Band: Thorondir 🇩🇪
Titel: Wächter des Waldes
Label: Trollzorn Records
VÖ: 09/10/25
Genre: Pagan/Viking/Black Metal
Bewertung:
4/5
Wow! Die Bayern THORONDIR steigern sich auf WÄCHTER DES WALDES aber gewaltig. Die Zeit der vereinzelten Schunkelmelodien scheint fast vorbei und die Band setzt den Fokus verstärkt auf den Ursprung des Genre, denn es wird in den schnell vergehenden 55 Minuten größtenteils ernsthaft dargebotener Black Metal gespielt!
Wer Bands wie Menhir oder Riger nachtrauert, kommt hier auf seine Kosten.
Giftig erschallt der Drudenfluch, bestehend aus Blastbeats und messerscharfen Riffs, dem entgegen besinnt sich Blut und Ruhm mit seiner melodisch- symphonischen Ausrichtung auf die Anfänge des Pagan Metal. Und natürlich darf auch ein Trinklied, welches hier Zur alten Taverne heißt, nicht fehlen.
Dieses ist zumindest kompositorisch anspruchsvoll und fügt sich deshalb gut in den Rest des Werkes ein.
Alte Geschichten werden hier sehr stark in Szene gesetzt.
Das beinahe schon epische Rübezahl schafft es, den Hörer dank abwechslungsreicher Gitarren genauso bei Laune zu halten, wie es das garstige Jäger und das epische Morast durch dezente Heavy Metal – Einflüsse hinbekommen.
Das tiefschwarze Bruder Hain,das dahinsiechende Morast und vor allem die letzten drei Songs zeigen auf, daß THORONDIR das Zeug haben, in einer Liga mit Helrunar, Menhir und den zwei letzten Finsterforst – Alben zu spielen.
Das WÄCHTER DES WALDES aus dem Jahre 2025 stammt, mag man kaum glauben.
Während bei den feierwütigen Spaßpaganis beim Hören dieser Scheibe wahrscheinlich der Met sauer wird, sollten hier sogar Fans von Bands wie Enherjer und Mithotyn dem Album etwas abgewinnen können.
Tracklist
01. In der Tiefe des Waldes
02. Drudenfluch
03. Blut und Ruhm
04. Rübezahl
05. Der wilde Jäger
06. Bruder Hain
07. Morast
08. Zur alten Taverne
09. Geisterheer vom Fichtelwald
10. Perchtas Schatten
11. Baldurs Ruf
Besetzung
Kevin Wienerl – Gesang
Dominik Hautmann – Gitarre
Michael Ney – Gitarre
Florian Striegl – Bass
Alexander Göhl – Schlagzeug
Fabian Wienerl – Tasteninstrumente/Synthesizer
Band: Warrant 🇩🇪 Titel: The Speed Of Metal Label: Massacre Records VÖ: 10/10/25 Genre: Speed/Heavy Metal
Bewertung:
3,5/5
Die Düsseldorfer WARRANT steigen wie vor elf Jahren überraschend mit einem Album aus der Versenkung.
Im Gegensatz zum Vorgänger setzt THE SPEED OF METAL dabei nicht mehr auf zeitgemäße Anpassungen im Klangbild, sondern fährt, vorrangig mit dem ICE, auf der Schiene des legendären Debüts.
Überwiegend Old School Speed Metal
bietet man an und der wird nach dem Intro auch mit dem großartigen Cut Into Pieces durch den Äther geballert. Demons hält den Kurs und nach Falling Down zieht man mit dem sehr gut umgesetzten The Sweet – Cover Windy City genau zum richtigen Zeitpunkt die Notbremse, bevor es langweilig wird. Monoton ist dieses Album also absolut nicht.
Das leicht epische Cry Out besticht durch Dynamik, Salvation nimmt darauf kurz den Speed Metal – Faden wieder auf, der mit der Neueinspielung des vom 1999er Demo stammenden It`s Up To You dann in einer Stadionrockhymne mündet und beinahe reißt.
Jedoch macht der Rausschmeißer Scream For Metal noch einmal ordentlich Dampf und sollte zumindest bei Puristen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
THE SPEED OF METAL wirkt etwas angestaubt.
Und dies meine ich neutral. Wer The Enforcer abfeiert, wird mit diesem Album sicher zufriedener sein als mit Metal Bridge. Insgesamt wirbelt THE SPEED OF METAL zwar ein wenig Staub auf, allerdings nur den, der auf dieses Genre bereits in der Hochphase in den Achtzigern gefallen ist.
Insofern geht eine klare Empfehlung an die Traditionalisten raus, die dieses starke Spätwerk sicher schätzen werden.
Tracklist
01. Blood Moon Prelude
02. Cut Into Pieces
03. Demons
04. Falling Down
05. Windy City (The Sweet Cover)
06. Cry Out
07. Salvation
08. Regain The Fire
09. It’s Up to You
10. Scream For Metal
Besetzung
Jörg Juraschek – Gesang, Baß
Michael Dietz – Gitarre
Adrian Eric Weiss – Gitarre
Marius Lamm – Schlagzeug
Band: Blutgott 🇩🇪
Titel: Legions Of Metal
Label: Blutgott Metal Universe / FDA
VÖ: 10/10/25
Genre: Disney Metal
Bewertung:
1,5/5
Wer jetzt hier, bei LEGIONS OF METAL, dem neuesten Epos von BLUTGOTT, in den folgenden Zeilen einen unsachlichen Verriß erwartet, wird enttäuscht sein. Zum einen halte ich es für glaubhaft, daß Mastermind Thomas Gurrath ein echter Metalfan ist, zum anderen kann man die Kritik an seinen Projekten auch anhand von Fallbeispielen einigermaßen sachlich äußern, auch wenn es einem (wie in diesem Fall) schwerfällt.
Mir ist im Übrigen bewußt, daß es sehr viele gibt, die das Konzept feiern, und die dürfen sich über ein Packet zu einem sehr fairen Preis und ordentlich Stoff freuen.
Vierzehn neue Songs aus dem Blutgott Metal Universe
verteilt auf drei CDs gibt es auf die Ohren, darunter ein Cover und verschiedene Versionen einzelner Lieder. CD 1 offeriert das Hauptwerk, welches unter anderem Tim „Ripper“ Owens als Stargast in den ersten beiden Stücken Demonslayer und Beasts Of Balgeroth aufweist.
Das ist in etwa so aufregend wie die Ankündigung eines Regisseurs, Pedro Alvarez für den nächsten Film verpflichtet zu haben, denn Owens scheint sich, aufgrund seiner zahlreichen Gastbeiträge, ohnehin für nichts zu schade zu sein.
Diese immerhin noch okayen Stücke lassen einen wegen der als Drums verkauften Nähmaschine im Opener, sowie der auf dem gesamten Album vorherrschenden, banalen Rhythmik daran zweifeln, daß hier hinterm Drumkit ausschließlich ein menschliches Wesen sitzt.
Auffällig ist zudem die kraftlose Produktion, welche den Songs im neunziger Judas Priest – Stil überhaupt nicht steht. Apropos Judas Priest in den Neunzigern:
Sowas wie Demonslayer hat die Band damals besser hinbekommen. Und wer Tim Owens Nachfolgeband Beyond Fear noch kennt, den wird Beasts Of Balgeroth auch nicht vom Sessel hauen. Der Gastbeitrag von End Of Green – Stimme Michelle Darkness in Nightking kann dann sowohl den ausgelutschten Rammstein – Rhythmus als auch die unaufgeregte Songstruktur nur teilweise kaschieren, und ab Beasts Of War fragt man sich:
Ist das Satire?
Infolge gibt es Liedgut, welches ich vom kompositorischen Niveau her maximal auf einem kleinen Bikertreffen verorten würde. Wenn man den Kniefall vor Bands wie AC/DC macht, sind musikalische Verweise nicht nur legitim, sondern richtig. Allerdings muß er sich dann auch mit anderen Bands dieser Art, wie unter anderem AB/CD, 42 Dezibel, Airbourne oder Sapid Steel, vergleichen lassen.
Und da kackt der Blutgott in puncto Kreativität voll ab. Er folgt prinzipiell einem Schema, welches in der Filmbranche als „und dann…“ – Schema vor allem von einem großen Konzern praktiziert wird und sich im folgenden Absatz anhand des Satzaufbaus erklärt.
Zuerst baut man in Beasts Of WarHells Bells – Referenzen ein, und dann macht man das mit Thunderstruck bei Animal Protector, und dann macht man mit Bloodcrazed Brutes mal so richtig AC/DC! Und dann nochmal bei Legions Of Metal, aber mit Growls, weil das anders ist. Und dann macht man Big Gun in Queen Of Pain und dann noch irgendwas mit Rock `n´ Roll.
