Black Metal aus Slowenien. Mit Unending Confluence legen KAMRA ihr zweites Full-Length-Werk vor – erneut ein Klang zwischen reinem Black Metal und frostig-experimenteller, fast schon cineastischer Musik. Die Balance zwischen Atmosphäre und Instrumentierung ist die Schneide, auf der man sich bewegt, wenn man KAMRAs Sound lauscht.
Düsterer, finsterer Black Metal
Eine verzerrte, gequälte Gitarre eröffnet das Album. „Unlightment“ wirkt von den ersten Tönen an verstörend, mit dem Einsetzen des Gesangs wird die Stimmung noch düsterer und bedrohlicher. Mächtige Black-Metal-Akkorde und eine bedrückende Atmosphäre dominieren das Stück, während experimentelle Passagen diese entweder unterstreichen oder kontrastieren. Höllische, markerschütternde Schreie, die typische Wall of Sound mit unnachgiebigem Drumming und harschen Riffs, dazu eine Leadgitarre, mal dissonant, mal melodisch – ein komplexes Klangbild. Ständige Wechsel zwischen klassischem Black Metal und rein infernalischen, experimentellen Momenten. Faszinierend und fesselnd – ein starker Auftakt.
KAMRA stammen aus Ljubljana, gegründet 2020, alle Gründungsmitglieder sind noch an Bord. D.K. (Siderean, Mefitis, ex-Teleport) am Schlagzeug, J.B. (Noč, Siderean, ex-Teleport, Nature) an der Gitarre, L.B. (Siderean, ex-Teleport) am Bass, M.D. (Assumption, Siderean, ex-Teleport, ex-Escarnium (live), ex-Keller) an Gitarre und Keyboards und schließlich N.K. (ex-Nephrolith, ex-Morost) am Gesang, Lyrics und Keyboards. Mit Ausnahme des Sängers waren alle zuvor Teil von Teleport, die sich in Siderean umbenannten und dort Death Metal beziehungsweise Progressive Death Metal spielen.
Theatralischer, dämonischer Gesang
Hallende Akustikgitarren eröffnen „Cavernal Rebirth of Ends“, begleitet von theatralischen, stark dramatischen Vocals. Der Klang ist atmosphärisch geprägt, dunkel, mystisch und klar dämonisch gefärbt. Verstörend, mit einer eigenartigen Aura. Im weiteren Verlauf nimmt die Musik immer experimentellere Züge an: komplexe Strukturen, verschlungene Klanglandschaften. In den Black-Metal-Passagen ist alles rhythmisch, kohärent und nachvollziehbar mit treibenden Drums und klaren Melodielinien. In den experimentellen Momenten hingegen rücken Gesang und bizarr anmutende Effekte in den Vordergrund.
Der Gesang selbst ist, wie erwähnt, stark theatralisch – ein beeindruckendes Spektrum zwischen Klargesang, Schreien, Kreischen und Growls, stets mit höllischer, dämonischer Färbung. Angenehm ist das selten, aber das ist Absicht. Problematisch wird es nur, wenn die Musik darunter leidet, um die Vocals ins Rampenlicht zu rücken. „Owlgrowth“ funktioniert fast wie ein Interlude: bedrückend, atmosphärisch, als wäre er einem Horrorfilm entnommen.
Starke Rhythmussektion, überdramatisierte Vocals
Die Produktion überzeugt: für diese Komplexität bemerkenswert klar. Gitarren sind sauber herausgearbeitet, kurze Solos setzen deutliche Akzente. Auch die Rhythmussektion ist stark, genau da, wo sie hingehört: massiv und treibend. Der Gesang dagegen beansprucht einen übermäßig großen Anteil des Sounds. Überdramatisch, unbequem – atmosphärisch effektiv, musikalisch jedoch belastend. Keyboards sind zwar doppelt besetzt, gehen im Mix aber fast völlig unter. Insgesamt aber eine solide und gut austarierte Produktion.
„Weaver’s Bane“ zeigt KAMRA dann von ihrer stärksten Seite: vollwertiger Black Metal, aggressiv und gleichzeitig melodisch klar strukturiert. Massiver Sound, packende Riffs, gnadenloses Drumming, Schreie, die Spannung erzeugen – und eine geschickte Auflösung in einen melodischen Mittelteil. Ein klug komponiertes Stück, in dem Drama und Intensität diesmal durch die Musik selbst transportiert werden und die Vocals stützen statt stören. Ein echtes Highlight.
Vocals überschatten die starke Instrumentierung
Erneut sind es akustische Gitarren, die „Of Pillars, Walls and Mutilation“ eröffnen – und erneut setzen theatralische, dramatische Vocals ein. Doch sie bleiben im musikalischen Rahmen, getragen von Tempowechseln und einer dynamischen Songstruktur, die zwischen verschiedenen Ansätzen und Tonalitäten springt. Ein tremoliertes Lead-Gitarrenmotiv übernimmt im Mittelteil und sorgt für ein starkes Moment. Die instrumentalen Passagen zeigen Kraft und Können. Kein besonders experimenteller Song, eher ein ausgewogener Balanceakt zwischen den beiden Seiten der Band. Ein gutes Stück.
Beim letzten Song des Albums, „Dreams of Veiled Veins“, stehen die Vocals wieder im Mittelpunkt und bringen dabei erneut eine übertrieben dramatische Note ein. Dazu kommen einige sehr gute Drumming-Momente und gelungene Gitarrenarbeit. Trotzdem hat man streckenweise das Gefühl, in einem Theaterstück festzustecken, das man ungern ansieht. Ein unbefriedigendes Ende.
Solider, dichter Sound, starke kompositorische und technische Fähigkeiten
Nicht immer ein angenehmes Hörerlebnis – vermutlich genau so beabsichtigt von der Band, die den Hörer verunsichern und Unbehagen erzeugen will. Die wirklich musikalischen Momente sind stark; die atmosphärischen und experimentellen wirken dagegen bisweilen überzogen und fast überspringbar. Schade um diese Übertreibungen, sie zerstören so manches gute Detail.
Unterm Strich steht gute Musik, die jedoch von den allzu dramatischen Vocals und stellenweise unnötig komplexen, „auf die Vocals zugeschnittenen“ Kompositionen überschattet wird. Musik und Vocals sind für sich genommen gut, doch die theatralischen Passagen wirken deplatziert. Dennoch bleibt der Gesamteindruck sehr positiv: KAMRA zeigen großes Talent, eine Fülle musikalischer Ideen – von denen die meisten überzeugen –, einen soliden, dichten Sound sowie klare kompositorische und technische Stärke. Ein gutes Album, mit einigen befremdlichen Momenten, voller Atmosphäre und reich an interessanten, einprägsamen Details.
Fazit: Von überladenem Drama gebremst, doch musikalisch stark – mit „Unending Confluence“ zeigen KAMRA ihr großes Potenzial.
Tracklist
01. Unlightment
02. Cavernal Rebirth of Ends
03. Owlgrowth
04. Weaver’s Bane
05. Of Pillars, Walls and Mutilation
06. Dreams of Veiled Veins
Besetzung
D.K. – Drums
J.B. – Guitar
L.B. – Bass
M.D. – Guitar, Keyboards
N.K. – Vocals, Keyboards