Mit ihrem neuesten Werk »Evertale« melden sich ELETTRA STORM eindrucksvoll nach gut einem Jahr zurück und liefern eine Power-Metal-Platte ab, die gleichermaßen hymnisch wie facettenreich ist. Die italienische Band, bestehend aus Crystal Emiliani (Gesang), Francis D. Mary (Gesang/Gitarre), Davide Sportiello (Keytar, Keyboards, Bass), Matteo Antoni (Gitarre) und Matteo Norbedo (Schlagzeug), zeigt einmal mehr, dass sie sich auf ihrem Terrain souverän bewegt: epische Melodien, treibende Rhythmen und ausgefeilte Arrangements.
Klassischer Power-Metal-Charme
Bereits der Opener »Endgame« zeigt die musikalische Ambition von ELETTRA STORM. Mit einem dynamischen Intro, das Keyboards, Gitarrenriffs und Drums zu einer dichten Klangwand verschmilzt, wird der Hörer sofort in die Welt von »Evertale« hineingezogen. Crystal Emilianis Gesang eröffnet die Geschichte auf kraftvolle, klare Weise, während Francis D. Mary mit seiner markanten Stimme und den Gitarrenparts Akzente setzt. Der Track arbeitet gekonnt mit Tempowechseln, und gerade das Zusammenspiel von melodischem Lead-Gesang und orchestralen Keyboard-Linien lässt einen klassischen Power-Metal-Charme aufleben.
Mit »The Secrets Of The Universe« gelingt der Band ein weiterer Höhepunkt. Hier zeigt sich die Stärke von Davide Sportiello, dessen Keytar- und Keyboardspiel das Stück in sphärische Höhen treibt. Die Kombination aus melodischer Virtuosität und treibender Rhythmussektion sorgt für ein fast schon cinematisches Erlebnis. ELETTRA STORM beweist, dass sie mehr als nur klassische Metal-Strukturen beherrschen – hier entsteht ein Klangkosmos, der zwischen epischer Erzählung und mitreißender Energie pendelt.
»Here Among Heroes« geht einen etwas traditionelleren Power-Metal-Weg, bleibt im Kontrast hierzu dank der präzisen Gitarrenarbeit von Matteo Antoni und dem treibenden Schlagzeugspiel von Matteo Norbedo alles andere als vorhersehbar. Die Riffs wirken frisch und die Hooklines sind eingängig, ohne ins Klischeehafte abzugleiten. Besonders die choralen Passagen lassen den Song wie einen modernen Metal-Hymnus erscheinen, der live mit Sicherheit für Gänsehaut sorgen wird.
Energetisch und hymnisch
Mit »Blue Phoenix« zeigt sich die Band von ihrer emotionaleren Seite. Die Keys tragen eine annähernd balladeske Melancholie, während die Gitarren und Drums subtil unterlegen bleiben. Crystal Emiliani überzeugt in der Rolle der erzählerischen Protagonistin, deren Stimme hier den zentralen dramaturgischen Faden bildet. Es ist dieser Wechsel zwischen epischen Höhepunkten und emotionalen Tiefpunkten, der »Evertale« seinen besonderen Reiz verleiht.
Mit »Ride The Rainbow« wird es abermals energetisch und hymnisch. Der Song kombiniert temporeiche Gitarrenläufe, eine treibende Rhythmussektion und eingängige Refrains, die zum Mitgrölen animieren. ELETTRA STORM gelingt es, trotz der klischeebeladenen Songstruktur, eine eigene Handschrift zu hinterlassen – hier sind es vor allem die kleinen Details im Arrangement, die das Stück von generischen Power-Metal-Tracks abheben.
»Master Of Fairytales« setzt auf märchenhafte Bildsprache und progressivere Songstrukturen. Die Verschmelzung von melodischen Lead-Gitarren, verspielten Keyboard-Passagen und einem rhythmischen Fundament erzeugt eine dichte Atmosphäre, die sowohl inhaltlich als desgleichen musikalisch überzeugt. Die Band versteht es, Geschichten zu erzählen, ohne die Dynamik aus den Augen zu verlieren.
»One Last Ray Of Light« zeigt, dass ELETTRA STORM dazu in der Lage sind, ruhigere, introspektive Momente zu kreieren. Hier stehen die Melodie und die Stimme im Vordergrund, während die Instrumentierung einen atmosphärischen Rahmen schafft. Die emotionale Bandbreite dieser Platte wird dadurch noch deutlicher: »Evertale« ist nicht bloß auf Adrenalin getrimmt, sondern verfügt über subtilere Facetten, die Tiefe erzeugen.
Mit »Judgment Time« erreicht die Platte wieder den Höhepunkt in Sachen Power und Aggression. Der Song treibt voran, mit prägnanten Gitarrenlicks, treibenden Drums und einer gesanglichen Leistung, die zwischen Aggression und Melodie pendelt. Die Band zeigt hier, dass sie außerdem harte, beinahe thrashige Elemente mit melodischem Power Metal verbinden kann.
Der Abschluss »If The Stars Could Cry« rundet »Evertale« stimmungsvoll ab. Mit einem epischen, getragenen Arrangement, das Gitarren, Keys und Gesang in harmonischer Einheit verbindet, endet das Album. Mit einer Mischung aus Melancholie und triumphaler Hoffnung – ein passender Schlussakkord für eine Platte, die den Hörer durch verschiedene emotionale und musikalische Landschaften führt.
Beeindruckendes Werk
Insgesamt ist »Evertale« ein beeindruckendes Werk, das sowohl Fans des klassischen Power Metals als auch Hörer anspricht, die epische und melodische Klangwelten schätzen. Trotz einiger vorhersehbarer Strukturen und kleiner Längen im Mittelteil überzeugt das Album durch hochwertige Arrangements, ein starkes Line-up und eine breite emotionale Palette. Die Produktion ist sauber und transparent, lässt jedem Instrument seinen Raum und die Vocals strahlen klar hervor.
ELETTRA STORM liefern mit »Evertale« ein kraftvolles, ambitioniertes Album, das sowohl inhaltlich als ferner musikalisch überzeugt. Es ist nicht perfekt, andererseits der Versuch, traditionelle Power-Metal-Elemente mit melodischen und orchestralen Ideen zu kombinieren, gelingt der Band oft sehr gut. Wer auf epische Geschichten, hymnische Refrains und energiegeladenen Metal steht, wird hier bestens bedient.
Fazit: »Evertale« ist ein solides Album, das die Stärken von ELETTRA STORM deutlich macht.
Tracklist
01. Endgame
02. The Secrets Of The Universe
03. Here Among Heroes
04. Blue Phoenix
05. Ride The Rainbow
06. Master Of Fairytales
07. One Last Ray Of Light
08. Judgment Time
09. If The Stars Could Cry
Besetzung
Crystal Emiliani – vocals
Francis D. Mary – vocals, guitars
Davide Sportiello – keytar, keyboards, bass
Matteo Antoni – guitars
Matteo Norbedo – drums