Klingt langweilig? Ist es auch!
Nicht nur Painkiller verursacht Schmerzen!
Ob Tim Owens die hier vertretende Coverversion gehört hat? Ich denke nicht, denn das hätte ihn eventuell dazu bewogen, von einer Collaboration abzusehen. Es gibt einfach Hymnen, an die sollte man sich nicht vergreifen. Oder man macht es, wie beispielsweise Biomechanical anno 2006, wenigstens mit Seele und einer eigenen Note.
Die Bonus CDs bewegen sich qualitativ zwischen Schulhofcoverband auf CD 2 und generischem Death Metal beziehungsweise Death N Roll auf CD 3 und folgen einem weiteren Unding, welches sich in der Filmbranche wie ein Virus verbreitet hat und schon eine Weile auch den Musiksektor befällt:
„Tell, don`t show!“
Es ist löblich, daß Mr. Debauchery hier eine Fantasiewelt aufbaut, in der Politik und Sozialkritik draußen bleiben. Ich lese von einer düsteren Welt, schaudern tut man sich hier allerdings aus anderen Gründen.
Die Blood God CD soll mir brillanten Hard Rock und Heavy Metal in einer Schnittmenge aus AC/DC und Accept liefern, gibt mir jedoch nur schlechte Neuauflagen von Klassikern. Man redet/schreibt also von etwas, was einem dann aber nicht gezeigt wird.
Eine Art, die heutzutage von einigen Bands praktiziert wird und die zumindest bei mir in Zukunft eine eigene, passend benannte Schublade bekommen.
Tracklist
Disc 1 – Hauptalbum
01. Blood God – Demonslayer (feat. Tim Owens)
02. Blood God – Beasts Of Balgeroth (feat. Tim Owens)
03. Blood God – Nightking (feat. Michelle Darkness)
04. Debauchery – Beasts Of War
05. Blood God – Animal Protector
06. Blood God – Bloodcrazed Brutes
07. Debauchery – Legions Of Metal
08. Debauchery – Queen Of Pain
09. Blood God – Rock’n’Roll Monsters
10. Blood God – Painkiller (Judas Priest Cover)
Disc 2 – Blood God Version
01. Beasts Of War
02. Animal Protector
03. Bloodcrazed Brutes
04. Blood Rock
05. Queen Of Pain
06. Rock’n’Roll Monsters
07. Legions Of Metal
08. Hounds Of Hell
09. Blood Babe On Overdrive
10. I’m On Fire
Disc 3 – Debauchery Version
01. Beasts Of War
02. Animal Protector
03. Bloodcrazed Brutes
04. Blood Rock
05. Queen Of Pain
06. Rock’n’Roll Monsters
07. Legions Of Metal
08. Hounds Of Hell
09. Blood Babe On Overdrive
10. I’m On Fire
Besetzung
Mr. Debauchery – Gesang, Gitarren, Baßgitarre
Tomasz – Schlagzeug
Mit ihrem Debütalbum Breath haben AUßERWELT ein Werk veröffentlicht, das sich tief in die Klanglandschaft des Post-Metal einschreibt und zugleich Genregrenzen überschreitet. Voller Kontraste zwischen filigraner Zerbrechlichkeit und massiver Wucht, getragen von einem Sound, der atmosphärisch dicht und dennoch roh und authentisch wirkt.
Die Band existiert seit vielen Jahren, doch erst jetzt legen sie ein vollwertiges Album vor – und das Ergebnis überzeugt auf ganzer Linie. Breath ist keine Platte für den schnellen Konsum; sie fordert Aufmerksamkeit, belohnt dafür aber mit enormer Tiefe, detailreichen Kompositionen und starken Emotionen. Zwischen wuchtigen Riffs, dunklen Stimmungen und entrückten Passagen gelingt es AUßERWELT, eine klare Linie zu ziehen, die das Album zusammenhält.
Wir wollten mehr über die Hintergründe erfahren, über die Entstehung dieses Albums, die Geschichte der Band sowie ihre Sicht auf Musik und Kreativität – und haben mit AUßERWELT gesprochen, genauer gesagt mit Meredith Schmiedeskamp (Gitarre) und Kris Lucas (Drums, Backing Vocals, Clean Vocals auf Song 1, 2 und 9).
Photo Credit: Katja Müller
Zuerst einmal: Herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung von Breath! Es ist ein beeindruckendes Werk geworden. Wie fühlt ihr euch jetzt, da das Album in der Welt ist? Fällt eine Last von euch ab, oder entstehen dadurch eher neue Verantwortlichkeiten? Viele Musiker erzählen, dass sie ihre eigenen Alben nach dem Release für Monate nicht mehr anhören – wie ist das bei euch?
Kris: Vielen Dank! Auf jeden Fall fällt eine Last von uns ab. Die Album Produktion war ein langer anstrengender Prozess bei dem wir in vielen Bereichen dazu gelernt haben, aber auch Erfahrungen gemacht haben, was bei der nächsten Platte vielleicht anders laufen sollte. Natürlich entstehen nach Veröffentlichung neue Verantwortlichkeiten, wie zum Beispiel Booking, aber da kann Meredith mehr zu sagen. Ich muss sagen, dass ich die Songs immer noch, oder gerade jetzt nach Abschluss der Produktion, sehr gerne höre, da ich mit den Songs und der Produktion sehr zufrieden bin.
Das Album dauert über eine Stunde und ist sehr detailreich. In einer Zeit, in der viele Veröffentlichungen auf 30–40 Minuten beschränkt sind, wirkt das fast wie eine mutige Entscheidung. Hattet ihr bewusst das Gefühl, ein so umfangreiches Werk präsentieren zu wollen? Glaubt ihr, dass das Publikum heute noch die Zeit und Aufmerksamkeit aufbringt, sich darauf einzulassen?
Meredith: Die Länge des Albums hat sich aus den letzten Jahren ergeben, in denen die Songs entstanden und gewachsen sind. Sie gehören für uns zusammen und es kam nicht in Frage, einen Track zu streichen. Ich denke, es gibt reichlich Publikum, das die Ausführlichkeit wertschätzt und sich wie wir selbst auch keinem schnelllebigen Zeitgeist anpassen möchte. Dass wir damit keine breite Masse in der Metal-Zielgruppe ansprechen werden, ist uns natürlich klar.
In unserer Review haben wir Breath als ein „echtes“ Post-Metal-Album beschrieben, auch wenn Einflüsse anderer Genres hörbar sind. Seht ihr euch selbst im Post-Metal beheimatet, oder ist Genre-Zugehörigkeit für euch zweitrangig und ihr schreibt einfach die Musik, die sich für euch richtig anfühlt?
Meredith: Genre-Zugehörigkeit ist für uns zweitrangig, ja. Aber es braucht einen kleinsten gemeinsamen Nenner, auf dem die ganze Community aus Bands, Fans, Labels, Presse und Veranstaltenden miteinander kommunizieren kann. Post Metal ist zwar ein vager Begriff, aber für uns der beste Kompromiss. “Progressive Extreme Metal” könnten wir auch sagen, doch das führt auch in die Irre, weil wir oft auch leise Töne anschlagen und uns auch nicht unbedingt zu jedem Zeitpunkt als “progressive” sehen.
In manchen Referenzen wird eure Musik als „Post-Black Metal“ bezeichnet. Ist diese Schublade etwas, das euch stört? Wo würdet ihr euch selbst verorten, wenn es um Genrefragen geht?
Meredith: Das meiste dazu haben wir mit der vorherigen Frage denke ich gesagt. Früher haben wir meistens Post Black Metal als Bezeichnung gewählt. Es passte auch besser zu den damaligen Songs und unseren Einflüssen. Da sich hier mit der Zeit ganz von selbst viel entwickelt hat, passt eine offenere Genre-Einordnung heutzutage besser. Außerdem wird insbesondere um den Genrebegriff Black Metal sehr viel theoretisiert und gatekeeping betrieben – da fühlen wir uns musikalisch einfach nicht zuhause.
Welche Einflüsse prägen euch wirklich – sowohl musikalisch als auch außerhalb der Musik? Was hört ihr privat, welche Kunst, Literatur oder Erfahrungen haben euer Schaffen geformt?
