem dritten Sänger!

Nachdem man mit Nick Protonotarios und Nikos Antonogiannakis zwei, aufgrund des J.D. Kimball – Timbre, passende Sänger hatte, durfte man vorab skeptisch sein. Denn die Wahl fiel diesmal auf Bill Chrepas von den Melodic Metallern Wildfire.
Stimmlich anders, wirkte er unpassend, jedoch konnte man ja als Außenstehender auch nicht erahnen, zu was er in der Lage sein kann, wenn die Instrumentalfraktion ihn ernsthaft jagt.
Und meine Fresse, der Typ wird nicht gejagt, er dreht den Spieß um!

Dieses Werk unterscheidet sich in einigen Merkmalen zu seinen Vorgängern.

Da wäre zuerst die Produktion. Diese war bisher sehr angenehm warm, diesmal gibt es eine urbane  US Power Metal Produktion, also direkt und fett auf die Kauleiste.
Das gleiche gilt für die Songs, die ohne Verschnaufpause direkt durch den Äther marschieren und den Nacken malträtieren. Selbst die Solos sind songdienlicher und weniger ausschweifend, aber wieder exzellent.
Und dann wäre hier noch der Neuzugang am Mikro, der aufgrund der leichten Stilkorrektur nicht nur nicht an seine Vorgänger anknüpfen muss, sondern den ihm gebotenen Freiraum voll ausfüllen kann.

US Power Metal par ecxellance!

Eröffnet wird »Mind Reaper« mit der knapp vierminütigen Walze »In The Abyss«, die gnadenlos im Midtempo nebst eindringlichem Refrain, eines klar macht:
Der Epikanteil fällt roher Gewalt zum Opfer!
Im folgenden Titeltrack fiel bei mir übrigens der Groschen, denn DARKLON orientieren sich nicht stumpf an dem Metal Church – Debüt, alten Vicious Rumors oder Jag Panzer, das Album ist vor allem eine Huldigung an die „verschollene“ Phase des US Metal in den Neunzigern.

Und nicht nur die Instrumentalfraktion orientiert hauptsächlich sich an dieser Epoche, Sänger Chrepas klingt in den aggressiven Passagen wie Patrick Hughes von Mystik,
die damals mit The Plot Sickens ein Meisterwerk des US Power Metal geschaffen hatten.
»Soul Stealers« bindet Elemente Mittachtziger Judas Priest in Kombination mit dem genretypischen Drive, das treibende »Powercast« geht in diesem Genre, übrigens genauso wie »Shockwave« und das überragende »Hell`s Heroes«, nicht besser.

Die weiteren Leckerbissen sind das mit einem Spoken Word Intro beginnende »The Mad Messiah«, welches sich präzise in der Mitte von Melodie und Härte bewegt sowie »Psyched Out«.
Das Lied bietet neben allen benannten Aspekten obendrein noch Melodien, die nur Steel Prophet in ihrer Hochzeit bis 2001 boten und heutzutage, zumindest ansatzweise, unter anderem von Scorcher auf diese Art und Weise zum Besten geben.

Der US Power Metal ist, mit seiner unnachahmlichen Verbindung aus Härte und Melodie sowie der Verschmelzung von Erhabenheit auf der einen, dem „musikalischen Blitzkrieg“ auf der anderen Seite, für viele die Königsklasse des Heavy Metal.
Und genau das zeigen DARKLON auf »Mind Reaper« beinahe bis zur Perfektion auf!
Wer unter anderem Alben wie Metal Church, Doomsday For The Deceiver, Book Of Dead, The Plot Sickens oder auch Reborn als Göttergaben regelmäßig verehrt, der sollte hier unbedingt reinhören!
.

Tracklist

01. In The Abyss
02. Mind Reaper
03. Soul Stealers
04. Powercast
05. The Mad Messiah
06. Shockwave
07. Hell’s Heroes
08. Psyched Out

Besetzung

Billy „The Kid“ Chrepas – Gesang
Kras K.D. – Gitarren
Savvas G – Bassgitarre
Geor Kana – Schlagzeug

Internet

DARKLON – Mind Reaper CD Review

5RAND – Ordhalia

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5RAND - Ordhalia - album cover
5RAND - Ordhalia - album cover

Band: 5RAND 🇮🇹
Titel: Ordhalia
Label: Art Gates Records
VÖ: 28/1125
Genre: Modern Metal

Bewertung:

4/5

5RAND veröffentlichen mit »Ordhalia« ihr Debüt und treten damit in einen überfüllten, demgegenüber spannenden Bereich der härteren Musik. Melodic-Death und Groove-Metal sind Genres, in denen viele Bands um Aufmerksamkeit kämpfen. Das Quartett macht von Beginn an klar, dass es nicht einfach nur eine weitere Formation sein will, die bekannte Muster nachspielt. Hinter Bassist Acey Guns, Sängerin Julia Elenoir, Gitarrist Pierluigi Carocci und Drummer Andrea De Carolis steckt hörbar ein gemeinsamer Anspruch, ihren Sound mit Präzision, Energie und einem deutlichen Gespür für Atmosphäre zu formen.

