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Wings Of Steel – Winds Of Time

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Wings Of Steel – Winds Of Time - Artwork
Wings Of Steel – Winds Of Time - Artwork

Band: Wings Of Steel 🇺🇸
Titel: Winds Of Time
Label: High Roller Records
VÖ: 17/10/25
Genre: US Heavy Metal

Bewertung:

5/5

Kalifornien, 2022, eine junge Band gab nach drei Jahren des Bestehens ihr Debüt mittels einer selbstbetitelten EP und verzaubert nicht nur eingeschworene Gatekeeper, sondern auch die Mainstreamfachpresse. Und dies vollkommen zurecht.

Ein paar Monate später folgte mit Gates Of Twilight ein vorbildliches Debüt, welches neben den großartigen Gitarren und professionellerem Songwriting auch einen in Nuancen verbesserten, ohnehin sensationellen Gesang präsentierte.
Und für wahr, die Stimme von Leo Unnermark hat eine frappierende Ähnlichkeit mit dem jungen Geoff Tate. Allerdings auch (haßt mich ruhig dafür) extreme Joacim Cans – Vibes.
Wer damals etwas verpaßt hatte, dem sei gesagt, daß es hier um WINGS OF STEEL geht.
Da die Band mit WINDS OF TIME nun just ihren zweiten Rundling auf den Markt geworfen hat, wird es Zeit , das aktuelle Werk einer der besten jungen Heavy Metal Bands heutzutage einmal genauer zu betrachten.

Im Gegensatz zu den meisten anderen US – Newcomern macht die Band einiges anders.

So hört man, wie in Saints And Sinners oder Flight Of The Eagle durchaus europäische Einflüsse wie Judas Priest, Iron Maiden und Saxon heraus, das Hauptaugenmerk der Amis liegt jedoch auf den heimatlichen Bands wie beispielsweise alten Queensryche und Crimson Glory.

Doch statt sich irgendwelcher Vorbilder voll hinzugeben, bindet man lediglich prägnante Elemente der Lieblingsbands mit in die Liedgestaltung ein. Der Opener und Titeltrack ist hierbei ein schönes Beispiel.
Wobei man sich schon fragen kann, ob es Mut oder Größenwahn ist, einen fast elfminütigen Song von dieser Qualität an den Beginn eines Albums zu setzen.

Denn WINDS OF TIME hat ein großes „Problem“!

Und das ist eben erwähnter Song. Beginnend mit Judas Priest – artigem Riffing schwingt er gelegentlich auf Riot V um, macht dort im Refrain kurz rast, dann ballert man bei der Abfahrt als Bridge offensichtlich einen aus der Metal Church – Kanone, aber mit Megadeath – Munition, täuscht im Mittelteil Slayer an, biegt dann aber Richtung ganz früher Queensryche ab, nur um dann mittels nicht nur einem unglaublichen Gitarrensolo in die Zielgerade zu kommen.

Und hinter der steht, so größenwahnsinnig bin jetzt mal, steht der Metalolymp.
Denn Winds Of Time ist nicht nur einer der besten Genrebeiträge aller Zeiten, er erspart mir in Zukunft auch wenigstens zwanzig Minuten meiner Lebenszeit, wenn mich mal wieder jemand fragt, was diesen US Metal ausmacht.
Ganz klar ist es die perfekte Mischung aus Aggression und Melodie, welches man bislang anhand von ungefähr zehn Bands ohne viel Geschwafeln vorspielen konnte, von nun an reicht ein Song. Danke dafür!

Nach diesem Traumstart kann man das Niveau jedoch nicht halten.

Jedenfalls nicht ganz. Infolge kann man dieses überirdische Niveau nur nochmals annähernd mit dem zwischen Einflüssen aus Crimson Glory, Judas Priest und ganz alten Helloween geschmiedeten To Die In Holy War erreichen. Allerdings macht man nichts verkehrt, sondern im Gegenteil, trotzdem alles richtig.

Saints And Sinners ist nach der überlangen Odyssee eingangs ein geschickt platziertes Pendant zum Meisterwerk, während das balladeske Crying nicht nur eine Verschnaufspause bietet.
Es läßt Erinnerungen an die Glanztaten einiger US Metal Bands wach werden.
Weiterere Höhepunkte sind das zu Beginn seichte We Rise, welches neben Fifth Angel auch von Dokken beeinflußt zu seien scheint und der mit mittelschweren Fates Warning – Referenzen aufwartende, im Stile eines siebziger Jahre Judas Priest – Epos geschriebene Abschluß.

Hier gibt es nur ein Fazit!

Insgesamt sehe ich hier nicht nur eines der besten Alben im Heavy Metal in diesem Jahr.
WINDS OF TIME hat das Zeug dazu, ein Klassiker zu werden. Und nein, nicht nur im US Metal Bereich, ich meine im traditionellen Heavy Metal.
Das wäre übrigens für einige Ewiggestrige, welche ihren alten Helden nachtrauern und täglich rumjanken, daß angeblich nichts nachkäme, sowohl der richtige Zeitpunkt als auch die richtige Band, entweder in die Zukunft zu schauen oder allein im Keller zu heulen!
Denn (nicht nur) in dieser geerdeten Band steckt unglaubliches musikalisches und  kommerzielles Potenzial. WINGS OF STEEL, vorausgesetzt die Band bleibt weiterhin dran und hält das Niveau, gehört nicht nur die Zukunft. Die sind es!

Nachtrag: Das Label legt übrigens alle Veröffentlichungen der Band neu auf. Insofern lohnt sich nach dem Check dieser Platte eine Sammelbestellung.

Tracklist

01. Winds Of Time
02. Saints And Sinners
03. Crying
04. Burning Sands
05. To Die In Holy War
06. Lights Go Out
07. We Rise
08. Flight Of The Eagle

Besetzung

Leo Unnermark – Gesang
Parker Halub – Gitarren, Baß
Damien Rainaud – Schlagzeug

Internet

WINGS OF STEEL– Winds Of Time CD Review

Ladon Heads – Steel For Fire

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Ladon Heads – Steel For Fire - Artwork
Ladon Heads – Steel For Fire - Artwork

Band: Ladon Heads 🇵🇹
Titel: Steel For Fire
Label: Lost Realm Records
VÖ: 17/10/25
Genre: Epic/Heavy Metal

Bewertung:

3,5/5

LADON HEADS aus dem portugiesischen Santa Maria da Aveiro setzen nach zwei Singles vor gut zwei Jahren nun zum Debüt an, welches STEEL FOR FIRE getauft wurde.
Einziges einigermaßen bekanntes Mitglied des Quartetts dürfte Sänger und Gitarrist Infernando sein, welcher seit letztem Jahr bei den Landsleuten von Toxikull den Tieftöner spielt.
Dies macht er auf diesem Album zwar auch, allerdings nicht instrumental sondern stimmlich.

Eine musikalisch durchaus sehr interessante Mischung

erwartet den Hörer. Was das Cover schon leicht andeutet, wird dann beim eintauchen in die Musik bestätigt. Der vor allem von Manowar und Omen,  in kleinen Teilen jedoch  auch von Manilla Road beeinflußte Heavy Metal bekommt nicht nur durch den (Baker/Eldritch/Steele gefärbten) Gesangsstil einen gothischen Anstrich. Auch die sehr organische Produktion läßt eine düstere Grundstimmung aufkommen.

Schade nur, daß es sich ausgerechnet beim musikalischen Paradebeispiel für diese Umschreibung, dem sehr monoton vorgetragenen Into The Fire in Kombination mit dem folgenden Outro eher um Durchschnittsware von der Stange handelt.

Teilweise überragend

sind hingegen der großartige musikalische Start Stealers Of The Night, in dem der Gesang
-mit einer imposanten Leichtigkeit zwischen Baß und ungeahnte Höhen wandelnd-
sofort als ein sehr markantes Merkmal des Bandsounds installiert wird.

Absolut fantastisch sind zudem die Epic Metal – Angriffe in Form des etwas an Solitary Sabred erinnernden Birth By Hellfire sowie dem in Manowar – Gefilden locker bestehenden Born In Steel und dem flotten Torture (King Diamond – Debüt trifft auf Sisters Of Mercy – Unterton),
welche andeuten, wozu LADON HEADS im zukünftigen Reifungsprozeß eventuell in der Lage sein werden.

Eine Weiterentwicklung geht schon vonstatten,

wenn man die letzten beiden Lieder, welche die ersten der Band waren, mit dem neueren Material vergleicht. Man darf also gespannt sein, ob und wohin die musikalische Reise noch gehen wird.
Bis dahin bleibt ein in weiten Teilen starker Einstand einer sehr originell klingenden und konzeptionell gut aufgestellten Band.