Meredith: Eine spannende Frage! Also auch wenn wir natürlich schon viele Jahre Metalfans aller möglicher Spielarten sind (die meisten von uns sind was Metal angeht, im moderneren, progressiven Bereich unterwegs, aber wir zeigen uns gegenseitig auch immer gerne Neuentdeckungen), hören wir jeder für sich auch ganz andere Genres. Ich bin sehr dankbar, in einem musikalisch sehr offenen und breit aufgestellten Elternhaus groß geworden zu sein, bevor ich dann als Teenager und junger Erwachsener erst in Power Metal und dann viel Black- und Death Metal abgetaucht bin. Heute finde ich Metalbands meistens dann interessant, wenn sie musikalisch und ästhetisch wenig traditionell sind und viele Einflüsse aus anderen Musikrichtungen verarbeiten. Trotzdem kann ich ab und zu Spaß an rauschig klingenden oder in Fantasywelten schwelgenden Bands haben, haha. Das sind dann entweder Bands die ich früher mochte, aufleben zu lassen, oder wo alte Rezepte von einer neuen Generation mit mehr Diversität und sozialkritischer Klarheit neu verarbeitet werden. Abseits von Metal kann je nachdem wie aufnahmefähig ich bin, auch viel ruhige elektronische Musik dabei sein, genau so wie unterschiedliches aus Folk- und Countrymusic, oder 70ies/80ies Rockmusik, wenn sie nicht zu dramatisch daherkommt.
Eure Band existiert bereits seit rund 14 Jahren, und nun präsentiert ihr mit Breath ein beeindruckendes Debütalbum. Könnt ihr uns einen Einblick geben, wie die Geschichte von Außerwelt verlaufen ist?
Meredith: Die Bandgeschichte hat einige Phasen des ausprobierens und mit einigen Besetzungswechseln durchlaufen, bis wir vor einigen Jahren dort gelandet sind, wo wir heute sind und wie es für uns am besten funktioniert. Aus privaten und beruflichen Gründen hat in Vergangenheit vieles oft länger gedauert, als wir vorher dachten.
Was bedeutet euch der Name „Außerwelt“? Gibt es eine besondere Geschichte dahinter, warum ihr euch so genannt habt?
Meredith: Wir wollten damals einerseits einen Namen, der gut zu einer schwebenden, nicht ganz greifbaren Klangwelt passt. Andererseits stand das gleichnamige Album von der französischen Band Year of no light Pate, das eine massive und gleichzeitig fragile Soundwand ist, ohne dass wir uns ansonsten je näher auf die Band bezogen haben.
Wie hat sich eure Musik im Laufe der Jahre entwickelt? Wart ihr von Beginn an in diesem Soundkosmos zuhause, oder habt ihr vorher auch andere Ansätze ausprobiert?
Meredith: Als wir 2011 in der ersten Besetzung anfingen, hatte ich keine Erfahrungen in Bands und bis heute ist Außerwelt meine erste und einzige Band geblieben. Damals war ich sehr von Post-Black/Blackgaze Bands wie Alcest, Agrypnie und vielen Postrock-Bands der 00er und 10er Jahre beeinflusst, was sich auch in den ersten Demos gespiegelt hat. Mit den Jahren und auch einigen Besetzungswechseln hat alles sich immer etwas weiter entwickelt – heutzutage ist es uns in erster Linie wichtig, atmosphärischen Metal, mit dem intuitiv passenden Maß an Vielseitigkeit und Progressivität zu spielen, ohne dass die Songs ihre nahbare und dennoch traumartige Seite verlieren.
Ein zentrales Merkmal eurer Musik ist das Spiel mit Gegensätzen: ihr wechselt zwischen zarten, atmosphärischen Passagen und aggressiven, massiven Ausbrüchen, trotzdem bleibt alles in sich stimmig. Wie geht ihr beim Komponieren vor, um diese Balance zu schaffen?
Kris: Das ist schwierig zu sagen. Am Ende muss das Gefühl stimmen. Jedes Instrument trägt dazu bei, dass die Parts ineinander so übergehen, dass es nachher schlüssig klingt. Und es nicht so klingt, dass ein Part zu kurz, oder zu lang ist. Oder man nicht nur von Hölzken auf Stöcksken springt.
Emotionen sind ein deutlicher Bestandteil eures Sounds. Sind diese stark von persönlichen Erfahrungen geprägt, oder entstehen sie eher aus dem kreativen Prozess selbst, um die Musik intensiver wirken zu lassen?
Meredith: Das ist natürlich ein großes Thema, was sich schwer verallgemeinern lässt. Bei mir kreisen viele Melodien und Motive meistens länger durch den Kopf und ich improvisiere sie für mich allein durch, bis sozusagen der kreative Flow da ist und plötzlich die Grundlage für einen ganzen Song steht. Als Inspiration dienen viele Themen des persönlichen und gesellschaftlichen Alltags, die ich dann ohne es groß zu steuern, versuche klanglich zu verarbeiten.
Kris: Emotionalität ist für mich im kreativen Prozess der Schlüssel. Natürlich kann man vieles durch Erfahrung im Arrangieren oder Komponieren erreichen. Aber auch beim Hören von Musik ist der subjektive Eindruck, auch wenn ein Song vielleicht objektiv gut erscheint, immer der wichtigste, um einen Track oder ein Album lieben zu lernen.
Die Kompositionen sind technisch und strukturell sehr komplex, mit vielen Details, die man erst nach mehreren Durchgängen entdeckt. Ist das etwas, das sich natürlich aus eurem Songwriting ergibt, oder strebt ihr bewusst nach einer „dichten“ Klangwelt?
Meredith: Die dichte Klangwelt ist uns schon wichtig. Manchmal müssen die anderen mich bremsen, wenn es nie genug Reverb und Delay auf allen Instrumenten sein soll, haha! Da die meisten Songgerüste stehen, bevor wir sie im Proberaum vervollständigen, ist eine relativ dichte Klangwelt vorher absehbar. Die Komplexität im Detail entsteht gemeinsam, wenn es um die Drums im Allgemeinen, Bassfiguren oder Klangfarben in den Vocals geht. Da wollen wir uns keine künstlichen Grenzen setzen und probieren einfach aus, was uns in den Sinn kommt – was dann hinterher bleibt, steht auf einem anderen Blatt.
Ihr habt das Album in eurem eigenen Studio produziert – eine starke Leistung. Hat euch das mehr Freiheit und Zeit gegeben, euren Sound so zu formen, wie ihr ihn haben wolltet? Gleichzeitig ist das Album im Vergleich zu vielen anderen Veröffentlichungen im Genre roher und authentischer geblieben. War das eine bewusste Entscheidung?
Kris: Auch hierzu vielen Dank. Und auch vielen Dank an Dennis Koehne, der uns mit seiner Expertise, seinem Equipment und seiner unfassbar guten Arbeit eine hervorragend klingende Platte gezaubert hat. Im eigenen Studio aufzunehmen war oder ist vor allem ein Kostenfaktor. Glücklicherweise hatte ich 2017 zusammen mit meiner ehemaligen Band ELNA, den Jungs von Spin My Fate und unserem Freund Dennis Koehne die Möglichkeit den Studioraum zu bauen. Die Drums und die Vocals haben wir dann dort aufgenommen, die Gitarren und den Bass zuhause. Das ist natürlich einerseits cool, weil man dann nicht den großen Zeitdruck hat, andererseits kann man dann auch sehr perfektionistisch werden, nimmt hier nochmal neue Gitarren auf oder ändert dort nochmal was am Editing etc…Das kann dann dazu führen, dass alles viel länger dauert als es vielleicht müsste. Den Sound wie du sagst „roher und authentischer“ werden zu lassen war auf jeden Fall eine bewusste Entscheidung. Ich bin ehrlich gesagt diese modernen und nahezu perfekten Produktionen schon seit einiger Zeit etwas satt, ich finde es langweilig, wenn alles nur noch glatt gezogen wird, die recordeten Drums komplett durch Samples ersetzt und quantisiert werden, die Vocals komplett getuned sind. Mir fehlt da einfach die Menschlichkeit. Wenn ich eine Platte höre oder ein Konzert sehe, möchte ich gerne die Menschen hören und dazu gehören eben kleine Imperfektionen und Fehler.
Aufnahmeprozesse sind oft genauso herausfordernd wie kreativ. Wie war die Studiozeit diesmal für euch? Gab es besondere Schwierigkeiten oder Unterschiede im Vergleich zu euren vorherigen Veröffentlichungen, etwa den EPs?
