Mit »Straight Into Beyond« legen GOMORRHA ein Death-Metal-Album vor, das keine Gefangenen macht. Das Trio aus Deutschland – bestehend aus Peter König (Gesang, Bass), Stefan „Ezpharess“ Heintzelmann (Gitarre) und Frank Ernst (Schlagzeug) – verbindet auf seinem aktuellen Werk rohe Aggression mit einem bemerkenswert klaren Gespür für Struktur und Dynamik. Nach Jahren im Underground scheint die Band nun endgültig bereit, sich im europäischen Extrem-Metal-Kosmos festzubeißen.
Messerscharfen Riffs tief in die Magengrube
Bereits das eröffnende »Intro« setzt den Ton: Ein unheilvolles, düsteres Instrumental, das langsam anschwillt, bevor die Hölle losbricht. Mit »Brutal Form Of Death« startet GOMORRHA dann voll durch – blastbeatgetrieben, mit messerscharfen Riffs und einem Bass, der sich tief in die Magengrube bohrt. Peter Königs Growls erinnern an die frühen Tage von MORBID ANGEL und DEICIDE, ohne dabei zur Kopie zu verkommen. Seine Stimme klingt kehlig, roh und doch kontrolliert – das Markenzeichen eines Frontmanns, der genau weiß, wie er seine Wut zu kanalisieren hat.
»War« greift das martialische Konzept des Albums auf. Hier zeigen sich GOMORRHA von ihrer rhythmischsten Seite: Heintzelmann feuert Riffs ab, die zwischen traditionellem Old-School-Death-Metal und modernen Groove-Elementen oszillieren. Das Schlagzeugspiel von Frank Ernst treibt den Song nach vorn – präzise, aggressiv, im Kontrast hierzu nie steril. Besonders beeindruckend ist die Produktion: klar, druckvoll, hingegen ohne den sterilen Glanz vieler zeitgenössischer Produktionen. Das Album klingt roh, fast live – als stünde man direkt im Proberaum der Band.
Mit »One With The Dead« erreicht das Album einen ersten Höhepunkt. Der Song ist ein Paradebeispiel dafür, wie GOMORRHA Atmosphäre erschaffen: schleppend, approximativ doomig, baut sich der Track zu einem massiven Klanggewitter auf. Die düstere Melodieführung und die unheilvollen Tempowechsel lassen die Grenzen zwischen Death- und Black-Thrash-Metal verschwimmen. Hier beweist Heintzelmann sein Gespür für Spannungsbögen – jedes Riff wirkt durchdacht, jede Note sitzt.
Kompromisslos, aggressiv und dennoch überraschend eingängig
Der Titeltrack »Straight Into Beyond« ist die Quintessenz des Albums: kompromisslos, aggressiv und dennoch überraschend eingängig. Der Refrain – wenn man ihn so nennen will – brennt sich mit seinen rhythmischen Wiederholungen ins Gedächtnis. Hier schimmert sogar ein Hauch melodischer Raffinesse durch, der an die großen Schweden-Bands der 90er erinnert, ohne deren Sound zu kopieren.
Mit »My Suffering« schlägt die Band emotionalere Töne an. Zwar bleibt die Grundstimmung düster, trotzdem zeigt die Gitarrenarbeit hier mehr Facettenreichtum. Besonders der Mittelteil mit seinem dissonanten Solo verdeutlicht, dass GOMORRHA keine reine Prügeltruppe sind, sondern Musiker mit Konzept und Vision. Der Track endet in einem langsamen, annähernd rituellen Ausklang – ein Ruhepunkt, bevor das Inferno weitergeht.
»Screams Of The Fallen« und »Slaughtered and Sausaged« markieren den wütenden Kern des Albums. Letzterer Song dürfte mit seinem ironisch-blutigen Titel für Diskussionen sorgen, ist musikalisch aber einer der stärksten Momente der Platte. Hier zeigt sich das Trio in Höchstform: ein Wechselbad aus Geschwindigkeit, Groove und technischer Präzision. Die Produktion behält angrenzend stets den organischen Charakter, der »Straight Into Beyond« folgendermaßen lebendig wirken lässt.
Zum Ende hin ziehen GOMORRHA das Tempo noch einmal an: »Blood Red Snow« liefert ein gnadenloses Finale mit hymnischem Unterton, bevor »More Sacrifice« das Album mit einem letzten Schlagabtausch beschließt – brutal, im Gegensatz hierzu mit Gefühl für Dramaturgie. Wenn die letzten Töne verklingen, bleibt der Eindruck einer Band, die weiß, wer sie ist und wohin sie will.
Klassischer Death-Metal-Kosmos
Textlich bleibt »Straight Into Beyond« im klassischen Death-Metal-Kosmos: Krieg, Tod, Zerstörung und metaphysische Themen ziehen sich durch die Songs. Doch anders als viele Genre-Kollegen gelingt es GOMORRHA, Klischees mit Überzeugung zu füllen. Ihre Texte sind kein reines Blut-und-Schwefel-Spektakel, sondern Ausdruck einer nihilistischen Weltsicht, die perfekt zur musikalischen Wucht passt.
Mit »Straight Into Beyond« gelingt GOMORRHA ein starkes, handwerklich überzeugendes Death-Metal-Album, das sowohl alte Schule als auch moderne Härte vereint. Die Band präsentiert sich fokussiert, hungrig und mit einem Sound, der ehrlich und unverfälscht wirkt. Wer auf kompromisslosen, demgegenüber intelligent arrangierten Death-Metal steht, sollte hier unbedingt reinhören. Kleine Schwächen – etwa eine gewisse Homogenität in der zweiten Albumhälfte – trüben den Gesamteindruck kaum.
Fazit: »Straight Into Beyond« von GOMORRHA ist ein Album, das sowohl musikalisch als desgleichen atmosphärisch überzeugt und eine klare Empfehlung für Fans des Genres darstellt.
Tracklist
01. Intro
02. Brutal Form of Death
03. War
04. One with the Dead
05. Straight into Beyond
06. My Suffering
07. Screams of the Fallen
08. Slaughtered and Sausaged
09. Blood red Snow
10. More Sacrifice
Besetzung
Peter König – Vocals & Bass
Stefan Ezpharess Heintzelmann – Guitar
Frank Ernst – Drums