Vor allem Heavy Metal – Jünger mit einem Faible für Bands wie Manowar, Omen, Cirith Ungol, Manilla Road, Ravensire, Eternal Champion und Possessed Steel sollte STEEL FOR FIRE interessieren.
Und die dürfen in der Endnote auch gerne einen halben Punkt dazurechnen

Tracklist

01. Prologue
02. Stealers Of The Night
03. Birth By Hellfire
04. Into The Fire
05. Outro The Fire
06. Torture
07. Born In Steel
08. Master Of Sorcery
09. Blood Soaked Field

Besetzung

Infernando – Gesang, Gitarren
Rui Thorpedro – Gitarren
AnTombnio – Baß
SamuHell Unhollyveira – Schlagzeug

Internet

LADON HEADS – Steel For Fire CD Review

BARREN PATH – Grieving

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cover artwork BARREN PATH Grieving
cover artwork BARREN PATH Grieving

Band: BARREN PATH 🇯🇵
Titel: Grieving
Label: Willowtip Records
VÖ: 31/10/25
Genre: Grindcore

Bewertung:

2/5

Die neu gegründete Band BARREN PATH präsentiert mit Grieving ihr Debütalbum. Kürzer als eine normale EP, zeigt dieses Werk eine rebellische Band, die offenbar mehr auf Schockeffekte als auf musikalische Substanz setzt.

Dissonant und aggressiv

Direkt und aggressiv, wie es sich für einen Grindcore-Track gehört, eröffnet Whimpering Echo mit einer Welle aus purer Wut. Keine Melodie, keine Reue – nur ein gnadenloser Angriff aus rasenden Drums und einer kaum unterscheidbaren Masse aus Gitarren, Bass und was sonst noch vorhanden ist. Der Sound ist so dicht, dass kein Instrument wirklich heraussticht. Zwar ist Dynamik vorhanden, doch alles verschmilzt zu einer Kakophonie aus disharmonischen und dissonanten Klängen. Schreie und Growls sind die einzigen klaren Elemente im Stück.

Der Songfluss ist so schnell und gleichförmig, dass man kaum Unterschiede wahrnimmt – die Stücke ähneln sich stark. Nur vage Unterschiede lassen sich erkennen: Isolation Wound enthält gesprochene Passagen, Primordial Blackdagegen wartet mit einer tremolo-gespielten Leadgitarre auf und überzeugt – nicht nur deshalb, sondern insgesamt durch ihren Rhythmus und ihre aggressive Direktheit – als Höhepunkt des Albums.

BARREN PATH sind eine neue Grindcore-/Death-Metal-Band, hervorgegangen aus den Überresten von Gridlink. Die Band besteht aus Takafumi Matsubara (Gitarre) und Bryan Fajardo (Drums), beide ehemals Gridlink, ergänzt durch die alten Weggefährten Mauro Cordoba (Bass) und Rory Kobzina (Gitarre) sowie Sänger Mitchell Luna. Offiziell stammen sie aus Tokio, haben aber deutliche Verbindungen zur US-Szene – mit Mitgliedern aus Argentinien, Japan und den USA sind sie im Grunde eine internationale Band.

No Geneva wirkt wie eine Wiederholung der vorherigen Songs, allerdings mit noch dissonanteren Gitarren. The Insufferable Weight ist mit knapp zwei Minuten das längste Stück des Albums – und auch das dissonanteste. Die kreischenden Gitarren erreichen hier ein neues Level an Chaos. Es bleibt ein ununterbrochener Sturm aus Terror und Gewalt – genau das, was man auch in den folgenden Tracks geboten bekommt. Relinquish führt das Konzept fort, wieder mit massiver Soundwand, aber ohne wirkliche Variation. The Unreliable Narrator ist langsamer, spielt etwas mit Tempos, aber das Ganze bleibt auf 44 Sekunden beschränkt.

Ein chaotischer Sturm aus Geräuschen

Die Produktion ist roh – typisch für das Genre, aber nach konventionellen Maßstäben schlicht schlecht. Alle Instrumente sind extrem dicht gemischt, kaum voneinander zu unterscheiden. Die Drums sind zwar wahrnehmbar, aber weit entfernt von Klarheit. Es klingt insgesamt matschig, verrauscht, basslos – ohne klare Riffs, nur gelegentlich hört man die Leadgitarre heraus. Eine Wand aus Lärm und Vocals. Ja, das kann man eine schlechte Produktion nennen, denn es gibt zahlreiche Grindcore-Alben, die zeigen, dass Härte und Klarheit sich nicht ausschließen. Auch hier scheint das Ziel eher zu sein, zu schockieren, statt musikalisch zu überzeugen.

Mit Celestial Bleeding kommt plötzlich ein atmosphärisches, fast filmisches Stück – kein Metal, kein Ausbruch, nur ein Monolog. Fehl am Platz, ohne musikalischen oder atmosphärischen Mehrwert. Doch damit ist es mit Atmosphäre auch schon vorbei – das Album kehrt zu den gewohnten Riffs und Schreien zurück. Gleichzeitig wirkt dieser Zwischenpart wie ein Zeichen dafür, dass die Band langsam an Energie verliert. Auch stimmlich gibt es keine neuen Facetten – dieselben tiefen Growls und gequälten Schreie setzen sich bis zum Ende fort.

Horizonless ist etwas melodischer – nicht im klassischen Sinn, aber ein Gitarrenriff lässt zumindest den Hauch von Melodie erahnen. Der abschließende Song In the End… The Gift is Death bringt solide Riffs und eine klarere Struktur, auch die Gitarrenarbeit ist hier kreativer. Doch im Wesentlichen bleibt alles beim Alten: derselbe Sound, dieselben Muster, dieselbe Energie von Anfang bis Ende. In zwölf Songs hätte man sich zumindest ein paar unterschiedliche Akkorde gewünscht.

Das Album leidet unter fehlender Vielfalt

Die Musik von BARREN PATH ist ein reiner Sturm aus Dynamik und Aggression – in dieser Hinsicht erfüllt sie genau, was man von Grindcore erwartet. Aber darüber hinaus gibt es wenig: keine echten Ideen, keine Variation, kaum Komposition. Alles klingt ähnlich – dieselben Akkorde, dieselben Schreie, dieselbe Raserei, manchmal sogar leicht aus dem Takt. Wer hier nach musikalischer Struktur oder Wiedererkennungswert sucht, sucht vergeblich.

Es ist Grindcore, es ist kurz, es ist pure Wut – vierzehn Minuten Sturm. Ein Album, das man kaum begreift, bevor es schon vorbei ist. Vielleicht ein Statement, vielleicht eine Provokation, aber sicher kein musikalisches Erlebnis. Die Intention zu schockieren ist klar, doch musikalisch bleibt nichts hängen. Ein vergessliches Experiment.

Fazit: BARREN PATH bieten mit „Grieving“ ein Werk voller Wut, aber ohne echte musikalische Tiefe – viel Lärm, wenig Substanz.

Tracklist

01. Whimpering Echo
02. Subversion Record
03. Primordial Black
04. No Geneva
05. Isolation Wound
06. The Insufferable Weight
07. Relinquish
08. The Unreliable Narrator
09. Celestial Bleeding
10. Lunar Tear
11. Horizonless
12. In the End… The Gift is Death

Besetzung

Takafumi Matsubara – Guitar
Bryan Fajardo – Drums
Mitchell Luna – Vocals
Rory Kobzina – Guitar
Mauro Cordoba – Bass

Internet

BARREN PATH – Grieving CD Review

AKHLYS – 23.10.2025, Live Review

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AKHLYS 01

AGE OF PHOBETOR TOUR

AKHLYS, TRIUMPHAL VENGEANCE, DÉTRESSE

23.10.2025 – Live Review

Akhlys Tour Poster

Der Abend stand ganz im Zeichen des Black Metal. Keine großen Gesten, keine Showeffekte – nur Musik, Energie und Authentizität. Drei Bands mit eigener Handschrift zeigten, wie unterschiedlich sich das Genre heute präsentieren kann, und bewiesen zugleich, dass wahre Leidenschaft für diese Musik nichts mit Perfektion, sondern mit Überzeugung zu tun hat.

DÉTRESSE

Die Wiener Formation DÉTRESSE, noch relativ neu, aber mit wachsendem Namen in der heimischen Szene, eröffnete den Abend. Ihr Sound wurzelt tief im traditionellen, norwegisch geprägten Black Metal – roh, düster, unverfälscht. Mit ihrem Debütalbum Pessimismes, das Anfang des Jahres erschienen ist, hatten sie nun die Gelegenheit, ihr Material endlich live zu präsentieren.

DÉTRESSE 01

Musikalisch überzeugend und mit solidem Klang lieferten DÉTRESSE eine authentische Show. Frontmann S.P. (Patrick Stoiber) – zugleich Gitarrist und Sänger, bekannt von Projekten wie Einst oder Lebenssucht, und früher bei Svarta – zeigte eine eindrucksvolle Bühnenpräsenz. Unruhig, rastlos, immer in Bewegung, zwischen Gitarrenwänden und seinen intensiven Gesangspassagen schwankend. Seine Schreie, teils schrill, teils tief und gequält, trafen den Nerv des Genres perfekt.