Kris: Zum Aufnahmeprozess habe ich glaube ich oben schon genug geschrieben. Im Vergleich zu den letzten Platten war der größte Unterschied wohl der Text- und Gesangsprozess. Bevor wir uns von unserem früheren Sänger getrennt haben, hatte er alle Texte geschrieben. Das haben Meredith und Steffen meiner Meinung nach großartig aufgefangen. Allerdings waren die Lyrics nicht alle zu Beginn der Aufnahmen fertig, so haben wir teilweise erst bei den Gesangsaufnahmen überlegen müssen, wie der Text eigentlich auf den Songs passt. Das war für den kreativen Prozess schon sehr cool, aber auch gleichzeitig sehr herausfordernd, da man dann vorher nicht die Chance hat, die Parts zu üben. Ich denke die größten Schwierigkeiten lagen in dem Workload, den ich im Vergleich zu den vorherigen Platten hatte. Dadurch, dass ich das komplette Editing und die Regie der Aufnahmen hatte, war das doch wesentlich mehr Arbeit als ich es voraussehen konnte. Es war zum Schluss dann doch ein ziemlicher Kraftakt neben Beruf und Beziehung. Da möchte ich in Zukunft gerne mehr abgeben, aber das ist natürlich auch ein finanzielles Ding.
Auch technisch beeindruckt das Album. Über euch als Musiker ist nicht allzu viel bekannt – habt ihr eine musikalische Ausbildung, oder habt ihr euch das alles selbst erarbeitet?
Kris: Ich habe Schlagzeug an der Popacademie in Enschede studiert, arbeite an einer Musikschule und bin freiberuflich Musiker. Meredith ist zwar Musikwissenschaftler, aber wie Manuel und Steffen größtenteils Autodidakt.
Ihr habt Breath bereits am Veröffentlichungstag live präsentiert. Wie wichtig sind für euch Konzerte? Spielt ihr bei den Kompositionen auch schon mit, wie die Stücke auf der Bühne wirken könnten? Habt ihr eine Tour geplant, und welche Songs des Albums liegen euch live besonders am Herzen?
Meredith: Wir lieben Konzerte und spielen auch gerne live. Darin sind wir uns grundsätzlich einig. Im Einzelnen hängt es wie bei den meisten Bands von vielen Faktoren ab, unter welchen organisatorischen Rahmenbedingungen Shows stattfinden. Obwohl wir nie besonders viele Shows pro Jahr gespielt haben, sind uns einige Städte und Locations natürlich ans Herz gewachsen und wir freuen uns auch, dass es jetzt mit dem Release von “Breath” zukünftig wieder mehr Konzerte sein werden. Bei der Planung stehen uns oft tolle, persönliche Kontakte aus der Szene zur Seite, denen wir sehr dankbar sind! Wir bleiben neugierig und wollen uns neue Orte und Publikum erschließen, doch würden auch nicht jede Show ohne zu hinterfragen annehmen, wenn wir den Eindruck haben, dort aus dem einen oder anderen Grund nicht hin zu passen.
In diesem Jahr spielen wir zum Release nur vereinzelte Shows an den Oktober-Wochenenden. Eine ganze Tour ist für kleine Bands, die musikalisch nicht gut in eine klare Kategorie passen, sehr schwer zu planen und auch zeitlich mit unseren Jobs nicht leicht vereinbar. Welche Songs uns live besonders gut gefallen, müssen wir noch abwarten.
Kris: Natürlich macht man sich beim Komponieren Gedanken darüber, wie ein Song live wirken kann, aber dafür muss man ihn eben erst mal live spielen. Manchmal geht dieses Konzept auf, manchmal wirken sich einzelne Stellen ganz anders aus, als wir gedacht hatten. Im Positiven, wie im Negativen.
Nach einem solch gelungenen Debüt würde man normalerweise sagen, ihr seid eine „vielversprechende Band“. Nach 14 Jahren Existenz wirkt das fast wie ein Widerspruch. Seht ihr euch selbst heute als „neue Hoffnung“ oder als gereifte, gestandene Band?
Meredith: Klar, es ist relativ ungewöhnlich, dass ein richtiges Debüt-Album erst nach so langer Zeit einer Bandgeschichte erscheint. Aber dafür gab es wie weiter oben gesagt, auch verschiedene Gründe. Wir haben sowohl auf Konzerten, als auch bei Proben oder Aufnahmen mit der Zeit viel über uns selbst gelernt und sehen vieles gelassener als es vielleicht sehr junge Bands tun. Aber durch den Release von “Breath” spüren wir auch ein frisches Gefühl von “neuer Hoffnung” und Bock auf die Zukunft.
Wenn ihr Breath mit einem Bild beschreiben müsstet: Wäre es eher eine Landschaft, ein Gefühl oder vielleicht sogar ein Zustand?
Meredith: Das Artwork von Carmen Alba (Acryl-Malerei) und Dana Wolter (Layout und Design) fängt die Stimmung von “Breath” unserer Ansicht nach perfekt ein. Es ist ein abstraktes Bild, das die Wichtigkeit und Flüchtigkeit von Atmung symbolisiert, der alle Lebenssituationen beeinflusst. Auf dem Frontcover von Dunkelheit umschlossen, aber in den weiteren Bildern auch von viel helleren Tönen durchzogen. Ein Gefühl oder Zustand ist je nach Song und unterschiedlich ausgeprägt.
Zum Abschluss: die letzten Worte gehören euch. Möchtet ihr euren Hörern etwas mitgeben – eine Botschaft, einen Gedanken zum Album oder einfach etwas, das euch persönlich wichtig ist?
Meredith: Es gibt einen Begleittext zum Album, der auch in allen Release-Formaten abgedruckt ist. In diesem kleinen Text fassen wir zusammen, worum es hinter der musikalischen Fassade geht: Auch wenn das Thema sehr universell ist, haben alle Songs und Texte gemeinsam, dass sie Kraft und Hoffnung in einer komplizierten, oft belastenden Welt geben sollen, ohne die Dunkelheit um uns herum zu leugnen. Es kann sich immer wieder lohnen, persönliche Standpunkte zu überdenken und sich für eine Gesellschaft einzusetzen, die auf gegenseitigem Respekt basiert. Ausflüge in Traumwelten und Nostalgie sind ein Teil davon – und das passt auch dazu, wie unsere Songs klingen.
Band: HELLBEARER 🇬🇧 Titel: Darker Fates Label: Independent VÖ: 17/10/25 Genre: Thrash Metal
Bewertung:
3/5
Das zweite Album der britischen Thrasher HELLBEARER, “Darker Fates”, soll die Riff-Angriffe fortsetzen, mit denen das 2023 erschienene Debüt beeindruckte, und zugleich eine gereifte, erfahrenere Band zeigen.
Technisches Können und abwechslungsreiche Herangehensweise
Kriegssounds eröffnen das Album, „Pull the Card“ leitet mit jaulenden Gitarren ein – ein kurzes, stimmungsvolles Intro. „The Witch“ bringt sofort ein unerbittliches Tempo, schnelle, präzise Riffs, donnernde Drums und raue, geschriene Vocals. Eine typische Thrash-Atmosphäre mit Gangshouts im Refrain, einem verschachtelten, melodischen Solo – ein echter Headbanger. Ein starker Auftakt.
HELLBEARER stammen aus Manchester, gegründet 2022, und zeigen sich mit ihrem zweiten Album nur drei Jahre später bereits als produktive, kreative Band. Seit Anfang an besteht das Line-up aus Kieran Brooks (Bass), Sam Hatt (Drums), Matthew Robinson (Gitarre) und Ash Allen (Gesang, Gitarre).
„Absolution“ arbeitet mit tiefer gestimmten Gitarren, einem langsameren, aber druckvollen Rhythmus und markanten Riffs. Die Instrumentierung wirkt komplexer, der Bass betont das Grundtempo, die Drums sind präzise und kraftvoll. Aggressive, konfrontative Vocals bestimmen das Bild. „The Mantra“ erhöht das Tempo, wirkt melodischer und variabler, mit einem rasend schnellen, scharfen Solo und sehr gut aufeinander abgestimmter Instrumentierung – ein technisches Glanzstück. Der Gesang bewegt sich hier teils ins Gekreisch, was dem Song zusätzliche Intensität verleiht. Auch kompositorisch überzeugt dieser Titel – ein Highlight des Albums.
Dominante Gitarren und solide Rhythmussektion
Die Produktion ist solide – typisch für Old-School-Thrash: roh, direkt, ohne überflüssigen Glanz. Die Gitarren dominieren den Mix, wie es sich für das Genre gehört, und die Rhythmussektion tut weit mehr, als nur das Tempo zu halten – sie setzt Akzente und treibt die Songs voran. An manchen Stellen wirken Gitarren und Vocals besonders rau, was dem Ganzen eine authentische Aggressivität verleiht. Insgesamt ein ausgewogener, dynamischer Sound. Inhaltlich verarbeitet die Band ihre Frustration über eine engstirnige Gesellschaft – ein Thema, das gut zu ihrer musikalischen Energie passt.