Düsterer Vorhang der unvermindert fällt

Der kurze Auftakt »Lullaby for the Broken« funktioniert wie ein düsterer Vorhang, der aufgeht und die Szenerie freigibt. Das Intro ist knapp, im Gegensatz hierzu wirkungsvoll. Der sich anschließende Song »Bloodlife« zeigt sofort die Stärken der Band. Julia Elenoir wechselt mühelos zwischen kraftvollen Growls und klaren, melodischen Linien, ohne dass es gekünstelt wirkt. Caroccis Riffs sitzen punktgenau, und die Rhythmusgruppe pumpt den Track nach vorn, ohne ihn zu überfrachten. Das Zusammenspiel ist auffällig sauber, was der Platte früh ein professionelles Fundament gibt.

»Ordhalia« schlägt in eine ähnliche Kerbe, dessen ungeachtet, mit stärkerem Fokus auf Groove. Viele Bands verlieren bei solchen Nummern das Gleichgewicht zwischen Härte und Eingängigkeit. 5RAND gelingen hier ein paar hübsche kleine Kniffe: leichte melodische Anhebungen kurz vor den Refrains, ein paar rhythmische Hakenschläge und vor allem ein abgöttisch kontrolliertes Schlagzeugspiel, das nie übersteuert. De Carolis macht das, was einem Song wie diesem guttut – er treibt an, aber lässt Luft. Mit »The Nihilist« schaltet das Album einen Gang höher. Der Track wirkt dichter und schwerer, approximativ klaustrophobisch. Die Gitarren bauen eine Wand, die nicht als reiner Lärm funktioniert, sondern immer wieder kleine Fenster für Atmosphäre öffnet. Elenoirs Performance ist hier besonders stark. Sie schreit nicht, um Schreien zu zeigen, sondern setzt ihre Stimme dynamisch ein. Man merkt, wie sehr die Band auf Spannungsbögen vertraut.

»Double Bind« zeigt dann eine andere Seite. Der Song ist direkter, fast schon hymnisch. Stellenweise fühlt er sich an wie eine gelungene Mischung aus klassischem Melo-Death und modernerer Groove-Spielart, ohne sich zu übertrieben an Genrevorbilder zu hängen. Der Refrain besitzt Wiedererkennungswert, hingegen ohne weichgespült zu sein. Die Band schafft es, ein Thema auszuspielen, das weder ausgelutscht noch zu verkopft klingt.

Mix betont die tiefere Frequenzarbeit

»Turbid« ist eines der härteren Stücke und lebt von seinem leicht verstörten Charakter. Die Gitarren klingen hier kantiger, beinahe unruhig, und der Mix betont die tiefere Frequenzarbeit. Das gibt dem Song ein eigenes Profil und sorgt demonstrativ, dass die Mitte des Albums nicht ins Gleichförmige abrutscht. Gegen Ende erfreut ein leidenschaftlich geschmackvoller Groove-Part, der nicht nach Radiotauglichkeit schielt, sondern mühelos druckvoll wirkt.

Mit »Ritual of Silence« kommt ein Stück, das seinen Namen ernst nimmt. Ruhig ist es nicht, indessen setzt die Band vermehrt auf Atmosphäre. Die Vocals schweben gelegentlich über den Gitarren, und es entsteht eine räumliche Tiefe, die der Platte guttut. Die Produktion zeigt an dieser Stelle, wie gut sie auf die Band zugeschnitten ist. Nichts verschwimmt, und trotzdem strahlt das Stück eine gewisse Unschärfe aus.

»Lethargy« sorgt danach dafür, dass das Album nicht in melancholischer Schwere hängen bleibt. Der Song ist flotter, klar strukturiert und liefert ein paar der stärksten melodischen Momente des ganzen Werks. Die Gitarrenlinien im Mittelteil sind liebevoll gestaltet und zeigen, dass 5RAND nicht bloß auf Wucht baut, sondern daneben feine melodische Ideen zu bieten hat.