DÉTRESSE 02C.S. (Cyntia Paré) am Bass – bekannt von der kanadischen Band Gevurah – hielt sich szenisch dezent im Hintergrund, doch ihr Bassspiel verlieh dem Sound Kraft und Tiefe. Komplettiert wurde das Trio durch L.S. (Lukas Lichtenfels) an den Drums, erfahren durch frühere Bands wie Bifröst oder Selbstentleibung sowie als Live-Mitglied bei Anomalie, Nebelfront und Tulsadoom. Entsprechend präzise und druckvoll war sein Spiel.

Stücke wie „Die Ruhe Trägt“ oder „In Asche gehüllt“ entfalteten live enorme Wucht. Aggressiv, mit wütendem Gesang, präzisem Tremolo-Picking und treibenden Drums. Besonders die rhythmischen Wechsel und die zweite Stimme von L.S. verliehen der Musik zusätzliche Tiefe. Die Performance war roh, ehrlich, dissonant und damit durch und durch trve.

Nicht alles war perfekt – kleinere technische Probleme und leichte Unsicherheiten in der Synchronisation waren spürbar –, aber genau das machte den Auftritt sympathisch. Keine Publikumsansprachen, keine Showelemente, nur Musik. Am Ende ein schlichtes „letzter Song“ – so, wie es sich für echten Black Metal gehört. Ein überzeugender Auftritt einer jungen Band mit klar erkennbarem Potenzial. Sie haben ohne Zweifel neue Fans gewonnen – mindestens einen.

TRIUMPHAL VENGEANCE

Die zweite Band des Abends, TRIUMPHAL VENGEANCE, zeigte eine andere Facette des Black Metal – atmosphärischer, aber ebenfalls stark im Old School verwurzelt. Der Start allerdings verlief holprig. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte der Soundcheck, begleitet von ständigen „Mehr davon, weniger hier, mehr dort“-Rufen. Fast eine halbe Stunde zog sich das hin, während das Publikum geduldig wartete – oder besser gesagt, versuchte, geduldig zu bleiben. Eine Situation, die den Gesamteindruck bereits trübte.

TRIUMPHAL VENGEANCE 01Als es endlich losging, überraschte die Band mit hohem Tempo und druckvollem Sound – live deutlich stärker als auf ihrem Debütalbum, das ebenfalls dieses Jahr erschienen ist. Die Setlist basierte fast vollständig auf diesem Release.

TRIUMPHAL VENGEANCE 02Gegründet in Chile und mittlerweile in Niederösterreich beheimatet, ist TRIUMPHAL VENGEANCE das Projekt von Nebel – alias Son of Mourning (bürgerlich Marcelo Ríos Hiems), einem bekannten Namen der chilenischen Szene, unter anderem bei Funestus aktiv. Seine verzweifelten Schreie und klagenden Gesänge prägten den Sound. Doch nachdem er zuvor unermüdlich nach mehr Hall verlangt hatte, klangen die Vocals nun übertrieben verhallt, stellenweise kaum verständlich und wenig überzeugend.

Musikalisch blieb das hohe Tempo durchgehend bestehen, mit aggressiven Drums, die jedoch oft zu monoton wirkten – minutenlang dieselben Schläge, kaum Variation. Dazu kamen zu viele Samples, zu viele Effekte, zu viel Playback – was der Live-Atmosphäre eher schadete. Die Tremolo-Sols von Nebel waren ambitioniert, teilweise jedoch unsauber umgesetzt, und die Versuche zu klarem Gesang mit folkloristischem Einschlag wirkten deplatziert. Positiv blieb: Er probierte viel aus – und die harschen Schreie funktionierten am besten.

Im Kern hat die Band Energie, Dynamik und Potenzial. Doch sie sollten deutlich mehr proben – handwerklich und in Sachen Professionalität ist noch Luft nach oben. Der abrupt beendete Auftritt – mitten im Song – passte ins Bild. Vielleicht war schlicht keine Zeit mehr übrig, nach dem endlosen Soundcheck. Ironischerweise ein passender Abschluss: chaotisch, unberechenbar, aber immerhin ehrlich.

AKHLYS

Mit AKHLYS betraten schließlich die Headliner die Bühne – und sofort war klar: jetzt beginnt eine andere Dimension. Die US-Amerikaner gehören mittlerweile zu den faszinierendsten und meistdiskutierten Black-Metal-Bands überhaupt. Ihre Alben „Melinoë“ (2020) und „House of the Black Geminus“ (2024) zählen zu den herausragenden Werken der letzten Jahre – komplex, atmosphärisch, intensiv.

AKHLYS 03

Von der ersten Sekunde an schufen AKHLYS eine hypnotische, fast tranceartige Stimmung. Maskiert, mit grotesken Ledermasken und in gespenstischem Licht, eröffneten sie mit „The Mask of Night-Speaking“. Die endlos wiederkehrenden, mantrahaften Gitarrenfiguren entfesselten sofort eine magnetische Wirkung. Der Sound unterschied sich spürbar von den Studioaufnahmen – weniger synthetisch, direkter, roher. Die ambienten Flächen, die auf den Alben meist aus Synthesizern stammen, wurden hier von der Leadgitarre übernommen – was der Musik eine neue, fast greifbare Intensität verlieh.

AKHLYS 02Gegründet wurde die Band 2009 von Naas Alcameth (Kyle Earl Spanswick), bekannt durch Projekte wie Nightbringer, Bestia Arcana oder Excommunion. Live übernahm er Rhythmusgitarre und Gesang, während die atmosphärischen Elemente in der Studioversion ebenfalls aus seiner Feder stammen. Unterstützt wurde er von Eoghan an den Drums, Nox Corvus an der Leadgitarre und Abraxas Nox am Bass.

Die Darbietung war präzise, düster, und durchdrungen von einer rituellen Intensität. Kein unnötiges Wort, kein Publikumskontakt – nur Musik, nur Atmosphäre. Man stand da, halb gebannt, halb wie versteinert, während diese Klangmauer alles einhüllte.

AKHLYS 06Die Setlist war sorgfältig aufgebaut, in umgekehrter Chronologie: von neueren Songs wie „Maze of Phobetor“, „Pnigalion“ und „Ephialtes“ bis zu Klassikern wie „The Dreaming Eye“ und „Tides of Oneiric Darkness“ vom Debütalbum. Jeder Song steigerte die Dichte und Dunkelheit des Moments.

Die Bühne war schlicht, das Licht spärlich – diesmal immerhin mit etwas Bewegung, anders als bei den ersten beiden Bands, wo alles in statisches Rot getaucht war. Doch das spielte keine Rolle: Wenn AKHLYS spielen, zählt nur die Musik. Die dämonischen Vocals wechselten mit ebenso finsteren Schreien, während die Leadgitarre die hypnotische Dimension verstärkte, die ihr Sound so einzigartig macht.

Wie zwei Welten, die sich ständig überschneiden – das Melodische und das Aggressive, das Rituelle und das Chaotische. AKHLYS sind live ein Erlebnis, das einen in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt. Kein Spektakel im visuellen Sinn, sondern ein musikalischer Abgrund, in den man mit offenem Blick hineinfällt. Ein beeindruckender Abschluss, der zeigt, wie lebendig, vielfältig und kraftvoll Black Metal noch immer ist.

AKHLYS 04

Setlist

01. The Mask of Night-Speaking
02. Maze of Phobetor
03. Through the Abyssal Door
04. Pnigalion
05. The Dreaming Eye
06. Ephialtes
07. Tides of Oneiric Darkness

HETEROPSY – Embalming

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cover artwork HETEROPSY Embalming
cover artwork HETEROPSY Embalming

Band: HETEROPSY 🇯🇵
Titel: Embalming
Label: Caligari Records
VÖ: 31/10/25
Genre: Doom/Death Metal

Bewertung:

3/5

Das Debütalbum der japanischen Doom/Death-Band HETEROPSY, Embalming, folgt auf eine Reihe von EPs, mit denen die Band Schritt für Schritt mehr Aufmerksamkeit erlangte. Nun präsentieren sie ihr erstes vollständiges Werk, auf dem sie all ihre musikalischen Ideen bündeln – mit dem klaren Ziel, ein beeindruckendes Debüt zu schaffen.

Eine Mischung aus vielen Stilen

Mit fernen, sich langsam verdichtenden Akkorden und einem sehr melodischen, technisch ausgefeilten Solo beginnt Embalming mit dem Opener „The Dawning (Intro)” – wie der Name vermuten lässt, ein instrumentales Intro, nicht allzu kurz, aber atmosphärisch und stimmungsvoll. Deutlich mehr Wucht bringt „Pandemonium Alter”, geprägt von tiefen Growls und einem dunklen, basslastigen Sound. Heruntergestimmte Gitarren, technisch anspruchsvolles Spiel und präzise, schnelle Drums treffen auf dämonisches Gurgeln. Das Tempo bleibt dabei moderat, aber durch die wechselnden Rhythmen behält der Song Dynamik. Unerwartete Solos oder hohe Lead-Gitarren-Akzente setzen klare Kontraste – insgesamt ein solides Stück Musik. Mit sägenden, old-school-schwedischen Riffs und progressiven Einschüben verschmelzen hier viele Einflüsse, nicht immer kohärent, aber zweifellos interessant.