„Counting Seconds“ bringt dagegen wenig Neues – ein repetitiver Riff, kaum musikalische Entwicklung, eher ein Füller. „Sacred Future“ zeigt sich wieder inspiriert, mit höherem Tempo und abwechslungsreichen Passagen, bleibt aber hinter der Energie der ersten Songs zurück. „A Darker Fate“ kombiniert schnelle und mittlere Tempos, verschiedene Gesangsstile und solide Gitarrenarbeit, verliert sich aber stellenweise in Wiederholungen.
Die zweite Hälfte wirkt weniger inspiriert
Der Eindruck verfestigt sich, dass die besten Songs am Anfang stehen. „Stoneheart“ bildet hier eine Ausnahme – kein Höhepunkt, aber dennoch stark mit guten Riffs und einem klaren Sound. Sehr schnelle Gitarren, aber im Refrain ein verlangsamtes Tempo mit weinerlichem Gesang und Solos, die melodisch nicht ganz mit dem restlichen Song harmonieren. Außerdem ähneln sich viele Gitarrensolos über das Album hinweg – es scheint, als wiederholten sich bestimmte Melodielinien, was etwas an Originalität kostet.
„Afflicted“ beginnt mit akustischen Gitarren und Bass, gefolgt von einem gequälten Solo. Der Song fällt deutlich aus dem Rahmen – eine Art Ballade mit vereinzelten aggressiven Ausbrüchen und zunehmender Intensität gegen Ende. Clean Vocals, ungewohnt für die Band, fügen sich nicht recht ins Gesamtbild – kein besonders gelungener Moment.
„Through an Orphan’s Eyes“ startet explosiv mit massiven Riffs und unerbittlichen Drums – schnell, aggressiv, aber kompositorisch nicht geschlossen, eher eine Aneinanderreihung von Ideen. „Sands of Time“ beendet das Album mit einem groovigen, weniger melodischen Ansatz – kein starkes Finale. Der Eindruck verstärkt sich, dass das Album mit 3–4 Songs weniger deutlich kompakter und wirkungsvoller wäre.
Ein mitreißendes Thrash-Erlebnis
Die ersten Songs sind purer Thrash-Genuss – energiegeladen, druckvoll, voller Spielfreude. Danach lässt die Inspiration etwas nach, doch der Sound bleibt kraftvoll und lebendig. Der Gesang ist ein wesentlicher Bestandteil ihres Stils, aber vor allem Rhythmusgitarre und Bass definieren den Klang der Band: eng verzahnt, unaufhörlich riffend, dicht und aggressiv. Jeder Thrash-Fan wird hier zumindest phasenweise auf seine Kosten kommen.
Ein Album, das nicht nur als Headbanger funktioniert, sondern auch als echtes Musikerlebnis überzeugt – und von der Band eine beeindruckende Demonstration technischer Fähigkeiten bietet. Sie spielen mit Leidenschaft und wirken lebendig, was im Thrash Metal entscheidend ist. Musikalisch finden sich starke Momente ebenso wie weniger prägnante. Noch keine vollends gereifte Band, aber definitiv ein vielversprechendes Zeichen für die Zukunft.
Fazit: HELLBEARER liefern mit “Darker Fates” energiegeladenen Thrash Metal, der durch starke Riffs und spürbare Leidenschaft überzeugt.
Tracklist
01. Pull The Card
02. The Witch
03. Absolution
04. The Mantra
05. Counting Seconds
06. Sacred Future
07. A Darker Fate
08. Stoneheart
09. Afflicted
10. Through an Orphans Eyes
11. Sands of Time
Besetzung
Kieran Brooks – Bass
Sam Hatt – Drums
Matthew Robinson – Guitars
Ash Allen – Vocals, Guitars
Band: PEST 🇩🇪 Titel: Eternal Nightmares Label: Heidens Hart VÖ: 17/10/25 Genre: Black Metal
Bewertung:
4,5/5
Mit „Eternal Nightmares“ melden sich die deutschen Black-Metal-Veteranen PEST nach elf langen Jahren zurück. Eine Band, die zu den frühen Wegbereitern der deutschen Szene zählt und sich durch ihre unerschütterliche Haltung früh einen Namen machte.
Die Lo-Fi-Produktion als Teil der Identität
Das Album eröffnet mit „A Lullaby To…“, einem kurzen, rein akustischen Intro, das mit einer fast heiteren Melodie überrascht. Doch die trügerische Ruhe währt nicht lange: Der folgende Titeltrack „Eternal Nightmare“ entfacht sofort ein infernalisches Feuer. Roh, aggressiv, wütend – ein Sturm aus rasenden Gitarren, donnernden Drums und dämonischen Schreien. Besonders auffällig ist der gemeinsame, eher geschriene als gesungene Refrain, der dem Ganzen eine archaische Wucht verleiht. Old School durch und durch – in Klang, Haltung und Spirit. Trotz aller Härte besitzt der Song Struktur, Rhythmus und eine inspirierte Komposition, die deutlich macht: Hier ist Herzblut im Spiel.
Die Produktion bleibt streng lo-fi, der Sound ist dicht, die Vocals liegen weit hinter den Instrumenten, und nur die Lead-Gitarre dringt gelegentlich klar hervor. Das macht es schwer, die Musik in ihrer Gänze zu erfassen – aber genau das ist Teil der Ästhetik. Der rohe Klang ist bewusst gewählt, Ausdruck einer Haltung. Wie die Band selbst erklärt: „Der Sound ist auch sehr wichtig für die Originalität einer Band. Alle unsere Alben wurden in unserem Proberaum aufgenommen und gemischt, was uns einen sehr eigenen Klang verleiht.“ Inhaltlich bleibt man den klassischen Themen treu: Tod, Dunkelheit, Verzweiflung, Zorn, Hass – und die Ablehnung von Religion und Menschheit.
Dichte Riffs, rohe Energie
Mit „Dr. Crow“ setzen PEST ihren Sturm fort. Schnelle Tremolo-Riffs, ein dichter, schneidender Klang und ein mitreißendes Tempo bestimmen das Bild. Akzente von der Lead-Gitarre bringen Dynamik, und trotz der schwer durchdringbaren Mischung schimmert eine starke Melodielinie durch – ein echtes Highlight.
„Light Fades“ schlägt dann ruhigere, melancholischere Töne an. Eine düstere, fast traurige Atmosphäre breitet sich aus, getragen von schneidenden Leads und klagenden Vocals. Die repetitiven Akkorde und der geisterhafte Gesang schaffen ein unheilvolles, beklemmendes Klangbild. Auch hier bleiben die Gitarren das Herzstück – technisch versiert und emotional zugleich. Zwar erschwert die rohe Produktion erneut den Zugang, doch unter der Oberfläche entfaltet sich eine beeindruckende Tiefe.
PEST gründeten sich 1997, mit dem Ziel, „dark music for dark souls“ zu schaffen – Musik für die Dunkelheit, aber in erster Linie für sich selbst. 1998 erschien das erste Demo, 2000 das Debüt „Ära“. Nach dem tragischen Tod des Schlagzeugers Mrok im Jahr 2011 löste sich die Band zunächst auf. Posthum erschien ein zuvor aufgenommenes Album. 2021 kam die Wiedergeburt: Scum ehrte Mroks Vermächtnis und übernahm erneut das Schlagzeug, Atax kehrte an Gitarre und Gesang zurück, Brandt kam als zweiter Gitarrist hinzu, während Mr. Blasphemy die Vocals übernahm.
Melodische Linien und hypnotische Akkorde
Mit „Winds of Death“ zieht das Tempo wieder kräftig an – schnelle, peitschende Drums, verzweifelte Schreie und eine intensive Leadlinie mit leicht orientalischer Note. Der Song vereint Wut und Atmosphäre, ohne die Authentizität des klassischen Black Metal zu verlieren. Ähnlich ungestüm, aber mit noch stärkerem Fokus auf Melodie, zeigt sich „Running in Rage“, bei dem vor allem die Lead-Gitarre die Aufmerksamkeit an sich reißt. Ein kraftvoller Song mit markanten instrumentalen Passagen.
„Nights Embrace“ hingegen entfaltet sich langsamer, getragen von einer verzweifelten, beinahe erdrückenden Stimmung. Ein massiver Klangwall, unterbrochen von einem kurzen, sensiblen Akustikmoment in der Mitte – eine eindrucksvolle Balance zwischen Härte und Emotion.
Mit „The Gates“ verlangsamt sich das Tempo erneut. Die Vocals wirken beschwörend, fast sprechend, während die Atmosphäre düster und dramatisch bleibt. Das abschließende „Eternal Choir“ greift schließlich das melodische Motiv des Openers wieder auf – ein stimmiger Kreis schließt sich, die Melodie hallt lange nach.