Mit »Resurge in Death« nähert man sich dem Finale. Der Song wirkt wie eine Art Rückblick auf die Stärken der Band. Saubere Riffs, fester Groove, ein Gesang, der sowohl Biss als desgleichen Ausdruck hat. Alles greift ineinander und fügt sich logisch in den Verlauf der Platte.

Der Abschluss »Silent Line« beendet »Ordhalia« mit einem würdigen, leicht nachdenklichen Ton. Auch hier verzichten 5RAND auf Pathos und bleiben nah an ihrem Stil. Der Song rundet die Reise ab, ohne das Gefühl zu hinterlassen, dass etwas fehlt oder künstlich verlängert wurde.

Debüt, das sich sehen lassen kann

Insgesamt liefert die Band ein Debüt, das sich sehen lassen kann. Nicht alles ist revolutionär, allerdings vieles ist stimmig, kompetent und mit Herzblut umgesetzt. Der Mix aus Melodic-Death und Groove-Metal wirkt frisch genug, um neugierig zu machen, und die spielerische Qualität hebt die Platte klar über Durchschnittsniveau.

Mit »Ordhalia« gelingt 5RAND ein beeindruckendes Werk, das sowohl eingefleischte Metal-Fans als auch Neueinsteiger anspricht.

Tracklist

01. Lullaby for the Broken
02. Bloodlife
03. Ordhalia
04. The Nihilist
05. Double Bind
06. Turbid
07. Ritual of Silence
08. Lethargy
09. Resurge in Death
10. Silent Line

 

Besetzung

Acey Guns – Bass
Julia Elenoir – Vocals
Pierluigi Carocci – Guitar
Andrea De Carolis – Drums

 

Internet

5RAND – Ordhalia CD Review

STRUCK A NERVE – Struck A Nerve

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cover artwork STRUCK A NERVE Struck A Nerve
cover artwork STRUCK A NERVE Struck A Nerve

Band: STRUCK A NERVE 🇬🇧
Titel: Struck A Nerve
Label: Listenable Records
VÖ: 28/11/25
Genre: Thrash Metal

Bewertung:

4/5

Ohne jede Spur von Bescheidenheit bezeichnen sich STRUCK A NERVE als „das neue Gesicht des UK-Thrash-Metal“ oder versprechen „den brachialsten Thrash zu kreieren, den das Vereinigte Königreich je erlebt hat„. Mit zitierten Einflüssen von großen Namen wie Power Trip, Enforced oder sogar Slayer und Sodom verspricht das Debütalbum „Struck A Nerve„, ein kraftvolles und aggressives Werk zu werden.

Beeindruckender Start voller Wut und Präzision

Uptempo und sehr aggressive Riffs und Vocals eröffnen das Album. „Noctural Terror“ hat eine dichte Instrumentierung, sehr soliden Rhythmus, bellende Vocals und Riffs, Riffs, Riffs. Guter Thrash, voller Gewalt und Furie. Mit unerbittlichem Uptempo-Rhythmus – ein beeindruckender Albumstart.

Struck A Nerve“ ist der Titelsong und damit Namensgeber der Band. Und er liefert ab – sie halten sich bei diesem für sie so repräsentativen Song nicht zurück. Ein scharfes Solo und gute melodische Linie machen den Song komplett. Epischer Chorgesang und gesprochene Vocals verleihen ihm eine hymnische Dimension. Bis zu diesem Punkt eine sehr gute Energie im Album, wirklich beeindruckend und genau die Art von Thrash Metal, die alles Nötige mitbringt: schnell, präzise, aggressiv und voller Rage. Vielleicht sind sie tatsächlich eine aufstrebende Kraft im Thrash Metal.

STRUCK A NERVE wurde 2024 von ehemaligen Mitgliedern von Shrapnel gegründet, einem recht bekannten Namen im Thrash Metal, zuletzt eher Metalcore oder Alternative Metal. Dieser Genrewechsel könnte ein Grund für einige Mitglieder gewesen sein, eine neue Band zu gründen, obwohl nichts Offizielles zu diesem Thema vorliegt. Beide Bands stammen aus Norwich, Norfolk, England, und teilen sich derzeit ein Gründungsmitglied: Gitarrist Nathan Sadd. Zwei weitere Musiker sind ehemalige Shrapnel-Mitglieder – Aarran Tucker (auch ex-Terebos, ex-Sathamel) an Bass und Vocals sowie Chris Williams (Gama Bomb, ex-Gravemind, ex-Onslaught (live)) am Schlagzeug. Nur Gitarrist Lexell Altaïr hat keine gemeinsame Vergangenheit mit beiden Bands.