HETEROPSY stammen aus Tokio und wurden 2020 aus den Überresten der Band Frostbite gegründet. Zwei der damaligen Mitglieder blieben: Shigenori Tamura (Drums, Frostvore, 沈む鉛, ex-Frostbite), Koki Fukushima (Vocals, Gitarre, Frostvore, ex-Frostbite), dazu kamen Hiroki Sato (Bass, ex-Desolate Sphere) und Kota Maruyama (Gitarre).

Mit „The Sodomizer” bewegt sich die Band klar in Doom/Death-Gefilde: langsam, drückend, mit unmenschlichen Vocals und finsterer Atmosphäre. Selbst wenn das Tempo später wieder anzieht und der Song in rasenden Death Metal übergeht, bleibt die Stimmung bedrohlich. Die Drums sind originell, aber nicht immer perfekt mit der Melodieführung verbunden – manche Passagen wirken etwas losgelöst. Dieses Rezept setzt sich in „Asphyxia” fort: ein schleichender Beginn, kaum unterscheidbare Riffs, die im Hintergrund zu einem Geräuschteppich verschwimmen. Dann folgt – fast erwartungsgemäß – ein abrupter Tempowechsel. Technisch stark gespielt, aber als Gesamtkomposition wenig überzeugend. Das Stück endet in einem disharmonischen Chaos, laut, unkoordiniert und kaum genießbar.

Gute Ansätze, aber kein zusammenhängendes Ganzes

Deutlich anders beginnt „Memento Mori” – mit melancholischen Gitarrenlinien, zart, traurig, fast zerbrechlich. Flüsternde Growls, dezente Drums, eine fragile Atmosphäre, die dann plötzlich von einem aggressiven Ausbruch zerstört wird. Die Melodie verschwindet, stattdessen übernehmen schwere, verzerrte Riffs und dumpfe Basslinien das Kommando. Die Lead-Gitarre sorgt zwar für interessante Akzente, doch vieles wirkt unzusammenhängend. Gute Ideen – schlecht verbunden. Die Produktion ist solide, aber widersprüchlich: Während Rhythmusgitarre, Bass und Gesang roh und fast matschig klingen, ist die Lead-Gitarre brillant und klar, jedoch kaum in das Gesamtbild integriert.

„Seventh Damnation” beginnt – wie erwartet – langsam, steigert sich dann, und diesmal wirkt die hallende Lead-Gitarre stimmiger eingesetzt. Mächtige Riffs tragen den Song, doch ein plötzlicher Stopp unterbricht den Fluss. Danach bleibt der Sound längere Zeit im Doom-Bereich, was gut funktioniert. „Methadone” hingegen wirkt wie eine Sammlung von Geräuschen, durchsetzt mit vereinzelten Gitarrenakkorden. Der Versuch, Atmosphäre zu erzeugen, gerät hier aus dem Ruder – überladen, unangenehm, schlicht misslungen.

Fast eine Erleichterung, wenn der letzte Song „Old Friends” einsetzt. Tiefe Frequenzen, harsche Vocals, ein schleppender Rhythmus – endlich wieder mehr Struktur. Zwar fehlen Melodien, doch der Song wirkt fokussierter. Als die Lead-Gitarre erneut ihre bekannte, traurige Melodie spielt, zerfällt das Ganze kurzzeitig wieder, bevor ein starkes Solo den Abschluss rettet: technisch präzise, gut gemischt, ein versöhnliches Ende.

Getrennt stark, als Ganzes schwach

HETEROPSY zeigen Potenzial, aber Komposition bleibt ihre größte Schwäche. Zu viele erzwungene Rhythmuswechsel, zu viele unpassende Brüche, zu oft eine Lead-Gitarre, die am Stück vorbeispielt. Einerseits will man klaren Strukturen folgen, andererseits experimentiert man wild, als wolle man um jeden Preis „anders” klingen. Das Ergebnis ist ein inkohärentes Ganzes: gute Einzelideen, die im Zusammenspiel nicht funktionieren.

Es ist kein echter Doom/Death-Mix, sondern eher eine lose Abfolge von Doom- und Death-Passagen – dazu viele post-metallische und experimentelle Elemente, garniert mit einem Song, der schlicht als Geräuschkulisse endet. Embalming ist enttäuschend, zerfahren, unreif – aber mit vereinzelten Lichtblicken und guten Riffs, die zeigen, dass mehr möglich wäre.

HETEROPSY zeigen auf Embalming ohne Zweifel großes technisches Können und einige wirklich starke Ideen. Einzelne Passagen – egal ob doomig oder death-metallisch – klingen beeindruckend und zeugen von viel Potenzial. Doch zusammengesetzt wirkt das Album eher wie ein Puzzle aus großartigen Teilen, die einfach nicht richtig ineinandergreifen. Zu viele abrupte Wechsel, zu viele Stilbrüche, die den Fluss stören. Man spürt, dass die Band viel will – vielleicht zu viel. Das Ergebnis ist ein nicht überzeugendes Werk.

Fazit: Noch nicht gereift im Sound, zeigt HETEROPSY mit Embalming zwar gute Ansätze, liefert als Ganzes aber ein enttäuschendes, unausgegorenes Debüt.

Tracklist

01. The Dawning (intro)
02. Pandemonium Alter
03. The Sodomizer
04. Asphyxia
05. Memento Mori
06. Seventh Damnation
07. Methadone
08. Old Friends

Besetzung

Shigenori Tamura – Drums
Koki Fukushima – Vocals, Guitars
Hiroki Sato – Bass
Kota Maruyama – Guitars

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HETEROPSY – Embalming CD Review

TESTAMENT – 22.10.2025, Arena Wien

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THRASH OF THE TITANS

TESTAMENT, OBITUARY, DESTRUCTION, NERVOSA

22.10.2025, Arena Wien

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THRASH OF THE TITANS präsentierte ein Line-up, das für jeden Extreme-Metal-Fan wie ein Traum wirkt. Wieder einmal ein ausverkauftes Konzert in der Arena Wien – kein Wunder, bei dieser Besetzung. Es war zu erwarten, dass die Halle voll sein würde, um das Vermächtnis und den Einfluss dieser großen Bands zu feiern.

NERVOSA

Die Opener des Abends, NERVOSA, wurden bereits in einer vollen Arena empfangen. Schon früh am Abend war die Halle gut gefüllt – ein schönes Zeichen für die Band, und sie nutzten ihre Chance. Die brasilianische All-Frauen-Band, mittlerweile in Griechenland ansässig, hat in den letzten Jahren einige Besetzungswechsel hinter sich, wirkt aber jetzt mit neuer Energie und Leidenschaft gefestigt.

Nervosa 01

Einziger verbliebener Original-Member ist Prika Amaral, die neben ihrer Rhythmusgitarre nun auch den Gesang übernommen hat – und das mit beeindruckender Souveränität. Ihre Growls und Screams wirken natürlich und fügen sich perfekt in den Gesamtsound ein. Besonders stark: Helena Kotina an der Leadgitarre, die mit technisch einwandfreien und zugleich charismatischen Solos glänzte. Sie bringt dieses klassische 80er-Lead-Gefühl zurück, das vielen modernen Thrash-Bands fehlt – Solos mit Persönlichkeit statt bloßer Geschwindigkeit. Das ganze Set klang druckvoll, kompakt, klassischer Thrash mit Energie und Riff-Power.

Nervosa 02Ursprünglich waren Goatwhore als Opener angekündigt, doch da Sammy Duet derzeit mit dem Acid Bath-Reunion-Projekt beschäftigt ist, sprangen NERVOSA ein – und machten ihre Sache hervorragend. Klar, Goatwhore sind live großartig, aber NERVOSA überzeugten mit Spielfreude und Präsenz. Songs wie Jailbreak oder der Schlusstrack Endless Ambition sorgten für beste Stimmung. Der Sound war solide, wenn auch nicht überragend – für eine Vorband aber völlig in Ordnung. Einziger Minuspunkt: Das Set war mit rund 25 Minuten viel zu kurz. Kaum ist man richtig drin, ist es schon vorbei. Aber die Band versprach eine baldige Rückkehr – darauf darf man sich freuen.

Setlist

01. Seed of Death
02. Behind the Wall
03. Kill the Silence
04. Perpetual Chaos
05. Venomous
06. Jailbreak
07. Endless Ambition

DESTRUCTION

Dann war Zeit für die deutschen Urgesteine: DESTRUCTION. Noch bevor sie die Bühne betraten, ertönte aus den Lautsprechern Barry McGuiresEve of Destruction“ – ein augenzwinkernder, aber stimmungsvoller Einstieg. Ob Zufall oder bewusste Anspielung auf den Bandnamen, sei dahingestellt – das Publikum war jedenfalls sofort in der richtigen Stimmung.