Authentisch, roh und voller Seele
Trotz der rohen Produktion ist „Eternal Nightmares“ weit mehr als ein weiteres Underground-Black-Metal-Album. Unter der Schicht aus Verzerrung und Chaos liegt eine Fülle an starken Ideen, ein Gespür für Melodie und Atmosphäre und spürbare Leidenschaft. Die Songs sind sorgfältig komponiert, abwechslungsreich und transportieren sowohl Emotion als auch Zorn.
PEST präsentieren ein Werk, das tief im norwegischen Old School Black Metal verwurzelt ist, aber dennoch seine eigene Identität bewahrt. Rau, düster, atmosphärisch – und voller Leben. Wer über den ungeschliffenen Sound hinwegsehen kann, wird hier mit authentischer, ehrlicher und emotionaler Musik belohnt.
Fazit: PEST kehren mit „Eternal Nightmares“ zurück und liefern ein beeindruckendes, leidenschaftliches Album voller Seele, Atmosphäre und kraftvoller Ideen.
Tracklist
01. A Lullaby To…
02. Eternal Nightmare
03. Dr. Crow
04. Light Fades
05. Winds of Death
06. Running in Rage
07. Nights Embrace
08. The Gates
09. Eternal Choir
Band: ARGESK 🇬🇧 Titel: Moonlight Pyromancy Label: Matriarch Records VÖ: 17/10/25 Genre: Melodic Black Metal
Bewertung:
2/5
Die britische Band ARGESK präsentiert mit “Moonlight Pyromancy” ihr zweites Album – und bezeichnet ihren Stil selbst als Symphonic/Melodic Black Metal.
Popmusik-ähnlicher Eindruck
Seltsam – das Album beginnt mit Disco-Beats. “Invocation (Intro)” wirkt mit seinen schwachen Riffs wie ein merkwürdiger Fehlstart, ja, wie ein kleiner Vorgeschmack auf das, was folgen wird. “Servant of Fire” bringt endlich Gitarren und solides Black-Metal-Tempo, schnell, dynamisch und aggressiv instrumentiert. Dennoch bleibt der Gesamteindruck melodisch – die schrillen Schreie und Growls ändern daran wenig. Und sobald der Klargesang einsetzt, verstärkt sich der Eindruck, man höre eine Popnummer mit aufgesetzter Aggression und verzerrten Vocals.
ARGESK stammen aus Manchester, England, und “Moonlight Pyromancy” ist bereits ihr zweites Album. Die Band wurde 2017 von erfahrenen Musikern gegründet: Bob (ex-Necropsy, ex-Shades of Avalon, ex-Hecate Enthroned) am Schlagzeug, Leth an Synths, Klargesang und Mandoline, sowie Matt IH (Tyrant, ex-Glaramara, ex-Atra Mors) an Gitarre und harschem Gesang. Später kamen Roscoe (Bass, Akustikgitarre) und Aidan (ex-Deus Mori, Gitarre) hinzu.
Zerfahrener Gesamteindruck
“Accursed Victory” setzt die bereits etablierte Linie fort: Pop-Rhythmen unter aggressiver Instrumentierung. Etwas mehr Variation im Gesang bringt immerhin Abwechslung. Die Drums klingen programmiert, und die Gitarren scheinen eher Lärm zu machen als tatsächliche Riffs oder musikalische Ideen zu entfalten. Die Leadgitarre webt ein folk-inspiriertes Motiv ein – doch alles zusammen wirkt wie ein unzusammenhängendes Stück.
Auch die Produktion irritiert: ein seltsamer Mix aus modernen Klängen und undefiniertem Gitarrensound. Nicht roh, sondern einfach matschig. Der Bass ist kaum hörbar, die Drums klingen künstlich, und die Synths nutzen unpassende Sounds – das Resultat ist ein schiefes, unausgewogenes Klangbild.
Mit “Black Castle Waltz” wird das Tempo gedrosselt, Synthflächen sollen für eine ambientartige Tiefe sorgen. Der Song ist aggressiver – bislang der metallischste des Albums –, doch die Keyboardspuren verändern diesen Eindruck sofort wieder. “Wreathing Serpent” kehrt vollends zur Popmusik zurück – und nicht zur besten Sorte. Ein wenig Aggression rettet kurzzeitig die Spannung, bis die Synths erneut völlig andere Wege gehen. Eine seltsame, ungewöhnliche Mischung – aber der Gesamteindruck bleibt: Hier stimmt etwas nicht.
Zwischen Pop, Metal und Ambient – ohne klare Richtung
“Tempest” klingt wie eine billige Ambient-Produktion auf Adrenalin, getragen von einer melancholischen Grundstimmung. Der Titelsong “Moonlight Pyromancy” bringt nichts wirklich Neues, wirkt etwas epischer, und ist – trotz fragwürdiger Keyboardklänge – einer der metallischeren Momente des Albums. Vielleicht der Höhepunkt der Platte, auch wenn das melodramatische, von allen Mitgliedern gemeinsam gesungene Finale eher befremdlich wirkt.
Das abschließende “Black Castle Waltz” (erneut derselbe Song, diesmal mit Dean Seddon – ex-Hecate Enthroned, Nierty – als Gastsänger) versucht mit neuen Vocals eine andere Perspektive, bleibt aber ebenso merkwürdig. Der Song ist kein Bonus, sondern schlicht eine Wiederholung – gequält, doch mit einer seltsam positiven Melodielinie unterlegt. Eine verwirrende Atmosphäre, die das ohnehin schwankende Gesamtbild nicht rettet.
Inkohärent und bizarr
Eine seltsame Hörerfahrung. Das hier ist weder Black Metal noch eigentlich Metal. Die Songstrukturen folgen Pop-Schemata, während die Instrumentierung nur vordergründig aggressiv wirkt. Die Drums klingen unecht, die Synths agieren völlig losgelöst und zerstören oft den Gesamtklang. Der Gesang bleibt die einzige vage Verbindung zum Black Metal – und selbst diese löst sich streckenweise auf.
Ein Paradebeispiel dafür, wie ein schlecht gewähltes Intro eine ganze Platte ruinieren kann. Der erste Eindruck – Disco-Pop mit verzerrten Effekten – hält sich hartnäckig bis zum Ende. Und doch: Es ist die Atmosphäre, die die Band selbst so gesetzt hat. Diese ersten zwei Minuten bestimmen alles. Doch nicht nur das Intro trägt Schuld: Das gesamte Album wirkt von merkwürdigen Melodien und seltsamen Orchestrierungen dominiert. ARGESK versuchen, moderne, eingängige Elemente mit Aggression und Metal zu verbinden – mit Pop-Strukturen, permanenten Synth-Melodien und verzerrten Gitarren. Das Ergebnis ist ein Album, das mehr verwirrt als überzeugt.
Fazit: ARGESK vermischen Pop, Metal und Ambient zu einem konfusen Ganzen – ambitioniert, aber ohne klare Richtung oder Überzeugungskraft.
Tracklist
1 – Invocation (Intro)
2 – Servant Of Fire
3 – Accursed Victory
4 – Black Castle Waltz
5 – Wreathing Serpent
6 – Tempest
7 – Moonlight Pyromancy
8 – Black Castle Waltz feat. Dean Seddon
Besetzung
Matt IH – Guitar and harsh vocals
Roscoe – Bass and acoustic guitar
Leth – Synths, clean vocals and mandolin
Bob – Drums
Aidan – Guitar
Band: SILENT TOMBS 🇲🇽 Titel: Mourning Hymns From Beyond Label: Personal Records VÖ: 17/10/25 Genre: Doom/Death Metal
Bewertung:
4/5
Das Debütalbum der mexikanischen Melodic-Doom-Band SILENT TOMBS, “Mourning Hymns From Beyond”, ist eine Ode an die Dunkelheit – eine ehrliche Huldigung des Abgrunds. Der Sound wurzelt tief in der reinen Ader des Doom Metal der 1990er- und frühen 2000er-Jahre.
Dunkle, bedrückende Atmosphäre
Unheimliche, tief dröhnende Klänge – wie aus einem Horrorfilm – eröffnen das Album. “The Void Reflections Through the Looking Glass” ist nur ein kurzes Intro, endet abrupt, aber schafft es dennoch, sofort eine dunkle, bedrückende Stimmung zu erzeugen. Der eigentliche Auftakt folgt mit “Fade Away Journey (Echoes from Nowhere)”. Der Song setzt das cineastische Intro fort, bis ein Gitarrenmotiv den musikalischen Teil einleitet. Eine melancholische Grundstimmung zieht sich von Beginn an durch die Melodie und bleibt auch dann erhalten, wenn tiefgestimmte Gitarren und harsche Growls einsetzen. Sehr melodisch, aber ebenso düster, mit massivem Sound, langsamem Tempo und vielen melodischen Wechseln. Die häufigen Tempowechsel machen das Hören dynamischer, aber etwas weniger kohärent – dennoch ein gelungener Auftakt.