Solide Produktion unterstreicht die Aggression

Dieselbe gute Energie bringt „Parade Of Violence“ – abrupte Riffs und rasante Rhythmussektion. Massiver Sound, es ist schön, dass sie den Rhythmus und den bestrafenden Sound beibehalten. Genauso „Inside The Torture Fortress„, etwas langsamer, aber mit dramatischeren Vocals und präsenterer Leadgitarre sowie einem akustischen finalen Moment – ein erster Schwachpunkt auf dem Album.

Gute Produktion, ausgewogener Sound zwischen allen Instrumenten. Die Vocals bleiben zwar das dominante Element, aber wie es sein sollte, ist auch die Rhythmusgitarre sehr präsent im Mix, ebenso die Rhythmussektion mit gutem Bass und Drums, die das sehr hohe Tempo markieren. Technische Instrumentierung, sehr versierte Musiker – präzise und straff. Die Produktion fängt all das ein, und das Endergebnis ist dynamisch, aber auch mit klarem Old-School-Feeling.

Mit einem Namen, der irgendwie an die Vorväter des Genres erinnert, setzt „Raining Death“ den sonischen Angriff fort. Die massive Rhythmusgitarre kehrt nach dem vorherigen Song, der als Verschnaufpause diente, noch aggressiver zurück. Melodisches Solo und Uptempo. Eine giftige Atmosphäre, furiose galoppierende Riffs, ein messerscharfes Solo, hart zuschlagendes Drumming – ein weiterer Song, der alle Kästchen ankreuzt, die einen guten Thrash-Metal-Song ausmachen. Ein klarer Höhepunkt.

Die Klanglandschaft bleibt für die nächsten Songs unverändert: „Moon Sniper“ mit massiven und sehr schweren Riffs oder „Last Eyes See All„, das sich eher wie ein Füllsong anfühlt, ohne dass etwas heraussticht. „The Knife Scrapes The Bone“ kehrt sehr schnell zurück, mit gutem Bass und beeindruckend komplexem Sound, wird aber groovy und verliert den Funken nach den ersten Akkorden. Der finale Song „Leviathan Wings“ bringt einen Soundwechsel – ein Intro mit akustischen Gitarren, danach fällt das Tempo deutlich ab, wird melodischer, viel langsamer, aber immer noch mit erdrückenden Gitarren zwischen atmosphärischen Passagen. Eine komplett andere Klanglandschaft, und das ist der bleibende Eindruck, der all die guten von den vorherigen Songs verändert. Seltsame Entscheidung für den Schlusssong – ohne Zweifel der schwächste Moment des Albums.

Starker Beginn, enttäuschendes Ende

Ernsthaft aggressiver Thrash Metal. Nicht unbedingt ein revolutionäres Werk, aber ein traditionelles und solides. Ein erfreuliches Hörerlebnis und, was im Thrash Metal wichtig ist, ein guter Headbanger. Ein Album, wie so viele andere, mit beeindruckendem Start und enttäuschendem Ende, wo sie sich entschieden haben, Stil und Ansatz komplett zu ändern. Schade, dass sie nicht bei der Richtung geblieben sind, mit der das Album eröffnet wurde – sie verpassen so ein großartiges Gesamtwerk. Stellenweise wirkt das Album gehetzt, als wären sie in Eile gewesen, es fertigzustellen.

Andererseits sind sie nicht wirklich originell. Die Songs sind sich ziemlich ähnlich, was dem Album ein sehr geschlossenes Gefühl und einen einheitlichen Ton von Anfang bis Ende verleiht, aber auch das Gefühl, dass sich manche Passagen von einem Song zum anderen wiederholen oder ähnliche Akkorde in vielen Songs vorkommen. Das typische Beispiel von „ein Riff, ein Song“. Nichts Schlechtes, aber es neigt dazu, nach ein paar Songs oder nach mehrmaligem Hören fade zu werden. Aber um das Positive zu nehmen: eine energiegeladene Arbeit, noch keine Offenbarung im weltweiten Thrash Metal, aber ein vielversprechendes Debüt.

Fazit: STRUCK A NERVEs Debüt „Struck A Nerve“ zeigt beeindruckendes Talent und beweist: Sie sind eine aufstrebende Kraft im Thrash Metal.

Tracklist

01. Noctural Terror
02. Struck A Nerve
03. Parade Of Violence
04. Inside The Torture Fortress
05. Raining Death
06. Moon Sniper
07. Last Eyes See All
08. The Knife Scrapes The Bone
09. Leviathan Wings

Besetzung

Aarran Tucker – Bass, Vocals
Chris Williams – Drums
Nathan Sadd – Guitars
Lexell Altaïr – Guitars

Internet

STRUCK A NERVE – Struck A Nerve CD Review