Destruction 01

DESTRUCTION brauchen keine Vorstellung. Eine der wichtigsten Thrash-Bands überhaupt, Wegbereiter und Einflussquelle für zahllose andere. In jeder normalen Konstellation wären sie Headliner – hier aber nur „Opener“. Doch das hinderte sie nicht, ein Feuerwerk abzuliefern.

Destruction 02Der Start war ein Schlag in die Magengrube: Curse the Gods – ein Song, der auch vier Jahrzehnte später nichts an Wirkung verloren hat. Diese Riffs, Schmiers unverwechselbare Stimme – pure Energie. Mit Nailed to the Cross ging’s weiter, einer Hymne der frühen Thrash-Geschichte. Das Publikum tobte, der Moshpit nahm Form an, und fast die gesamte Arena headbangte. Klassiker wie Mad Butcher oder No Kings No Masters trieben die Stimmung auf den Höhepunkt.

Schmier, wie immer, voller Leben und Leidenschaft. Bass, Gesang, Präsenz – er lebt seine Musik, spürbar in jeder Bewegung. Neben ihm Damir Eskić mit präzisen, markanten Solos. DESTRUCTION sind live seit jeher eine Macht – roher, direkter, aggressiver als auf Platte. Thrash ’Til Death war ein weiterer Höhepunkt: ein Riff-Gewitter, pure Wucht. Auch Bestial Invasion – ein Song, der 40 Jahre alt ist und immer noch frisch klingt. Zum Schluss noch Destruction vom letzten Album – kein Highlight, aber live durchaus wirkungsvoll. Ein starkes, wenn auch viel zu kurzes Set.

Setlist

01. Curse the Gods
02. Nailed to the Cross
03. Scumbag Human Race
04. Mad Butcher
05. No Kings No Masters
06. Thrash ‚Til Death
07. Bestial Invasion
08. Destruction

OBITUARY

Als Nächstes folgten OBITUARY – eine Band, die man eigentlich niemandem mehr vorstellen muss. Pioniere des Death Metal, genauer gesagt des Florida-Death-Metal. Auch in einem Thrash-lastigen Line-up fanden sie mühelos ihren Platz – mit ihren wuchtigen Riffs, ihrem Groove und ungebremster Energie.

Obituary 1Wie seit zwei Jahrzehnten starteten sie mit Redneck Stomp – ein rein instrumentaler Song, aber was für einer! Energiegeladen, dynamisch, einfach perfekt als Eröffnung. Danach Sentence Day, und John Tardys unverkennbare, infernalische Schreie erfüllten die Halle.

Obituary 2Der Sound war massiv – donnernde Drums, ein wuchtiger Bass, ein bedrückend dichter Klang. Der Moshpit nahm bald ein Viertel der Arena ein, dazu Nebel ohne Ende – man konnte die Band kaum noch erkennen. Songs wie Infected oder Cause of Death steigerten die Energie noch weiter, Crowdsurfer flogen über die Menge. Die Stimmung war ekstatisch, der Sound hervorragend ausbalanciert.

Donald Tardy spielte wie ein Besessener – unermüdlich, präzise, leidenschaftlich. Gemeinsam mit Trevor Peres an der Gitarre und Bruder John am Mikrofon bilden sie seit 1984 das Rückgrat der Band. Unterstützt werden sie von Terry Butler am Bass – den man vor Kurzem noch in Wien bei der Death-Tribute-Show sah – und Kenny Andrews an der Leadgitarre, der mit seinen Solos glänzte und sich dabei sogar scherzhaft von John Tardy anstoßen ließ. Eine Band, die spürbar liebt, was sie tut.

Selbst in langsameren Passagen bleibt die Musik gnadenlos und intensiv. Chopped in Half und Turned Inside Outließen die Menge komplett ausrasten – Headbangen, Moshpit, Crowdsurfing, pure Freude. Bei I’m in Pain entfesselte John wieder seine unmenschlichen Schreie, bevor mit Slowly We Rot das große Finale kam – inklusive kurzem, aber starkem Drumsolo und einer kleinen Florida-Feier: Bier für alle, und John wirft ein aufblasbares Alligator-Maskottchen ins Publikum – Florida lässt grüßen. Ein perfektes Ende.

Obituary 3

Setlist

01. Redneck Stomp
02. Sentence Day
03. A Lesson in Vengeance
04. The Wrong Time
05. Infected
06. Body Bag
07. Dying
08. Cause of Death
09. Chopped in Half
10. Turned Inside Out
11. I’m in Pain
12. Slowly We Rot

TESTAMENT

Vor dem Auftritt der Headliner wurde die Bühne komplett umgebaut – hohe Gerüste, ein Podest für das Schlagzeug, große Plattformen. Jeder wusste: Chuck Billy mag es monumental, und das Bühnenbild versprach genau das. Mit dem gerade erschienenen neuen Album Para Bellum war klar, dass einige Songs daraus den Weg in die Setlist finden würden – zusammen mit den Klassikern.

Testament 05

Der Abend begann mit „Fight for Your Right“ von den Beastie Boys – ein verspieltes Intro, das gute Laune verbreitete. Und dann: Explosion. D.N.R. – pure Energie, purer Thrash! Das Riff jagt einem den Puls nach oben, keiner steht still. Genau dafür lieben wir TESTAMENT.

Testament 02Auch WWIII und Practice What You Preach zündeten live sofort. Die Band präsentierte sich aktiv, ständig in Bewegung, perfekt aufeinander eingespielt. Alex Skolnick brillierte mit seinen typischen, technisch brillanten Solos, Steve DiGiorgio mit seinem dynamischen Bassspiel, alles klang glasklar und druckvoll. Die Arena hatte an diesem Abend einen exzellenten Sound.

Ein paar Störenfriede sorgten hinten für kurze Unruhe, aber Security griff ein – der Rest der Menge blieb friedlich und voller Energie. Nur schade, dass in der Mitte des Sets die Stimmung etwas abflachte: Trail of Tears – eine Ballade, schön, aber im Thrash-Headliner-Set völlig fehl am Platz. Nach dem Druck von OBITUARY und DESTRUCTION wirkte das wie ein Bruch. 

Der Mittelteil des Sets wirkte daher etwas repetitiv, nicht optimal gewählt – sie haben in ihrer Diskografie weitaus bessere Stücke, die live einfach stärker zünden würden. Manchmal klangen sie kristallklar und präzise, dann wieder etwas kraftlos, als würden sie das Set eher routiniert herunterspielen. TESTAMENT sind ohne Frage tight, aber live manchmal fast zu sauber, zu kontrolliert.

Testament 03Im Verlauf des Konzerts zog vor allem Steve DiGiorgio die Aufmerksamkeit auf sich, ständig auf den Podesten kletternd, mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz. Er war eindeutig in Bestform – sein massiver Beitrag zum Sound und seine Energie waren beeindruckend. Der Bassist stieß 1998 erstmals zu Testament, kehrte 2014 zurück und ist seither fester Bestandteil – ein Bassist von Weltklasse. Neben ihm stand Gründungsmitglied Eric Peterson an der Rhythmusgitarre, professionell, präzise, mit satten Riffs; Alex Skolnick, für die allgegenwärtigen Solos verantwortlich, bleibt eine zentrale Figur der Band – ebenso wie Chuck Billy, die Stimme, der Frontmann. Neu dabei ist Chris Dovas am Schlagzeug – und der bewies mit einem starken, energiegeladenen Drumsolo eindrucksvoll sein Können.

Testament 04Nach diesem Solo kehrte auch die Energie des Anfangs zurück – mit besseren Songs und einer deutlich dynamischeren Performance. Infanticide A.I. und Shadow People, wohl die stärksten Songs des aktuellen Albums Para Bellum, funktionierten live hervorragend und trieben das Publikum ordentlich an. Mit Electric Crown und Into the Pit zum Abschluss zeigte sich eine Band in voller Explosion – mit Leidenschaft, Präzision und Kraft.

Ein sehr gutes Konzert, ein langer, intensiver Abend mit vier Bands, die jede für sich zu den Titanen gehören. Eine perfekte Kombination aus Erfahrung, Energie und Leidenschaft – Thrash, Death und purer Metal in Bestform.

Setlist

01. D.N.R. (Do Not Resuscitate)
02. WWIII
03. Practice What You Preach
04. Sins of Omission
05. Native Blood
06. Trail of Tears
07. Low
08. More Than Meets the Eye
09. Drum Solo
10. First Strike Is Deadly
11. Infanticide A.I.
12. Shadow People
13. Return to Serenity
14. Electric Crown
15. Into the Pit

Testament Obituary Tour

DISTASTE – Agoniepositur

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cover artwork DISTASTE Agoniepositur
cover artwork DISTASTE Agoniepositur

Band: DISTASTE 🇦🇹
Titel: Agoniepositur
Label: FDA Records
VÖ: 24/10/25
Genre: Grindcore, Brutal Death Metal

Bewertung:

4,5/5

DISTASTE, eine der extremsten Metal-Bands Österreichs, präsentiert ihr fünftes Album „Agoniepositur„. Und damit liefern sie ihr direktestes und aggressivstes Release ihrer Diskografie ab. Verschmelzung von furiösem Grindcore und zermalmendem Death Metal – ein unerbittlicher Angriff: roh, direkt und gnadenlos.