SILENT TOMBS sind eindeutig im Doom Metal verankert. Durch den Wechsel zwischen tiefen Growls und klaren, aber stark gotisch gefärbten Vocals wird dieser Eindruck noch verstärkt. Der gesamte Sound bewegt sich im unteren Frequenzbereich – drückender Bass, tiefgestimmte Gitarren –, was die Atmosphäre zusätzlich verdichtet. Bedrückend und erdrückend zugleich.
Gothic-Metal-Vibe und finstere Aura
Noch stärker in Richtung Gothic Metal geht der folgende Song “Eclipsed by Despair”. Eine klarere Melodielinie, flüsternde Growls und eine unheilvolle Präsenz prägen das Stück. Die Leadgitarre hallt einsam nach, verstärkt die trostlose Stimmung und verleiht ihr Tiefe. Akustische Gitarren versuchen kurzzeitig, den massiven Sound aufzulockern, doch die Schwere bleibt. Die Kontraste in diesem Song sind hervorragend gesetzt, das Stück wirkt geschlossen und intensiv. Fremdartig, unbequem, aber beeindruckend – ein echtes Highlight.
SILENT TOMBS stammen aus Colima, Mexiko, und sind seit 2017 aktiv. Die Besetzung ist seit fast Beginn stabil geblieben – einige Mitglieder verließen die Band kurzzeitig, kehrten jedoch zurück. Aktuell besteht das Line-up aus: Felipe González (Schlagzeug), Victor Mercado (Gesang), Enrique M. Fray (Leadgitarre, Hauptkomponist), Arturo Delgado (Gitarre) und Mauricio González (Bass).
Melodisch, aber erdrückend
Kräftige Riffs und eine stärker rhythmisierte Komposition bestimmen “An Autumn’s Lament”. Mehr Gitarrenpräsenz, fast schon an Melodic Death Metal erinnernde Strukturen und Stimmungen. Dennoch bleibt alles von einer trostlosen Grundstimmung getragen, mit schleppenden Passagen und zahlreichen Stimmungswechseln. Viele starke Momente prägen den Song – selbst in weniger melodischen Passagen bleibt der Sound beeindruckend.
Die Mischung aus Melodie und erdrückenden Klangwellen setzt sich fort in “Frozen Tears”, einem chaotisch-traurigen Stück, und dem kurzen, melancholischen Interlude “The Death Beckoning”. “The Crimson Sun” beginnt mit fernen Gitarrenklängen, bevor ein kriechender Rhythmus einsetzt, der eine erneuerte Traurigkeit entfacht. Verzerrte Riffs, hallende Vocals und ein dumpfer, bedrohlicher Sound erzeugen gemeinsam ein Gefühl intensiver Schwere. Ein seltsamer, verstörender, aber gelungener Song.
Tiefer, druckvoller Sound mit massiven Riffs
Die Produktion ist gelungen und fängt das Wesen des SILENT TOMBS-Sounds perfekt ein. Ein extrem tiefer Klang dominiert das Album – mit Ausnahme der Leadgitarren liegt fast alles im Bassbereich. Typisch für Doom, aber hier noch stärker betont. Die dichte, wuchtige Orchestrierung zieht sich über weite Strecken des Albums, unterbrochen von kurzen, effektiven melodischen Ausbrüchen. Die engen, schweren Gitarrenschichten verstärken das bedrückende Gefühl bis zum Maximum. Auffällig sind einige abrupt endende Songs – ein bewusst gewählter Effekt oder doch ein Produktionsfehler?
“The Abyssic Elegy” wirkt verzweifelt, mit heulenden Vocals, langsamen, zermalmenden Riffs und einer obsessiven Leadgitarre. “Dissolve” ist noch schwerer, hoffnungslos, trostlos – musikalisch etwas flach, aber stimmig im Gesamtkontext. “Drowned in Oblivion” schließt das Album ab, ein reines Gitarren-Outro mit Meeresrauschen – traurig, melancholisch und ein passendes Ende.
Ein Album zwischen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung
Musikalisch bieten SILENT TOMBS viele Ideen, und trotz der Vielfalt bleibt die Atmosphäre durchgehend kohärent. Düster, hoffnungslos und von Verzweiflung durchzogen, vermittelt die Band diese Emotionen eindringlich. Hypnotische Solos, verzerrte, dissonante Riffs und gesprochene, cineastische Passagen verstärken die Wirkung. Alles greift ineinander – ein Werk voller Extreme und Kontraste.
Eine klassische Doom-Metal-Erfahrung: Der Hörer wird erdrückt, begraben, und bleibt ohne Hoffnung oder Licht. Doch genau das macht die Stärke dieser Musik aus. Fast eine Stunde voller Druck, Melancholie und tiefer Dunkelheit – ein Fest für Doom/Death-Fans. Die Musik von SILENT TOMBS ist erfüllt von gequälter Wut und lethargischer Trauer, sie umspannt graue, depressive Klanglandschaften zwischen endlosen Qualen, menschlicher Verlorenheit und dem Blick in den Abgrund.
Fazit: In bester Doom-Manier erdrücken SILENT TOMBS jede Spur von Hoffnung – und erschaffen dabei ein eindrucksvolles, düsteres Klangdenkmal voller starker Momente.
Tracklist
01. The Void Reflections Through the Looking Glass
02. Fade Away Journey (Echoes from Nowhere)
03. Eclipsed by Despair
04. Eternal Disillusion
05. An Autumn’s Lament
06. Frozen Tears
07. The Death Beckoning
08. The Crimson Sun
09. The Abyssic Elegy
10. Dissolve
11. Drowned in Oblivion
Besetzung
Victor Mercado – Vocals
Enrique M.Fray – Lead Guitars
Arturo Delgado – Guitars
Mauricio González – Bass
Felipe González – Drums
Internet
SILENT TOMBS – Mourning Hymns From Beyond CD Review
Band: SOUL GRINDER 🇩🇪 Titel: Frozen Halls Label: MDD Records VÖ: 16/10/25 Genre: Death Metal
Bewertung:
3,5/5
Eine Band, die sich selbst als Vertreter von Death Metal versteht, wie er sein soll. Die Deutschen SOUL GRINDER präsentieren mit Frozen Halls ihr drittes Album – und versuchen damit, ihren Platz in der Szene von starken Newcomern zu einer festen Größe des deutschen Death Metal zu festigen.
Ein kraftvoller und aggressiver Start
Nach einem langsamen, atmosphärischen Intro entfesselt der Song „Cursed Covenant“ eine massive Klangwand – aggressiv, temporeich und mit brutaler Intensität. Unerbittlich in seiner Dynamik, getragen von Blastbeats und donnernden Drums, unterlegt mit schweren Riffs und grollenden Vocals. Ja, beeindruckend. Solide, brutal, gnadenlos – ein extrem starker Auftakt.
SOUL GRINDER stammen aus Bremen und wurden 2018 gegründet. Als Verfechter des reinen Death Metal bestehen sie aus den Gründungsmitgliedern Mathias Junge (Gesang, Bass) und Maté „Balrogh“ Balogh (Drums), die nach dem letzten Album Zuwachs durch GitarristSteffen Hustert erhielten, der auch die Backing Vocals übernimmt. Ein starkes Trio – technisch versiert und erfüllt von musikalischer Wut. In den letzten Jahren hat sich die Band durch harte Arbeit und spürbare Leidenschaft zu einer festen Größe in der deutschen Death-Metal-Szene entwickelt.
Eindringliche Riffs, wuchtige Drums und dynamische Atmosphäre
Der Titeltrack „Frozen Halls“ beginnt mit einem unheilvollen Chor, unbehaglich in seiner Schönheit, ein faszinierender Kontrast zu den aggressiven Gitarrenakkorden, die folgen. Dieselbe Härte in Schlagzeug, Riffs und Gesamtstimmung, während der Chor im Hintergrund weiterklingt und dem Song trotz seiner Brutalität eine melodische Note verleiht. Eine gelungene Kombination – inspirierte Riffs, gutes Tempo, eine dichte, eindringliche Atmosphäre. Ein Höhepunkt des Albums.
„Malevolent Reality“ legt das Tempo noch einmal deutlich höher. Starke Riffs, gnadenlose Drums und ein komplexerer Gesang, bei dem Gastmusiker Tetzel (ASENBLUT) zu hören ist. Ein deutlich tieferer Sound, der die Dynamik weiter verstärkt und durch ein melodisches Gitarrensolo zusätzlich bereichert wird. Wild, brutal – ein weiterer Höhepunkt.