Sofortiger Frontalangriff ohne Vorwarnung

Eine echte Klangwand trifft den Hörer ohne jede Vorwarnung ab der ersten Sekunde des Albums. „Furunkelmann„, der erste Song, ist brutal, voller Wut und Hass – die massiven Gitarren werden sehr gut ergänzt durch eine solide Rhythmussektion und dämonische Vocals. Plötzlicher Start, plötzlicher Stopp, aber eine starke Eröffnung des Albums, eine echte Zurschaustellung von Power und furiöser Musik.

Langsamer beginnt „Apex Oppressor„, aber nicht lange – die Aggressivität und der sonische Terror kehren früher zurück, als man erwartet. Keine Zeit und kein Platz hier für Intros oder zarte Momente, nur gewalttätige sonische Aggression. Und das setzt sich fort in den nächsten Songs: „Last„, dissonant, näher an Hardcore, mit massiven Riffs, oder „Rosstaeuscherei„, bedrückend, abgründig, mit unerbittlichen Drums in rasendem Wahnsinn oder noch dissonanterer, fast disharmonischer Leadgitarre.

DISTASTE wurden 2000 in Linz gegründet. Von den Gründungsmitgliedern ist noch Armin Schweiger (ex-Cephalic, ex-GodHateCode, ex-Endonomos, ex-Vor die Hunde, ex-Afgrund) an den Gitarren und Lead Vocals in der Band. Lukas Haidinger (Endonomos, Genocide Generator, Profanity, Vor die Hunde, ex-Underground Groove Front) stieß nach einem ersten Jahrzehnt hinter den Drums hinzu und ist nun ebenfalls für Lead Gitarren und Vocals zuständig – die beiden teilen sich die Vocal-Duties nahezu gleichberechtigt. Neben ihnen, seit 2019 am Schlagzeug, Yannick Weilhartner (Behind the Mask) und ab 2021 Moritz Posch (Angor, Devastating Silence) am Bass.

Kurze Atempausen in der unerbittlichen Offensive

Ein klares Riff eröffnet „Kaligula 2.0„, aber, wie wir bereits von vorherigen Tracks gelernt haben, bleiben Riffs nicht lange – der schwerer Sound gewinnt rasch die Kontrolle. Dennoch gibt es auch hier im Refrain Momente, die langsamer scheinen, erlauben einem zu atmen. Nach solcher Spannung und solchem Angriff scheint ein etwas langsamerer Moment fast entspannend. „Endzweck Geschroepf“ bleibt nicht zurück, um einen entspannen zu lassen – Wiedererlangung der Kontrolle in einem Fest aus hämmernden Drums und dämonischen Schreien.

Die Produktion ist gut, sehr direkt, ohne Subtilitäten oder Ornamente. Nur pure Aggression ist das, was die Band liefert, und die Produktion machte all das zu einem kohärenten und dynamischen Sound. Gitarren und Rhythmussektion sind sehr tight zusammen gemischt, etwas roh, aber passen gut zur Musik. Vocals in verschiedenen Ansätzen passen ebenfalls sehr kohärent zur Musik. Verantwortlich dafür war kein Geringerer als Gitarrist und Sänger Lukas Haidinger. Gute Arbeit.

Das Vocal-Hauptduo, funktioniert sehr gut bei DISTASTE – es klingt wie ein permanenter Dialog auf verschiedenen Ebenen. Und diese Vocals, begleitet von massiven, surrenden Gitarren, kontrollieren die nächsten Songs auf dieselbe Weise: „Hand guck in die Luft„, „Nestbeschmutzer“ oder „Der Thronraeuber„. Stilistisch nicht sehr unterschiedlich, alle mit gutturalen Vocals, ergänzt durch höllische Schreie. Höhlenartig, wild. Die Instrumentierung bleibt ebenfalls sehr bestrafend, dick, roh und aggressiv.

Effiziente Brutalität in kompakten Dosen

Alle Songs sind kurz, sehr effizient, in your face. „Gottes Geschenk an die Menschheit“ bringt solch bestialische Schreie, zusammen mit einem knochenzermalmendem Rhythmus. Und hier gibt es ein echtes Solo in der Mitte des Songs, und wir können es ein melodisches nennen. Ein Song, der alles hat – gute, solide Riffs, einen klaren Rhythmus, vielleicht nicht so massiv aggressiv, aber ein Höhepunkt.

Das Rudeltier“ – die Instrumentierung ist etwas matschig und sehr im Hintergrund, überlässt dem Vocal-Duo, den makabren Song voranzutreiben. „Alpinist“ kommt mit erneuerter Energie von Blast Beats, dissonanter Leadgitarre und wilder Atmosphäre. „Wind von Asphalt“ hat ein wenig Melodie im Spiel – sicher, wenn man das im Gesamtkontext betrachtet. Vielleicht ein Hauch von Melodie. Ansonsten abscheuliche und wilde Musik. Gute Musik.

Aber eine echte Melodie, ein klarer Bass und ein melancholisches Solo setzen eine komplett andere Stimmung in „Agoniepositur„. Der letzte Song und Titelsong, mit langsamerem Rhythmus, fast Doom Metal in Passagen. Aber anstelle von Geschwindigkeit kommt hier Druck und viel mehr Dramatik in den Vocals. Dennoch konstantes Riffing, beeindruckender Bass, gefolterte Shrieks, und in diesem Dialog kurze Quietscher vor einem ausgewachsenen Solo. Verwoben, technisch und melodisch. Völlig anders als der Rest des Albums, stilistisch und strukturell, aber es funktioniert, das als letzten Song zu sehen – ein bisschen Abwechslung funktioniert gut. Alles endet mit einem cinematischen Monolog, mit sicheren Referenzen zu Teufel und Tod.

Ansteckende Energie und technische Präzision

Ein vollständiges Headbanger-Album, ihre Energie ist ansteckend. Nicht melodisch, aber das war nie ihre Absicht. Die kurzen Leadgitarren-Interventionen sind meist nicht melodisch, sondern rasiermesserscharf, punktuell, Höhepunkte oder kurze Quietscher – aber mit Ausnahme des letzten Songs findet kein echtes Solo seinen Platz inmitten des Sturms. Erderschütternder Rhythmus, unversöhnlich, ein Album, das dem Hörer selten die Gelegenheit gibt zu atmen. Ein purer Angriff, der sich Song für Song fortsetzt, unversöhnlich und gnadenlos.

In typischer Grindcore-Manier eine kurze Arbeit, unter einer halben Stunde purer Aggression. Die Songs sind ebenfalls kurz – wie bereits erwähnt, keine Intros oder atmosphäre-induzierende Akkorde. Direkt von der ersten bis zur letzten Sekunde, sehr effektiv in ihrem Ansatz, grausam und bestrafend, bedrückend. Sehr technisch auf jedem Instrument, mit beeindruckenden Vocals – ein Album, das jeden Fan von Grindcore oder Death Metal erfreuen wird.

Fazit: Furios und destruktiv sind DISTASTE zurück mit „Agoniepositur“, einem ihrer besten Werke.

Tracklist

01. Furunkelmann
02. Apex Oppressor
03. Last
04. Rosstaeuscherei
05. Kaligula 2.0
06. Endzweck Geschroepf
07. Hand guck in die Luft
08. Nestbeschmutzer
09. Der Thronraeuber
10. Gottes Geschenk an die Menschheit
11. Das Rudeltier
12. Alpinist
13. Wind von Asphalt
14. Agoniepositur

Besetzung

Armin – Guitars, Vocals
Lukas – Guitars (lead), Vocals
Yannick – Drums
Moritz – Bass

Internet

DISTASTE – Agoniepositur CD Review

THEM – Psychedelic Enigma

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THEM Psychedelic Enigma album cover
THEM Psychedelic Enigma album cover

Band: THEM 🇪🇺
Titel: Psychedelic Enigma
Label: Steamhammer
VÖ: 24/10/25
Genre: Heavy Metal

Bewertung:

5/5

Mit »Psychedelic Enigma« liefert THEM ein Album ab, das nicht nur Fans von Heavy und Power Metal in seinen Bann zieht, sondern daneben Genre-Grenzen sprengt. Die Band, bestehend aus Markus Ullrich an der Gitarre, KK Fossor am Gesang, Markus Johansson an der Gitarre, Alexander Palma am Bass und Richie Seibel an den Keyboards, zeigt auf diesem Werk eine beeindruckende musikalische Vielfalt. Von brachialen Riffs über epische Soli bis hin zu atmosphärischen Keyboard-Passagen – das Album ist ein Paradebeispiel dafür, wie Heavy/Power Metal komplex, zugänglich und dennoch intensiv zugleich sein kann.

Bereits das »Intro Ad Rem« deutet an, dass hier keine gewöhnliche Metal-Platte auf den Hörer wartet. Mit sphärischen Synthesizern, subtilen Gitarrenmotiven und einem langsam anschwellenden Rhythmus wird die Bühne für die nachfolgenden zwölf Tracks bereitet. THEM verstehen es, Spannung aufzubauen, ohne dass der musikalische Fluss unterbrochen wird – ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommt.

Ein Zusammenspiel voller Kraft und Präzision

Der zweite Track, »Catatonia«, katapultiert den Hörer mitten in das Herz des Heavy Metals. KK Fossor beweist erneut, warum seine Stimme zu den markantesten im Genre zählt: kraftvoll, facettenreich und gleichzeitig emotional dicht. Die Gitarrenarbeit von Ullrich und Johansson ist kompromisslos, die Soli technisch versiert und doch melodisch eingängig. Hier zeigt sich THEMs Fähigkeit, klassische Heavy-Metal-Elemente mit einer modernen Note zu verbinden.

Mit »An Evil Deed« und »Reverie« bewegt sich das Album zwischen düsterer Aggression und verträumter Melancholie. Während »An Evil Deed« mit treibenden Riffs und einem aggressiven Schlagzeug den klassischen Metal-Fan anspricht, punktet »Reverie« mit einer beinahe epischen Atmosphäre, in der Seibels Keyboards die Hörer in einen tranceartigen Zustand versetzen. THEM gelingt es hier, die Balance zwischen Härte und Atmosphäre meisterhaft zu halten – ein Spannungsbogen, der das Album einzigartig macht.

»Remember To Die« und »Silent Room« sind musikalische Manifestationen mit leicht progressiver Tiefe. »Remember To Die« besticht durch hymnische Refrains und präzise gesetzte Breaks, während »Silent Room« eher introspektiv ist. Das langsame, annäherungsweise meditative Arrangement lässt Raum für die Vocals und die feinen, psychedelischen Details der Instrumentierung. THEM zeigen, dass Heavy-Metal nicht immer bloß laut und schnell sein muss – manchmal liegt die Kraft im subtilen Spiel von Klangfarben und Dynamik.

Tracks voller Tiefe und Intensität

Die Mischung aus hypnotischen Riffs, verschachtelten Rhythmen und verzerrten Gitarren schafft bei »Psychonautic State« eine Klanglandschaft, die an die besten Momente des Power-Progressive-Metals erinnert. »The Scarlett Remains« hingegen ist episch und approximativ cineastisch, mit einem Chor-artigen Gesangshintergrund und monumentalen Keyboardflächen, die dem Hörer ein filmreifes Erlebnis liefern.

»Electric Church« sorgt abermals für den Adrenalinkick: treibend, aggressiv, technisch brillant. THEM beweisen, dass sie sowohl Melodie als auch Härte ohne Kompromisse miteinander verbinden können. »Echoes Of The Forgotten Realm« bringt das Album dann auf eine fast schon spirituelle Ebene, mit atmosphärischen Übergängen und vielschichtigen Kompositionen, die eine intensive emotionale Wirkung entfalten.

THEM setzen ein kraftvolles Zeichen

Der letzte reguläre Track, »Troubled Minds« rundet das Album ab, indem er noch einmal alle Stärken der Band bündelt. Bevor das Album mit dem Outro zum finalen Abschluss kommt. THEM beenden das Album nicht abrupt, sondern lassen den Hörer in einem Zustand musikalischer Ekstase zurück – halluzinatorisch, kraftvoll und absolut überzeugend.

Was »Psychedelic Enigma« besonders auszeichnet, ist die Verbindung von Heavy/Power-Metal-Tradition mit leichten, modernen Elementen. THEM scheuen sich nicht, verschiedene Soundscapes, komplexe Arrangements und melodische Finessen in ihre Musik zu integrieren. Das Ergebnis ist ein Album, das sowohl eingefleischte Metal-Fans sowie neugierige Hörer anspricht und beständig wieder neue Details preisgibt – sei es in den Gitarrenlinien, den Keyboard-Texturen oder Fossors beeindruckendem Gesang.

Insgesamt ist »Psychedelic Enigma« ein Album, das man nicht allein hört, sondern erlebt. THEM beweisen mit diesem Werk, dass sie zu den innovativsten Vertretern ihres Genres gehören. Technische Brillanz, emotionale Tiefe und eine unverwechselbare progressive Zusatznote machen dieses Album zu einem Pflichtkauf für alle, die Heavy- und Power-Metal lieben – oder die es neu entdecken möchten.

Fazit: »Psychedelic Enigma« von THEM ist ein Meisterwerk, das die Power- und Heavy-Metalszene gleichermaßen bereichert.

Tracklist

01. Ad Rem
02. Catatonia
03. An Evil Deed
04. Reverie
05. Remember To Die
06. Silent Room
07. Psychonautic State
08. The Scarlett Remains
09. Electric Church
10. Echoes Of The Forgotten Realm
11. Troubled Minds
12. Delirium

 

Besetzung

Markus Ullrich – guitars
KK Fossor – vocals
Markus Johansson – guitars
Alexander Palma – bass
Richie Seibel – keyboards

 

Internet

THEM – Psychedelic Enigma CD Review

SCORCHING TOMB – Ossuary

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Scorching Tomb - Ossuary - album cover
Scorching Tomb - Ossuary - album cover

Band: SCORCHING TOMB 🇨🇦
Titel: Ossuary
Label: 24/010/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

4/5

Mit »Ossuary« liefern SCORCHING TOMB ein kompromissloses Death-Metal-Werk ab, das sowohl Fans des klassischen Todesbleis als auch Liebhaber moderner, technisch anspruchsvoller Arrangements überzeugt. Die kanadische Formation um Frontmann Vincent Patrick Lajeunesse präsentiert hier eine Platte, die brutal, atmosphärisch und überraschend variantenreich zugleich ist. Mit einem Line-Up, das durch die Gitarrenarbeit von Philippe Leblanc, den Bass von Miguel Lepage und das Schlagzeugspiel von Émile Savard ergänzt wird, zeigt das Quartett, wie man rohe Gewalt mit musikalischem Feingefühl kombiniert.

Für Fans Old-School-Death-Metal

Die Eröffnungstracks setzen die Tonart für das gesamte Album. »Stalagmite Impalement« schlägt mit einer gnadenlosen Kombination aus blast-beats, schnellen Riffing-Passagen und gutturalem Gesang ein. Bereits in den ersten Sekunden wird klar, dass SCORCHING TOMB keine Kompromisse eingehen. Die Produktion ist druckvoll, ohne die Transparenz der Instrumente zu opfern. Jedes Element ist klar hörbar – ein Detail, das im Death Metal oft verloren geht. Die Mischung aus roher Aggression und kontrollierter Technik sorgt dafür, dass der Song sowohl für die Fans des Old-School-Death-Metal sowie für Hörer mit Hang zu modernem, komplexem Songwriting funktioniert.

Ein Highlight des Albums ist zweifelsohne »Skullcrush«, das mit einem Gastauftritt von Devin Swank (SANGUISUGABOGG) aufwartet. Das Stück lebt von einem intensiven Wechselspiel zwischen den beiden Stimmen, die einander in einem furiosen Wettkampf der Brutalität übertrumpfen. Hier zeigt sich, wie SCORCHING TOMB zusätzlich außerhalb des Quartetts mit anderen Künstlern nahtlos zusammenarbeiten kann. Die Gitarrenarbeit ist dabei ausdrücklich erwähnenswert: Philippe Leblanc liefert ein Riffing ab, das sowohl technisch anspruchsvoll als desgleichen unbarmherzig in seiner Aggression ist.

Wechsel aus Tempo und Dynamik

»Diminished to Ashes« folgt mit einem etwas düstereren Ansatz. Der Song setzt auf eine langsamere, beinahe doomige Passage, die dann in brutale Breakdowns mündet. Es ist dieser Wechsel aus Tempo und Dynamik, der »Ossuary« von simplen Death-Metal-Formeln abhebt. Die rhythmische Präzision von Schlagzeuger Émile Savard und Bassist Miguel Lepage verleiht dem Song einen mächtigen Unterbau, der das Riffing noch einschüchternder wirken lässt.

Der Titeltrack »Sanctum of Bones (Ossuary)« ist ein Paradebeispiel für die Fähigkeit der Band, Atmosphäre zu erzeugen. Zwischen schweren, doomartigen Passagen und schnellen, aggressiven Ausbrüchen entsteht eine bedrückende Stimmung, die den Hörer in das metaphorische Beinhaus hineinzieht, das der Titel suggeriert. Vincent Patrick Lajeunesse‘ Gesang ist hier ausgesprochen eindringlich; sein gutturaler Stil vermittelt sowohl Wut als daneben die morbide Faszination, die der Song transportiert.

Keine Passage wirkt überflüssig

»Sentenced to Rot« und »Feel the Blade« (mit PRIMAL HORDE) setzen den Weg der vorherigen Songs fort und zeigen, dass SCORCHING TOMB das Songwriting ernst nehmen. Keine Passage wirkt überflüssig, jeder Break, jedes Solo ist gezielt gesetzt, um das Gesamtbild zu verstärken. Besonders »Feel the Blade« profitiert vom Gastauftritt: Das Zusammenspiel der Vocals und die kompromisslose Instrumentierung erzeugen eine rohe Energie, die den Song zu einem der aggressivsten Tracks des Albums macht.