Nach diesem massiven Auftakt folgt „Into the Nightmare“ – etwas langsamer, aber weiterhin rhythmisch packend. Der Bass trägt entscheidend zur Dichte des Sounds bei, während wie in den anderen Songs das Schlagzeug unaufhaltsam nach vorn treibt und ein melodisches Gitarrensolo dem Song zusätzliche Tiefe verleiht. Ein solider, geschlossener Klang. „Dreaded Fate“ bringt mit geschrienen Passagen eine leicht andere Atmosphäre ins Spiel; kompositorisch nicht ganz so inspiriert, doch das infernale Tempo und die dämonischen Schreie gleichen das aus.
Die späteren Songs wirken weniger inspiriert
Die Produktion ist ausgezeichnet, ohne zu glatt zu wirken. Jedes Instrument und der Gesang kommen klar zur Geltung, das Ergebnis ist ein ausgewogener, druckvoller Gesamtsound. Ein leichter Hauch von Rohheit bleibt erhalten, was die Authentizität erhöht. Nichts ist hier fehl am Platz – auch Mixing und Mastering verdienen Lob. Einzig die Gesangslinien hätten etwas mehr Variation vertragen können; die tiefen Growls sind stark, verlieren aber mit der Zeit an Wirkung, weil sie kaum Dynamik zeigen.
Textlich bewegt sich Frozen Halls zwischen fiktiven Horrorgeschichten und kosmischen Schrecken, inspiriert von H. P. Lovecraft. Themen wie Dunkelheit, Angst, Albträume und Tod werden mit Reflexionen über menschliche Existenz und Grausamkeit verknüpft – eine Mischung aus Fantasie und Selbstbetrachtung.
Der Rhythmus und die Atmosphäre bleiben auch in „Amorphous Blight“ und „Cosmic Scourge“ ähnlich – etwas langsamer und melodischer, mit gelungenen Riffs und einer durchgehend starken Rhythmussektion. Der Sound ist massiv, dicht, die gutturalen Vocals verleihen ihm eine groteske, fast widerwärtige Note. „The Lurking Death“ führt den Stil fort: gute Riffs, drückender Klang – aber die Songs wirken zunehmend weniger inspiriert.
So bleibt auch „Ominous Retribution“ solide, aber ohne Akzent. Grooviger, langsamer, fast wie ein Zeichen von Erschöpfung. Der abschließende Song „Towards a Silent Grave“ gewinnt dann wieder an Kraft: das unerbittliche Schlagzeug kehrt zurück, das Tremolo-Lead bringt eine melodische Note, und die Wechsel zwischen Tempo und ruhigeren Passagen zeigen eine fantasievollere Seite der Band. Trotzdem bleibt der Eindruck, dass gegen Ende etwas Ermüdung eingetreten ist.
Unerbittliche Instrumentierung
Frozen Halls markiert zweifellos einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte von SOUL GRINDER – ein Album, das Fans des Genres begeistern wird. Das Tempo bleibt durchgehend hoch, die Musik treibt und drückt, ohne nachzulassen. Auch wenn die Inspiration nach dem furiosen Beginn etwas nachlässt, kompensieren die Musiker das durch ihre unerbittliche Instrumentierung. Ein durchgängig kraftvolles Werk, das sich perfekt für Headbanger eignet, mit den ersten drei Songs als klaren Höhepunkten.
Ihr Platz in der deutschen Szene ist gesichert. Mit Leidenschaft und Bühnenenergie wird sich der Name SOUL GRINDER weiter festigen. Die Band steht derzeit zwischen vielversprechendem Nachwuchs und voller Reife – mit einem Album, das in seiner ersten Hälfte durch starken, erstklassigen Death Metal glänzt, im weiteren Verlauf aber leicht an Frische verliert. Die gleichförmige Gesangsführung und die kompositorischen Wiederholungen im zweiten Teil mindern etwas den Gesamteindruck, ohne die Qualität grundsätzlich in Frage zu stellen.
Fazit: Brutal und präzise: „Frozen Halls“ von SOUL GRINDER überzeugt mit Energie und Sound, verliert aber etwas an Spannung in der zweiten Hälfte.
Tracklist
01. Cursed Covenant
02. Frozen Halls
03. Malevolent Reality
04. Into the Nightmare
05. Dreaded Fate
06. Amorphous Blight
07. Cosmic Scourge
08. The Lurking Death
09. Ominous Retribution
10. Towards a silent Grave
Band: JACOBS MOOR 🇦🇹 Titel: Anthems For The Apocalypse Label: Selfrelease VÖ: 24/10/25 Genre: Progressive Power/Thrash Metal
Bewertung:
5/5
Wenn eine Band wie JACOBS MOOR ein Album »Anthems For The Apocalypse« nennt, darf man Großes erwarten – und die Österreicher liefern genau das: eine wuchtige Mischung aus Power, Thrash und progressiver Finesse, die gleichermaßen Kopf und Nacken anspricht. Das Quartett um Ex-STYGMA IV Frontmann Richard „Ritchie“ Krenmaier vereint auf diesem Werk die Energie des Thrash Metals mit der Komplexität des Progressive und der hymnischen Eingängigkeit des Power-Metal. Und das alles in Eigenproduktion, was dem Album einen angenehm authentischen, ungeschliffenen Charakter verleiht.
Melodische Kraft mit einer rauen Note
Richard „Ritchie“ Krenmaiers Gesang sticht besonders hervor und verbindet nahtlos melodische Kraft mit einer rauen Note, die die apokalyptischen Themen des Albums einfängt. Seine Darbietung ergänzt Dominik Sebastians messerscharfe Gitarrenarbeit, die zwischen thrash-inspirierten Riffs und progressiven melodischen Passagen oszilliert und eine dynamische Klanglandschaft schafft.
Jakob Bachbauers Basslinien untermauern das Album mit einem soliden Fundament und verleihen jedem Track Tiefe und Groove, die ihn vorantreiben. Rainer Lidauers Schlagzeugspiel sorgt für unerbittlichen Schwung und verbindet Thrash-Intensität mit komplexen Rhythmen, die technische Versiertheit demonstrieren.
Schon der Opener »Endgame« zeigt, wohin die Reise geht: treibende Riffs, präzises Drumming und eine Stimme, die gleichermaßen Druck und Emotion transportiert. »Falling Apart« und »Powerless« punkten mit ausgefeilten Arrangements und Refrains, die trotz ihrer Komplexität sofort im Ohr bleiben. Die Band versteht es, technische Versiertheit mit Gefühl und Atmosphäre zu verbinden – keine Spur von übertriebener Virtuosität, dafür jede Menge Songwriting-Handwerk.
Düstere, beinahe introspektive Momente
In der Album-Mitte sorgen Stücke wie »Grey Clouds« und »Human Stain« für düstere, beinahe introspektive Momente, bevor »Eternal Silence« mit seiner Balance aus Melancholie und eruptiver Energie zu einem echten Highlight avanciert. Die abschließenden Tracks »Selling Our Souls« und »Common Disarray« runden das Werk mit druckvollen Grooves und hymnischer Wucht ab – ein Abschluss, der nachhallt.
Textlich beschäftigt sich »Anthems For The Apocalypse« mit Themen wie Chaos, Widerstandsfähigkeit und der menschlichen Existenz inmitten von Zerstörung. Der Ton des Albums schwankt zwischen aggressiven Ausbrüchen und introspektiven Passagen und schafft so einen fesselnden Erzählbogen.
Die Produktionsqualität fängt die rohe Energie der Band ein
Auch klanglich kann sich »Anthems For The Apocalypse« sehen lassen: Für eine Eigenproduktion klingt das Album erstaunlich professionell. Die Produktionsqualität fängt die rohe Energie der Band ein und schafft eine Balance zwischen Klarheit und der für Thrash- und Progressive-Metal charakteristischen Härte. Der Mix des Albums lässt jedes Instrument atmen und betont die technische Fertigkeit und Aggressivität, ohne dabei an Klarheit einzubüßen.
Unterm Strich ist »Anthems For The Apocalypse« ein starkes Stück Metal-Handwerk: technisch versiert, intelligent komponiert und mit spürbarer Leidenschaft eingespielt. JACOBS MOOR beweisen, dass man ebenfalls abseits großer Labels internationale Klasse liefern kann.
Fazit: JACOBS MOOR liefern mit »Anthems For The Apocalypse« ein starkes, eigenständiges Werk ab, das sowohl Anhänger von NEVERMORE, ICED EARTH als desgleichen QUEENSRŸCHE überzeugen dürfte.
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