Das letzte Drittel des Albums überzeugt mit »Bloodlust Sacrifice« und »Expired Existence«. Hier zeigen SCORCHING TOMB noch einmal, wie man Death Metal mit narrativer Tiefe und technischer Finesse verbindet. »Bloodlust Sacrifice« bietet ein Riffing, das sowohl melodisch als zusätzlich brutal ist, während »Expired Existence« das Album mit einem finalen Paukenschlag beendet. Der Song vereint alles, was das Album ausmacht: technisches Können, druckvolle Produktion, atmosphärische Tiefe und unbarmherzige Aggression.

Die Produktion von »Ossuary« verdient besondere Erwähnung. Sie ist klar und modern, ohne die rohe Energie zu glätten, die das Genre ausmacht. Jeder Musiker ist präsent, die Gitarren wirken massiv, der Bass gibt den nötigen Groove, und die Drums treiben das Material kompromisslos voran. Obendrein ist die Mischung der Vocals gelungen. Lajeunesse’ Growls stehen im Vordergrund, die Gastauftritte sind homogen eingebunden und wirken nie deplatziert.

Starkes Album, das SCORCHING TOMB als ernstzunehmende Kraft im Death Metal positioniert

»Ossuary« ist ein starkes Album, das SCORCHING TOMB als ernstzunehmende Kraft im Death Metal positioniert. Die Band zeigt, dass sie die Tradition des Genres ehrt, zudem den Mut hat, neue Elemente einzubauen. Das Album lebt von der Kombination aus technischer Präzision, atmosphärischer Tiefe und brutaler Aggression. Für Fans des Genres ist es ein Muss, für Neueinsteiger eine intensive, aber lohnende Erfahrung. Mit 4 von 5 Punkten ist die Bewertung durchaus gerechtfertigt – kleine Schwächen in der Abwechslung der Songstrukturen verhindern eine volle Punktzahl, doch das Gesamtwerk ist beeindruckend.

Fazit: »Ossuary« von SCORCHING TOMB ist ein Album, das den Geist des Death Metal in seiner reinsten Form zelebriert.

Tracklist

01. Stalagmite Impalement
02. Skullcrush feat. Devin Swank of SANGUISUGABOGG
03. Diminished to Ashes
04. Sanctum of Bones (Ossuary)
05. Sentenced to Rot
06. Feel the Blade feat. PRIMAL HORDE
07. Bloodlust Sacrifice
08. Expired Existence

 

Besetzung

Vincent Patrick Lajeunesse – Vocals
Philippe Leblanc – Guitars, Back vocals
Miguel Lepage – Bass
Émile Savard – Drums

 

Internet

SCORCHING TOMB – Ossuary CD Review

PARHELYON – From Dark To Light

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PARHELYON From Dark To Light album cover
PARHELYON From Dark To Light album cover

Band: PARHELYON 🇩🇪
Titel: From Dark To Light
Label: Metalapolis Records
VÖ: 24/10/25
Genre: Symphonic Metal

Bewertung:

4/5

Mit ihrem Album »From Dark To Light« servieren PARHELYON kraftvoll in der Symphonic-Metal-Szene ihr Debütalbum. Schon der Bandname verheißt etwas Außergewöhnliches: ein seltenes Naturphänomen, das Sonne und Licht in mystische Formen bricht. Und genau dieses Bild zieht sich durch das Album – ein Spannungsbogen zwischen düsteren Klanglandschaften und hellstrahlenden orchestralen Momenten, der die zehn Tracks zu einem stimmigen Ganzen verbindet.

Die Band um Sängerin Tanja Hansen beweist erneut, dass sie zu den spannendsten Stimmen im europäischen Symphonic-Metal zählt. Hansen bewegt sich mühelos zwischen kraftvollen, dramatischen Passagen und sanft-fließenden, beinahe ätherischen Momenten. Ihre Stimme ist das Herzstück von »From Dark To Light« und trägt die emotionalen Bögen der Songs mit einer Selbstverständlichkeit, die sowohl Fans von SIRENIA als auch Anhänger von WITHIN TEMPTATION begeistern dürfte.

Orchestrale Elemente wirken nicht aufgesetzt

Instrumental liefert das Quartett um Michael Vetter (Gitarre, Synths), Frank „Mampfi“ Herold (Bass) und Bernd Heining (Schlagzeug) ein solides Fundament. Vetter gelingt es, die Synth- und Gitarrensounds organisch zu verbinden, sodass die orchestralen Elemente nicht aufgesetzt wirken, sondern nahtlos ins Bandgefüge übergehen. Bassist Herold und Schlagzeuger Heining sorgen für eine treibende, aber nie überladene Rhythmussektion – besonders in Tracks wie »Stygma« oder »Mantragon« wird die Band von einer Energie getragen, die den Zuhörer sofort in den Bann zieht.

Ergänzt wird das Kernquartett durch die Gastmusiker Daniel Galmarini und Steve Dittrich an den Keys und bei der Orchestrierung. Diese zusätzlichen Schichten verleihen dem Album Tiefe und Weite, ohne den Rock- und Metal-Kern zu verwässern. Besonders die orchestralen Arrangements in »Parhelion« und »White & Holy« verdeutlichen, wie geschickt PARHELYON klassische Elemente mit modernen Metal-Arrangements verbindet. Die Produktion von »From Dark To Light« ist klar und transparent – jeder Sound sitzt präzise, die Stimmen werden nicht von den Instrumenten überlagert, und dennoch bleibt genug Raum für Dynamik und Atmosphäre.

Reise durch Licht und Schatten

Die Tracklist liest sich wie eine Reise durch Licht und Schatten. Der Opener »Silence In Darkness« startet mit melancholischer Eleganz, bevor der Song in kraftvolle, orchestrale Refrains mündet. »Secret« überrascht mit einer treibenden Rhythmik und eingängigen Melodien, während »Stygma« die dunkle Seite der Band betont – aggressiver, annähernd progressiv, hingegen keinesfalls überfrachtet. »Emphasis« und »Luminus« zeigen die melodische, hymnische Seite von PARHELYON, wobei vereinzelt »Luminus« durch einen eingängigen Refrain und harmonische Keyboardflächen punktet.

Tracks wie »Parhelion« und »Firelight« sind die Höhepunkte des Albums. »Parhelion« besticht durch seine epische Breite und die geschickte Verwebung von Chören, Orchester und Metal-Riffs, während »Firelight« mit einer warmen, approximativ filmischen Atmosphäre aufwartet. »Mantragon« überrascht durch rhythmische Komplexität, bevor das Album mit »White & Holy« und »Heart Of Gold« einen versöhnlichen, fast kathartischen Ausklang findet. Besonders »Heart Of Gold« bleibt im Ohr – eine gelungene Balance zwischen Melodie, Emotion und orchestraler Opulenz.

Bekannter Stil mit eigener Handschrift

Kritisch betrachtet könnte man argumentieren, dass die Band stellenweise in bekannten Symphonic-Metal-Mustern verharrt. Einige Tracks ähneln in Struktur und Dynamik den Arbeiten bekannter Genregrößen. Dennoch gelingt es PARHELYON, diesen Stil mit eigener Handschrift zu füllen, vor allem durch die markante Stimme von Tanja Hansen und die sorgfältig arrangierten orchestralen Elemente.

Alles in allem ist »From Dark To Light« ein überzeugendes Werk, das Fans des Genres anspricht und neugierige Hörer gleichermaßen fesselt. Die Mischung aus düsteren Momenten und hellstrahlender, orchestraler Pracht macht das Album zu einer abwechslungsreichen Reise. Die 4 von 5 Punkte spiegeln wider, dass PARHELYON hier ein starkes, konsistentes Album vorlegen, das in Produktion, Songwriting und Performance überzeugt.

Für Symphonic-Metal-Liebhaber ist »From Dark To Light« ein Must-Hear, für Einsteiger ein faszinierender Einstieg in die Welt einer Band, die sich stilistisch klar positioniert, ohne den klassischen Metal-Charme zu verlieren. PARHELYON zeigen, dass Licht und Dunkelheit nicht Gegensätze sein müssen, sondern miteinander verschmelzen können – musikalisch, emotional und atmosphärisch.

Fazit: »From Dark To Light« von PARHELYON ist ein gelungenes Statement einer Band, die es versteht, Dunkelheit in Licht zu verwandeln.

Tracklist

01. Silence In Darkness
02. Secret
03. Stygma
04. Emphasis
05. Luminus
06. Parhelion
07. Firelight
08. Mantragon
09. White & Holy
10. Heart Of Gold

 

Besetzung

Tanja Hansen – Vocals
Michael Vetter – Guitars, Synths
Frank „Mampfi“ Herold – Bass
Bernd Heining – Drums, Percussion

 

Internet

PARHELYON – From Dark To Light CD Review